Serenade
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1.) Episode
Zwei Frauen treffen sich nach einem Einkauf rein zufällig auf der Straße. Das, was sie sagen, steht unter Anführungszeichen und das, was sie denken, steht in Klammer.
A: Servus Helena! Ja, wir haben uns schon lange nicht gesehen! (Muss ich ausgerechnet auf dieser Straßenseite gehen, um dieser blöden Kuh zu begegnen?)
H: Anita? Meine Güte, du hast aber abgenommen. Gut siehst du aus! (Die ist noch immer gleich fett wie früher. Und alt ist sie geworden, so alt.)
A: Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio und ernähre mich gesund. Kaum Fleisch, aber viel Obst und Gemüse. Bin so glücklich, dass ich endlich wieder in Kleidergröße 38 passe. (Die kann ich eh nach Strich und Faden belügen, - glaubt mir eh alles, die dumme Sau.)
H: Ach, ja? Und wie geht es dir sonst? Mit deinem Mann und deinen Kindern zwei, wie ich mich erinnere auch alles Okay? (Habe ich doch unlängst gehört, dass sie sich scheiden gelassen haben und der Mann die Kinder bekommen hat, weil sie so eine Schlampe ist.)
A: Klar, alles okay. Weißt ja, die alltäglichen Streitereien und dann doch wieder Versöhnung. Und den Kindern gehts besonders gut. Beide gehen aufs Gymnasium und lernen so brav. Na ja, die Klugheit habens sicher von mir. *lacht* (Muss ich der alles auf die Nase binden, damit sie sich freut? Sicher nicht! Bei ihr ist ja auch nicht alles okay. Ihr Mann betrügt sie hinten und vorne und sie weiß nicht einmal was davon.)
H: Na, Gott sei Dank ist alles okay. Weißt, ich hab unlängst beim Friseur gehört, du wärst geschieden und würdest jetzt allein in einer kleinen Wohnung leben. Aber die Leute reden halt so viel Schwachsinn. Das kennst doch eh. (Mal sehen, wie die Ziege jetzt reagiert.)
A: *überlegt* Wer erzählt denn so etwas? Na ja, wir hatten Meinungsverschiedenheiten, aber das hat sich inzwischen gelegt. Und wie siehts bei dir aus? Studiert dein Sohn schon? (Jetzt gib ichs dir aber zurück. Mich bloß stellen wollen, aber selbst Dreck am Stecken haben.)
H: Ja, ja, - er ist auf der Uni in Wien und hat dort auch eine Wohnung. Leider sehen wir ihn jetzt selten, da er viel lernen muss. (Hat die Schlampe etwa was erfahren?)
A: Na, ich hab was anderes gehört, aber wie du schon sagtest, - die Leute reden viel Schwachsinn. (Der sitzt im Knast, weil er mit Rauschgift gehandelt hat. Und studieren? Der ist ja zu blöd dazu, - hat schon im Gymnasium einige Klassen wiederholen müssen.)
H: Was hast du denn gehört? *sieht Anita lauernd an*
A: Och, nichts Besonderes. Es hieß, er hätte mal Rauschgift genommen, aber was Genaueres wurde nicht gesagt. Ach ja, die Polizei stand mal vor eurem Haus, aber ob euer Sohn abgeführt wurde oder nicht, - nun, man weiß nichts Genaues. (Jetzt hab ich sie!)
H: *Augen füllen sich mit Tränen* Das war ganz schlimm, aber weißt, das war ein Missverständnis. Es war einer seiner so genannten Freunde, der ihn verleumdet hat. Am Ende kam eh raus, dass er nichts damit zu tun hat.
Aber sag mal, was machst du hier in der Gegend? Wohnst du nicht mehr außerhalb, wo eh ein großes Einkaufszentrum ist und du dort besser einkaufen könntest? (Du wirst mir nicht entkommen! Warte nur!)
A: *überlegt kurz* Ich hab gehört, dass es hier eine neue Boutique gibt, deshalb bin ich hergefahren. Aber das scheint auch nur Gerede zu sein. (Wieso muss ich diesen Trampel treffen?)
H: Na ja, auf jeden Fall wars schön, dich mal wieder zu sehen. Vielleicht können wir das nächste Mal auf einen Kaffee gehen, nur heute hab ich wenig Zeit. Hab noch einiges zu erledigen. (Hoffentlich treffe ich diese Kuh nie wieder!)
A: Oh ja, ich habe auch noch einiges zu tun. Sicher, ja, das nächste Mal gehen wir auf einen Kaffee, dann können wir auch länger plaudern. (Dann nehme ich dich aber auseinander und deine Lügengeschichten aufdecken, du Trampel.)
