Jetzt schießen sie wieder wie Pilze aus dem Boden, die grünen Weltuntergangsverschwörungstheoretiker und mit ihnen die ganzen Klimawandeljünger. Der bisher sehr regenarme Sommer lässt sie auf der Bildfläche erscheinen und von diesem ominösen menschengemachten Klimawandel schwafeln. Der ist schuld daran. Hervorgerufen von den vielen Dieselfahrzeugen (mehr Dieselfahrverbote müssen her), vom Braunkohleabbau (sofort stoppen!) und dem Individualverkehr sowieso (Innenstädte sperren)! Das könne man nicht leugnen, schreibt die Ober-Grüne Karin Göring-Eckardt via Twitter.
Die Faktenlage aber ist, mal wieder, eine ganz andere. Der Sommer des Jahres 1904 war der bisher niederschlagärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Vier Monate, beginnend im Mai, endend im August des Jahres, hielt eine andauernde Hochdrucklage Deutschland fest im Griff. Die Flüsse führten dermaßen Niedrigwasser, dass es zum Beispiel den Menschen an dem Mittellauf der Elbe möglich war, den Fluß ohne Schwierigkeiten zu durchwaten. Interessierte können im Netz unter dem Stichwort »Elbeniedrigwasser 1904« etliche Belege dafür finden. Zu jener Zeit aber gab es weder den heute bekannten starken Straßenverkehr, auch Braunkohle wurde nicht im selben Maße wie heute abgebaut. Und die Industrie war auch bei Weitem nicht auf dem Stand der 1970er-Jahre.
Hauptverantwortlich für das Wetter ist und bleibt, und das mag den Grünen noch so schwer fallen, die Sonne. Sie bestimmt die Wetterlage und auch das langfristige Klima. Die AfD-Bundestagsfraktionsvize Beatrix von Storch kommentiert das Lamento der Grünen per Twitter so: »Ja. Es ist warm. Sehr sogar. Aber dieses hysterische
#Klimakrisen- Gekreische der Klimanazis ist wirklich unerträglich. Auch wenn wir alle zu Fuß gehen, statt Autos zu bauen nun alle Gendergagaisten werden u nur noch Brokkoli essen: der Sonne ist das egal
Sommer 1904
Schöne Theorie. Leider völliger Schmarrn.
Das hier ist ein Graph, den ich dir gerade gemacht habe. Die grüne Linie sind die (mittleren) globalen Lufttemperaturen des woodfortrees-Index. Die rote Linie ist der sog. TSI-Index, ein Nennwert, der die Stärke der Sonneneinstrahlung auf die Erde angibt. Wie du siehst, stehen die beiden in gar keinem Verhältnis zueinander - im Gegenteil, während die Sonnenintensität die letzten 35 Jahre kontinuierlich zurückgegangen ist, haben wir die heißeste Phase der letzten 40 Jahre - und zwar kontinuierlich steigend.
Und, weil das anscheinend in keinen Kopf der vielen selbsternannten Klimaexperten reinzupassen scheint:
WETTER IST NICHT KLIMA.
Ob es jetzt heiß ist oder regnet oder schneit sagt erstmal nicht wirklich was über das Klima aus. Die Klimaveränderung ist ein weltweites, langfristiges Phänomen. Wetter ist ein lokales, kurzfristiges Phänomen. Das Klima wird langfristig das Wetter bestimmen, aber das heißt nicht, dass es nicht mal nen kühlen Sommer geben kann, und umgekehrt.
Aber, und das sollte einem vielleicht zu denken geben: für Deutschland gibt es Temperaturmesswerte seit 1761. Die 10 heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnung sind folgende:
1. 2014 (10,32)
2. 2015 (9,94)
3. 2000 (9,88)
4. 2007 (9,87)
5. 1994 (9,68)
6. 2011 (9,63)
7. 2017 (9,59)
8. 2002 (9,56)
9. 1934 (9,55)
10. 2016 (9,55)
Wem das nicht zu denken gibt, der hat seinen Kopf tief im Sand.
Was auch richtig ist, ist, dass sich das Klima stetig verändert. Es tut das aber über Abstände von hunderten Jahren. Wir können historische Temperaturveränderungen so etwa schätzen. Diese Schätzungen sind natürlich nicht weiß Gott wie genau, aber wir sehen zumindest Hitze- und Kältephasen, die es in den letzten Millionen Jahren gegeben hat. Und ja, es gab auch historisch so starke Anstiege wie die letzten 30 Jahre. Nur waren das etwa Vulkanausbrüche, die so unfassbar gewaltig waren, dass sie jahrelang den gesamten Himmel verdunkelt und 90% des gesamten Lebens auf dem Planeten Erde vernichtet haben. Nur ist von solchen Faktoren momentan keine Spur. Deswegen ist davon auszugehen, dass es momentan der Mensch ist, der es macht. Was ich damit sagen will: Ja, es gibt natürlichen Klimawandel. Und für den sind 100 Jahre etwa ein Wimpernschlag. Es gibt auch brutale Eingriffe in das Klima, auch natürliche. Nur haben diese natürlichen Eingriffe halt ebenso das Leben auf unserem Planeten zerstört wie wir es gerade (vielleicht) tun.
Okay, und wenn das noch nicht reicht: 40% der Menschheitsbevölkerung lebt weniger als 150 km vom Ozean entfernt. Wir haben momentan schon ein Überbevölkerungsproblem auf der Welt. Gefühlt halb Deutschland regt sich darüber auf, wie Leute aus fremden Ländern nach Mitteleuropa geschwemmt kommen, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. Stellt euch mal vor, was hier los ist, wenn es nicht mehr drum geht "
hmm, vielleicht ist es dort besser", sondern es darum geht, dass
Menschen nicht unter Wasser atmen können.