Hallo Merlin!
Du hast folgendes geschrieben:
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Jesus hatte jedoch nicht das weiße Gewand derer Priester an, hielt sich nicht um jeden Preis an die Gesetze, lebte nicht in Abgeschiedenheit und Askese, sondern ging unter die Menschen, verbreitete seine Botschaft, feierte, aß und trank mit ihnen und jeder konnte ihm ohne langwieriges Noviziat folgen. Johannes und Jesus verstanden die Taufe als einen einmaligen Akt, den Essenern hingegen galt sie als tägliche Pflicht.
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Merlin
Vielleicht ein kleiner Rundumschlag aus meiner Sicht?
Könnte für Dich recht interessant sein.
Die geistige Orientierung des Judentums war seit ihren Anfängen immer geprägt durch die Verteidigung des eigenen geistigen Glaubens, der jüdischen Religion, gegenüber anderen, besonders der Nachbarn und der übernehmenden Reiche, wie das der Ägypter oder der Assyrer oder der Griechen, oder der Perser,
nicht zuletzt das der Römer.
Höhepunkte dieser aufgezwungenen Religionsformen sind immer fremdartige Götzenbilder im Tempel von Jerusalem, nach den entsprechenden Rückkehren aus der Zerstreuung. War es früher ein Standbild von Zeus, dann war es bei Caligula gleich ein Bildnis des Cesars, und kurz davor hatte Pilatus versucht die römischen Feldzeichen mit dem Adler im Tempel zu positionieren.
Die Aktion von Pilatus hat dazu geführt, dass sich die öffentliche Gesellschaft der Juden, vertreten durch Pharisäer und Sadduzäer lieber von Pilatus töten lassen wollte, als so eine Herausforderung der Duldung im Glauben in Form eines Fremden Herrscherzeichens im Tempel anzunehmen.
Wenn dann einer gekommen ist, in einer dieser so beschriebenen Situationen, der dazu aufforderte die Feinde zu lieben über die Nächstenliebe hinaus, alle anderen Verhaltensregeln übertreffend, dann war das nicht nur Wasser auf den Mühlen der Pharisäer und Sadduzäer, sonder sogar Öl ins Feuer gießen, im wahrsten Sinn des Wortes.
Nicht einmal als Sadduzäer oder Pharisäer aus dem hohen Norden kommend konnte man sich das als verlorener Sohn erlauben. Auch wenn diese strategischen Ideen mit der Forderung verbunden gewesen sein soll als erster Prophet der Pharisäer zu gelten, der aus einem durch und durch priesterlichem Stand komme, was heute noch die Christen gerne nur bei Maria bestätigen.
Ein Prophet also, der Erste, eine Leitfigur.
Mit den typischen dazu erforderlichen Praktiken,
wie Wunderheilung und Totenerweckung.
Wofür nur geringe Zeit zur Verfügung stand,
und man musste sich zwischendurch fragen ob es schon reicht für die Anerkennung,
bei den Jüngern und darüber hinaus im Volk, oder sollte es gelten diesen Zeitraum noch zu strecken?
Eine Messiaserwartung allein bei den Pharisäern.
Nur angenähert der leiblichen Glaubenrichtung wie bei den Samaritern.
Obwohl doch ein Mann aus Samara stammender Familie für all diese Wirkungen die dazu praktische Vorbedingung geschaffen hatte,
wie in Lukas zu lesen ist.
Über all das ist in Situationsbeschreibungen in der Bibel zu lesen.
Davor finden wir einen Wanderprediger, Johannes den Täufer.
Er hat nichts geschrieben oder nur sehr wenig aufschreiben lassen.
Sein Anliegen war es eigentlich zu den stabilen Werten der Vergangenheit zurückzukehren, und eine moderne Gesellschaftsform war nicht sein Ding. Er war auch kein Prophet wie man ihn aus den Schriften verstehen wollte, fühlte sich den Vorgängern, den Essenern mehr zugewandt, als den modernen Sadduzäern, die wiederum ihre Liebe Not hatten mit vermeintlichen ultramodernen Reformern umzugehen, die ihre Vergangenheit in Cäsarea verbracht haben, im römischen Sold mit den üblichen geschnürten Soldatenstiefeln.
Nach all den Ereignissen unmittelbar folgte die bekannte Beruhigung und die Eindämmung eines offensichtlichen Krisenherdes. Der war für die Pharisäer genau so dringlich wie für die Römer selbst. In der vorliegenden Form wahrscheinlich die noch sehr gemäßigte Art, um damit umzugehen, und darin liegt auch ihr eigentlicher Zauber, dem man sich auch heute nur schwerlich entziehen kann.
Davon lese ich in der Bibel.
und ein
