Das Schweigen des Opfers --weil es sich das aussucht @ Lichtbox und Co

dass Rechtsbewußtsein anerzogen sei, oder trainiert werden könnte, halte ich für den größten Irrglauben der Esoterik..Kinder wissen nichts von Strategien und Motivationen der Täter, fühlen aber im Falle eines Übergriffes ganz genau, dass da etwas Gravierendes nicht stimmt..

Und das Fühlen wird ihnen dann abtrainiert. Manchmal sogar so nachhaltig, daß sie als Erwachsene dann Kinder genauso behandeln.
 
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Das hast Du super beschrieben!

Aber gerade das Umlernen erlebe ich als einen ganz schwierigen Prozess - es gibt dafür in der Herkunftsfamilie/ im Umfeld oft keine adäquaten "Modelle".

Ich erlebe Frauen in ähnlichen Situationen oft zunächst sehr motiviert (bis "überschießend, z.B. "ab jetzt lasse ich mir gar nichts mehr von niemandem gefallen") und in einem zweiten Schritt etwas hilflos: "hm, wie genau mache ich das in dieser oder jenen konkreten Situation".

Oft kommt noch die (absolut verständliche) Unsicherheit "darf ich das überhaupt", "mag mich jetzt niemand mehr" bis hin zu "jetzt bin ich ja genauso schlimm wie die Täter" hinzu.

Wie hast Du das geschafft?

Wie du sagst: es IST ein schwieriger und vor allem Zeit beanspruchender Prozeß, umzulernen. Es müssen ja jahrzehntelang eingegrabene Gravuren aus der Seele wegpoliert und neue Gravuren eingezeichnet werden...

Das Stadium "Überszielschießen" gabs bei mir ja auch - teilweise auch im Forum hier nachzulesen ;) - und ich sage vorsichtshalber, es kann mir im Alltagsleben gelegentlich schon noch so eine Überreaktion auskommen. Genauso gabs die Unsicherheit - die in meinen Augen daraus resultiert, daß man dann das eigene Überreagieren behirnt - und sich dann gar nimmer auskennt. Das Alte will man nimmer - das Neue funktioniert noch nicht - ja wattdennnu ;)...

Geschafft habe ichs mit Geduld, immer wieder neu versuchen - und Unterstützung der Therapeutin und einiger guter Freunde. Das halte ich für sehr wichtig: im realen Leben Menschen zu haben, die einem bei der Rückmeldung zur Seite stehen. Die einem sagen, du, das fand ich jetzt zwar verständlich, aber überzogen - und das erlebte ich jetzt zwar heftig, aber angemessen.

So entsteht schön langsam ein neues Bezugssystem an der Stelle des alten Krampfes. Das wird dann allmählich tragfähiger, je öfter man es erprobt. Es ist tatsächlich so, als müßte man wie ein kleines Kind neu gehen lernen und bei jedem Schritt das Gleichgewicht neu suchen. Ist genau so mühsam, wie es sich anhört - aber es lohnt sich jeder einzelne Tapser und ebenso jeder Ausrutscher. Denn es folgt irgendwann ein Gefühl von "jetzt bin ich FREI", das jede Beschreibung übersteigt. :)

Was mir dabei sehr geholfen hat, das waren Affirmationen in der Art, wie Oma Louise (Hay) sie anbietet. Sie empfiehlt in ihren "10 Stufen, wie man sich selbst lieben lernt" ja, so oft wie möglich die alten destruktiven Gedankengänge zu durchbrechen, indem man sich neue, konstruktive Sätze vorsagt. Je öfter, desto besser. Das hierorts so gern als Lieblingsdraufhauer hergenommene "Positiv Denken" hat mir den Prozeß ungemein erleichtert... es kommt halt drauf an, WIE man es denkt und anwendet.

