...vielleicht ein kleiner Rundumschlag aus meiner Sicht? Könnte für Dich recht interessant sein ...
Hallo Teigabid,
weißt Du, ich habe vor einiger Zeit ein Buch über die These gelesen, daß Jesus einen Bezug zu Indien hatte und nach seiner Kreuzigung wieder zurückgekehrt sein soll. Wenn Du das Buch ließt, wird da alles sehr schlüssig dargestellt, zumal in der Lehre Jesus wesentliche Elemente des Buddhismus zu finden sind. Wenn Du dann das Buch in Zusammenhang mit den restlichen Erkenntnissen zu den Evangelien stellst, beginnt dieses Gebäude an zu bröckeln. So ginge es mir auch mit den Funden von Qumran und der Verbindung zu den Essenern und all den anderen Theorien, die im Umlauf sind und waren.
Wie Du nun versuchst eine Verbindung zu den Samaritern herzustellen, so könntest Du auch die Essener, Mandäer, die Religion Zarathustras, Mithras oder auch den Buddhismus als Quelle mit ins Auge fassen. Wenn Du Dir die geographische Lage Palästinas betrachtest, wird deutlich, warum die Juden selbst in dieses Land gezogen waren und warum sie dort nicht zu Ruhe kommen konnten. Es ist ein Nadelöhr, zwischen den Machtblöcken Ägyptens und den Völkern Mesopotamiens oder jenen, die entlang des Mittelmeers zogen und nach Expansion suchten.
Ich weiß nun nicht, wie Du darauf kommst, die Familie von Jesus würde aus Samaria stammen, denn tatsächlich kahm sie ja aus Nazaret, das jedoch in Galiläa lag. Ich denke, daß gerade die Diaspora Galiläa mit seiner Nähe zum griechischen Gedankengut, aber auch dem Einfluß aus dem mesopotamischen Raum ein gutes Klima für geistige Veränderungen bot. Über die Handelswege kahm da mancher neue Gedanke mit ins Land. Die Samariter gibt es ja heute noch, nach Deinem Verständnis hätten sich ja dann die Urgemeinden mit ihnen verbinden können.
Die Mandäer verehren heute noch Johannes der Täufer als Heilsbringer und verurteilen Jesus als den falschen Propheten. Daß Johannes ein unvermeidliches Gastspiel in den Evangelien hat, dürfte ein untrügliches Zeichen dafür sein, daß die Taufe Jesus einen realen Hintergrund hatte. Es ist aber auch ein Anzeichen dafür, daß Jesus mit seiner Lehre einem anderen Weg gegangen war.
Ich denke, daß sich Jesus schon immer mit Glaubensfragen beschäftigt hatte und darin auch der Grund lag, sich am Jordan diesen Johannes mit seinen Gedanken anzusehen. Sicherlich gehörte er auch eine kurze Zeit zu seiner Anhängerschaft, ehe er mit der Gefangennahme Johannes, aus dessen Mission seine eigene formte. Eine kurze Zeit deshalb, weil in den Evangelien nichts zu finden ist, das auf einen gemeinsamen Weg schließen ließe. Ähnlich ging es ja auch Paulus, der sich schon vorher als gebildeter Pharisäer mit Glaubensfragen beschäftigt, ehe er sich berufen fühlte, diese Lehre mit seinem eigenen Stempel zu prägen.
Ich finde den Ausflug zu den Samaritern interessant, aber dem, was Du darin zu sehen glaubst kann ich mich leider nicht anschließen.
Merlin
