Natürlich ist es eine gewisse Abwendung von der materiellen Ebene. Doch man kann nicht ewig materiell leben. Früher oder später muss man sowieso sterben.
Das ist richtig. Nur müssen wir heute doch davon ausgehen, dass dieses Leben das wir haben das einzige ist, das wir jemals bekommen werden. Man muss also sehr ein Anhänger der indischen Reinkarnations-Theorie sein, um sich das eine Leben zu versauen, in der Hoffnung auf das nächste (was auch die Sinnfrage stellt, wozu dann das Ganze, nachdem ich ja jedes Leben dann in Askese leben müsste).
Ich habe schon den Eindruck, das es in Indien sehr viele gläubige Hindus gibt. Natürlich gibt es auch viele Moslems und andere Gruppen. Indien ist alles andere als einheitlich.
Sicherlich gibt es im Hinduismus genauso viele oder sogar mehr "praktische Gläubige" wie im Christentum. Nur lebt eben der "praktische Gläubige" halt gewisse Rituale nach aussen ... aber ist so sehr mit Leben beschäftigt, dass er für die spirituelle Seite recht wenig Interesse hat (wie viele Christen wollen sich spirituell entwickeln/oder doch nur im Ort am Sonntag bei der Messe als "gute Gläubige" gesehen werden, mit den Leuten nach der Messe plaudern ...).
Aber was ist die Alternative? Das Leben als Formel-1-Fahrer, Tennisspieler, Fussballer oder in irgendeinen "normalen" Beruf investieren. Das alles geht nur eine gewisse Zeit, dann ist es vorbei und es bleibt nur Frustration.
Warum sollte das so sein, dass man frustriert endet? Das Leben ist ein ganz tolles Abenteuer, man kann ungeheuer viele unterschiedliche Rollen einnehmen, unzählige Dinge erleben, vieles ausprobieren .... Mir ist bisher nicht langweilig geworden, und ich sehe nicht, dass sich das die nächsten 50 Jahre ändern wird. Natürlich - wenn ich keine Lebensziele habe, wenn ich nur lebe um mich animieren zu lassen ... dann wird's natürlich irgendwann mal langweilig. Aber es liegt an einem selber, das zu ändern.
Bei Iskcon wird so schnell keiner reich. Es bleibt ja auch jedem selber überlassen, ob er in den Tempel gehen, Geld spenden, Devotee werden oder was auch immer will.
Darum geht's ja gar nicht. Alleine die Einstellung im Volk zu schaffen, dass es egal ist, wie schlecht es einem in diesem Leben geht (eh alles nur Büßen für früheres Karma , tolles nächstes Leben) ermöglicht natürlich ein Volk beliebig auszubeuten. Nicht in Form von Spenden, sondern in Form von Arbeitsleistung. Denk' mal an Paläste wie den Palast der Winde, das Taj Majal und die grosszügigen und älteren Tempelanlagen ... sie alle kosten Ressourcen für ihren Aufbau. Ressourcen die das Volk erarbeiten muss, und die dem Volk in keinster Weise dienen. Nutzlosigkeit aus Glauben, aus Grossmannsucht von Herrschern und Religionen. Eigentlich müsste ein Volk dagegen rebellieren ... ausser, man hält es mit der passenden ideologie (Religion) nieder.