Deutsche fühlen sich immer unsicherer

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Ja, dass Deutschland noch! zu den reichsten Ländern gehört, ist ein wackeliges Konstukt. Die andern sind ja auch nicht deppert. Wir in Europa - Deutschland vorne weg - sind schon ein bissl blauäugig.

Möglicherweise, aber ich weiß es nicht.

Denn... was ist wichtiger: Reich sein oder reichER sein als die meisten anderen? Messen wir unseren Erfolg daran, ob wir es schaffen, die Bevölkerung langfristig großanteilig satt und glücklich zu kriegen (= reich), oder daran, dass wird das theoretisch besser schaffen könnten als die Mehrheit der anderen Länder (=reicher)?

Es können uns durchaus einige Staaten wirtschaftlich überholen. Die sog. Tiger-Staaten wie Japan, China etc. sind da sehr bemüht drum. Was wären die für uns wirklich unangenehmen Folgen, wenn es ihnen gelingen sollte? Was würde es für Deutschland bedeuten, wenn es bei gleich bleibender Wirtschaftskraft nicht mehr in der Spitze der Staaten weltweit rangiert, sondern ins Mittelfeld abrutscht, weil es vielen anderen Staaten gelingt, zu überholen?

Ich weiß es nicht, ob das ein Problem wäre...
 
So kurz und einfach sich das schreiben lässt: Da beginnt schon eine Schwierigkeit. Denn: Was sind wichtige Ressourcen und was nicht? Du hast vorhin z.B. mal bemängelt, dass wir ein Land unterstützen, was ein Mond-Programm hat. Natürlich kann man einerseits sagen: Das braucht doch kein Mensch. Anderserseits verstärkt so so ein Raumfahrtprogramm auch die Landes-eigene Bildung, und auch aus der Grundlagenforschung - was ein Mond-Programm auch ist - fällt so manch eine Innovation raus, die für viel mehr brauchbar ist. allgemein kann man so sagen, dass Volkswirtschaften, die auch in die nicht-ziegerichtete "verspielte" Grundlagenforschung investieren, stärker und stabiler sind. Ist Grundlagenforschung - wie eben z.B. ein Mond-Programm - also eine wichtige Ressource oder nicht?

Wir werden das nicht bis zum letzten diskutieren können. Grundsätzlich wichtig: Zugang zu sauberem Wasser, medizinischer Versorgung, Nahrung, Schulbildung, Hilfe für Projekte, die Hilfe zur Selbsthilfe sind.
Dort, wo wirkliche Armut herrscht. Nicht dort wo genügend Geld da wäre und es wahrscheinlich nur wieder falsch verteilt wird. Warum fühlen sich die Milliardäre in Mumbai denn nicht zuständig für Mondprojekte?
Kennst du unsere Bildungsmisere, die wir mittlerweile in Deutschland haben? Auch Hausgemacht.

Und korrupte Regierungen, Warlords etc. sind tatsächlich ein großes Problem. Da kann man natürlich drüber nachdenken, wie weit man Hilfsleistungen einstellt, wenn sichtbar oder absehbar ist, dass sie die Zielsetzung eigentlich nicht wirklich erreichen. Dann wäre aber weiter die Frage: Können wir trotzdem irgendwie helfen bzw. die Sachlage in der Art ändern, dass die Hilfsleistungen dann doch ihr Ziel erreichen?

Ein ganz großes Problem. Nur ein Beispiel: an vielen Küsten Afrikas können die Fischer kaum noch etwas fangen. Unter anderem, weil europäische Fangflotten dort die Meere leer fischen.
Natürlich bekommen die Regierungen dort Ausgleichszahlungen dafür - die allerdings nie bei den Fischern ankommen. Ja, was bleibt den Menschen dort dann anderes übrig, als zu uns zu flüchten?
Geld was man gibt, muss an bestimmte Bedingungen geknüpft werden. Ansonsten gilt der Satz: Entwicklungshilfe bedeutet Geld aus reichen Ländern zu nehmen und es an Reiche in armen Ländern zu verteilen.

