Da bin ich mir nicht so sicher - aber gut, wenn Du meinst...
Hm, überleg.. Ich denke, ich könnte auch in realer Begegnung nicht einschätzen ob jemand "theoretisiert". Wenn Du natürlich eine konkrete Vorstellung davon hast, WAS man "praktizieren" sollte, ja, dann ist das klar, dann kannst auch erkennen ob jemand das tut oder nur drüber redet - das ist bei den meisten Dingen so.
Genau.
Nur, ich für meinen Teil hab keine rechte Idee, was man da "praktizieren" könnte - ich kann kein Sonnenlicht praktizieren und keine Schwerkraft praktizieren - denn das sind Naturphänomene, Gegebenes - und genauso ist all das, was wir mit Begriffen wie "Magie" oder "Spiritualität" umschreiben, ein Naturphänomen, ein der Schöpfung Innewohnendes, Gegebenes, und ich muss halt sehen wie ich damit zurechtkomme, und das ist oft schwer genug.
Ja, so ungefähr. Wobei man eben da sich selbst ent-täuschen kann. Damit meine ich, sich von meinungen befreien kann und selbst gucken kann, was da wie wirkt und warum. Magie nutzt ja oftmals gegebenes. Es sieht für andere vllt. nur so mysteriös aus weil se keine ahnung haben.
Wenn du jetzt Damit
nicht "halt nur zurechtkommst" sondern es aktiv nutzt oder guckst wie/wodurch du was aushebeln kannst, z.b..
Bingo! Ah, jetzt wird mir einiges klar! Erstmal, ja, ich kann Deine Beobachtung gut nachvollziehen und Deine Betrachtungsweise teilen. Mir fällt das immer dann auf, wenn ich längere Zeit auf Reisen in sog. "ärmeren" Ländern unterwegs war und dann zurückkomme - dann hab ich mich derweil ein bischen an den dortigen Lebensstil angepasst und eine gewisse Offenheit und Unbeschwertheit entwickelt, und spüre beim heimkommen recht unangenehm, wie der Druck der Verschlossenheit und Konvention wieder auf mich zu wirken beginnt. Zum teil hab ich die Ursache da freilich bei mir selber gesucht - allerdings lassen sich die Unterschiede auch innerhalb von Mitteleuropa beobachten: je mehr eine Gegend vom Business und der Geldwirtschaft geprägt ist, desto verschlossener sind die Leute und desto schwerer werden persönliche Begegnungen.
Genau. Und das ist "wie Gift", es vergiftet einen. Dabei reagiert man darauf auf zwei arten: entweder man wird genauso oder man geht daran zugrunde. Jemand der diese unmittelbarkeit, offenheit und drucklosigkeit sowie unbeschwertheit (trotz
angeblichernot dort) mal erlebt hat, wird sich niemals mehr wohl fühlen ohne Dem und es wird ihm immer etwas existentielles fehlen, wodurch er/sie eher am mangel dessen zugrunde geht (an diesem gift zugrunde geht) als sich wieder vom druck, konventionen, verschlossenheit und abwesenheit von unmittelbarkeit "vergiften zu lassen" (sich zu verschließen). Die einzige möglichkeit da unbeschadet davonzukommen ist, sich einen entsprechenden freundes.- u. bekanntenkreis aufzubauen oder auszuwandern.
Von hier wird mir nun auch verständlich, wie Du das meinst mit der unterschiedlichen Mentalität verschiedener Völker, udn wie Du da draufkommst. Das war für mich zuerst nur eine interessante neue Idee, aber jetzt hast Du mir den wesentlichen Schlüssel zum Verständnis dazugegeben; jetzt weiss ich wo das in meienr Wahrnehmung hingehört und kann was damit anfangen!
Genau, weil du es selbst erlebt hast und weißt wovon ich schreibe. Und jetzt kommen wir wieder an den anfang: deshalb wußte ich auch, dass du das kennst, schon allein daran, wie du darüber schriebst. Du wußtest es, konntest es vllt. nicht direkt in zusammenhang bringen.
Und ja, du bist voll ok. Ich las dich ja schon desöfteren.
Und da hast Du auch durchaus recht, das hat nichts damit zu tun, ob man eine Sprache versteht. Das ist etwas viel naheliegenderes und unmittelbareres, und hat damit zu tun ob man -mal blumig gesprochen- mit offenem Herzen aufeinander zugeht.
