Damour
Sehr aktives Mitglied
Gott ist das anstrengend. Da geht man mal in's Konzert, Mittagessen, Spazieren und Kaffeetrinken und schon verpaßt man jede Menge, das man dann lesend nachholen muß. Ein Bonmot fand ich beim Lesen die "Textwurst" und in mir entstand das Wort "Televögelei". (falls es jemand wissen will.)
Weißt Du so nach dem Lesen auch der anderen Posts von Dir hat sich in mir ein einziges Wort herauskristalisiert, das, wie ich meine, Deine primäre Lernaufgabe zur Zeit beinhaltet: Kontrolle.
Denkste mal drüber nach, gell, wie Du den Aspekt der Kontrolle in Deinen Beziehungen erlebst und Deinen Wunsch danach. Und in diesem Zusammenhang würde ich auch in's Elternhaus schielen: wer kontrollierte da durch welche Verhaltensweisen wen, und wie wurden die Kinder "mißbraucht", um etwas nicht in's Kontrollose ausufern zu lassen? Es ist ja so, daß letztlich dieser Mechanismus, der Dich kontrolliert und in dem Du Kontrolle lebst, den Umgang mit Kontrolle in Deinem Elternhaus wiederspiegelt. Man hat ja die soziale Struktur der Kindheitsfamilie internalisiert, d.h. man hat in sich die Stimme der Mutter und die Stimme des Vaters, und diese beiden Stimmen konkurrieren miteinander, um die Kontrolle herzustellen, die notwendig ist, damit die elterliche Beziehung nicht zerfällt und die Familie erhalten bleibt. Dabei wird Dir vermutlich bewusst sein, was Deiner Mutter unbewusst war, denn als Mädchen "spiegelst" Du die Verhaltensweisen Deiner Mutter im Negativbild, damit Du dich aus der Mutter-Kind-Identität herauslösen kannst. Beim Vater dagegen sind Dir seine auch ihm bewussten Verhaltensweisen bewusst und durch Reflektion kannst Du - möglicherweise anders als er - die Auswirkung seines Handelns/Soseins auf die Mutter und ihre Beziehung betrachten und sie in Frage stellen.
Es ist ja so, Damour: auch wenn Du das Negativbild Deiner Mutter lebst, lebst Du deine Mutter. Nur im Negativbild. Das Bild ist aber das Gleiche. Von diesem Negativbild kannst Du dich aber als Individuum unterscheiden, indem Du spirituell eine Wandlung erlebst. Und wenn Du da gerade im Leben sein solltest, angestossen durch den erlebten Mißerfolg in Deiner Beziehungsgestaltung, dann ist jetzt vielleicht die Chance, wirklich mal spirituell einen Sprung zu machen und das "Ich" zu verlassen und zum "Du" zu werden. Also zu einem Menschen, der Dir gegenüber steht, der wie Du ist, aber eben doch nicht derselbe. Möglicherweise hat dieses Du in Dir nicht die gleichen Probleme wie Dein Ich, denn es lebt keine Negativbilder, sondern Positivbilder. Man könnte dieses innere Du als den Teil in Dir beschreiben, den Du bisher aussparst, dessen Verhaltensweisen, Wahrheiten und Gefühle dein Ich möglicherweise bisher verdrängt. Ich bin mir recht sicher, daß zwar Dein Ich unbrauchbare Männer anzieht und daß Du dann aus dem Wunsch nach Kontrolle heraus ein Scheitern erlebst. Dein inneres Du hätte diese Probleme nicht, würde solche Männer nicht anziehen. Der Weg zu diesem inneren Du führst aber zu Dir selbst, daher bist Du hier im Thread wohl auch von Singles umgeben, denn niemand kennt sein inneres Du, der nicht sich selbst kennt und sein Ich verlassen hat. Was das Ich im Leben in uns festhält sind ja nun mal v.a. die Beziehungen, die wir leben, und daher enden die irgendwann wenn man sich auf den Weg zur inneren Wahrheit aufgemacht hat.
....und weil das verwirrend war nochmal die Aufklärung, daß ich die Beschreibung "inneres Du", "Selbst" und "Ich" wähle, um Dich auf diese Möglichkeiten der Selbstbetrachtung aufmerksam zu machen. Man hängt ja bei solchen Fragen wie Du sie hast meist im Ich-Gefühl fest. Das Ich ist aber nur eine Vorstellung, die Andere über uns haben. Tatsächlich sind wir nicht Ich, sondern wir sind Selbst. Und um vom Ich aus zu erkennen, wer wir selbst sind, müssen wir unser inneres Du erkennen, also den, den wir tagtäglich in Gedanken abtreiben, den wir nicht wollen, nicht erkennen, nicht verstehen. (Meist ist das die "inthronisierte" Mutter. Manchmal auch der Vater, aber der steht meist unter'm Pantoffel in unserer Kultur.)
lg
Vielen, vielen Dank!!!!!!
Kann gerade nicht mehr dazu sagen als das...
Du hast wirklich die Gabe, Dämme zu brechen.
In Umarmung,
Daniela