Ich weiß nicht, ob es Dir aufgefallen ist, aber ich habe Dich in keine Schublade gesteckt. Ich habe auch durchaus erwähnt, dass mein Populismus-Radar u.U. etwas empfindlich ist. Es schlägt aber nunmal auf dieses Muster an: Warum geben wir Geld für XYZ aus, wenn es noch Obdachlose o.ä. gibt? Und auch, wenn es nicht populistisch ist, hat dieses Muster doch so seine Tücken, dass da eben Gruppen gegeneinander ausgespielt werden.

Wenn du aber auf vieles was ich dir schreibe, mit dem Rechtspopulismus Argument reagierst, muss ich davon ausgehen, dass du zumindest nicht verstanden hast, warum ich das schreibe. Gruppen gegeneinander auszuspielen, finde ich auch übel und das hat eigentlich schon unter der Kohl-Ära angefangen nach der Wiedervereinigung, wurde unter Schröder zementiert und schreitet weiter munter voran. Es werden ganz viele Gruppen gegeneinander ausgespielt, weil es natürlich viel leichter ist, Sündenböcke zu benennen. Trotzdem ist das Benennen von Missständen, Problemen und das Aufzeigen von benachteiligten Gruppen nicht per se ein Gegeneinander Ausspielen.

Da stimme ich zu. Aber auch das lässt sich oft leichter sagen als wirklich sinnvoll füllen. Wann ist ein Projekt unsinnig? Ich finde z.B. Raumfahrt und Grundlagenforschung allgemein extrem wichtig - auch in und von Staaten, die als arm gelten. Trotzdem gibt es dazu dann auch immer wieder Stimmen a la: "Wieso bauen wir Teilchenbeschleuniger und Mondraketen, wenn es noch Armut auf der Welt gibt?" Bei jedem wissenschaftlichen Großprojekt, was ich mit Interesse verfolge, kommen auch immer wieder solche Stimmen hoch. Ich kann dazu nur immer sagen, dass auch Grundlagenforschung etc. die Innovations- und Wirtschaftskraft eines Landes verstärkt und so auch unterm Strich die Not verringern kann. Das hat nur bisher nicht die Leute erreicht und überzeugt, die solche Projekte als "unsinnig" abtun wollen.

Ich will Dich jetzt nicht in diese Schublade stecken, ich wollte also nicht behaupten, dass Du wissenschaftliche Großprojekte als unsinnig abgetan hättest. Aber das Attribut, wann ein Projekt sinnig oder unsinnig ist, ist durchaus strittig. Und selbst, wenn man sich drauf einigen würde, nur noch sinnvolle Projekte zu unterstützen, wären die Meinungsverschidenheiten nicht vorbei.

Ok. Kann ich als deine Meinung akzeptieren. Aber wie man sieht, ist Entwicklungshilfe ein sehr dehnbarer Begriff.

Geldgräber wie ElbPhi, BER-Flughafen, Stuttgart 21 uvm. sind natürlich ein großes Ärgernis. Wäre schön, wenn man darauf ein scharfes Auge hätte oder haben könnte, womit man solche Desaster verhindern oder abfangen könnte. Ich wüsste aber nicht, wie genau das geschehen könnte. Irgendwann habe ich mal einen Artikel darüber gelesen, was das große Problem bei ElbPhi war: Es bestand, soweit ich mich erinnere, eine Art Ringzuständigkeit. Es waren ja verschiedene Baufirmen beteiligt, und bei einigen Bauschritten dachte jede Baufirma, eine der anderen wäre dafür zuständig. Solch Missverständnisse sind bei allen Großprojekten möglich. Ich wüsste nicht, wie man da wirksam gegen vorgehen kann, wenn es niemand einzelnen gibt, der über alles einen guten Überblick haben und behalten kann, weil das Projekt zu groß und umfangreich ist.

Genau, das sind alles solche Beispiele, die noch öfter im kleineren Stil passieren. Und sich summieren.
Jemand der beim BER gearbeitet hat, hat mir erzählt, was dort alles an Pannen passiert ist, und was man in der Öffentlichkeit auch niemals bis ins Detail erfährt.
Den Zuschlag haben jedenfalls oft nicht die fähigsten oder erfahrensten Unternehmen bekommen, und das Ergebnis mutet teilweise einfach nur nach Schildbürgerstreichen an, weil man sich ein solches Versagen im großen Stil kaum vorstellen kann. Im Land der Ingenieure.
Auch von Nepotismus war die Rede und dass dabei sehr wohl einige richtig gut verdient haben damit. Beweisen kann ich das natürlich nicht. Vielleicht wird irgendwann einmal ein investigativer Journalist die Fakten dazu zusammen tragen.


