Hallo Trekker,
Was ist so schwer daran zu sagen: "Ich habe mich entschieden etwas so zu sehen und nicht anders". Aber selbst diese einfachste Wahrheit wird hinter wortreichen Bekehrungsversuchen versteckt.
Ich glaube, Du siehst da die "wortreichen Bekehrungsversuche" zu ernst. Was ist das Ziel einer Diskussion? Ein Konsenz zu finden ist wuenschenswert, aber oftmals nicht wirklich so schnell erreichbar, wie Du es Dir zu wuenschen scheinst. Es geht mir nicht ums bekehren. Niemand braucht meine Erlaubnis, um eine andere Meinung oder Weltsicht zu haben, als ich. Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass ich das Gegenueber nicht mehr ernst nehme. Das passiert relativ selten... aber wenn es passiert... ich denke es gibt weitaus schlimmere Schicksale, als von mir nicht ernst genommen zu werden.
Sorry Joey, aber du bist jetzt einfach mal als eklatantes Beispiel fällig.
Kein Problem. Mir war und ist klar, dass Du das so siehst, wie Du es beschreibst. Und ich habe keine persönlichen Probleme mit dieser Kritik.
Es geht dabei darum das die Neurologie bisher keinen echten Speicherort für unser Gedächtnis ausmachen konnte. Speicherwege und Verarbeitung ist recht klar, aber wo die ganzen Daten bleiben wird nur geraten und ist schlicht unbewiesen.
Ja, na und? Heisst das automatisch, dass die Daten auf gar keinen Fall ausschliesslich im Gehirn abgespeichert sein können... auf eine uns (noch) unbekannte Weise?
(...) Oder anders gesagt die Blechkisten in einem Großraumbüro haben zusammen eine vergleichbare Power eines Gehirns.
Nein, das ist schlicht falsch. Eine Nervenzelle kann erstens weitaus mehr als ein Transistor. Und gerade bei neuronalen Netzwerken (das Gehirn sowie diverse simple Simulationen) kommt es nicht auf die Zahl der Transistoren an, sondern auf die Anzahl der möglichen Verknuepfungen zwischen ihnen (im Gegensatz zum Computer-Prozessor). Darum hingt der Vergleich gewaltig.
Vorsichtige Schätzungen ergeben, dass wir in etwa 100 Jahren Computer entwickeln können, die die Rechenpower eines menschlichen Gehirns haben.
Das ist natürlich etwas wie das Vergleichen von Äpfeln mit Birnen, ok.
Ja. s.o.
(...) Denkt man dann nun daran das auch Rentner sich unter Hypnose lückenlos an ihre eigene Kindergeburtstage erinnern können bekommt man ein grobes Gefühl für die Größenordnungen.
Woran erinnerns sich denn die Leute unter Hypnose? Sind es wirklich definitiv die Geburtstage, oder werden Gedächtnisluecken mit plausiblen Ersatzerinnerungen gefuellt, die - weil plausibel - relativ oft auch die Wahrheit treffen? Wie weit und womit wurden die fraglichen Erinnerungen ueberprueft? Gerade das Gedächtnis ist manipulierbar, und wir neigen dazu, Luecken selbst immer wieder zu fuellen.
Und trotzdem geht ein so heller Kopf wie Joey hin und lehnt das einfach ab.
Ich lehne es nicht ab, ich melde Zweifel daran an, dass die Zweifel automatisch dazu fuehren, dass (in diesem Beispiel) die Daten ausserhalb des Gehirnes gespeichert werden.
Weiter oben an PsiSnake habe ich schon geschrieben, dass ich in solchen Diskussionen gerne eine härtere Position einnehme, als ich selbst habe. Ich mache selbst auch gerne Gedankenspiele ueber Seele, Bewusstsein ausserhalb des Körpers/Gehirns etc. Die von Dir beschriebenen Zweifel sind mir gut bekannt. Mir ist aber ebenso bekannt, dass sowas oftmals aufgrund schlechten Verständnisses geschieht. Und da dann zu sagen: "Ich verstehe dieses und jenes nicht, die Neurologen (in diesem Beispiel) auch nicht... also muss es da mehr geben, und wer das nicht so sieht, ist verbohrt in seiner Weltsicht." halte ich fuer uebereilt. Darum nehme ich z.B. wieder in dieser Diskussion die Position des puren Naturalisten ein und beschreibe, welche Möglichkeiten ich noch grob sehe im Rahmen dieses Naturalistischen Weltbildes... auch, wenn mir sehr wohl bewusst ist, dass das nicht stimme muss.
Aber was sind Rückschlüsse wert die nur auf persönlichen Glaubenssätze basieren und grobe Lücken einfach übergehen?
Die Luecken werden nicht uebergangen. Sie werden halt nur nicht sofort mit der ersten besten Theorie gefuellt, die zusätzliches postuliert.
Hinzu kommt ja der Verdacht das ähnliches von ihm an anderer Stelle auch gemacht wird.
Mag sein. Vor Doppelmoral ist niemand sicher.
Oder anders herum, warum soll ich mich immer wieder an so einer Diskussion beteiligen wenn es keine Bereitschaft gibt in alle Richtungen zu denken?
An welchen Diskussionen Du Dich beteiligst und an welchen nicht, bleibt natuerlich Dir ueberlassen; ebenso, welche Weltsicht Du hast (und bei Dir besteht in keinster Weise die Gefahr, dass ich Dich nicht ernst nehmen könnte). Aber wie bereit bist Du z.B. die Möglichkeit weiter in Betracht zu ziehen, dass alles im Gehirn abläuft? Wie gesagt: Dass wir eine Möglichkeit nicht verstehen heisst nicht, dass sie nicht da ist.
Denn Joey ist ja nur ein Beispiel von vielen, das muss man auch klar sagen. Es ist allgemein üblich an seine Grenzen zu gehen - aber nicht darüber hinaus! Um aber wirklich Neues in einem Grenzgebiet zu entdecken muss man dazu bereits ein, gerade wenn reproduzierbare Fakten aus anderen Bereichen einen geradezu dazu auffordern.
Da hast Du Recht. Aber dennoch will ich die wichtige Rolle des Advocato Diaboli weiter betonen. Nur nach vorne zu preschen ohne einen Blick zurueck, ist kein sinnvolles Vorgehen.
Das passiert zu wenig und ich hoffe, ich konnte klar machen was und warum mich das nervt. Und warum ich keine echte Lust habe mich immer wieder daran zu beteiligen.
Vielleicht wirst Du es mir nicht glauben, aber ich verstehe Dich gut. Ich persönlich diskutiere gerne mit Dir, und ich kann die Kritikpunkte gegen mich auch bedingt nachvollziehen (ich glaube gerne, dass ich stur rueberkomme). Fuer dieses mein Verhalten habe ich aber auch meine Gruende (von denen ich ebenfalls hoffe, sie gut dargelegt zu haben)... daher werde ich es so schnell nicht ändern. Wenn Du darauf keine Lust hast... finde ich schade, aber kann ich auch verstehen.
Viele Gruesse
Joey