Depressionen - Was hilft wirklich?

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Jetzt war ich 1,5 Tage nicht da - und schon hab ich ne Menge hinterherzulesen gehabt...
Inzwischen geht es mir ein wenig besser. Gestern war ich bei einer Supervisionsgruppe für berufstätige Frauen - eine andere Frau hat ihr Thema in den Raum gestellt - und ich habe ein paar Erkenntnisse gewonnen...

1. Der grösste Wust an Gefühlen und Nicht-Erkennen-Können, was auf dem Weg zum Ziel wichtig ist, kann aufgeräumt werden - und
2. nicht alles, wofür man die Verantwortung meint, übernehmen zu müssen, liegt auch im eigenen Verantwortungsbereich.

Ich bin sehr viel leichter nun. Keine Ahnung, wielange der Zustand anhalten wird - die Therapeutin, welche ich angemailt hatte, hat noch nicht geantwortet - ich weiss nicht, wieviele meiner Themen ich noch auf (psycho)therapeutischem Wege lösen muss, oder ob die anderen Dinge, die ich tue, mir auch ausreichend helfen.
Dass mein Leben noch nicht zufriedenstellend verläuft, weiss ich, den Weg, da herauszukommen, muss ich noch erarbeiten - da könnte mir eine Therapie warscheinlich helfen...

Danke für Eure guten Ideen und die Diskussion...

Persönlich bin ich auch der Meinung und habe die Erfahrung gemacht, dass während der dunklen Phase der Druck eher von der Person genommen werden muss. Also: nicht noch mehr Aktivität, sondern "Du darfst schauen, was Dir wirklich gut tut!" "Du darfst Dich zurückziehen! Ich bin trotzdem da, wenn Du mich brauchst - komme in Deinem Tempo, wenn Du soweit bist!"

Danke Euch allen
Ahorn
 
Drogen unterdrücken immer die eigene Persönlichkeit. Man ist damit einfach immer ein anderer Mensch.

Tut mir leid, aber das kann man nun wirklich nicht so pauschal sagen! Äh, moment, sprichst du jetzt von Drogen oder von Antidepressiva?

Wenn Antidepressiva abgesetzt werden, dann Schritt für Schritt, das ist nichts anderes als ENTZUG.

Das ist richtig. Man muss sich rausschleichen. Alles andere wäre gefährlich.
 
Ich bin sehr viel leichter nun.

Ein gutes Zeichen. Und auch meine Erfahrung. Therapeutische Maßnahmen machen leichter. Oft werden da ganze Zentner von den Schultern genommen.

Persönlich bin ich auch der Meinung und habe die Erfahrung gemacht, dass während der dunklen Phase der Druck eher von der Person genommen werden muss. Also: nicht noch mehr Aktivität, sondern "Du darfst schauen, was Dir wirklich gut tut!" "Du darfst Dich zurückziehen! Ich bin trotzdem da, wenn Du mich brauchst - komme in Deinem Tempo, wenn Du soweit bist!"


Schön formuliert. Und wahr. Bloß nicht den Druck noch erhöhen. Man steht eh schon genug unter Druck und am Ende fühlt man sich noch mehr als Versager, weil man es nicht schafft, sich auf Kommando zu amüsieren.
 
Tut mir leid, aber das kann man nun wirklich nicht so pauschal sagen! Äh, moment, sprichst du jetzt von Drogen oder von Antidepressiva?

Ich sprech von Drogen. Antidepressiva sehe ich allerdings als eine Art von Drogen an. Sie schalten etwas aus. Antidepressiva lindern eine Depression, aber von der Sache her besteht die Depression ja noch, nur das bestimmte Folgeerscheinungen der Depression unterdrückt werden. Man erreicht einen gewissen Grad von Glücksgefühlen und somit wird die Persönlichkeit verändert. Antidepressive erleichtern einen die Depression aber die ursache der Depression ist immer noch da.
 
Ich sprech von Drogen.

Ok.
Antidepressiva sehe ich allerdings als eine Art von Drogen an.

Ich würde sagen: Jein.

