Schon interessant, was ein Thema zu Himmel und Hölle bewirken kann, gell? Da ist doch glatt ein Thread von bisher 16 Seiten entstanden. Mich erstaunt auch, wie hitzig teilweise diese Diskussion geführt wird. Kommen wir dennoch zu einer Antwort?
Was mir bei allem auffällt ist ein ganz spezieller Punkt, der mir auch im realen Leben immer wieder Probleme macht: So ziemlich jeder will recht haben. Doch im Grunde hat bereits jeder Recht und doch auch wieder nicht. Menschen sind im Handeln und Denken in gewisser Weise eben doch begrenzt. Wären wir das nicht, könnten wir alles verstehen und müßten uns über nichts mehr aufregen.
Manche Beiträge hier sind so voll von esoterischer Wissenschaft, daß es mir Knoten in den Hirnwindungen macht, wenn ich versuche das zu verstehen. Deswegen habe ich einfach jetzt gelesen und nicht versucht zu verstehen. Aber ich mache mir auch eigene Gedanken.
Vielleicht erinnert sich mancher an das Spiel in der Schule: Wir haben ein Blatt gefaltet und daraus ein Spiel gemacht, das Himmel und Hölle hieß. Jemand mußte eine bestimmte Zahl sagen und je nachdem kam dann Himmel oder Hölle raus. Das war lustig. Und es war ein Spiel. Nehmen wir das Leben teilweise viel zu ernst?
Es wurde gesagt, daß Menschen, die in äußerst schwierigen Verhältnissen leben (Armut, Kriege, Folgen von Naturkatastrophen), oft ihr Leben gar nicht als Hölle empfinden und daß sie die Fähigkeit besitzen in dem Wenigen das Gute zu sehen, was sie haben. Vielleicht liegt darin das Geheimnis von Himmel und Hölle. Die Art und Weise, wie man das Leben im Ganzen sieht und annimmt! Ich verweise hierbei auf das Glas Wasser, das bis zur Mitte gefüllt ist. Betrachte ich es als halb voll oder als halb leer?
Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurück blicke, sehe ich, daß ich teilweise durch die Hölle gegangen bin. Manchmal sogar längere Zeit. Doch ich habe das gar nicht so empfunden. Ich bin einfach gegangen und habe versucht, Ziele zu erreichen. Wenn ich in die strahlenden Gesichter meiner Kinder sehe, dann erlebe ich den Himmel. Wenn ich draußen die Bäume angucke und wie die Schneeflocken tanzen und schweben, dann erlebe ich den Himmel. Wenn bald der Frühling kommt und Pflänzchen im frischen satten Grün aus dem Boden sprießen, wenn die Sonne immer wärmer wird und die Luft sich langsam erfüllt vom Surren der Insekten und flattern der Schmetterlinge, dann erlebe ich den Himmel. Wenn es Abend ist und ich wenigstens einen Teil dessen schaffen konnte von dem, was ich mir für den Tag vorgenommen hatte, dann freue ich mich und erlebe den Himmel.
Die Blumen blicken immer nach oben. Wird ein Baum gefällt und es ist noch Leben in den Wurzeln, dann treibt er wieder neu nach. Gibt es kein Leben mehr in den Wurzeln, dann treiben die Samen, die vorher um den gefallenen Baum zu Boden fielen, wieder neue Bäume aus. Das Leben geht immer weiter. Es stagniert nicht und es bleibt nicht stehen. Ein Fluß läßt sich durch nichts aufhalten. Mag sich auch ein Hindernis in seinem Weg aufbauen, er findet eine Möglichkeit es zu bewältigen und er kommt immer vorwärts. Ein Tier ist immer ein Tier. Eine Katze will immer eine Katze sein und nicht ein Hund oder ein Adler. In der Natur hat alles seinen Platz und jedes und alles weiß, wo es hingehört und was sein "Job" ist.
Doch der Mensch, dem der Verstand gegeben wurde, will all zu oft etwas anderes sein und manch einer kennt keine Zufriedenheit. Manch einer will immer viel mehr, als er erreichen kann.. will immer etwas anderes sein, als er ist. Und dann sieht er die Hölle. Ich kenne einen Menschen, der sich wahrhaftig seine eigene Hölle geschaffen hat. Es ist erschütternd, das zu sehen. Und es wäre so einfach für ihn, einen anderen Weg zu gehen und langsam anzufangen, auch Himmel zu erleben. Es liegt alles so nah vor ihm, er bräuchte nur zuzugreifen, doch er kann nicht, weil er blind für das ist, was vor ihm so greifbar nahe liegt.
Ist es Himmel, unser Leben und uns selbst einfach anzunehmen? Ist es Hölle, all das Gute, das für uns da ist, einfach auszuschlagen und noch Besseres, das im Grunde unerreichbar ist, zu wollen?
Ja, es liegt in der Sichtweise des Einzelnen, wie man etwas empfindet. Himmel und Hölle sind wohl wirklich kein Ort, sondern ein Zustand und es kommt darauf an, ob man mit dem, was man hat zufrieden sein kann und das Beste draus macht. Es ist jedenfalls besser, als in ständiger Unzufriedenheit Dingen nachzujagen, die gar nicht zum jeweiligen Leben gehören und die man deshalb wohl nie erreichen wird. Ich denke dabei an das Sprichwort: Besser man hat den Spatz in der Hand, als daß man versucht, die Taube auf dem Dach zu bekommen.
Hölle auf Erden? Wieso sehen diejenigen das nicht so, die wahrhaftig in schwierigsten Zuständen leben? Wieso empfinden oft Leute, die im Grunde viel haben (ein Dach über den Kopf, etwas zum anziehen, Schule gehen, regelmäßiges Essen, Familie und Freunde) das immer so ganz anders?
Mir kommt es so vor, daß es wirklich daran liegt, wie man das Leben als solches annimmt. Das Leben kann schön sein, wenn man es nur sehen will.
Da gibt es die Geschichte von dem, der in eine Schlucht stürzt. Im Fallen sieht er in den Felsen eine Blume und denkt sich: Wie wunderschön diese Blume ist.
Alles Liebe
Moonrivercat