An soetwas grundlegendes hätte ich erst gar nicht gedacht, da gehen meine Gedanken viel verwickeltere Bahnen - und dann bin ich eigentlich der Meinung, dass man diese Art der offenen Begegnung prinzipiell jederzeit und überall herstellen kann, wenn denn nur zwei oder drei oder mehr sich dazu entschliessen es einfach zu tun, und damit eine art "Raum" aufspannen, in dem eine Qualität von Vertrauen wirkt. Für mein Empfinden erscheint das nicht allzu schwer.
Ja.
Ja. Das hab ich so auch beobachtet, aber nie mit spirituellen Dingen zusammengebracht. Ich bin der Auffassung, dass, wenn man dahinterkommt, dass in unserer Schöpfung mehr und tiefere Zusammenhänge sind als in der Schule gelehrt wird, dass dann daraus eine Neugier erwächst auf etwas, was viel bedeutsamer ist als alles was man kaufen und darstellen kann.
Wieder Ja. Und ja, ich verstehe dich sehr gut, warum du das nicht direkt mit spiritualität in verbindung gebracht hast-vllt. weil es so einfach erscheint, dass es fast schon absurd ist und auf der anderen seite aber doch so schwer zu sein scheint, dass viele nicht auf die idee kommen.
Und von daher hatte ich da nicht unterschieden zwischen Mentalitäten, so wie Du es hier erklärst, sondern meine Frage ist, wer hat Lust hinter den Vorhang zu schauen, und wem ist das bedeutsam genug, dass demgegenüber die gesellschaftlichen Spielchen und Konventionen (egal in welcher Kultur) unwichtig werden?
Denn das sind die Fragen danach, was wir wirklich sind und was unsere Existenz ausmacht - und die haben m.E. die größere Priorität. Die Unmittelbarkeit ist dann eigentlich auch nur ein Nebeneffekt der dabei automatisch einsetzt - sie ist keine Qualität, die ich als solche und für sich anstreben wollte.
Unmittelbarkeit ist die voraussetzung um alles zu "begreifen" (überhaupt fähig zu sein in die direkte erfahrbarkeit gehen zu können) ohne die unmittelbarkeit kannst du das nur mit dem verstand erfassen aber niemals ganz. Unmittelbarkeit ist die Qualität an sich um auch unterscheiden zu können was nur oberflächlichkeit ist und was einen tieferen sinn birgt. Das ist meine ansicht beruhend auf meinen eigenen erfahrungen.
Freilich, aus Deinem Blickwinkel wird dann auch ein bischen verständlicher, wo dieses verbreitete Interesse an den spirituellen Lehren ursprünglicher Kulturen herkommt. Nur halte ich das nicht für notwendig - ich halte es durchaus für möglich, da beides zu verbinden und also auch in einer modernen, technologischen, stark abstrahierenden Kultur die Fähigkeit zu Offenheit und Unmittelbarkeit zu pflegen und schliesslich beides zu verbinden! Ich finde, genau das ist der Weg der Sinn macht.
Technologie ist kein widerspruch zu unmittelbarkeit aber abstrahieren, was so viel bedeutet wie vernachlässigen/generalisieren/pauschalieren/verallgemeinern ist ein widerspruch zur unmittelbarkeit. Das wäre ja genau das, das du nicht möchtest, wie du kurz oberhalb schreibst. Und was ist schon "modern"?
Modern ändert sich doch zw. alle paar monate und alle paar jahrhunderte und ist wie ein fähnchen im wind. Aber
modern sein an sich stört unmittelbarkeit auch nicht. Da kommts eher auf den inhalt an. Wenn
modern sein bedeutet sich künstlich kreiierten oberflächlichen bedürfnissen hinzugeben und von blindem sinnlosen aktionismus geleitet zu sein, nur um ein großes loch ohne boden in seinem inneren füllen zu wollen und um sich nicht mit der eigenen oberflächlichkeit befassen zu müssen, dann finde ich ist modernsein auch ein widerspruch und nicht vereinbar mit unmittelbarkeit oder dem lüften des schleiers oder erfahrung von mehr als nur ebendiesen oberflächlichkeiten.
Und im grunde ist ja genau die abwesenheit von unmittelbarkeit und der damit einhergehenden tieferen erlebensfähigkeit das was das
loch ohne boden im inneren eines menschen macht.
Ich mach mal schluss hier, muss ins Bett. Wünsch Dir 'n schönes Wochenende!
Ich wünsch dir auch ein schönes Wochende!
