Im Dschungel von Malaysia lebt ein kleiner Stamm von Ureinwohnern - die Senoi - bei
denen die Traumarbeit im Mittelpunkt des täglichen Lebens steht. Träume werden unter
Leitung eines Therapeuten in der Gruppe erzählt, analysiert und in Form von
Tagträumen (in einem entspannten Zustand) positiv umgeträumt. Ziel der Traumarbeit
ist es, Herr des eigenen Traumreiches zu werden - auch in dem Sinn, daß Erkenntnisse
aus der Traumarbeit in aktives Handeln und kreative Arbeit im realen Leben umgesetzt
werden.
Die Senoi pflegen ihre Traumkultur nach mündlichen Überlieferungen bereits seit vielen
Jahrhunderten. Und so sieht ihre Traumarbeit praktisch aus: jeden morgen beim
Frühstück werden zuerst von den Kindern, dann von den Erwachsenen die Träume der
vergangenen Nacht berichtet. Für die Senoi ist das Traumerleben genauso wichtig und
real, wie das Erleben der Wirklichkeit. Sie betonen, daß ein Mensch in seinen Träumen die
Kraft hat, das in seiner Seele wahrzunehmen, was er sonst hinter Fassaden versteckt
hält. Der Mensch kann sein tiefstes Selbst und seine größte kreative Kraft dann erleben,
wenn seine seelische Dynamik vom unmittelbaren Kontakt mit der Umwelt befreit ist -
also im Traum. Die archaische Kraft der Bilder-Traumsprache setzt Emotionen in Gang
und damit verbundene Handlungsprozesse. Alle Gestalten werden als Teile des eigenen
Selbst gesehen. Ein wichtiger Kernpunkt der Traumarbeit ist die Gestaltbarkeit der
Träume. Oberstes Ziel der Traumarbeit ist es, Herr des eigenen Traumreiches zu
werden, d.h. Kontrolle und Zusammenarbeit mit allen Kräften und Gestalten erreichen zu
können und somit Herr seiner Selbst zu sein. Die Folge ist, daß Gefühle von hilflosem
Ausgeliefertsein an übermächtige Kräfte einer aktiven Auseinandersetzung mit diesen
Kräften weichen und der Selbsteuerung Platz machen.