*Zögernd gehen die beiden ihres Weges*
Was hat diese Episode mit dem Baum der Erkenntnis zu tun, wird man sich fragen. Erkenntnis ist unter anderem ein Sich-selbst-erkennen. Es ist das Ich bin und wenn ich das erkenne, verteidige ich das Ich bin, - will es sogar verteidigen und am Leben erhalten. Der Erhaltungstrieb! Der Persönlichkeitstrieb! Ja nie schlecht vor anderen da stehen!
Ohne Baum der Erkenntnis würde es ganz anders aussehen:
A: Oh, Helena, meine Güte, wie lange haben wir schon nicht gesehen?
H: Es dürfte ein gutes Jahr her sein. Hm, in diesem Jahr hat sich viel getan, nicht wahr?
A: Du sagst es. Wir haben uns scheiden lassen, wobei Hans die Kinder bekommen hat, weil ich nicht gut für die Familie gesorgt habe. Ganz ehrlich gesagt, wurde ich Alkoholikerin und gehe jetzt regelmäßig zu den Sitzungen der anonymen Alkoholiker.
H: Ach, du Arme! Unsern Sohn haben sie eingesperrt, weil er mit Drogen gehandelt hat. Er fehlt uns so, und ihm geht es im Gefängnis gar nicht gut.
Ohne Baum der Erkenntnis könnte das ganze Gespräch auch ähnlich, wie es in den Klammern steht, aussehen:
A: Verdammt, wieso muss ich jetzt ausgerechnet dir begegnen!
H: Dann geh doch auf die andere Straßenseite!
A: Das sagst du doch nur, weil du dich vor mir wegen eures Sohnes schämst, den sie eingesperrt haben.
H: Und du, weil ihr euch scheiden gelassen habt und das, weil du zur Säuferin geworden bist.
Aber höchstwahrscheinlich würde überhaupt kein Gespräch stattfinden, wenn es keinen Baum der Erkenntnis geben würde. Wenn es nichts zu verteidigen gibt, worüber würde gesprochen werden? Über die Schönheiten der Natur? Über Kunst? Wozu? Alle würden sehen, dass alles da ist und dass es weder schön, noch hässlich ist. Ohne Baum der Erkenntnis würde es das alles nicht geben. Wahrscheinlich würden wir nicht einmal erkennen, dass etwas DA ist
Zwei Frauen treffen sich nach einem Einkauf rein zufällig auf der Straße. Das, was sie sagen, steht unter Anführungszeichen und das, was sie denken, steht in Klammer.
A: Servus Helena! Ja, wir haben uns schon lange nicht gesehen! (Muss ich ausgerechnet auf dieser Straßenseite gehen, um dieser blöden Kuh zu begegnen?)
H: Anita? Meine Güte, du hast aber abgenommen. Gut siehst du aus! (Die ist noch immer gleich fett wie früher. Und alt ist sie geworden, so alt.)
A: Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio und ernähre mich gesund. Kaum Fleisch, aber viel Obst und Gemüse. Bin so glücklich, dass ich endlich wieder in Kleidergröße 38 passe. (Die kann ich eh nach Strich und Faden belügen, - glaubt mir eh alles, die dumme Sau.)
H: Ach, ja? Und wie geht es dir sonst? Mit deinem Mann und deinen Kindern zwei, wie ich mich erinnere auch alles Okay? (Habe ich doch unlängst gehört, dass sie sich scheiden gelassen haben und der Mann die Kinder bekommen hat, weil sie so eine Schlampe ist.)
A: Klar, alles okay. Weißt ja, die alltäglichen Streitereien und dann doch wieder Versöhnung. Und den Kindern gehts besonders gut. Beide gehen aufs Gymnasium und lernen so brav. Na ja, die Klugheit habens sicher von mir. *lacht* (Muss ich der alles auf die Nase binden, damit sie sich freut? Sicher nicht! Bei ihr ist ja auch nicht alles okay. Ihr Mann betrügt sie hinten und vorne und sie weiß nicht einmal was davon.)
H: Na, Gott sei Dank ist alles okay. Weißt, ich hab unlängst beim Friseur gehört, du wärst geschieden und würdest jetzt allein in einer kleinen Wohnung leben. Aber die Leute reden halt so viel Schwachsinn. Das kennst doch eh. (Mal sehen, wie die Ziege jetzt reagiert.)
A: *überlegt* Wer erzählt denn so etwas? Na ja, wir hatten Meinungsverschiedenheiten, aber das hat sich inzwischen gelegt. Und wie siehts bei dir aus? Studiert dein Sohn schon? (Jetzt gib ichs dir aber zurück. Mich bloß stellen wollen, aber selbst Dreck am Stecken haben.)
