Die Bibel verstehen!

S

Solis

Guest
Als Kind lernte ich die Bibel durch die Schule und die Kirche kennen. Damit lernte ich, je älter ich wurde, aber auch Widersprüchlichkeiten kennen und stellte fest, dass auch andere sich an Widersprüchlichkeiten stießen.

Dann gibt es aber auch die, die wenigstens scheinbar keine Widersprüche kennen. Vergleiche ich aber deren Ansichten, lassen sich wieder weitere Widersprüche feststellen.

Mich hat es immer wieder bewegt, wie es dazu kommt, dass dieses Buch so sehr zur Irritation führt wie es gerühmt wird. Ich möchte daher sagen, kein Buch hat so sehr für Verwirrung gesorgt wie dieses.

Woran kann es liegen, dass sie einerseits so sehr geliebt und andererseits so sehr zum Unverständnis führt? Was ist das Geheimnis?

Solis
 
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Da ich das hier gerade fand:
Das Schlimmste an der Bibel ist eigentlich die Tatsache, dass sie seit vielen hundert Jahren durch selbsternannte Experten (Theologen) interpretiert wird. Auf diese Weise wurde sie im Prinzip nur Streitobjekt und Spaltungsinstrument zahlreicher Sonderkirchen.
Wenn man die Bibel nüchtern und ohne das alles betrachten wollte, müsste man sie erst mal in die einzelnen - ungemein unterschiedlichen - "Bücher" oder Teile zerpflücken, aus denen sie sich zusammensetzt.
Da haben wir erst mal nur das Alte Testament, das als Grundlage der jüdischen Tradition gilt, aber auch nicht gerade homogen ist. Da gibt es geschichtliche Abschnitte, prophetische und sogenannte "Weisheits"-Abschnitte. Jeder einzelne davon wurde in einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Umfeld verfasst und kann eigentlich nicht mit allen anderen über einen Kamm geschoren werden.
Das Neue Testament diente den Christen natürlich vornehmlich zur Interpretation des Alten und diese Vorgehensweise ist schon einigermaßen fragwürdig. Wenn man es für sich nimmt, stellt sich immer noch die Frage, warum die entsprechenden Bücher, die es enthält, überhaupt autorisiert, d. h. in den Kanon aufgenommen worden sind und warum viele andere (die sich ebenfalls auf bedeutende Persönlichkeiten jener Zeit berufen) nicht. In der heutigen Form liegt die Bibel erst ungefähr ab dem 6. Jahrhundert vor und beruht auf einem Konsens mehrere Bischofskonferenzen (Konzile).

Wenn man die Bibel behandelt wie jedes andere Buch auf dem Literaturmarkt, kann sie sehr inspirierend sein (darauf schwor z. B. Bertolt Brecht und ich tue es auch). Wenn man sie als Autorität für eigene Lebensführung nehmen will, landet man meistens nicht bloß in der Sackgasse, sondern u. U. in der Sch...
So könnte man z. B. aus dem Neuen Testament (einer der Korintherbriefe des alten Paulus) ein Kopftuchgebot für Frauen ableiten, eine Angelegenheit, die heute eher im Zusammenhang mit dem Islam bekannt ist. Oder man kann zahlreiche Verschwörungstheorien untermauern und notfalls einen Nachweis führen, dass die Internetabkürzung für worldwide web (www) die Zahl 666, also die des "Antichristen" (vgl. NT, Offenbarung 13) wäre und ähnliche verschrobene Geschichten.
Nicht aus der Bibel ableiten lässt sich beispielsweise das Zölibat der Priester bei den Katholiken, deren strenge Sexualmoral, die verschiedensten Treuegelöbnisse (Konfirmation, Trauung) und eine ganze Reihe von weiteren Kirchenritualen und -sitten. (Für die meisten braucht es viel Interpretationsgeschick um 3 Ecken.)
Einigermaßen interessant ist die Lektüre folgender Bücher bzw. Bibelteile: Genesis (1. Buch Mose), Buch der Richter, Buch Ruth, 1. u. 2. Buch Samuel, 1. u. 2. Buch d. Könige, die Sprüche Salomos, der Kohelet (Prediger Salomo), das Lied der Lieder, das Buch Jesaja (aber nur die 2. Hälfte), Teile des Buches Jeremia, Teile des Buches Hesekiel (speziell für Esoteriker!), das Buch Daniel, das Buch Hosea und das Buch Jona; aus den nicht in allen Bibelausgaben enthaltenen sogenannten "apokryphen" Büchern des AT: das Buch Judith, das Buch Tobias, das Buch Sirach, die Geschichte von Susanna und für die, die gern in Blut schwelgen: das 2. Buch der Makkabäer; im Neuen Testament das Evangelium des Markus und das des Johannes, die Apostelgeschichte, der 1. Korintherbrief des Paulus, der 1. Brief des Johannes und die Offenbarung des Johannes. Der Rest ist eher langweilig oder mehr für Freaks.

