Gerade wenn die schon so weit gehen, ihre Symbole offen zu zeigen (was ja auch bei sinnvolleren Demos als diesen hirnrissigen Anti-Masken-Aufmärschen passieren kann), geht es eben dann doch darum, denen nicht das Feld zu überlassen und nicht zuzulassen, dass sie das Thema vereinnahmen.
Wie weit die Vereinnahmung im gegenständlichen Fall tatsächlich passiert ist, kann ich nicht beurteilen, da ja bzgl der Berlin-Demo beide Seiten äußerst bemüht sind, sachliche und objektive Berichterstattung zu vermeiden.
Aber ich seh die Gefahr, dass dieses dauernde Hinweisen auf diese Figuren dann halt künftig auch bei anderen (und sinnvolleren) Anlässen als Totschlagarument herangezogen wird (was auch in der Vergangenheit schon versucht worden ist, mit unterschiedlichem Erfolg).
Das sind gute Argumente, die Du hier aufführst.
Du hast Recht, dass sehr viele Themen die Möglichkeit für irgendwelche Hohlbirnen bieten, das Thema für sich zu vereinnahmen. Das ist einer der Gründe, warum ich nur selten zu Demonstrationen gehe oder Petitionen unterschreibe: Ich möchte sichergehen, dass meine Stimme da nicht missbraucht wird. Demonstrationen und Petitionen müssen dafür klar umrissen sein, wofür demonstriert wird und - ebenso wichtig - wofür nicht. Der Interpretationsspielraum darf nicht zu groß sein.
Das ist denke ich auch ein Problem bzw. Fehler der "Hygiene-Demos" gewesen: Es war nur irgendwie gegen alles. Gegen die Maßnahmen allgemein, gegen Impfungen, gegen ... Auf so einen Zug können nunmal sehr viele mit aufspringen und das Thema nutzen. Impfgegner, Reichsbürger und viele mehr finden in diesem Komplex viel Wasser auf ihre Mühlen - Wasser, was andere Leute da nicht gerne hergeben würden.
Eine klarer umrissene Demo oder Petition - z.B. mit dem Inhalt: "Finanzielle Sicherheit für Selbstständige, Gastronomie und Künstler" - hätte mitunter auch meine Unterstützung, denn bei den Maßnamehn und deren Umsetzung wurden auch meiner Ansicht nach diverse Fehler gemacht. Und da wären Teilnehmer deutlich Fehl am Platz, die z.B. darüber philosophieren, ob Bill Gates nun Adrenochrom braucht, oder ob wir in einer Diktatur leben.
Wie weit die "Hygiene-Demos" nun von Reichsbürgern u.ä. wirklich vereinnahmt wurden, weiß ich nicht. Aber selbst in Filmausschnitten, die von Maßnahmen-Kritikern hier im Forum schon verlinkt wurden, sind Plakate mit den Reichsfarben oder "QAnon" oder ähnliches zu sehen und zu hören. Diese Leute sind gute sicht- und hörbar auf diesen Demos vertreten. Da wäre es doch die Aufgabe der anderen normalen Demo-Teilnehmer, denen nicht das Feld zu überlassen und deutlich zu machen, dass sie dafür NICHT demonstrieren, oder?
Ich kann verstehen, dass das mehr Aufwand wäre bzw. auch diversen Konflikt-Potential birgt. Darum würde ich da den bequemen Weg - nicht unbedingt den besten - Weg gehen und die Demo verlassen, wenn ich bemerken würde, dass da Gruppierungen ein Thema missbrauchen, für das ich demonstriere.