Dadurch, dass z.B. einige sich hier scheinbar nur darüber von einer Meta-Ebene herab Gedanken machen, warum dieser Vorfall besprochen wird.
Wir sind alle nur im-Nachhinein-Zuschauer. Keiner von uns ist Kumpel oder Freundin dieses Mannes und logo sind wir null verantwortlich oder irgendwie einbezogen in sein Tun. Uns wird lediglich davon berichtet, was der Dachdecker gemacht hat und daß der Zeitungsangestellte den Text durchgewunken hat und daß dieser (wenn´s denn stimmt) deswegen direkt entlassen wurde, und wir haben erfahren, daß der Dachdecker für seinen Anzeigentext angezeigt wurde.
Wir sitzen alle in unserem jeweiligen Zuhause und schreiben dazu ein paar Zeilen. Bruchstücke unserer Gedanken, denn man will und kann ja keine umfassenden Abhandlungen verfassen.
Warum nicht? Ich verfasse eigentlich gerne möglichst umfassende - detailierte und differenzierte - Darstellungen meiner Gedanken, auf dass sie möglichst nachvollziehbar sind und nicht so leicht in Strohmann-Argumente überdehnt werden können.
(remember: fürs Vielschreiben also sich beteiligen wird man vergackeiert, man hätte Wortdurchfall. Hattest du das gelesen? Man kriegt ja nicht alles mit, was geschrieben wird.)
Ich habe mich nie über die Länge von Beiträgen beklagt. Und soweit ich mich erinnere, hast Du das bei mir so einige Male bemängelt, wenn ich versucht habe, meine Ansichten detailiert und differenziert darzustellen, so dass es eben auch etwas länger wurde.
Verglichen mit schlimmsten Verbrechen, von denen wir auch schon erfahren haben und die im Forum Thema waren, bei denen Menschen schwer verletzt bis getötet wurden, ist der skandalöse Anzeigensatz des Dachdeckers ein unbedeutender Pipifax (Pillepalle) - wenn auch natürlich voll daneben.
Durch den Anzeigetext selbst sind direkt keine Menschen zu Schaden gekommen. Aber durch die Denkweise, die durch den Anzeigetext durchscheint, sind schon viele Menschen benachteiligt und auch systematisch ermordet worden. Das würde ich weder als Pipifax noch Pillepalle bezeichnen.
In etwa 25% der Wahlberechtigten Menschen würden momentan für die AfD stimmen - eine Partei, die kontrafaktoisch-wissenschaftsfeindlich den menschengemachten Klimawandel leugnet, Klimaschutz stoppen will, und die "Remigrations"-Phantasien pflegt, die jegliche humanitären Werte mit Füßen tritt, so dass selbst ihr Herr Höcke von "wohltemperierter Grausamkeit" redet, die seiner Meinung nach notwendig wäre.
Dass sich so ein Denken derart verbreitet, dass so ein Anzeigetext derart "normal-alltäglich" gilt, dass er von einem Betrieb aufgegeben und von einem Zeitungs-Mitarbeiter durchgewunken wird, finde ich sehr alarmierend. Was sagt das über unsere Gesellschaft aus?
Nur: Wenn du dich über jeden aufregen willst, der Sprüche abläßt, hast du viel zu tun.
Es kommt immer auch auf den Kontext an.
Ändern wirste diese Leute nicht.
Aber ich kann zeigen, dass ich die entsprechende Handlung bzw. die Meinung, die da durchscheint, dieser Menschen ablehne.
Es ist ja auch nicht so, dass Menschen sich ihre Meinung nur für sich alleine bilden, sondern das soziale Umfeld da eine manchmal gewichtige Rolle mit spielt. Wenn man seine Meinung also gut sichtbar kundtun, ist die Chance durchaus gegeben, dass Leute diese Meinung mit annehmen, die das lesen. Darum bezahlt u.a. Russland ja auch Trolle und Bots, die in den diversen Plattformen gezielt Stimmung pro-Afd, kontra-Ukraine etc. machen. Diese rechten Influencer, Trolle und Bots haben leider wirklich Einfluss. Gegenrede ist da ein Mittel, dem auch entgegen zu wirken.
Es ist ganz gut, daß anhand der Dachdecker-Story jetzt weithin geäußert wird, daß es so nicht geht.
Ja, genau. Es ist gut, dass geäußert wird, dass diese Äußerung des Dachdeckers als rassistisch und antisemitisch abzulehnen ist und eine Haltung durchscheinen lässt, die mit humanitären Werten nicht zu vereinbaren ist, sondern die u.a. auch schon sehr vielen Menschen den Tod beschert hat.
Allerdings wird auch über die Gründe für seine Äußerungen gesprochen werden, und auch das ist gut, denn die zugrunde liegende Problematik ist nunmal seit Jahren und wohl auch zukünftig auf lange Zeit hin präsent.
Dann kann man ja auch mit-überlegen, wie man diese Problematik lösen oder zumindest verbessern kann - und das möglichst ohne neue andere Probleme zu erschaffen und/oder humanitäre (christliche) Werte metaphorisch mit Füßen zu treten.
2007 hab ich eine Weile im ländlichen Sachsen-Anhalt verbracht und dort Leute kennengelernt, mit deren Schlag ich zuvor nie zu tun hatte. Holocaustleugner, Hitlerfans, markige-Sprüche-Klopper, saufende Großfressen. Wir waren blauäugig dorthin gekommen und sind u.a. deswegen nach einigen Monaten wieder weggezogen. Also ich hab einen Einblick gewonnen und kann mir lebhaft vorstellen, wie es sich da ab 2015 plus dann auch noch der Coronazeit und den Gewalttaten der jüngeren Zeit entwickelt haben mag.
Du hast so Einblick in diese soziale Echokammer bekommen. Die Menschen da sind ja nicht so, weil sie alle für sich alleine durch eigenes Überlegen zu dieser angebräunten Meinung gekommen sind, sondern weil das soziale Umfeld so gewachsen ist und die Menschen so geprägt hat. Du hast zwar Recht damit, dass Du diese Menschen allein durch Gegenrede wahrscheinlich nicht verändern wirst. Durch fehlende bzw. zu wenig Gegenrede wirst Du diese Echokammer aber vergrößern und verstärken auf dass noch viel mehr Menschen da reinfallen und keine Chance haben, auch andere Meinungen entsprechend prominent mitzubekommen.