fckw schrieb:
Lieber xyto, tut mir leid, aber das ist zu billig. Die Frage ist: Kannst du damit umgehen, damit leben, auch mit Ausschwitz?
(Ich würde jetzt gerne gut dastehen, aber das kann ich nicht. In meinem letzten Post habe ich über die Verlogenheit der Gesellschaft gewettert. Die Frage ist: Kann ich damit umgehen? Offenbar nicht wirklich.)
Nein ich kann damit nicht umgehen. Was ich geschrieben habe hat vielleicht den Eindruck erweckt, als hätte ich irgendwas, wodurch ich soetwas wie Ausschwitz quasi "meistern" könnte - das ist nicht der Fall.
Ich kann mir soetwas noch nicht einmal annähernd vorstellen.
Das worum es geht ist doch, dass es dieses Leid gibt. Früher dachte ich, es sei wichtig für mich einen Weg zu finden, Leid zu umgehen. Aber selbst wenn das bis zu einem gewissen Grad möglich ist - fest steht, dass es dennoch all das Leid da ist, auch wenn man sich in ruhigen, nicht-leidenden Momenten gern allerlei rosige Ausflüchte a la "wesentlich kann mir nichts passieren" einfallen lässt.
Wie kann ich also damit umgehen? Mit der Tatsache dem nie wirklich entfliehen zu können? Der Tatsache, dass es soetwas gibt? Diesen höchsten Schmerz. Da helfen keine Gedanken mehr, kein esoterisches Schöngerede.
Was ist dann aber mit der "Wahrheit", mit der "Wirklichkeit"? Ich persönlich "muss" wenn dann etwas finden, das alles umfasst. Ich kann nicht einen Teil ausblenden. Wie passt aber dieses Leid hinein? Ich weiß es nicht. Ich stehe völlig ohnmächtig davor.
Aber gerade das ist der Punkt, das Entscheidende ist doch, worum es einem geht. Ich kann die Welt nach Belieben in Gut und Böse einteilen, wie auch immer das konkret ausgeformt sein mag (erleuchtet-unerleuchtet, Ego-Selbstlosigkeit, Gott-Teufel/Mensch usw.). Das wäre erträglich. Damit kann man als Mensch umgehen. Auf der einen Seite die Mörder, auf der anderen Jesus.
Ich persönlich kann das aber nicht. Ich kann so eine Trennung nicht vornehmen. Ich kann sie einfach nicht ausmachen. Ich kann es auch nicht verstehen. Ich kann einfach nur nehmen was kommt - da besteht auch gar keine Wahl.
Ausschwitz führt mich nicht zu heroischen Erklärungen und zur Ursachen-Suche. Ich kann da nur schweigen oder meine Ohnmacht bekunden.
liebe Grüße