Die Deutschen hätte man 1940 auch nicht so behandelt wie du es vorschlägst. Wenn ein beträchtlicher Teil islamistisch denkt, dann muss das Konsequenzen haben wenn diese Gruppe im großen Stil immigriert. Du kannst es "Generalverdacht" nennen, aber wir befinden uns nicht in einem Strafprozess indem es um Gefängnis geht oder nicht. Es geht um eine politische Entscheidung. Nicht nach Deutschland zu dürfen ist keine Strafe. Niemand kann von einer Gesellschaft erwarten, dass sie sich freiwillig einer massiven Gefahr von außen aussetzt
Die Deutschen und Österreicher kamen nach 1945 in den Genuss einer bizarren „Generalamnestie“. Nach einer chaotischen, unstrukturierten und unangemessenen Entnazifizierung, der es vollkommen an Treffsicherheit oder gar Gerechtigkeit fehlte, wurde einfach alter Wein in neue Schläuche gefüllt, wurden neue Strukturen einfach mit den alten Akteuren besetzt. Wissenschaftliche Größen wurden in aller Welt, ohne Ansehen einer „bedenklichen Vergangenheit“, gerne aufgenommen und protegiert, Nazi-Größen und Handlanger mit kirchlichem Persilschein zur Flucht nach Übersee verholfen.
Hannah Arendt liefert in ihrem Buch „ In der Gegenwart – Übungen im politischen Denken II“ eine hervorragende Analyse des Zeitgeschehens und beschreibt, warum die Alliierten mit ihren Bemühungen die moralischen und politischen Probleme Deutschlands zu lösen, gescheitert sind.
„Die Nazis haben das Bewusstsein der Deutschen vor allem dadurch geprägt, dass sie es darauf getrimmt haben, die Realität nicht mehr als Gesamtsumme harter, unausweichlicher Fakten wahrzunehmen, sondern als Konglomerat ständig wechselnder Ereignisse und Parolen, wobei heute wahr sein kann, was morgen schon falsch ist. Diese Abrichtung könnte einer der Gründe dafür sein, dass man so erstaunlich wenig Anzeichen für das Fortbestehen irgendwelcher Nazipropaganda entdeckt und gleichzeitig ein ebenso erstaunliches Desinteresse an der Zurückweisung von Nazidoktrinen vorherrscht. Man hat es hier nicht mit Indoktrination zu tun, sondern mit der Unfähigkeit und dem Widerwillen, überhaupt zwischen Tatsachen und Meinung zu Unterscheiden.“
S.48 ff:
„
Die Entnazifizierung beruhte auf der Annahme, es gäbe objektive Kriterien sowohl für eine klare Unterscheidung zwischen Nazis und Nichtnazis, als auch für den Aufbau der gesamten Nazihierarchie, vom kleinen Sympathisanten bis zum Kriegsverbrecher hinauf.
Von Anfang an war das ganze System, das auf Länge der Parteimitgliedschaft, Rang und Funktion, Datum des Parteieintritts usw. beruhte, sehr kompliziert und fast jeder war darin einbezogen. Die ganz wenigen, die es geschafft hatten, nicht mit dem nationalsozialistischen Strom zu schwimmen und am Leben zu bleiben, waren von der Entnazifizierung befreit, und das war natürlich nur richtig so; zu ihnen gesellten sich eine Reihe ganz anderer Charaktere, die mit viel Glück, Vorsicht oder Einfluss den zahlreichen Verdießlichkeiten der Parteimitgliedschaft aus dem Weg gehen konnten: Personen also, die im nationalsozialistischen Deutschland prominent waren, von denen jetzt aber nicht verlangt wurde, den Entnazifizierungsprozess zu durchlaufen.
Es steht außer Zweifel, dass die Entnazifizierung eine ungute neue Interessensgemeinschaft unter den mehr oder weniger Kompromittierten geschaffen hat, die aus opportunistischen Gründen mehr oder weniger überzeugte Nazis geworden waren.
Die Abgrenzung überzeugter Nazigegener beweist nicht, dass es sich bei den anderen um überzeugte Nazis handelt, und der Ausschluss von „berühmten“ Nazis bedeutet nicht, dass die anderen den Nazismus hassen. Das Entnazifizierungsprogramm stellte einfach eine unmittelbare Bedrohung für den Lebensunterhalt und die Existenz dar und deshalb versuchte die Mehrheit, den Druck abzuschwächen, indem sie sich systematisch untereinander versicherten, dass die ganze Angelegenheit nicht so ernst zu nehmen sei.
