Hallo Autor,
Einstein betrachtete die Zeit als Illusion und stellte eine „Gleichberechtigung“ für die Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart fest. Wenn wir aber davon ausgehen, dass die Vergangenheit determiniert ist, so würde das bedeuten, dass auch die Gegenwart und die Zukunft in gewisser Hinsicht bereits stattgefunden hat. An dieser Stelle greife ich auf dein Buch ab S. 118 zurück. Da heisst es „Die Raumzeit zwingt uns zu einer völlig neuen Vorstellung, wie Objekte im vierdimensionalen Raum aussehen.“ Es findet keine zeitliche Entwicklung, sondern eine raumzeitliche Ausdehnung statt. …“Raumzeitliche Ausdehnung bedeutet, dass ein Objekt alle seine Eigenzustände enthält. „ Damit wären alle Möglichkeiten der „Zukunft“ bereits statisch existent. Dazu möchte ich etwas sagen, oder lauschen wir den Worten Augustinus:
Augustinus formulierte seine Ansicht über Gott und die Zeit auf interessanter Weise:
„ Aber du gehst allem Vergangenen voran durch die Erhabenheit deiner immer gegenwärtigen Ewigkeit: du überragst alles Zukünftige….Deine Jahre gehen nicht und kommen nicht, während diese unsere Jahre gehen und kommen, damit so alle kommen. Deine Jahre stehen alle und sind zugleich.“
Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Einstein und z.B. Heisenberg rührten nicht zuletzt daher, dass Einstein sich weigerte die Quantenmechanik als grundlegende Theorie der Natur anzuerkennen, da diese eben den Determinismus verneint.
Die Quantenphysik aber lehrt uns, dass die Elementarteilchen alle ihre Eigenschaften enthalten, bevor sie gemessen werden und sich für einen Zustand entscheiden. Wollten wir die Natur im „Originalzustand“ betrachten müssten wir demnach alle raumzeitlich ausgedehnten Erscheinungen erfassen. Gott muss nicht würfeln, weil die Würfel bereits gefallen sind. Nach meinem Verständnis wählt das Bewusstsein die Realität aus dem Feld der Möglichkeiten aus und manifestiert das Ergebnis in unsere Erfahrungswelt. Wenn Bewusstsein im Gehirn entstünde, wäre das Bewusstsein selbst statisch fixiert, da raumzeitlich ausgedehnt. Also muss doch noch etwas existieren, dass über den Raum erhaben ist und seinen Fokus immer auf einen bestimmten Raumzeitpunkt richtet. Wie könnten wir sonst ein Empfinden für die fliessende Zeit haben?
Determiniert ist nach meiner Auffassung alles. Allerdings verstehe ich unter „alles“ nicht nur das, was wir erleben, erlebt haben oder erleben werden, sondern auch das was wir nicht erfahren. Zwar kann ich sagen, dass ich gestern eine Pizza verspeist habe, aber ebenso gut hätte es auch ein Fischbrötchen sein können und wenn diese Möglichkeit gestern noch bestanden hat und wir von einer Statik entsprechend der raumzeitlichen Ausdehnung ausgehen, kommen wir wieder einmal nicht umhin die Viele-Welten-Theorie in Betracht zu ziehen.
Was mir nun noch ein paar Sorgen bereitet ist ein Ergebnis aus der Hirnforschung, demnach im Gehirn bereits die Anzeichen einer Absicht abzulesen sind, bevor eine bewusste Entscheidung getroffen wird. Die Kernspintomographie liefert Computerbilder, die einen Einblick in die Gehirnchemie gewährt. Ich versuche mir gerade vorzustellen, was passieren würde, wenn man den Untersuchenden, der auf den Monitor blickt ebenfalls „in die Karten schauen“ würde, dem der in die Karten schaut gleichfalls und so weiter, sprich dem in die Karten schaut der in die Karten desjenigen schaut der in die Karten schaut und dieses Spiel bis zum Ultimo vorantreibt – wüsste man dann irgendwann 3 Tage vorher was die Person, die am Anfang der Versuchsreihe steht für eine bewusste Entscheidung trifft?