Und nicht zuletzt: die bei dieser Schule des Positiv Denkens übliche Grundhaltung "ich gestalte mir meine Realität SELBST" hat mir nicht nur geholfen. Sie hat sich für mich selbst als wahr erwiesen. Wie wahr, das wurde mir in einem Moment im vergangenen Sommer klar, als ich mit einem Flashback vom Feinsten konfrontiert war (es ist tatsächlich so, daß man in diesem Moment seinen Ohnmachtsgefühlen WEHRLOS ausgeliefert ist) - und ein mir zur Seite springender Mensch den alles entscheidenden Satz sagte "Aber Kinny, das ist doch alles nur in DEINEM KOPF". Als ich hinterher verifizieren konnte, daß er mit diesem Satz vollkommen RECHT hatte, ist der entscheidende Groschen in mir gefallen. In mir erwachte zum ersten Mal der leise hoffende Gedanke - "dann hab ich ja die Chance, das irgendwannmal wirklich LOS zu werden..."

Tor von Gor, ich hoffe, das führt jetzt nicht von deinem Thema hier weg. Ich glaube, es hat Bezug dazu - weil es mir ja drum geht, die gelegentlich mißverständlich formulierten Floskeln zurechtzurücken. Denn, richtig angewendet, sind sie tatsächlich hilfreich...

Liebe Grüße
Kinnaree
 
Wie du sagst: es IST ein schwieriger und vor allem Zeit beanspruchender Prozeß, umzulernen. Es müssen ja jahrzehntelang eingegrabene Gravuren aus der Seele wegpoliert und neue Gravuren eingezeichnet werden...

Das Stadium "Überszielschießen" gabs bei mir ja auch - teilweise auch im Forum hier nachzulesen ;) - und ich sage vorsichtshalber, es kann mir im Alltagsleben gelegentlich schon noch so eine Überreaktion auskommen. Genauso gabs die Unsicherheit - die in meinen Augen daraus resultiert, daß man dann das eigene Überreagieren behirnt - und sich dann gar nimmer auskennt. Das Alte will man nimmer - das Neue funktioniert noch nicht - ja wattdennnu ;)...

Geschafft habe ichs mit Geduld, immer wieder neu versuchen - und Unterstützung der Therapeutin und einiger guter Freunde. Das halte ich für sehr wichtig: im realen Leben Menschen zu haben, die einem bei der Rückmeldung zur Seite stehen. Die einem sagen, du, das fand ich jetzt zwar verständlich, aber überzogen - und das erlebte ich jetzt zwar heftig, aber angemessen.

So entsteht schön langsam ein neues Bezugssystem an der Stelle des alten Krampfes. Das wird dann allmählich tragfähiger, je öfter man es erprobt. Es ist tatsächlich so, als müßte man wie ein kleines Kind neu gehen lernen und bei jedem Schritt das Gleichgewicht neu suchen. Ist genau so mühsam, wie es sich anhört - aber es lohnt sich jeder einzelne Tapser und ebenso jeder Ausrutscher. Denn es folgt irgendwann ein Gefühl von "jetzt bin ich FREI", das jede Beschreibung übersteigt. :)

Was mir dabei sehr geholfen hat, das waren Affirmationen in der Art, wie Oma Louise (Hay) sie anbietet. Sie empfiehlt in ihren "10 Stufen, wie man sich selbst lieben lernt" ja, so oft wie möglich die alten destruktiven Gedankengänge zu durchbrechen, indem man sich neue, konstruktive Sätze vorsagt. Je öfter, desto besser. Das hierorts so gern als Lieblingsdraufhauer hergenommene "Positiv Denken" hat mir den Prozeß ungemein erleichtert... es kommt halt drauf an, WIE man es denkt und anwendet.

Und nicht zuletzt: die bei dieser Schule des Positiv Denkens übliche Grundhaltung "ich gestalte mir meine Realität SELBST" hat mir nicht nur geholfen. Sie hat sich für mich selbst als wahr erwiesen. Wie wahr, das wurde mir in einem Moment im vergangenen Sommer klar, als ich mit einem Flashback vom Feinsten konfrontiert war (es ist tatsächlich so, daß man in diesem Moment seinen Ohnmachtsgefühlen WEHRLOS ausgeliefert ist) - und ein mir zur Seite springender Mensch den alles entscheidenden Satz sagte "Aber Kinny, das ist doch alles nur in DEINEM KOPF". Als ich hinterher verifizieren konnte, daß er mit diesem Satz vollkommen RECHT hatte, ist der entscheidende Groschen in mir gefallen. In mir erwachte zum ersten Mal der leise hoffende Gedanke - "dann hab ich ja die Chance, das irgendwannmal wirklich LOS zu werden..."

