"Selbsternannt" bedeutet: Sie glauben, wenn sie das Fach studieren, mehr über Gott, Bibel usw. zu wissen als irgend ein angeblicher "Normalverbraucher". Das Wissen aber nicht gleich Weisheit ist und erst recht nicht das, was der alte Sprachgebrauch "Gotteserkenntnis" nennt und der neue vielleicht mit "Intuition" oder "Bauchwissen" oder "Wissen um das, was hinter den Dingen ist" umschreiben würde. Einer der tatsächlich berufen ist, der weiß von selbst und braucht kein Studium, und alle anderen sind "selbsternannt".
Na ja, das Problem, das hier entsteht, ist die Willkürlichkeit, einem Begriff eine eigene Bedeutung zu geben. Sprachlich ist das natürlich nicht korrekt. Wenn nun jemand einem Befriff eine andere Bedeutung gibt, so besteht ja ganz wie von selbstdie Notwendigkeit, ihn zu erklären, wenn der Autor der neuen Bedeutung verstanden werden will.
Ich erwähne das nur deshalb, um diesen Umstand als eine notwendige Erkenntnisgrundlage dafür zu nehmen, sich darum zu bemühen, sich ein richtiges Verständnis von den Dingen und hier von der Bibel verschaffen zu können. Denn nur die richtige Bedeutung der biblischen Wörter kann zum richtigen Verständnis führen, das einst in sie gelegt wurde. Dazu führst du bereits ein Beispiel mit dem "Bild" an:
Die Theologie soll ja die "Lehre über Gott" sein, was ich schon als Wort wie einen Widerspruch in sich empfinde. Wenn man nämlich über Gott etwas lehren könnte, wäre das nicht Gott. Oder - um mit der Bibel selbst zu sprechen (Exodus oder 2. Buch Mose) -: Du sollst dir kein Bild machen. Von Gott, ja nicht mal vom Menschen! Eben wegen jenes BILDES, wegen der zahlreichen verschiedenen VORSTELLUNGEN, die die vielen verschiedenen Theologen geschaffen haben, gab es ständig nur Spaltungen, ständig nur Streit.
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Was ist nur die richtige Bedeutung von "Bild"? Es kann doch gar nicht eingesehen werden, sich von demjenigen kein Bild im Sinne einer Vorstellung machen zu sollen, der mich erschaffen haben soll? Ich soll mir auch kein Bild von dem machen, was im Himmel ist, was auf der Erde ist und was unter der Erde im Wasser ist. Aber eine Vorstellung mache ich mir davon unentwegt. Denke ich an "Gott", so habe ich sofort eine Vorstellung von ihm usw. Bin ich damit schon versündigt für eine Gabe, die doch ganz natürlich ist und der - zunächst wenigstens - nichts Schlimmes angesehen werden kann?
Du sprichst aber von den verschiedenen Vorstellungen, die als solche zur Spaltung führen würden. Doch schauen wir uns das einmal von einer anderen Seite an: Sind es da nicht gerade die vielen Vorstellungen, die auch zur Freiheit führen? Mögen diese zwar nicht unbedingt zur Wahrheit führen, doch zeigen sie die nicht die Freiheit des Menschen an?
Ist nicht gerade dieser Umstand, dass viele verschiedene Vorstellungen zwar zur Spaltung führen, aber auf der anderen Seite Freiheit bedeuten (z. B. auch darin, Wörtern eigenwillige Bedeutungen zu geben
), nicht in sich schon ein Gespaltenes?
Ich kann mir nicht denken, auf Vorstellungen verzichten zu sollen, denn die Bibel spricht ja alles an, was mich umgibt. Das ist eine unlösbare Aufgabe. Darum komme ich zu dem Schluss, dass die Bedeutung dieses Gebotes eine andere sein muss, als auf Vorstellungen verzichten zu sollen, was um mich herum ist. Das kann ich nicht und jeder andere auch nicht.
Soweit erst einmal
Solis