Insofern eine Grundsicherung existiert, die verhindert, dass Gescheiterte sich nicht mehr am Leben halten können, sehe ich darin nichts Verwerfliches. Im Gegenteil: Ein gewisser Leistungsdruck fördert den Fortschritt sowohl der Technologie als auch der Psyche, und nur wer weitgehend auf sich gestellt ist, kann als Mensch reifen.
Das ist dann richtig wenn überhaupt eine Perspektive da ist. Heutzutage laufen zu viele Menschen vor viele Wände, obwohl sie absolut bereit sind viel zu leisten. Aber das Maß an Leistung wird nicht mehr angemessen bezahlt und jene, die z.B. in Hartz4 sind haben es sehr schwer da überhaupt rauszukommen.
Das Problem entsteht allerdings auch durch den gewaltigen technologischen Fortschritt. Da werden einfach sehr viele Menschen abgehängt. Wer von uns weiß schon noch wie die Dinger funktionieren mit denen wir all das hier schreiben? Wer von uns checkt noch finanzielle Zusammenhänge? Alles ist weit komplexer geworden und auch junge Menschen sind dem nicht unbedingt gewachsen. Und da gehts dann v.a. um Bildung und damit gehts dann auch wieder um Politik. Wenn nicht Vorraussetzungen geschaffen werden, dass junge Menschen Anschluss finden wird die Mehrheit ihn verlieren. Dann gibt es wenige die extrem hochbezahlt sind und viele die sehr wenig verdienen und das Gefühl haben gar keine Chance zu haben.
Das ist eine Abwärtsspirale die sehr komplex ist. Um sie wirklich zu beschreiben müsste dieser Text sehr lang werden. Es läuft aber grundlegend darauf hinaus das sich große Teile der Gesellschaft einfach nur ohnmächtig fühlen und keine wirkliche Perspektive sehen. Und das nimmt Energie... daraus entsteht wenig bis gar nichts.
Politik hat für innere und äußere Sicherheit zu sorgen und eine Mindestversorgung zu gewährleisten. Dass ein übermächtiger Staat segensreich wirken könne, ist ein Irrtum, der sich trotz des vielfachen Scheiterns kommunistischer Systeme hartnäckig hält.
Ein Staat muss nicht segensreich funktionieren und Feenstaub regnen lassen. Er muss nur nicht destruktiv wirken. Aber genau das passiert doch! Wenn Du Dir mal die Geldströme anschaust, die auch vom Staat gesteuert werden, ist klar erkennbar wie von unten nach oben umverteilt wird bzw. das eine solche Umverteilung unterstützt wird. Schau Dir nur die Bankenrettungen an... wieso wurden nicht vor allem die Eigner/Investoren/Aktionäre der Banken in die Verantwortung genommen? Warum schaffen es Konzerne so gut wie keine Steuern zu zahlen? Warum benutzt der Staat das Geld der Steuerzahler um Gehälter zu subventionieren (Aufstocken) die die Konzerne offenbar nicht zahlen wollen? Wie wird das Geld der Steuerzahler überhaupt verwandt? Schau Dir mal etwa an wieviele Milliarden in Rüstung gesteckt wird die nicht mal funktioniert. Es gibt viele "Brennpunkte" an denen man erkennen kann für wen die Politik arbeitet.... Nicht für die Bevölkerung, sondern für die Wirtschaft. Die Bevölkerung muss lediglich in einem Zustand gehalten werden der sie als Konsumenten erhält. Das wars auch schon.
Kurzgesagt: Die Regierungen agieren destruktiv. Sie tun es allerdings auch deshalb weil ihnen die Hände zumindest teilweise extrem gebunden sind. Würde die deutsche Regierung z.B. Konzerne stärker besteuern würden die abhauen. Würden sie nen zu hohen Mindestlohn einführen würden die Konzerne eben Angestellte entlassen etc.
Kapitalismus? Für die Banken gilt er nicht, in der Landwirtschaft gilt er nicht, für die EU gilt er nicht, in Telekommunikation, Post, Bahn und Energie, Kunst und Kultur gilt er nicht, und das kostet uns ein Vielfaches mehr als alle Sozialhilfeempfänger zusammen. Es war richtig, zu deregulieren, aber anschließend hätte man die betroffenen Unternehmen sich selbst überlassen müssen.
Es war nicht richtig zu deregulieren. Dadurch wurden Dinge möglich die für jeden Normalbürger im Knast enden würden. Lug und Betrug wurde damit legalisiert.
Und sich selbst überlassen funktioniert dann auch nicht. Lehman-Brothers hat es gezeigt... lass den Bankensektor pleite gehen (und es erwischt dann fast alle) und wir haben ne Weltwirtschaftskrise die zu Hungertoten in westlichen Ländern führt.
Mehr als das Wirtschaftssystem macht mir allerdings die Neigung der Politik Sorgen, Gängeleien, Verbote und Umerziehungsmaßnahmen für fortschrittliche Akte zu halten. Von immer neuen Hindernissen für Unternehmer über den Meister- und Kammerzwang, Sondersteuern für erfolgreiche Lebenswege, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Bauverbote, die Pflicht zur teuren Schimmelzucht (Neudämmung alter Häuser) und Ernährungsvorschriften bis hin zum Genderwahn - die linken Parteien sind mittlerweile ohnehin dafür, liberale Parteien gibt es nicht mehr und die CDU/CSU hängt am Zeitgeist wie eine fette schwarze Zecke. Alles Neue: sofort verbieten! Nur ja kein Risiko. Mittlerweile bekommst du Probleme, wenn dich ein Polizist stoppt und du deinen Ausweis nicht dabei hast; früher kannte man so etwas nur aus der DDR.
Das wird eh zunehmen... Das sind sehr komplexe Dynamiken die auch teilweise aus dem technologischen Fortschritt entstehen. Staaten sind heute zwar stärker aber auch verwundbarer als früher gerade weil Technologie zwar zu Stärke führt, aber eben auch sehr verwundbar ist. Daher richtet sich die Angst der Staaten auch nach innen... die eigene Bevölkerung wird als potentiell gefährlich wahrgenommen und das Gegenmittel ist dann Kontrolle.