Tor von Gor, ich hoffe, das führt jetzt nicht von deinem Thema hier weg. Ich glaube, es hat Bezug dazu - weil es mir ja drum geht, die gelegentlich mißverständlich formulierten Floskeln zurechtzurücken. Denn, richtig angewendet, sind sie tatsächlich hilfreich...

Liebe Grüße
Kinnaree

Danke, daß Du es so konkret beschreibst!

Das "positiv Denken", ähnlich wie das NLP, ist wahrscheinlich nur so verschrien, weil viele seine philosophische Basis, den radikalen Konstruktivismus (und da sind wir exakt wieder mal original bei Watzlawik :)) nicht kennen.
Das ist auch die Basis für die systemische Therapie, die immer mehr sehr erfolgreich praktiziert wird (habe ich oben schon was zu geschrieben).

Ich sehe es ganau so wie Du: "sich neu/ anders erschaffen", wenn die ursprüngliche Traumaarbeit bewältigt ist, ggfs. beides zusammen.

Was Du ganz super beschrieben hast: "Es ist nur im Kopf"!!! Wie schnell wird (leider) das immer und immer mal wieder als "Wirklichkeit" genommen.

Ich habe gute Erfahrung mit ganz tranparenter Aufklärungsarbeit bzgl. dieser Mechanismen gemacht ... :).
 
Ich denke der Schwierigkeitsgrad eines erfolgreichen Ausbruchs aus dieser konkreten Situation hängt davon ab, wie groß das Selbstbewusstsein, die Selbstliebe eigentlich waren und unentdeckt zum kleinen, jämmerlichen Körnchen mit Füßen getreten wurden. Je größer das Potential darunter, umso einfacher schafft man den Ausbruch.
Und die Hilflosigkeit im zweiten Schritt könnte von der Stärke des Abhängigkeitsgefühls her rühren oder eventuell noch vorhandener Angst?
Meine Gedanken dazu, bis Kinnaree kommt ;)

Selbstbewußtsein und Selbstliebe unterliegen auch bei nicht-traumatisierten Menschen einer "Tagesform" (wer kennt das nicht ... ).
Aber man kann sie bewußt herstellen und "üben" (und da kommt es sehr auf den Therapeuten und/ oder das Umfeld an, jedenfalls am Anfang). :)
 
Das ist auch die Basis für die systemische Therapie, die immer mehr sehr erfolgreich praktiziert wird...

Ja, meine Therapeutin ist eine systemisch Arbeitende. Ich habe sie vor allem dafür geliebt, daß sie nicht ewig und drei Tage lang in vergangenen Tagen rumgewühlt hat mit mir. Es war wichtig, die Vergangenheit anzuschauen, um das Corpus Delicti zu finden: ach, DA ist es entstanden. Und aus. Ab da war schon nur noch interessant, was mache ich JETZT daraus, wie geh ich jetzt damit so um, daß es mir gut geht.

Und darauf wird ja in all den hier so gern gehauenen :D Büchern auch unermüdlich hingewiesen. Den Fehler FINDEN, ja, aber dann so schnell wie möglich weg mit Aufmerksamkeit und Energie vom FEHLER hin zu dem ERWÜNSCHTEN.

Und DAS, so behaupte ich nach mehr als drei Jahren harter Arbeit, das kann ich mir nun tatsächlich aussuchen. Wohin ich meine Aufmerksamkeit lenke, das liegt tatsächlich bei mir. Deshalb meine ich, der leidige Satz gehört zurechtgerückt... ich kann mir aussuchen, mein Leben lang als Opfer zu verbringen - oder mir selbst die Macht zum Ausstieg aus diesem Opferleben zu geben. Das klingt jetzt vielleicht hart, aber ich sage: es lag sogar bei mir, wie LANG es brauchte, bis ich endlich anfangen wollte, aus dem Opferdasein auszusteigen.