Aufgeblasene Bürokratie ist auch ein extremes Ärgernis. So verschlingt soweit ich weiß die Bürokratie hinter Harz IV bzw. dem Bürgergeld jetzt mehr Resourcen, als letztendlich die Empfänger erhalten. Das ist ja auch eines der Standard-Punkte in Diskussionen über das bedingungslose Grundeinkommen. Auf der anderen Seite: Diese Bürokratie gibt es nicht ohne Grund, und ohne könnten über z.B. Großprojekte keine notwenigen Kontrollen stattfinden. Betreiber von Windkraftanlagen brauchten vor 15 Jahren nur einen kleine Mappe ausfüllen, während sie heutzutage für ein einzelnes Windrad ettliches an Gutachten in Auftrag geben und darauf basierend Akten der Fülle mehrerer Aktenordner ausfüllen müssen. Notwendig oder aufgeblasene Bürokratie? Das lässt sich nicht einfach beantworten.



Ja, sehe ich, und sah ich auch schon vorher.

Kontrolle ist natürlich sehr wichtig, genügend Personal auch, aber ich denke schon, dass vieles eine Frage der Organisation wäre.
Und ob der Luxusausbau des Kanzleramts nun wirklich Not tat, sei mal auch dahingestellt.
 
Ich bin kein Wirtschaftsexperte - aber es bröckelt schon ziemlich oder?
Was alles, das eigentlich typisch Deutsch ist, gehört schon den Chinesen oder Japanern - ohne dass es den Menschen überhaupt auffällt ...

Das geht von Häfen, Reedereien, all möglichen Firmenanteilen, übers sich einkaufen in Geld brauchende Städte und Gemeinden, bis natürlich dem Ankauf von Immobilien. Mir ist das durch TV-Dokus und Artikel vor allem von Chinesen und auch von Russen bekannt.

ein paar Beispiele:



 
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Das geht von Häfen, Reedereien, all möglichen Firmenanteilen, übers sich einkaufen in Geld brauchende Städte und Gemeinden, bis natürlich dem Ankaufen von Immobilien überall im Land. Mir ist das durch TV-Dokus und Artikel vor allem von Chinesen und auch von Russen bekannt.

Genau. Viele traditionsreiche Firmen wie AEG, Bauknecht, Philipps und ich glaube auch Bosch, haben ihren Namen und Anteile auch schon ans Ausland verkauft.

Immobilien in Neuseeland werden seit Jahren im großen Stil von chinesischen Investoren aufgekauft und seit dem - oh Wunder - klettern die Mieten auch dort in ungeahnte Höhen.
 
Drum, man muß ein Land nicht unbedingt mit Soldaten stürmen, und vor allem wäre es dumm, alles plattzubomben.
Viel schonender und weniger auffällig ist´s, es finanziell immer mehr zu schwächen und sich immer weiter einzunisten.
Das mag sich über eine Reihe von Jahren hinziehen, aber wie man sieht, dauert ein Krieg ebenfalls nicht selten Jahre.
 
Und ein Dokumentarfilm, den ich gar nicht oft genug empfehlen kann, ist "Der große Ausverkauf" von Florian Opitz. Er zeigt eindringlich, wohin die Reise gehen kann, wenn nur noch dem Gott des Geldes gehuldigt wird und das Menschliche immer mehr auf der Strecke bleibt.


"Florian Opitz zeigt die absurden, oft menschenverachtenden Folgen von Privatisierung. Die Weltbank und der Währungsfonds verkaufen sie dennoch als Heilsbringer, der finanziell angeschlagene Länder aus den roten Zahlen bringen kann. Mit der Wirtschaft ist es wie mit der modernen Kriegsführung, kritisiert Nobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Joseph E. Stieglitz. Beides wurde entmenschlicht, es zählt nur noch der Profit."

„Der große Ausverkauf“ ist ein packender Dokumentarfilm über die Opfer der weltweiten Privatisierung. Ein Film, der nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern wütend macht und zum Widerstand aufruft. Und das ganz ohne den belehrenden Appell eines Kommentars. Es sind die Einzelschicksale, die diesen Film so besonders machen: mit sorgsam ausgewählten Protagonisten, die verdeutlichen, dass der abstrakte Begriff der Privatisierung oft lebensbedrohliche Realität ist."
 
