Du meinst Lippenbekenntnisse, oder? Ja, sehe ich ähnlich, denke aber auch das da fast jeder mal anfängt, bis ma da eben wirklich hinkonstruiert! hat. Dann löst sich dieses empfinden.
Es muss nicht unbedingt nur ein Lippenbekenntnis sein. Ich würde z.B. behaupten dass ich es wirklich weiß. Ich kenne auch Momente wo das sozusagen erfahren wird. Trotzdem empfinde ich mich zu 99% der Zeit als getrenntes Individuum. Es ist eher so, dass man sagen kann, dass der Gedanke selbst kein Wissen ist. Er kann Ausdruck von Wissen sein, aber man kann es vielleicht damit vergleichen, wie wenn Du jetzt gerade starke Schmerzen hast und sie beschreibst. Du weißt wie dieser Schmerz ist. Ein anderer erzählt Dir: "Das hatte ich auch schon, ich weiß auch wie das ist." Und diese Person weiß es in dem Moment nicht wirklich, sondern beschreibt Erinnerung auf der Basis von Zeit.
Bin nicht sicher, ob ich den letzten Satz in deinem Sinne verstanden habe, obgleich mir die Trennende Funktion von Zeit (und Raum) schon klar ist.
Das ist ein ziemlich schweres Thema.. könnte man viel zu schreiben. Ich versuche es mal kurz zu machen:
Mit den unterschiedlichen Perspektiven meinte ich, dass wenn wir beim Schmerzbeispiel bleiben, Du den Schmerz jetzt erfahren kannst. Das ist Deine Perspektive. Einen Tag später ist Deine Perspektive Schmerzfreiheit und die Erinnerung an den Schmerz kann nur noch mehr oder weniger "nachgefühlt" werden. Es entsteht mit zunehmender Zeit eine Art Abstand, eine Zunahme an Trennung könnte man sagen und eine Abnahme an Bedeutung. Und Bedeutung ist in dem Zusammenhang wichtig, weil sie darauf hinweist aus welcher Perspektive etwas wahrgenommen wird, der Status Quo dessen der vermeintlich wahrnimmt. Denn es sind die psychologischen Aspekte des Status Quo, Deine momentanen Überzeugungen, die all das bewerten was Du wahrnimmst (auch gedanklich) und die verändern sich eben auch über die Zeit und Du nimmst sie ebenfalls wahr.
Es ist also immer ein "in-Beziehung-setzen"... Etwa eine momentane Angst krank zu werden führt dazu, dass Du Dich an bestimmte Situationen erinnerst. Aus einer anderen Perspektive, ohne die momentane Angst, hätten diese Erinnerungen keine Bedeutung und Du würdest Dich nicht mal daran erinnern. Die momentane Perspektive ruft also sozusagen all das wach, was innerhalb der Zeit liegt und objektiv gesehen könnte man sagen: Erinnerung und Vorstellung sind objektiv nicht unterscheidbar. Beides ist im Grunde eine Form von Vorstellung.
Und noch etwas verrückter: Das was man genau jetzt wahrnimmt, ist im Grunde schon Vergangenheit. Man nimmt das Jetzt, sich selbst, das was wahrnimmt, niemals wahr. Daher kann man auch sagen: Die wirkliche Perspektive ist Zeitlosigkeit die Zeit wahrnimmt.