"Die Deutschen" oder "das Deutsche" als unabhängige "reine" Kraft zu bezeichnen geht an der Wirklichkeit völlig vorbei. Es gibt bestimmte Strömungen innerhalb der Menschheitsentwicklung, die für eine bestimmte Zeit bestehen und dann wieder vergehen und sich verändern. Es gibt keine "deutsche" Kraft, die seit Anbeginn und in alle Ewigkeit Bestand hat. Es gibt deutsche Impulse, wie von Goethe, Novalis und auch R. Steiner und mag sein, dass die logischerweise im deutschsprachigen Raum entstanden, aber es ist nix auf dem wir uns ausruhen könnten. Wenn die einzelnen Menschen oder aber auch Gruppen nicht diese Energie weitertragen, wird die geistige Kraft eine neue Richtung einschlagen. Wenn ich mich in diese Kraft versenke, dann sehe ich das wie eine Windbewegung, die über die Landschaft strömt, oder wie Milch, die in einen umgerührten Kaffee gegossen wird. Die anthroposophischen Impulse haben sich schon weltweit ausgebreitet, überall findet man DemeterBetriebe oder auch Heilerziehung und Waldorfschulen. Nicht der Deutsche ist gefordert, sondern die einzelnen Menschen sind gefordert, sich zu entscheiden welchen Pfad sie gehen.
Trotzdem halte ich es für wichtig R. Steiner im Original zu lesen um seine Impulse zu verstehen, denn wenn ich sie interpretiere, sind sie schon wieder verändert. Übersetzungen können nicht den Sprachduktus wiedergeben, den Steiner hineingelegt hat. Selbst deutschen Muttersprachlern erscheint es enorm schwierig, Steiner zu lesen und zu verstehen. Das liegt aber nicht daran, dass sein Schreiben schon 100 Jahre her ist. Es wäre völlig verfehlt, seine Bücher umzuschreiben und zu vereinfachen. Es ist keine veraltete, antiquierte Sprache, sondern eher eine auf eine höhere Stufe gestellte deutsche Sprache. Er sagt selber, es ist ein notwendiges Training für den denkenden Geist, diese seine Bücher nicht nur zu lesen und zu verstehen, sondern den dahinter stehenden Geist zu verinnerlichen. Ich hab angefangen mit seiner "Philosophie der Freiheit" und bin kläglich gescheitert, aber je mehr ich von ihm las, desto besser konnte ich mich in seinen Schreibstil hineinversetzen. Inzwischen ist es wie eine geistige Labsal, seine Bücher zu lesen. Und da kann kein Buch aus der Sekundärliteratur heranreichen.
LGInti