Hallo Madgirl
ich möchte weniger auf dein Horoskop als auf das Phänomen Hochsensibilität eingehen, da du ja auch so etwas wie "Ursachenforschung" ansprichst.
- Die Tatsache, dass innerhalb des letzten Jahrzehnts und nun vermehrt (in immer breiterer Öffentlichkeit) Bücher, Artikel, Blogs erscheinen, die überhaupt ein "Konzept", bzw. ein "Persönlichkeitsmerkmal" einer Hochsensibilität als existent und valide erklären.
Mich hat das auch fasziniert, das Thema, und ich habe mir einiges dazu durchgelesen, gerade in Blogs etc. Und es stimmt, das Thema verbreitet sich geradezu viral. Was mich wiederum skeptisch stimmt.
Oder anders herum: Die Tatsache, dass es vermehrt angesprochen wird, nimmt Menschen den Grund für Ihre Scham und ihre schlechten Gefühle.
Da ist die Frage für mich: Woher kommen diese schlechten Gefühle oder die Scham? Wofür sind sie Ausdruck? Dafür, dass man sich unzulänglich, nicht ganz "richtig" fühlt.
Ausserdem habe ich mich in diesem Konzept zugegebenermassen extrem wiedergefunden. Man hat das Gefühl, man sei aus dieser Welt, man spürt Dinge, die anderen scheinbar entgehen und irgendwann zweifelt man ein seiner Wahrnehmung und fühlt sich regelrecht "verrückt".
Das ist für mich der Dreh- und Angelpunkt: Der Zweifel an der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit und damit auch der Zweifel daran, ob man "richtig" fühlt.
Verbunden habe ich es dann astrologisch unter anderem mit Uranusverbindungen (Nervensystem) und einem einflussreichen, starken Neptun (übersinnliche Wahrnehmung).
Sicher hat dieses Phänomen, das Hochsensibilität genannt wird, etwas mit dem Nervensystem zu tun und vermutlich auch mit einer hohen Erregbarkeit (der Nerven), was durchaus eine Entsprechung des Uranus sein kann. Allerdings würde ich Neurotransmitter, die ebenfalls etwas mit der Reizverarbeitung zu tun haben, eher dem Neptun zuordnen. Was die "übersinnliche Wahrnehmung" betrifft: Na ja, Wahrnehmung beruht auf den Sinnen.
Ich gehe davon aus, dass Fähigkeiten, die in besonderer Weise ausgebildet werden, dazu so etwas wie einen Anreiz benötigen und/oder, wenn der der Anreiz ausbleibt, sich eine Fähigkeit weniger stark ausdifferenziert. Es wird also so etwas wie eine Anlage geben und einen "Entwicklungs-Anreiz".
Wenn ein Mensch so feine Antennen ausbildet, dann muss der Anreiz stark gewesen sein. Was könnte das gewesen sein, dass einen nötigte, in anderen regelrecht zu "lesen" wie in einem offenen Buch?
Meint ihr, es ist etwas dran, an der physiologischen Dispoistion ?
Zu einem Teil sicher. Es gibt halt unterschiedliche "Ausstattungen", so, wie es verschiedene Augenfarben gibt. Nachdem ich mich nun seit beinahe 20 Jahren mit der Thematik "Hochsensibilität" beschäftige, bin ich zu folgender Auffassung gekommen: Diese sehr feine, ausgeprägte Wahrnehmung beruht auf sehr, sehr frühen Erfahrungen. Und diese Erfahrung ist: Wenn ich als hilfloses Wesen (Säugling, Kleinkind) überleben will, bin ich auf Mutter und Vater angewiesen. Ohne ihre Zuwendung sterbe ich. Ich muss also alles tun, um sie so zu stimmen, dass sie mich versorgen und nicht verhungern lassen. Gerade Kinder von Depressiven, Süchtigen etc. bilden diese feinen Antennen aus, um zu erfassen, wie Mutter oder Vater gerade gestimmt sind und um fast "vorausschauend" die Signale aussenden zu können, die es braucht, damit Mutter oder Vater sich um einen kümmern.
Eltern, die sehr mit sich selbst zu tun haben - aus welchen Gründen auch immer - und dadurch wie abwesend sind, senden oft sehr uneindeutige Signale an ihre Kinder, nicht selten auch widersprüchliche. Um mit dieser Ambivalenz und auch "Unzuverlässigkeit" fertig zu werden, lernen Kinder sehr früh, jede Regung, jede Bewegung, jeden Gesichtsausdruck zu "lesen" und einzuordnen und - ihrem Alter entsprechend - vorausschauend zu agieren. Fehlendes oder auch völlig unangemessenes Feedback seitens der Erwachsenen lässt diese Kinder aber an der Richtigkeit ihrer Wahrnehmung zweifeln. Sie fühlen sich verloren und in gewisser Weise sind sie ja auch „verwahrlost“.
Um es kurz und knapp zu formulieren: Die Hochsensibilität beruht auf traumatischen Erfahrungen. Traumatisierte Anteile werden "abgespalten", Überlebensanteile übernehmen die Regie. Diese Überlebensanteile sind aber eben nur Teil des Ganzen, so dass unterschwellig bewusst ist, dass man nicht vollständig oder nicht "richtig" ist. Dieses Gefühl von Unvollständigkeit führt auch zu Scham und vor allem zu einer starken Unsicherheit und eher schwachem Selbstwertgefühl. Letzteres wird dann gern "aufgewertet", etwa damit, dass man sich ein Etikett wie "Hochsensibilität" anheftet. Und das wird genutzt, wie man an der Flut von Veröffentlichungen zum Thema ablesen kann. Mit vermeintlichen und erst recht wirklichen „Defiziten“ lassen sich eben gut Geschäfte machen.
Was sind astrologische „Marker“? In erster Linie sicher der Mond (Wahrnehmung im Sinne eines Filters), Merkur (wie werden die aufgenommenen Informationen und Reize verarbeitet und genutzt), Mars (für die Lebenserhaltung im Sinne eines Überlebensinstinktes), Neptun (im Sinne von Entgrenzung und Betäubung, aber auch Sehnsucht nach dem Vollkommenen). Bei Uranus bin ich mir bislang noch nicht ganz sicher, welche Rolle er spielt.
Soweit meine Überlegungen zum Thema, vielleicht ist ja etwas für dich dabei.
Schöne Grüße
Rita