"Die Traumatherapie" bei jedem gibt es im Prinzip nicht.
Es gibt bekannte, gut untersuchte Stabilisierungstechniken (z.B.
http://www.uniklinik-ulm.de/fileadm...esentationen/4telJT_PL_WorkshopStab_Okt12.pdf - ich habe das gewählt, wei es kurz, bündig und übersichtlich ist

), wobei auch nicht alles für jeden gut geeignet ist (solche "Werkzeuge" werden vorgestellt und der Klient entscheidet, was zu ihn paßt).
Das und weitere Inhalte gehören z.B. zu der Zusatzausbildung, die ich vorhin erwähnt habe.
Auch in der Psychotherapie beim Psychotherapeuten können dort Anleihen gemacht werden, der zentrale Aspekt liegt jedoch etwas anders.
Zunächst ist die Beziehungsebene zwischen Therapeut und Klient maßgeblich (es muß stimmig sein, sonst lassen sich sensible Themen nicht kommunizieren).
Dann kommt irgendwann (vielleicht auch sofort) der Punkt, an dem der Klient das Trauma offenmacht (und da wird niemals gedrängt oder fossiert).
Hierbei spielen das Setting (ambulant/ stationär; Gruppen-/ Einzeltherapie; Anwesenheit von Familie/ Freunden) und die Diagnose (falls vorhanden) eine Rolle.
Mit einer dissoziativen Identitätsstörung (basiert in der Regel auf einem Trauma) wird man kompkett anders vorgehen als mit einer Panikstörung (auch da kann sich ein Trauma hinter verbergen) als mit einer Psychose (auch dort kann es ein Trauma geben) ... als z.B. mit einer Frau/ einem Mann, die gezielt kommt, weil sie ein spezielles Trauma bearbeiten will (z.B. eine Vergewaltigung).
Wahrscheinlich kannst Du Dir unter diesem Aspekt vorstellen, wie komplex und vielschichtig ein Trauma sein kann, wie es sich "verstecken kann" oder auch, wie es reininterpretiert werden kann (und vieles dazwischen).
Nehmen wir den "eindeutigeren (aber sehr seltenen!) Fall": ein Klient kommt, um gezielt sein Trauma zu bearbeiten.
Eine der ersten Fragen des Therapeuten wird stets sein: "was könnte Ihnen helfen". Auch wenn diese Frage etwas abgedroschen erscheinen mag, so hat doch jeder dieser Klienten sehr klare Vorstellungen, was ihm in seiner speziellen Situation helfen könnte und das ist sehr gut so.
Ob das nach 10 Sitzungen immer noch der gleiche Auftrag ist, ist völlig sekundär, der Klient bestimmt, wo es lang geht, der Therapeut entscheidet, ob er ihn dabei begleiten kann.
So kann es sein, daß ein Klient das Trauma besprechen/ von allen Seiten "durchleuchten" will - völlig ok.
Es kann sein, daß es zur Anklage des Täters kommt - völlig ok.
Es kann dazu kommen, daß der Klient sich nach einigen Sitzungen einem anderen Thema zuwendet - ok, wenn es "paßt" (da sollte man ganz genau aufpassen!).
Ganz wichtig ist, daß es immer wieder zu Zielformulierungen kommt (Etappenziel und ggfs. auch Endziel), wobei unbedingt auf die Realisierungsmöglichkeiten zu achten ist (das Ziel "das wird mir nie wieder passieren" ist keins, weil so etwas nie ausgeschlossen werden kann, genauso wenig wie "mir soll es jetzt IMMER gut gehen").
Die (realistischen) Ziele können so unterschiedlich aussehen wie es Traumatisierte gibt, von "ich will wieder ohne heftige Angst aus dem Haus gehen können" bis zu "ich will das Trauma anders bewerten", "das Trauma soll mein Leben nicht mehr bestimmen" ... ).
Angenommen, ein Klient will das Trauma bearbeiten, indem er es von allen Seiten durchleuchtet/ durchspricht. In diesem Falle wird der Therapeut hauptsächlich Fragen (es gibt ganz spezielle und evaluierte Fragetechniken) stellen, die es dem Klienten ermöglichen, aus einer ggfs, destruktiven "Denkschleife" herauszukommen (es ist ja in der Regel nicht das erste Mal, daß der Klient darüber nachdenkt/ oft auch: darüber spricht).
Eindeutig intervenieren (auch wieder mit entsprechenden Fragen) wird der Therapeut, wenn z.B. der Klient anfängt, sich selbst die Schuld zu geben/ in jedem Mann einen Vergewaltiger zu sehen usw..
Ganz brenzlig bei Traumen ist die Frage "Warum" oder auch "Warum ich". Darauf gibt es meist keine Antwort (z.B. im Falle einer Vergewaltigung - sie kann jeden treffen) und das ist am allerschwersten auszuhalten.
Wenn keine destruktive Denkschleife vorliegt, wird sich das Prozedere dem anpassen - ganz individuell.
Ufff

- ich hoffe, ich konnte Dir einen kleinen Überblick in die Komplexität dieses Gebiets geben (schriftlich und kurz ist das fast gar nicht möglich, hab ich grad gemerkt

).
Zudem hoffe ich, daß ich nicht völlig am Thema vorbeigeschrappt bin?
Wenn Du noch konkretere Fragen hast, gern.