Auf Seite 125 schreibst du: „Der freie Wille des Bewusstseins und die Aufspaltung der Raumzeit-Universen im Zusammenhang mit bewussten Entscheidungen sorgen dafür, dass für ein Bewusstsein die Zukunft nicht feststeht“ Da sage ich doch, die Zukunft steht im Moment fest und das liegt daran, dass wir das Bewusstsein in jedem Moment bereits auf ein bestimmtes Ergebnis festgelegt haben. Wenn wir aber den Fokus auf ein anderes Ergebnis richten, verändern wir augenblicklich das gesamte Buch des Lebens und zwar von der ersten bis zur letzten Seite. Das Buch ist schon geschrieben und die Geschichte wird so ausgehen, wie der Schriftsteller es verfasst hat, doch stehen uns unendlich viele Bücher zur Verfügung und wir entscheiden darüber welches wir lesen wollen. Ich habe mich mal ( recht erfolgreich ) mit dem Kartenlegen beschäftigt. Was ich gedeutet habe konnte nicht die „Zukunft“ sein, sondern ein Ergebnis an einem anderen Punkt der bereits manifestierten ( also gegenwärtlichen ) Raumzeit, die schon Existent sein muss, wollte man sie erfassen. Und nur weil der Mensch dazu neigt sein Bewusstsein und die geistige Ausrichtung konstant beizubehalten, ist es möglich solche Treffer zu erzielen, denn er hat festgelegt was manifestiert wird. Das Buch ist schon gedruckt. Nimm ein anderes Buch und die Wahrsagerei hat sich erledigt. Man kann eigentlich sagen dass die Zukunft zwar entschieden ist, aber was kümmern mich die Vielen Welten wenn ich doch von denen ablasse, die mir nicht gefallen.
So. Jetzt müssen wir aber mal über dein Apfelmännchen sprechen. Ich lese da eine -ganz leise eingeschobene- atheistische Haltung heraus. Ich lese: „Ich glaube, dass die Welt oder das Kontinuum nicht erschaffen worden ist………..Das Kontinuum und die Raumzeit erschaffen sich selbst durch fortwährende Evolution“ Als Beispiel für so eine Entstehung aus dem Nichts wird das Fraktal mit dem berühmten Namen „Apfelmännchen“ herangezogen. Eine einfache Formel führt zu seiner Erzeugung. Nun brauchen wir natürlich trotzdem erstmal noch die Formel, egal wie einfach sie auch sein mag und die Erklärung die auf diesen Einwand folgt kann ich nicht nachvollziehen. Ich zitiere: „ Information besteht aus Teilen, Muster und Bedeutung. Bedeutung tritt aber nur zusammen mit Bewusstsein auf. Bewusstsein ist außerdem eine Energieart. Deshalb kann man Etwas als die Anwesenheit von elementaren Bewusstsein und Energie ansehen, während ein Nichts die Abwesenheit von beidem ist. Wenn also überhaupt etwas existiert, dann wird es sich um Kombinationen aus Nichts und Etwas handeln.“ Jetzt hast du die Anfangsbedingungen für das was zur Entstehung des Universums von Nöten ist zwar auf ein absolutes Minimum reduziert, aber doch nicht aufgelöst. Die Frage nach einer Religion lässt sich damit nicht beantworten. Das ist doch offensichtlich, oder? Wenn mein Computer die Information „1“ verarbeiten soll, dann brauch ich Strom!
Der abschließenden Betrachtung, dass das Bewusstsein unabhängig vom Gehirn existieren kann und somit den physischen Verfall des Leibes nicht zum Opfer fällt – kurz das wir eine unsterbliche Seele besitzen – stimme ich voll und ganz zu! Das ist eine logische Konsequenz aus den vorangegangenen Erläuterungen.