Ein wenig hin und hergerissen bin ich, zwischen der Freude an meinem, neuen, multikulturellen Arbeitsplatz, meinem rudimentär vorhandenem, leichten Mitleid mit Menschen, die in Flüchtlingslagern leben mussten, wo vermutlich katastrophale Zustände herrschten und meinem Mitgefühl mit meinen Stammesbrüdern, den "Besorgten Bürgern". Und traurig bin ich darüber, dass ich es nicht mal mehr schaffe, aus Freundlichkeit meinen anderen Stammesbrüdern gegenüber, den sorgenfreien, hoffungsvollen, zuversichtlichen "Grenzen auf, Refugiees Welcome Träumern" nach dem Maul zu reden, nur weil ich sie halt lieb hab, als Menschen. Ich hab nämlich auch die anderen lieb, die sich Sorgen machen, ob der Staat das Ding in den Griff bekommt. Regelrecht zerrissen bin ich, vor lauter Liebe, könnte man sagen.
Heute erst musste ich einer Freundin entschieden widersprechen, weil sie meinte, dass derartige Berichterstattung über Ausschreitungen in Flüchtlingsunterkünften volksverhetzende Wirkung habe, nur der Quote dienlich und eingestellt werden sollte.
Ja, was sollen wir denn machen? Ich bin auch kein Freund der Berichterstattung, aber sollen wir die Presse zensieren und nur noch benutzen, um volksvereinende Willkommens- und Hilfseuphorie zu verbreiten? Wäre das die Presse, die wir uns wünschen? Eine Presse, die uns die Schattenseiten dieser wunderbaren Möglichkeit zur Völkervereinigung, die uns dieser Krieg in Syrien da beschert, vorenthält?
Also ich brauch so eine Presse nicht. Die Bürger in Europa dürfen wissen, was so passiert und wie der Staat und seine, vermutlich ziemlich geforderten Einsatzkräfte, die Situation souverän meistert und gegebenen Falls auch sehen, in welchen Abgrund wir von unseren Politkasperln geführt werden.
Heute Früh erst bekam ich zufällig wieder so einen, vermutlich rechts populistischen Artikel zu lesen, über den ich dann den ganzen Tag am Arbeitsplatz nachdenken musste. Sagt der kluge Mann nun die Wahrheit oder ist er gar nicht so klug und hetzt er nur rum? Ich hab keine Ahnung.
Eins aber weiß ich, das sagt mir mein Menschenverstand. Diese Refugees sind keine zahmen Schafe und auch keine Weicheier. Wenn sie nicht hart wären wie Granit, hätten sie das, was hinter ihnen liegt, nicht überstanden.
http://www.tagesspiegel.de/politik/...ewusst-autoritaer-und-hart-sein/12373850.html