Kardinal Lehmann über J. Ratzinger:
"Verzerrtes Bild von Ratzinger"
Lehmann fordert Kurskorrektur
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat den zum Papst gewählten Joseph Ratzinger gegen das Klischee eines erzkonservativen Theologen in Schutz genommen. Auf die Frage, ob er die Enttäuschung liberaler Kräfte in der Kirche nach der Wahl Ratzingers zum Papst verstehen könne, sagte Lehmann am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin": "Eigentlich nicht, aber es wundert mich nicht." Er habe in den vergangenen beiden Jahrzehnten "immer wieder gegen ein zu verzerrtes Bild von Kardinal Ratzinger gekämpft".
"Wenn auch da und dort mal verschiedene Einschätzungen waren über pastorale Situationen, kirchenpolitische Perspektiven, so habe ich ihn theologisch immer überaus geschätzt und habe nie einen Zweifel gelassen, dass ich ihn in der Theologie für einen genialen Mann halte". Lehmann verwies auf Ratzingers Schriften, die zu wenig gelesen worden seien. "Wir müssen da, glaube ich, gerade in Deutschland eine Kurskorrektur durchführen." Dies habe auch seine erste Messe als Papst am Mittwoch gezeigt. Darin hatte Benedikt VXI. die Einheit der Christen als sein vorrangiges Ziel bezeichnet.
Lehmann zeigte sich überzeugt, dass Ratzinger bei seiner Amtseinführung als Papst am Sonntag in Rom "noch mal etwas von diesem durchaus mit Visionen ausgestatteten Programm" erkennen lasse werde. Ratzinger habe von Anfang an zu den Wegbereitern des II. Vatikanischen Konzils gehört, das er als Benedikt XVI. nun weiter umsetzen wolle. Lehmann verwies zudem auf Ratzingers "konstruktiven Willen in Richtung Ökumene". "Ich glaube, mehr sollte man und kann man wirklich nicht verlangen."
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz kritisierte englische Medienberichte über Ratzingers Mitgliedschaft in der Hitlerjugend: "Es gibt ein paar unschöne Dinge am Rand, wenn er da mit dem Nazi-Regime in Verbindung gebracht wird wie zuletzt in englischen Schlagzeilen." Aber dafür gebe es in anderen Ländern volle Zustimmung für Benedikt XVI., sagte Lehmann über das internationale Medienecho.
(Quelle:
http://www.n-tv.de/521800.html)
liebe Grüße, Stephan