*Findich*
Kinnaree
 
andererseits, Selbstbewusstsein und Selbstliebe bzw. Kontrolle brauche ich, wenn mein Vertauen in das Leben, die Liebe mit Füßen getreten wurde..Ich kenne viele, die blöd oder schlau geprügelt wurden mit unheimlich viel Selbstbewusstsein und Selbstliebe, wenig Verständnis für Schwächen Anderer, aber viel Vertrauen in gut zahlende Obrigkeiten..ihre private Meinung widerspricht oft die der Obrigkeit, aber damit kann man besser, als mit der normalen, realen Angst..
 
Tor von Gor, ich hoffe, das führt jetzt nicht von deinem Thema hier weg. Ich glaube, es hat Bezug dazu - weil es mir ja drum geht, die gelegentlich mißverständlich formulierten Floskeln zurechtzurücken. Denn, richtig angewendet, sind sie tatsächlich hilfreich...

Liebe Grüße
Kinnaree


Hörst du bitte auf damit :rolleyes:....... ich bin Froh das hier Dialoge stattfinden und wenns mal weiterführt , na und ?!?!

Ich finde es gut so viele Ansichten und Geschichten zu diesem Thema wie möglich zu lesen .

In meinen Augen kann gar kein Gespräch oder Dialog von hier ( vom Thema wegführen) . Ich denke es ist gut wichtig und richtig wenn sich User auch unter einander austauschen ich bin sogar froh das eine *Modse* :D sich beteilligt natürlich ist das Thema selbst nicht so lustig aber wenn ein Dialog stattfindet finde ich es gut UND bereichernd .

Außerdem müsste wenn dann ich mich entschuldigen schließlich habe ich als erster damit begonnen mich auszukotzen und einiges von mir preiszugeben .

Nun was die Floskeln angeht :

Ja es ist vieles missverständlich formuliert und gerade bei diesem Thema ist Klahrheit wichtig . Übrigens fand heute in Wien ein Protestmarsch der ehemaligen Heimkinder statt , vom Stephansplatz bis zum Rathaus .
Von 10.000 Heimkindern wurden *nur* 1800 entschädigt und als Opfer anerkannt . Dunkelziffer liegt bei weit über 20.000.

Je mehr ich hier lese desto mehr verändert sich auch mein Blickwinkel .
Ich merke an mir selbst das ich nicht mehr solche extremen Aversionen habe wie zu beginn des Threads . Ich möchte schon fast darum bitten diesen Thread als *wichtig* zu deklarieren für nachfolgende Menschen die Hilfe suchen .

mfg :umarmen:

T
 
Hörst du bitte auf damit :rolleyes:.......

Aber gern :)

Je mehr ich hier lese desto mehr verändert sich auch mein Blickwinkel .
Ich merke an mir selbst das ich nicht mehr solche extremen Aversionen habe wie zu beginn des Threads .

Das finde ich richtig gut. Durchs Reden kommen die Leut z'samm, sagt man doch bei uns in Wien.

Na gut, dann schwafle ich hier doch gern munter weiter, solangs noch wen interessiert :)

Liebe Grüße
Kinnaree
 
He, das wußte ich gar nicht von Dir. ;) :kiss4:

du hast es bloß vergessen ;)

"Isolierte" Aufstellungen, ohne Rahmensetting (da gibt es ja etliche Varianten ...) finde ich nicht ungefährlich.

sind sie auch nicht, und da spielt es keine Rolle, ob das mit echten Familienmitgliedern stattfindet oder mit Stellvertretern.

sorry für kurzes OT.
 
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Ich freu mich einfach, zu lesen, dass hier gerade ein harmonisches Miteinander stattfindet.

Das wars auch schon - achnee... 'n Amnd zsamma :)
 
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