Sich die Sonnenzeichen anzuschauen und etwas zu spekulieren ist die eine Sache, dann aber tatsächlich nach diesem Kriterium zu entscheiden, die andere.
Wenn es wirklich das ist, dann ist das natürlich übel. Fakt ist: nach irgendwelchen Kriterien wird immer eingestellt. Musterbeispiel hatten wir hier in Graz, als in der Stadtverwaltung ein Verfahren zur Objektivierung der Postenvergabe eingeführt wurde, um politische Packeleien zu vermeiden, und dann stellte sich heraus, dass ganz offensichtlich die AnhängerInnen einer ganz bestimmten Partei signifikant qualifizierter zu sein schienen als alle anderen...
Hooter's hat auch seine eigenen Kriterien, anderswo mag es die Sympathie des Personalchefs sein (er nennt das dann "Erfahrung")... und selbstverständlich haben Firmen ihre eigenen Verfahren entwickelt, um nach ihren Kriterien die Wahrscheinlichkeit auf gute Besetzungen zu erhöhen. Übrigens, solche Sachen wie Duckmäusertum etc. entspringen viel häufiger den Projektionen von ArbeitnehmerInnen ... die Zahl der klugen Chefs nimmt zu, die Leute mit Initiative, innovative Querdenker etc. einstellen.
Warum sollte also Astrologie von vornherein weniger geeignet sein als irgendein Testverfahren? Vorausgesetzt, es sind die Erwartungen an die Astrologie klar formuliert und es arbeitet ein Astrologe, der diesen speziellen Auftrag beherrscht. Um die Verträglichkeit mit dem Chef geht es da am allerwenigsten - allenfalls bei Jobs in der Chefetage kann das eine Rolle spielen. Kommt dazu, dass der Aufwand einer seriösen astrologischen Analyse so hoch und teuer ist (wenn hier ein Astrologe nicht "Wirtschaftstarife" anwendet, ist er selber schuld...), dass das eh nur für sehr qualifizierte Aufgaben in Frage kommt. Und gerade bei solchen dürfte die Astrologie wohl eher eine ergänzende als eine bestimmende Rolle spielen.
Woher kommt das Unbehagen? Weil jemand ein Verfahren hernimmt, um einen anderen zu beurteilen, und das mit erheblichen materiellen Folgewirkungen? Da steht die Astrologie genauso gut oder schlecht im Rampenlicht wie irgendein anderes Verfahren. Und es geht ja auch nicht darum, ein Werturteil über einen Menschen zu treffen, sondern seine Eignung für ganz bestimmte Anforderungen zu untersuchen. Wenn ein Unternehmen aus 50 Bewerbungen einen Job zu vergeben hat, darf man nicht erwarten, dass es würfelt. Und wenn die 50 annähernd gleiche fachliche Qualifikation aufweisen, dann spielen die "soft skills" eine umso größere Rolle. Letztlich liegt es m.E. auch im Interesse eines Arbeitnehmers, wenn das Auswahlverfahren für einen Job dazu führt, dass Job und mitgebrachte Voraussetzungen halbwegs übereinstimmen. Für selbstverständlich hielte ich es dabei aber, dass a) der Kandidat informiert wird, dass er auch astrologisch begutachtet wird und dass b) das astrologische Gutachten transparent gemacht wird (was ich mir auch bei anderen Tests wünschen würde). Dass im Einzelfall jemand sich dann mal auf die Suche nach seiner Geburtszeit machen müsste, halte ich für zumutbar...
Es verwundert mich auch, dass gerade hier, wo mit (un)schöner Regelmäßigkeit die Astrologie offenbar als geeignetes Verfahren für die Wahl des richtigen Partners betrachtet wird, der Astrologie als Hilfsmethode zur Mitarbeiter-Auswahl so viel Skepsis entgegengebracht wird.
Alles Liebe,
Jake