Ok, schauen wir uns dieses Video mal im Detail an:
Die ersten zwei Minuten geht es ausschließlich darum, dass Billie Eilish sich mal ein PS-starkes Auto gekauft hat, und dass das als Widerspruch zu ihrer Unterstützung von FfF und damit als Doppelmoral empfunden wird.
DAS ist schonmal Quatsch und ein Zeichen für dieses eklatante "ganz oder gar nicht"-Denken, was in der Gegen-Position gerne bedient wird. Das äußert sich dann überspitzt in solchen unlogischen Forderungen wie: "Entweder Du lebst ab sofort nur noch vegan und fährst nie wieder irgendein Fahrzeug, was fossile Brennstoffe verbrennt, oder Du gibst zu, dass der aktuelle Klimawandel nicht hauptsächlich menschengemacht ist."
Der Endverbraucher - also wir - können nur in unserem Konsumverhalten kleine Stellschrauben gegen den Klimawandel regeln. Die großen Stellschrauben liegen nach wie vor in der Hand der Politik.
Ein Aspekt davon wird dann auch in dem Video ab etwa 1:50 von Jan Schäfer, dem Bild-Politik-Chef, erwähnt. Ich zitiere:
Ich glaube auch, dass man bei vielen Fridays for Future Mitläufern, Demonstranden, diesen erhobenen Zeigefinger durchaus als Stinkefinger in das Gesicht der normal arbeitenden oder lebenden Bürger empfinden kann oder sogar muss, weil einfach dort propagiert wird, skandalisiert wird, was sich so leicht bei einigen gar nicht ändern lässt. In der Stadt kann man gut mit dem Fahrrad fahren, auf dem Land wird der Weg zum Arbeitsplatz schon ein bisschen länger... mit dem Fahrrad nicht so gut hinzulegen... - gibt nicht so viele Radwege - gibt nicht so viele Radwege möglicherweise, vielleicht gibt es auch nicht so viele Busanbindungen.
Was soll uns das sagen? Viele Menschen brauchen das Auto, also sind die Forderungen von FfF Blödsinn? Nein! Dass viele Menschen in der aktuellen Situation das Auto noch brauchen, steht außer Frage. Denen hält niemand ernst zu nehmendes einen Stinkefinger ins Gesicht. Ebenso niemandem, der sich kein Solardach o.ä. leisten kann, wird irgendwas unanständiges ins gesicht gehalten. Hier ist ja nicht die Forderung an die Endverbraucher, sofort Autos etc. stehen zu lassen, sondern die Forderung an die Politik ist, die Infrastruktur zu schaffen, so dass für mehr Menschen das Auto verzichtbar(er) wird. Da müssen dann Busanbindungen geschaffen werden. Da muss dann für Berufe, in denen das prizipiel möglich ist, die Möglichkeit zum Home-Office - zumindest für einen Teil der Zeit - geschaffen werden. DAS sind größere Stellschrauben, die die Politik regeln kann und muss, an die der normale Bürger in seiner Lebensrealität unbestritten nur schwer rankommt.
Weiter führt der Teilnehmer, von dem obiges Zitat kommt, aus, dass er FfF als arrogant empfindet und macht einen Rundumschlag, indem er ihnen Kapitalismuskritik zumisst, also Kritik an dem System, was den Wohlstand erst ermöglicht, der Klimaschutz auch erst möglich macht.
Und ja, aus Reihen von FfF-Anhängern finden sich auch Stimmen, die sich kritisch ggü. Kapitalismus und "dem System" äußern. So what? Wenn das einzige, was der Kapitalismus drauf hat, ist sinngemäß zu sagen: "Wir brauchen die fossilen Brennstoffe noch lange weiter - zu lange, um die Pariser Klimaziele zu erreichen." Dann ist das kritikwürdig. Wenn mit dem System nichts besseres erreichbar ist, dann stimmt etwas mit dem System nicht. Denn dann ist auch mit diesem System kein Klimaschutz möglich.
Jetzt kommt Roger Köppel (Chefredakteuer der "Weltwoche") bei etwa 2:50 ans Wort. Ich zitiere:
Klimapolitik ist für mich, 'tschuldigung, der größte Betrug, die größte Irreführung der Leute weltweit. Und alle, natürlich der Mensch, rennt dem hinterher... hinterher, diesem Masslecar fahrendem Teenager die dohlen (hab ich nicht ganz verstanden, er hat starken Akzent)
und Klimapolitik heißt ganz klar... grüne Klimapolitik heißt Planwirtschaft ohne Plan, heißt selbstverständlich Zerstörung der marktwirtschaftlichen Grundordnung. Die Grünen sind für mich keine Gründne, die sind tiefrote Sozialisten, die missbrauchen die Klimapolitik um eine systematische Demontage der Marktwirtschaft zu betreiben. Schaut Euch nur die Wahlprogramme an. Ich finde das unseriös. Das hat auch nichts mit Umweltschutz zu tun. Ich bin für Umweltschutz. Und meine Umwelt-Ikone ist nicht Greta Thunberg, sondern das ist der italienische Umweltminister, ein Physiker, der gesagt hat: "Ich bin auch für den ökologischen Umbau der italienischen Wirtschaft, aber eben mit marktwirtschaftlichen Methoden, mit Technologie, und - (ironische aufbrausend) oh Grauen - auch mit Kernkraft." Und das ist einfach die Diskussion, die in einem fortgeschrittenen Technologieland wie Deutschland geführt werden sollte (...)
Nun gut, ich kenne das Wahlprogramm der Grünen, und ich kann darin nichts erkennen, was irgendwie auf eine systematische Demontage der Marktwirtschaft aussieht. Im Gegenteil machen auch die Grünen an die Wirtschaft etc. noch so viele Zugeständnisse, dass dieses Wahlprogramm vielen noch nicht weit genug geht, und einige auch bezweifeln, ob sich damit die Klimaziele erreichen lassen.
