http://www.lvz.de/Region/Mitteldeut...Pneumologie-kritisiert-Auswertung-von-Studien
Forscher hängen alle an den Fördertöpfen
Dafür gibt es einige Gründe, ein wichtiger ist die Ausstattung der Forschungsprojekte mit öffentlichen Fördermitteln. Pro Forschungsprojekt fließen hier 7 bis 12 Millionen Euro, überwiegend aus EU-Töpfen. Es drängt sich leider der Eindruck auf, dass die Daten im Sinne einer Erwartungshaltung ausgewertet worden sind. Man sägt eben nicht an dem Ast auf dem man sitzt.
Tja, die Frage wäre dann: Wer soll die Forschung machen und bezahlen, dass sie wirklich von Herrn Köhler, Dir und auch von anderen als "unabhängig" akzeptiert wird. Forschungsinstitute werden immer auch öffentlich vom Staat bezahlt. Und, wenn die Studien von Firmen finanziert werden - z.B. von Ölfirmen, die auch ihren Diesel verkaufen wollen - tja, das ergäbe einen deutlich sichtbaren Interessenkonflikt.
Also nochmal die Frage: Von wem sollen die Studien kommen und von wem finanzier werden, dass sie allgemein als unabhängig anerkannt werden?
Man muss es so klar sagen. Hier werden aus Korrelationen unzulässigerweise Kausalitäten gezogen, das ist eine Todsünde der Wissenschaft!
Richtig ist, dass aus Korrelationen nicht automatisch Kausalzusammenhänge abgeleitet werden können. Die Problematik dahinter, die Herr Köhler auch anspricht, sind Störvariablen oder in Fachsprache auch Confinder-Variablen genannt. Es ist übrigens einer der klassischen Fehler esoterischer Behauptungen, eben von Korrelationen automatisch auf Kausalitäten zu schließen.
Herr Köhler tut jetzt aber so, als wäre das den Machern epidemologischer Studoien nicht bekannt oder bewusst. Und DAS ist falsch.
Schauen wir uns einmal verschiedene Studien-Designs an. Ein sehr gutes Studien-Design, mit dem man ziemlich sicher nicht auf Störvariablen reinfällt, sofern man sorgfältig arbeitet, wären prospektive gut verblindete und kontrollierte Vergleichsstudien - also das, was in Arzneimittel-Studien als der "Gold-Standard" gilt. Solche Studien sind in Fragestellungen wie: "Verbessert XYZ die Genesung?" ziemlich gut. Das Problem ist: Wenn es um die Frage geht: "Macht XYZ krank?" ist das Design unethisch, weil man dazu Menschen tatsächlich gezielt XYZ aussetzen müsste und sie damit u.U. gezielt krank machen könnte. Dieses Studien-Design fällt damit hier flach.
Bleiben Tierversuche. Ich bin mir nicht sicher, wie weit es die in der Stickoxid- und Feinstaubdebatte gibt. Aber auch hier gibt es ethische Gründe, wenn sie nicht stattfinden. Und die Übertragbarkeit auf Menschen der Ergebnisse kann angezweifelt werden.
Fazit ist, dass für epidemologische Studien nicht viel anderes übrig bleibt, als eben Bevölkerungsgruppen zu vergleichen. DABEI muss eben sehr sorgfältig auf besagte Stör-Variablen geachtet werden. Diese werden ausführlich herausgerechnet und diskutiert in jeder guten epidemologischen Studie.
Ich zitiere hierzu auch nochmal das Interview mit Nino Künzli, seines Zeichens Experte für Gesundheitsrisiken durch Luftschadstoffe, was ich vor ein paar Tagen schonmal verlinkt habe:
https://www.deutschlandfunk.de/lung...grenzwerte.676.de.html?dram:article_id=439257
Nico Künzli schrieb:
Künzli: Nein, das ist absolut nicht nachvollziehbar. Das ist aus dem letzten Jahrhundert. Herr Professor Köhler hat sich auch noch nie weitergebildet in der Epidemiologie, er kennt sich da gar nicht aus. Die Epidemiologie ist die zentrale Wissenschaft, solchen Fragen, die man experimentell gar nicht untersuchen kann, nachzugehen.
Selbstverständlich gibt es Methoden, wie man beispielsweise all diese anderen Störfaktoren auch mitberücksichtigt in riesengroßen Studien, wo heute 100.000, 200.000, 300.000 Menschen mitmachen, über die man unendlich viel Informationen hat und das mitberücksichtigt.
Die Evidenz wird heute von weltweiten Gremien, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern immer wieder neu beurteilt. Beispielsweise kommt die amerikanische Umweltbehörde in ihren Reviews, durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemacht, zu dem Schluss, dass Stickoxide eine kausale Ursache sind für Atemwegsprobleme, bei Asthmatikerinnen und Asthmatikern.
Und ich betone, das ist ein kausaler Zusammenhang. Und der wird heute akzeptiert in der Wissenschaftsgemeinde, zu der Professor Köhler aber nicht dazugehört und auch nicht seine Mitunterzeichner, denn das sind alles Laien, sind einfach behandelnde Ärzte und Ärztinnen.
D.h. wenn Herr Köhler behauptet, da würden nur Korrelationen betrachtet und zu Kausalitäten umgedichtet werden, so missachtet er die Methodiken und Mühen, mit der auch in der epidemologischen Forschung dem Einfluss von Störvariablen begegnet und dieser minimiert wird.