H: Ja, ja, - er ist auf der Uni in Wien und hat dort auch eine Wohnung. Leider sehen wir ihn jetzt selten, da er viel lernen muss. (Hat die Schlampe etwa was erfahren?)
A: Na, ich hab was anderes gehört, aber wie du schon sagtest, - die Leute reden viel Schwachsinn. (Der sitzt im Knast, weil er mit Rauschgift gehandelt hat. Und studieren? Der ist ja zu blöd dazu, - hat schon im Gymnasium einige Klassen wiederholen müssen.)
H: Was hast du denn gehört? *sieht Anita lauernd an*
A: Och, nichts Besonderes. Es hieß, er hätte mal Rauschgift genommen, aber was Genaueres wurde nicht gesagt. Ach ja, die Polizei stand mal vor eurem Haus, aber ob euer Sohn abgeführt wurde oder nicht, - nun, man weiß nichts Genaues. (Jetzt hab ich sie!)
H: *Augen füllen sich mit Tränen* Das war ganz schlimm, aber weißt, das war ein Missverständnis. Es war einer seiner so genannten Freunde, der ihn verleumdet hat. Am Ende kam eh raus, dass er nichts damit zu tun hat.
Aber sag mal, was machst du hier in der Gegend? Wohnst du nicht mehr außerhalb, wo eh ein großes Einkaufszentrum ist und du dort besser einkaufen könntest? (Du wirst mir nicht entkommen! Warte nur!)
A: *überlegt kurz* Ich hab gehört, dass es hier eine neue Boutique gibt, deshalb bin ich hergefahren. Aber das scheint auch nur Gerede zu sein. (Wieso muss ich diesen Trampel treffen?)
H: Na ja, auf jeden Fall wars schön, dich mal wieder zu sehen. Vielleicht können wir das nächste Mal auf einen Kaffee gehen, nur heute hab ich wenig Zeit. Hab noch einiges zu erledigen. (Hoffentlich treffe ich diese Kuh nie wieder!)
A: Oh ja, ich habe auch noch einiges zu tun. Sicher, ja, das nächste Mal gehen wir auf einen Kaffee, dann können wir auch länger plaudern. (Dann nehme ich dich aber auseinander und deine Lügengeschichten aufdecken, du Trampel.)
*Zögernd gehen die beiden ihres Weges*
Was hat diese Episode mit dem Baum der Erkenntnis zu tun, wird man sich fragen. Erkenntnis ist unter anderem ein Sich-selbst-erkennen. Es ist das Ich bin und wenn ich das erkenne, verteidige ich das Ich bin, - will es sogar verteidigen und am Leben erhalten. Der Erhaltungstrieb! Der Persönlichkeitstrieb! Ja nie schlecht vor anderen da stehen!
Ohne Baum der Erkenntnis würde es ganz anders aussehen:
A: Oh, Helena, meine Güte, wie lange haben wir schon nicht gesehen?
H: Es dürfte ein gutes Jahr her sein. Hm, in diesem Jahr hat sich viel getan, nicht wahr?
A: Du sagst es. Wir haben uns scheiden lassen, wobei Hans die Kinder bekommen hat, weil ich nicht gut für die Familie gesorgt habe. Ganz ehrlich gesagt, wurde ich Alkoholikerin und gehe jetzt regelmäßig zu den Sitzungen der anonymen Alkoholiker.
H: Ach, du Arme! Unsern Sohn haben sie eingesperrt, weil er mit Drogen gehandelt hat. Er fehlt uns so, und ihm geht es im Gefängnis gar nicht gut.
Ohne Baum der Erkenntnis könnte das ganze Gespräch auch ähnlich, wie es in den Klammern steht, aussehen:
A: Verdammt, wieso muss ich jetzt ausgerechnet dir begegnen!
H: Dann geh doch auf die andere Straßenseite!
A: Das sagst du doch nur, weil du dich vor mir wegen eures Sohnes schämst, den sie eingesperrt haben.
H: Und du, weil ihr euch scheiden gelassen habt und das, weil du zur Säuferin geworden bist.
Aber höchstwahrscheinlich würde überhaupt kein Gespräch stattfinden, wenn es keinen Baum der Erkenntnis geben würde. Wenn es nichts zu verteidigen gibt, worüber würde gesprochen werden? Über die Schönheiten der Natur? Über Kunst? Wozu? Alle würden sehen, dass alles da ist und dass es weder schön, noch hässlich ist. Ohne Baum der Erkenntnis würde es das alles nicht geben. Wahrscheinlich würden wir nicht einmal erkennen, dass etwas DA ist