An Betrug grenzende Irreführung ist für mich eine Klimapolitik der Unions-Parteien, wenn Herr Laschet sich selbst auf die Schulter klopft und behauptet, dass die Unionsparteien für Klimaschutz stehen - also die Partei(en), die in den vergangenen Jahren die Kohleverbrennung weiter gepampert und die Energiewende künstlich ausgebremst haben. Die parteien, anhand deren Programm die Klimaziele wirklich unerreichbar sind.
Ich stimme Herrn Köppel auch durchaus zu, dass Klima
politik, irreführend ist - also das, was die Politiker aus und mit den Aussagen der Wissenschaftler machen. Denn die Aussagen der Wissenschaftler sind klar und NICHT irreführend. Die geben vor, wieviele Treibhausgase noch netto - also nach Abzug dessen, was von der Natur wieder aufgenommen wird - in die Atmosphäre entlassen werden können, um die Erderwärmung aus 1,5°, auf 2° oder welche Temperatur auch immer gewählt wird, zu begrenzen. Wenn wir dabei das 1,5°-Zeil verfehlen, wird das u.a. bedeuten, dass sämtliche Korallen weltweit aussterben und das Grönlandeis wahrscheinlich "kippen" wird - d.h. eine Rückkopplung in Gang kommt, die den Grönland-Eissschlid unwiederbringlich abschmelzen lässt. DAS sind Vorgaben der Wissenschaft, und die sind nicht verhandelbar.
Wenn man diese Klimaziele nach den Regeln der Marktwirtschaft etc. erreichen lassen... prima, nur zu!
Die Technologie 100% des Energiebedarfs weltweit aus erneuerbaren Energien zu speisen, haben wir bereits mit Windkraft, Solarkrfat, Gezeitenkrfat etc. Dazu brauchen wir nicht mehr dringend die Kernkraft. Auch DAS sollte einem Hochtechnologieland wie Deutschland klar sein.
Ich stimme übrigens soweit zu, dass die Kernkraft durchaus im Hinterkopf behalten und weiter erforscht werden sollte. Aber sie birgt nicht nur Risiken, sondern hat auch ein eklatantes Problem mit der Entsorgung der Abfälle. Und Lösungsansätze dazu gibt es bislang nur auf dem papier oder bestenfalls in kleineren Tests. So lange das nicht weiter fortgeschritten ist, sind diese Probleme mit dieser technologie zu groß, um sie derzeit wieder hochzufahren. Und, sollten wir sie nochmal hochfahren, wäre auch das nur eine Zwischenlösung, weil auch diese "Brennstoffe" nicht nachwachsen. Es bleibt so oder so dabei, dass auf lange Sicht die Energiegewinnung mit regenerativen Energiequellen geschehen muss. Da führt kein Weg dran vorbei.
Meine Umwelt-Ikone ist übrigens auch nicht Greta Thunberg - und Billie Eilish erst Recht nicht. Meine Ikonen sind die Wissenschaftler weltweit, die sich täglich dafür den A... aufreißen zu messen, zu errechnet und zu ermitteln, wie weit der Klimawandel schon fortgeschritten ist, und wie weit er weiter fortschreiten wird, wenn wir wie handeln. Man braucht nicht auf Greta Thunberg hören, weil sie Greta Thunberg ist, wenn man wenigstens die Aussagen dieser Wissenschaftler ernst nimmt - auf die sich Greta Thunberg beruft, ohne dass von denen Widerspruch kommt.
Weiter im Video:
Jetzt geht es gegen die Elektromobilität. Der Abbau von seltenen Erden - Elemente, die für die Batterien (noch?) notwendig sind - und das Abkommen mit Bolivien wird bemängelt. Und ja: Da liegt noch vieles im Argen und ist dringend verbesserungswürdig. Wie so oft aber die Frage: Wieviel läge im Argen, wenn wir jetzt drauf verzichten? Und es läge sehr viel im Argen, wenn wir die Klimaziele verfehlen. Das täte den Ökosystemen, die wir aktuell durch den Abbau der seltenen Erden stören oder gar zerstören, auch nicht gut. Einen goldenen Weg ohne jegliche Nachteile gibt es derzeit nicht, und wir haben auch nicht mehr die Zeit, lange danach zu suchen.
By the way: Die Regeln der Marktwirtschaft, die in dieser Runde so verteidigt werden, beinhalten und bewirkten so einige andere sehr kritikwürdige Abkommen und Umweltausbeutungen. Komisch, dass die hier in der Runde nicht angesprochen werden... Nein, die Bösen sind nur diejenigen, die wünschen, dass der Treibhausgasausstoß schnell auf netto null gefahren wird
Weiter wird bemängelt, dass für die geplante Tesla-Fabrik und für Windräder Wälder gerodet werden.
Wälder werden für sehr viel gerodet. U.a. für den Braunkohletagebau. Man erinnere sich z.B. an den Hambacher Forst.
Es ist übrigens NICHT so, dass für Windräder ganze Wälder gerodet werden o.ä. Zum einen stehen Windräder nicht nur da, wo Wälder sind oder waren, und des weiteren, selbst wenn sie in Waldgebieten gebaut werden, bleibt immernoch ein großer Anteil der Bäume stehen. Hier mal ein Beispiel eines werdenden bzw. teilweise schon bestehenden Windparks in Schweden, wovon ich vor ein paar Wochen mal Fotos von einer Aussichtsplattform aus gemacht habe:
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Wow... man sieht die Waldrodung vor lauter Bäumen nicht...
Fortsetzung folgt, weil ich nur 12.000 Zeichen pro Beitrag nutzen darf