Ireland
Sehr aktives Mitglied
Hi Ireland, was gefällt dir an Tiefenpsychologie ganz allgemein nicht, bzw. womit assoziierst du diese Form?
Und inwieweit ist die systemische anderen Therapieformen vorzuziehen?![]()
Das ist eine lange Geschichte ... .
Vielleicht hast mal Duckis Beiträge hier im Forum gelesen und kennst ihre "Umstände" drumherum?
Gegen genau so etwas bin ich hochgradig "allergisch" und so habe ich alles "vor VT" (die Anfänge der Verhaltentherapie lagen in den 50ern, danach hat sie sich rasant entwickelt und etabliert als der kognitive Aspekt hinzukam und nicht mehr nur die Verhaltensebene im Blickfeld war) eingeordnet.
Meine Universität war komplett verhaltenstherapeutisch ausgerichtet und zu der Zeit, als ich studierte, gab es den heftigen Schulenstreit (den auch fhedor anschnitt) zwischen den Verhaltentherapeuten, den Tiefenpsychologen, den Gesprächstherapeuten und den Psychoanalytikern.
Dann war so etwas wie ein "integrativer Ansatz" angesagt (nach den ersten riesigen Studien war klar, daß einige der Therapieformen gut wirken, allerdings mußten noch die spezifischen Wirkfaktoren jeder Therapieform extrahiert werden - es war ein Prozess, der sich über Jahre zog und auch heute noch nicht ganz abgeschlossen ist: man muß ja erst Patienten behandeln, Daten erheben und auswerten und auch die Langzeiterfolge testen - über alle Dignosen, Geschlechter, Altersstufen, Therapiesettings uvm. ... ).
Dieser "integrative Ansatz" sah in der Praxis oft z.B. so aus, daß eine Einrichtung Therapeuten aller Richtungen einstellte und es quasi zwangsläufig zu Streit und Hader kam.
Weil eine "klassiche Psychoanalyse" für die Krankenkassen unbezahlbar ist und auch nur Effekte bei intelligenteren Patienten mit wenigen Problemen aufwies (lt. Grawe Studie), hat man angefangen, diese älteren Therapieformen zu verändern.
Für die Verhaltenstherapeuten (die in der Grawe Studie "gewonnen" hatten - ganz platt formuliert!) wurde das mit einem "müden Lächeln" quittiert und als nicht möglich abgehakt (das ist nur meine Sichtweise aus einer bestimmten Therapierichtung und einer bestimmten Gegend heraus, andere werden es anders sehen und anders schildern).
Der systemische Ansatz (es kann sich niemand verändern, wenn sich sein System - Eltern, Freunde, Partner, Kinder usw. nicht mit verändert; es gibt keine absoluten Wahrheiten, "Schuld" ist sekundär), den es schon gab, setzte sich immer besser durch (durch Studien) und "paßte" auch zu den Konzepten der kognitven Verhaltenstherapie.
Daran (Grundlage radikaler Konstrukivismus - Watzlawik und Co.) orientierten sich wohl auch die Tiefenpsychologen (was für die Verhaltenstherapeuten, die ja allesamt auch tiefenpsychologische Grundlagen gelernt haben quasi unmöglich erschien, weil die Tiefenpsychologie sich - eigentlich - was ganz anders auf "die Fahne geschrieben" hat (?)).
Daß ein Therapeut FÜR den Klienten etwas aufdeckt/ etwas "durchschaut", was der Klient nicht duchschaut (z.B. durch eine Deutung) ist völlig überholt (lt. dieser Supervisorin).
Oft gab es kleinere und größere autoritäre Auswüchse bis Herabwürdigungen des Klienten bis Schuldzuschreibungen (an den Klienten/ an die Familie/ an die Umstände usw.).
Allerdings habe ich das nur am Rande selbst mitbekommen. Ich kenne nur die Schilderungen bereits therapieerfahrener Klienten, die mir oft die "Ohren schlackern" ließen (es passiert wohl immer noch in der Tat so etwas, was z.B. Ducki hier geschildert hat). Auch wenn ich da viel "abziehe" (persönliche Erfahrungen, Beobachtungen und Wahrnehmungen, auch natürlich meine eigenen, sind stets mit Vorsicht zu genießen!), bleibt bei mir ein mulmiges Bauchgefühl (und es ist schön zu hören, daß sich da viel verändert).
Fiory, das ist die Schilderung aus meiner Sicht, meinem Erleben, meiner Berufstätgikeit, und meiner berufliche Sozialisation.
Ein anderer Psychologe/ Psychotherapeut mag das anders sehen.
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