Ja, weil: Antidepressiva natürlich im Bereich der Gehirnchemie wirken, so wie Drogen auch.

Nein, weil: Wenn man vernünftig eingestellt ist, ganz normal und klar durchs Leben geht.

Drogen können betäuben, berauschen, aufputschen, halluzinogen sein, uvm. Das hat man bei Psychopharmaka nicht. Selbst wenn sie sedierend wirken, ist es nicht als hätte man einen Joint geraucht. Selbst wenn sie antriebsteigernd wirken, ist es nicht als hätte man Amphetamine eingeschmissen.

Sie schalten etwas aus. Antidepressiva lindern eine Depression, aber von der Sache her besteht die Depression ja noch, nur das bestimmte Folgeerscheinungen der Depression unterdrückt werden. Man erreicht einen gewissen Grad von Glücksgefühlen und somit wird die Persönlichkeit verändert. Antidepressive erleichtern einen die Depression aber die ursache der Depression ist immer noch da.

Nicht wirklich, Jimmy, nicht wirklich. Von Glücksgefühlen würde ich schon mal nicht sprechen, denn Antidepressiva sind keine Ectasypille. Natürlich hast du Recht, dass die Depression gemildert wird. Das ist ja auch der Sinn der Sache. Eine heftige Depression geht in der Regel mit einem starken Serotonin- und Dopaminmangel einher. Es ist eine Krankheit. Das bedeutet, die Depression als solche, wenn sie ausbricht, wirkt schon Persönlichkeitsverändernd.
Ein wirklich ganz schwer depressiver Mensch kann sich teilweise nicht mehr selbst versorgen. Oder braucht auf dem Höhepunkt seiner Krankheit einen ganzen Tag für die Körperpflege. Würdest du sagen, dass dies Teil seiner Persönlichkeit ist? Oder leidet Tag und Nacht unter Angstzuständen und Panikattaken. Die Krankheit als solche verzerrt den Menschen und deswegen ist medikamentöse Behandlung ab einem bestimmten Schweregrad einfach angezeigt.

Die neueren Antidepressiva wirken auch nicht mehr so, dass man wie ein Zombie durchs Leben geht, sondern sorgen dafür, dass der Serotoninspiegel wieder erhöht wird und auf Normalniveau angeglichen wird. Somit kann der Mensch ein halbwegs normales Leben führen und z. B. wieder arbeiten gehen.

Es bedeutet nicht, dass man nur blöde grinsend durch die Gegend läuft, oder die Depression gar nicht mehr spürt. So ein Wundermittelchen gibt es da nicht. :)

Dass die Ursache noch da ist, stimmt natürlich. Deswegen sollte man es auch nicht nur bei der Chemie belassen, sondern noch andere Wege zur Heilung beschreiten.
 
hallo ahorn,

ich hoffe, es geht dir mittlerweile besser!?

ich habe vor ca. 4 jahren eine sehr schlimme depressive phase gehabt. morgens nach dem aufwachen war´s am schlimmsten. mit dem einschlafen hatte ich gar keine probleme. der schlaf war für mich immer eine flucht, einfach alles hinter mich lassen, in´s warme kissen kuscheln und hoffen, dass ich nicht mehr aufwache. dafür traf es mich morgens direkt nach dem aufwachen mit der doppelten wucht. das erste was ich morgens gemacht habe, war weinen - fürchterliches weinen. mein freund hatte dafür wenig verständnis. er hat mich zwar immer in den arm genommen und versucht zu trösten und mir gesagt, dass ich eigentlich keinen grund hätte traurig(!!!) zu sein und was ich denn hätte usw. manchmal habe ich ihn angebrüllt und gesagt, dass ich es einfach nicht wüsste. es war alles so dunkel und schwer und ich hatte das gefühl, alles elend der welt hing über mir. aufstehen und zur arbeit schleppen war die hölle. ich bin den tag über bestimmt 1x stündlich auf´s wc und hab geweint, geweint und geweint.
komischerweise wollte ich nie zum therapeuten, weil ich für mich wusste, dass nur ich selbst mir helfen kann. ich habe allerdings viele gute gespräche mit freunden geführt, die mir in den schlimmsten phasen geholfen haben.
ich gehöre eher zu der kategorie, die sich zurück zieht und voll und ganz in die depression hinein geht. am liebsten habe ich mir unter der heißen dusche die seele aus dem leib geweint (jeder hat wohl sein ritual ;o)). zusätzlich habe ich längere zeit johanniskraut genommen und wenn´s ganz schlimm war (innere unruhe), habe ich baldrian genommen. hat mich zwar tierisch müde gemacht, was im büro nicht so von vorteil ist, aber das war mir dann auch egal.

