Du möchtest dein spirituelles Ego steigern ins Unendliche?
Das ist kein Problem.
Zuerst definierst du dich am Besten selbst als übernatürliches Wesen.
Das ist ganz einfach. Du behauptest, daß du den Tod überleben kannst.
Das müßte eigentlich reichen als Beweis, daß du ein übernatürliches Wesen bist.
Nun bist du also ein übernatürliches Wesen. Jetzt sagst du einfach: Du bist nach dem Bilde Gottes geschaffen.
Und schon ist dem Größenwahnsinn keine Grenze mehr gesetzt.
Religionsbücher haben es an sich, daß man damit alles beweisen kann, einschließlich das Gegenteil.
Um das zu zeigen, verwende ich das Reclam Heft 7874, das die Bhagavad Gita, das Lied der Gottheit in Gedichtfassung anbietet. (Ursprünglich ist die Bhagavad Gita ein Gedicht aus dem Mahabharata.)
Ich bin nicht sicher, ob ihr das einmal aufmerksam gelesen habt. Man kennt das ja vielleicht:
Der Arjuna hat keinen Bock zum Kriegführen, und Krishna überredet ihn:
Bhagavad Gita. Reclam Heft, 2. Gesang, Vers 11, Krishna spricht:
Dein Wort scheint sinnvoll, doch du klagst
Um die, die nicht beklagenswert,
Ein Weiser klagt um niemanden,
Dem Leben oder Tod beschert.
Nie war die Zeit, da ich nicht war
Und du und dieser Fürsten Schar,
Nie kommt der Tag, da wir nicht sind,
Im Lauf der Zeit herbei fürwahr.
Denn wie die Seele jetzt im Leib
Zum Knaben Jüngling Greise wird,
So lebt sie auch im neuen Leib;
Das glaubt der Weise unbeirrt.
Wird hier erklärt, wie man mit Krieg die Kaste der herrschenden "Fürsten Schar" für ewig sicherstellt?
Man lebt theorietisch von Anfang bis Ende des Universums und darüber hinaus, denn nie kommt der Tag, da wir nicht sind. Das Ich, das Ego lebt ewig.
Man muß natürlich auch wissen, daß die einfachen Inder immer schon schlecht im Lesen und Schreiben waren. Und daher sind sie natürlich nur bis zum 2. Kapitel gekommen bei ihren Vorlesungen insbesondere kurz vor dem Krieg.
Im dritten Kapitel sieht man das nämlich völlig anders:
Nur ganz kurz:
Bhagavad Gita. Reclam Heft, 3. Gesang, Vers 27, Krishna spricht:
In Wahrheit handeln in der Welt
Allein die Gunas der Natur,
Verblendet durch sein Selbstgefühl,
Der Tor glaubt selbst zu handeln nur.
Hier wird doch glatt behauptet, daß das Ich gar nicht existiert, und das Selbstgefühl wird sogar als Verblendung bezeichnet.
Ist das nicht ein klarer Widerspruch?
Auch in der Bibel kann man Widersprüchliches finden. Dazu ein Beispiel:
Lk 9,23: Da sprach er zu ihnen allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.
Lk 14,26: Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.
Die Sache mit der Liebe steht auf einem anderen Blatt.
Nachdem Haßausbrüche Angst auslösen und zu viel Angst in Haß umschlagen kann, ist es natürlich sinnvoll, jede Angst aufzulösen. Das kannst du tun, indem du ganz und gar Haß wirst. Dann hat die Angst keinen Platz mehr. Und unter diesen Umständen wirst du wahrscheinlich auch keine Angst vor dem Tod mehr haben.
Diese Vernichtungsstrategie ist wichtig für jeden Haßprediger und Endzeitfanatiker.
Also bitte das vormerken. Andernfalls wird es schwierig, die Apokalypse auszulösen.
freundliche Grüße