Herzliche Grüße,
nanabosho
 
Vielen Dank für den langen Beitrag, nanabosho! Ich nehme an, du hast ihn nicht selbst verfasst, aber du scheinst seine Inhalte zu vertreten.
Der Beitrag spricht inhaltlich vieles an, aber ich beschränke mich erst einmal auf eines:

Da ich das hier gerade fand:
Das Schlimmste an der Bibel ist eigentlich die Tatsache, dass sie seit vielen hundert Jahren durch selbsternannte Experten (Theologen) interpretiert wird. Auf diese Weise wurde sie im Prinzip nur Streitobjekt und Spaltungsinstrument zahlreicher Sonderkirchen.

Ja, ein Streitobjekt ist sie für viele Menschen und der Begriff "Spaltungsinstrument" ist treffend formuliert, allerdings nicht für alle. Der angeführte Grund soll in selbsternannten Theologen liegen. Nun, Theologen können sich nicht selbst als solche ernennen. Seit es Universitäten gibt, müssen sie einen entsprechenden Abschluss erlangen, um sich Theologe nennen zu dürfen. In der Zeit vor den Universitäten waren die Klöster die großen Lehranstalten, wie die Geschichte es lehrt. Da wird es sicher andere Begriffe gegeben haben wie z. B. Mönch.

Doch wichtiger scheint mir der Umstand, dass der Begriff "Selbsternennung" gerne als Vorwurf für eine Inkompetenz benutzt wird. Wenn nun Theologen vorgeworfen wird, sich selbst als solche ernannt zu haben, so ist das sachlich zwar nicht richtig, aber daraus spricht eine emotionale Wut und Enttäuschung. Denn gerade Theologen sollten ja die Experten sein und was haben die zustande gebracht an Verwirrung?

Der Vorwurf der Selbsternennung spricht auch über die auf die Experten geworfene Hoffnung, anhand der Bibel etwas über das als tiefes Geheimnis empfundene Sein des Menschenwesens im Zusammenhang mit der Göttlichkeit erkennen zu können.

Doch die "Selbsternennung" kann ja nicht das wirkliche Problem sein. Worin liegt es bei den Theologen denn dann?

Solis
 
Das Schlimmste an der Bibel ist eigentlich die Tatsache, dass sie seit vielen hundert Jahren durch selbsternannte Experten (Theologen) interpretiert wird.
Es steht jedem Menschen auf dieser Welt frei Hebräisch zu lernen und die Originaltexte selbst zu lesen und zu interpretieren. Müssen die Theologiestudenten (die dann irgendwann mal "selbsternannte Experten" sind) auch, ist also durchaus machbar für Ottonormalverbraucher.

R.
 
Ich kenne eine Person, die die Bibel durch eine Art Erleuchtung verstanden hat, sie hat sie auch von einem Tag auf den anderen auswendig gekonnt, jedes Zitat, und alles erklären können.

Das ist nicht wörtlich zu verstehen, was in der Bibel steht.
 
Vielen Dank für den langen Beitrag, nanabosho! Ich nehme an, du hast ihn nicht selbst verfasst, aber du scheinst seine Inhalte zu vertreten.
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Doch die "Selbsternennung" kann ja nicht das wirkliche Problem sein. Worin liegt es bei den Theologen denn dann?

Oha, Solis!
Ich schreibe meine Beiträge immer selber. Von einem Schriftsteller sollte man das erwarten dürfen. Der Einstieg "Da ich das hier fand" bezieht sich auf Deinen Eingangsbeitrag, den ich praktisch eben fand...
Und selbstverständlich drückt das Ganze meine persönliche Meinung aus.