ich habe meine depression überwunden, weil ich die ursache dafür gefunden habe. im nachhinein weiß ich, dass mich meine depressionen auf etwas hinweisen wollten. mir zeigen wollten, dass in meinem leben etwas nicht stimmt. etwas was ich nicht wahrhaben wollte….oder etwas was ich verdrängt habe. irgendwann fing ich an mit meiner depression zu sprechen. hört sich blöd an, war aber so ;o). mir war unbewusst wohl klar, dass sie mich auf etwas hinweisen will und deshalb habe ich immer wieder gefragt was sie von mir will und was sie mir sagen möchte. tja, und irgendwann fing es zu dämmern an. als mir die ursache wirklich bewusst wurde, wusste ich auch was zu tun ist (ist eine andere und längere geschichte). im laufe der zeit wurden sie immer weniger und schwächer und heute bin ich davon befreit.

ich denke, jeder hat seine eigene art und weise mit depressionen umzugehen. der eine treibt wie wild sport, der andere zieht sich zurück. mir hat das zurückziehen am besten geholfen. mal davon abgesehen, dass ich zu fast nichts wirklich in der lage war. dass ich es überhaupt geschafft habe meinen job weiterhin auszuüben ist ein wunder!

zusammenfassend würde ich behaupten, dass die depressionen einen immer auf etwas hinweisen wollen und man sich damit auseinander setzen sollte - jeder auf seine weise. depressionen waren für mich bisher die schlimmsten erfahrungen, die ich gemacht habe. erstaunlich wie dunkel und schwer die welt sein kann….auch wenn im außen scheinbar alles in ordnung ist…..

nachdenkliche und mitfühlende grüße an alle menschen die depressionen haben. ihr seid nicht alleine und diese hürde kann man überwinden.

alles liebe

nonchalance
 
Hoi zäme,

nachdem ich heute fast in die Therapeutin hineingerannt wäre, der ich letzte Woche ne Email geschrieben habe (wir sind uns früher mal über den Weg gelaufen, deswegen habe ich mich an sie gewendet - heute hatte ich sie unbewusst erkannt, hab sie unbewusst angestarrt und bin auf sie zugesteuert - glaube nicht, dass sie mich erkannt hat), hat sie mir geantwortet - und nächste Woche bekomme ich einen Termin (nunja, ein wenig peinlich ist mir das mit dem Anstarren ja schon - aber egal!).
Zwar geht es mir ja mittlerweile ein wenig besser, aber die Ursache für die dunkle Stimmung ist nicht behoben, sie kann also wiederkommen - alleine trau ich mich nicht, da hinzuschauen, von daher ist das warscheinlich ganz gut so!

@Nonchalance: Ja, mein Freund versteht es auch nicht - obwohl er mich wirklich versucht zu unterstützen, und in einigen Dingen hilft er mir auch - aber mit meinen Stimmungen - nunja...

LG
Ahorn
 
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Wer von euch nimmt Antidepressiva?

Ich lehne diese für mich ab. Ich hatte mal Johanniskraut in einer Überdosis verschrieben bekommen - dann bin ich manisch geworden. Mit diesem Zustand konnte ich noch schlechter umgehen als mit meiner Depression...
Ich glaube, mein Körper produziert von sich aus nur Zustände, mit denen ich relativ gut zurecht komme. Medikamente können Zustände produzieren, mit denen man dann völlig aus dem Ruder läuft...

LG
Ahorn
 
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