Wir werden das nicht bis zum letzten diskutieren können. Grundsätzlich wichtig: Zugang zu sauberem Wasser, medizinischer Versorgung, Nahrung, Schulbildung, Hilfe für Projekte, die Hilfe zur Selbsthilfe sind.
Dort, wo wirkliche Armut herrscht. Nicht dort wo genügend Geld da wäre und es wahrscheinlich nur wieder falsch verteilt wird. Warum fühlen sich die Milliardäre in Mumbai denn nicht zuständig für Mondprojekte?
Kennst du unsere Bildungsmisere, die wir mittlerweile in Deutschland haben? Auch Hausgemacht.



Ein ganz großes Problem. Nur ein Beispiel: an vielen Küsten Afrikas können die Fischer kaum noch etwas fangen. Unter anderem, weil europäische Fangflotten dort die Meere leer fischen.
Natürlich bekommen die Regierungen dort Ausgleichszahlungen dafür - die allerdings nie bei den Fischern ankommen. Ja, was bleibt den Menschen dort dann anderes übrig, als zu uns zu flüchten?
Geld was man gibt, muss an bestimmte Bedingungen geknüpft werden. Ansonsten gilt der Satz: Entwicklungshilfe bedeutet Geld aus reichen Ländern zu nehmen und es an Reiche in armen Ländern zu verteilen.



Wenn du aber auf vieles was ich dir schreibe, mit dem Rechtspopulismus Argument reagierst, muss ich davon ausgehen, dass du zumindest nicht verstanden hast, warum ich das schreibe. Gruppen gegeneinander auszuspielen, finde ich auch übel und das hat eigentlich schon unter der Kohl-Ära angefangen nach der Wiedervereinigung, wurde unter Schröder zementiert und schreitet weiter munter voran. Es werden ganz viele Gruppen gegeneinander ausgespielt, weil es natürlich viel leichter ist, Sündenböcke zu benennen. Trotzdem ist das Benennen von Missständen, Problemen und das Aufzeigen von benachteiligten Gruppen nicht per se ein Gegeneinander Ausspielen.



Ok. Kann ich als deine Meinung akzeptieren. Aber wie man sieht, ist Entwicklungshilfe ein sehr dehnbarer Begriff.



Genau, das sind alles solche Beispiele, die noch öfter im kleineren Stil passieren. Und sich summieren.
Jemand der beim BER gearbeitet hat, hat mir erzählt, was dort alles an Pannen passiert ist, und was man in der Öffentlichkeit auch niemals bis ins Detail erfährt.
Den Zuschlag haben jedenfalls oft nicht die fähigsten oder erfahrensten Unternehmen bekommen, und das Ergebnis mutet teilweise einfach nur nach Schildbürgerstreichen an, weil man sich ein solches Versagen im großen Stil kaum vorstellen kann. Im Land der Ingenieure.
Auch von Nepotismus war die Rede und dass dabei sehr wohl einige richtig gut verdient haben damit. Beweisen kann ich das natürlich nicht. Vielleicht wird irgendwann einmal ein investigativer Journalist die Fakten dazu zusammen tragen.




Kontrolle ist natürlich sehr wichtig, genügend Personal auch, aber ich denke schon, dass vieles eine Frage der Organisation wäre.
Und ob der Luxusausbau des Kanzleramts nun wirklich Not tat, sei mal auch dahingestellt.
Und wieder verbindest du etwas, in einem kleinen Nebensatz, mit Flüchtlinge
Rechtspopulistisch
Da kannst du dich noch so drüber aufregen
 
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Und auch, wenn es nicht populistisch ist, hat dieses Muster doch so seine Tücken, dass da eben Gruppen gegeneinander ausgespielt werden.
Das Problem ist nur, dass die Gruppen, die außerhalb Deutschlands leben, keine AfD aus Frust wählen und damit die Demokratie destabilisieren können. Das ist der Punkt!
Als Regierung steht man schon in der Pflicht, stärker danach zu schauen, dass die eigenen Bürger zufrieden sind, schon allein um den zivilen Frieden aufrecht zu erhalten!

Stichwort "Obdachlosigkeit", in Finnland gilt das Wohnen schon lange als Grundrecht:

 
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