Wegen der Sache mit den "Theologen" ist mir im Laufe meines Lebens (ich wuchs als Altlutheraner auf, war s e h r bibelvertraut und s e h r mit der Streitlust darüber auch) so einiges "aufgestoßen", daher mögen meine Sätze etwas provozierend klingen.
Die Theologie soll ja die "Lehre über Gott" sein, was ich schon als Wort wie einen Widerspruch in sich empfinde. Wenn man nämlich über Gott etwas lehren könnte, wäre das nicht Gott. Oder - um mit der Bibel selbst zu sprechen (Exodus oder 2. Buch Mose) -: Du sollst dir kein Bild machen. Von Gott, ja nicht mal vom Menschen! Eben wegen jenes BILDES, wegen der zahlreichen verschiedenen VORSTELLUNGEN, die die vielen verschiedenen Theologen geschaffen haben, gab es ständig nur Spaltungen, ständig nur Streit.
"Selbsternannt" bedeutet: Sie glauben, wenn sie das Fach studieren, mehr über Gott, Bibel usw. zu wissen als irgend ein angeblicher "Normalverbraucher". Das Wissen aber nicht gleich Weisheit ist und erst recht nicht das, was der alte Sprachgebrauch "Gotteserkenntnis" nennt und der neue vielleicht mit "Intuition" oder "Bauchwissen" oder "Wissen um das, was hinter den Dingen ist" umschreiben würde. Einer der tatsächlich berufen ist, der weiß von selbst und braucht kein Studium, und alle anderen sind "selbsternannt".
Hat mit Hebräisch recht wenig zu tun. Auch ich lerne gerne Sprachen...
Will sagen: Wenn die Bibel tatsächlich von den Menschen gern gelesen werden soll, ist es kontraproduktiv, wenn man sie interpretiert. Der heutige Mensch möchte sehr gern seine eigene Position zu allem finden, was er liest, hörst, sieht, entdeckt usw. Und zur Gottesfrage erst recht.

Genügt das einstweilen?
Herzliche Grüße,
nanabosho
 
Als Kind lernte ich die Bibel durch die Schule und die Kirche kennen. Damit lernte ich, je älter ich wurde, aber auch Widersprüchlichkeiten kennen und stellte fest, dass auch andere sich an Widersprüchlichkeiten stießen.

Dann gibt es aber auch die, die wenigstens scheinbar keine Widersprüche kennen. Vergleiche ich aber deren Ansichten, lassen sich wieder weitere Widersprüche feststellen.

Mich hat es immer wieder bewegt, wie es dazu kommt, dass dieses Buch so sehr zur Irritation führt wie es gerühmt wird. Ich möchte daher sagen, kein Buch hat so sehr für Verwirrung gesorgt wie dieses.

Woran kann es liegen, dass sie einerseits so sehr geliebt und andererseits so sehr zum Unverständnis führt? Was ist das Geheimnis?

Solis

Hab zum Thema gegoogelt und bin auf 263 000 Treffer gestoßen.:eek:

http://www.google.de/#pq=marie+curi...on.2,or.r_gc.r_pw.,cf.osb&fp=59bfd5e03d1b5128

,
 
Punkto Widersprüche möchte ich erwähnen dass J.Chr. ja die Erfüllung des Gesetz sein soll. Deshalb sind im Neuen Testament einige Dinge anders geworden, z.B. die Auge um Auge, Zahn um Zahn-Sache durch "andere Wange hinhalten" u. deine Feinde lieben ersetzt.
 
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Punkto Widersprüche möchte ich erwähnen dass J.Chr. ja die Erfüllung des Gesetz sein soll. Deshalb sind im Neuen Testament einige Dinge anders geworden, z.B. die Auge um Auge, Zahn um Zahn-Sache durch "andere Wange hinhalten" u. deine Feinde lieben ersetzt.



Das sagen die Zeugen mir auch immer. Warum ein Gesetz verschwinden soll, nur weil man es erfüllt, konnten sie mir aber noch nicht erklären.
Ein Gesetz ist ja kein Versprechen, was man einlöst und dann ist es erledigt.

Kann ja auch nicht zu einem Polizisten gehen und sagen, ich bin brav nur bei grün über die Straße gegangen, hab das Gesetz also erfüllt und darf das nächste mal bei rot gehen. :rolleyes:
 
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