(…)
Während das deutsche Volk nicht über alle Verbrechen der Nazis informiert wurde, hatten die Nazis doch dafür gesorgt, dass jeder Deutsche von irgendeiner schrecklichen Geschichte wusste. Er brauchte also gar nicht alle in seinem Namen verübten Untaten genau zu kennen, um zu begreifen, dass er zum Komplizen eines unsäglichen Verbrechens gemacht worden war.
(…)
Das Entnazifizierungsprogramm war nicht nur der politischen und moralischen Situation nach Kriegsende unangemessen, sondern es geriet auch schnell in Konflikt mit den amerikanischen Plänen für den Wiederaufbau Deutschlands.
Selbst diejenigen Beobachter der alliierten Politik in Deutschland, die die Entnazifizierung mit Bedenken verfolgten und sahen, dass das System der freien Marktwirtschaft nur zu einer Aufwertung politisch unerwünschter Elemente führen würde, setzten beträchtliche Hoffnung auf das Föderalisierungsprogramm.
Daneben nutzten bei Kriegsende viele Nazigrößen die Rattenlinie (Klosterlinie) mit tatkräftiger Unterstützung des römischen Klerus zur Flucht aus Europa.
http://www.stern.de/politik/geschic...n-der-nazis-nazis-auf-der-flucht-3545154.html
http://www.spiegel.de/einestages/ra...riegsverbrecher-auf-der-flucht-a-1032156.html
Einige Nazis „versteckten“ sich auch in Flüchtlingslagern deutscher Heimatvertriebener.
http://www.tyskeflygtninge.dk/index.html
Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945 bis 1949
Potsdamer Beschlüsse werden sabotiert
Am 12. Oktober 1945, 19,00 Uhr hatten wir uns im Speisesaal des Lagers zur Wahl eines Arbeidseinteilers versammelt. Der bisherige war in Deutschland Standortobmann und stellv. Gauobmann gewesen und gehört nach dem Erlass der Alliiierten, auf Grund seiner politischen Tätigkeit nicht auf diesen Platz. Wenn man nun der Meinung ist, dass die Wahl stattfand, so ist man im Irrtum. Man höre und staune: ein Teil der männlichen Lagerinsassen sind ehemalige Nazimitglieder, darunter viele Funktionäre der Partei, es sind dieses Leute von der Firma Heinkel, die den Krieg auf Kosten der Dänen geführt haben.
Auch die schwierige Lage der Hilfsorganisationen wird thematisiert:
http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-12504
G. Steinacher: Nazis auf der Flucht
Selbst die USA und Kanada nahmen ab 1946 schwerbelastete Litauer und Ukrainer ins Land auf, Handlanger der Endlösung aus Osteuropa, mit kirchlichen „Persilscheinen“ getarnt als erzwungene und im Heimatland nun unerwünschte Kollaborateure der deutschen Besatzer.
Der Autor weist quellenreich nach, dass es vor dem Hintergrund von Flüchtlingschaos, schlecht funktionierender Verwaltung und Kommunisten-Hysterie im Kalten Krieg nur im Zusammenspiel gelingen konnte, Personen zur Flucht zu verhelfen, aber die Flucht war zunächst eher ein Nebenprodukt im Kalkül der beteiligten Institutionen. In allen beteiligten Organisationen gab es zwar Einzelpersonen, die nachweislich mit den Nazis sympathisiert hatten, einen kruden Antisemitismus vertraten oder aus vermeintlicher Solidarität mit Deutschen handelten.
Doch die Hilfsorganisationen, so Steinacher, hatten eigene Motive bei der Fluchtunterstützung. Sie meinten, der Schaden sei beherrschbar und die Vorteile bei der Erreichung ihrer Ziele würden die moralische Schuld wieder aufwiegen. Angesichts des millionenfachen Flüchtlingselends konnte sich das Rote Kreuz einfach nicht dazu durchringen, die Passvergabe einzustellen, nur weil Fälle von Missbrauch ruchbar geworden waren; allerdings verschärfte man die Kontrollen (S. 117). Auch wurden Eigeninteressen vor die Strafverfolgung von NS-Tätern gestellt: So befand sich die katholische Kirche auf einem Kreuzzug zur Re-Christianisierung Europas, und für die „Wiedertaufe“ heidnischer Nazis, darunter nicht wenige ursprünglich evangelische SS-Angehörige, erhielt man eine Schiffspassage.