Mittlerweile denk ich, das ist einfach alles Teil des (Mutter-) Jobs.
Den Text hab ich vor x Jahren mal abgeschrieben und seither aufgehoben:
Ich war immer und eher ein Vater Kind. Bei uns wurden auch sprachlich wir Kinder aufgeteilt in ...
Deine Tochter....Vater zuweisend
Dein Sohn .....Mutter zuweisend
Was dann in der Realität her dann auch stimmte - der Bezug meines Bruders war stärker zu meiner Mutter, weil mein Bruder in seinem Verhalten so gar nicht dem Geschmack meines Vaters entsprach.
Ich hatte immer schon von Kleinkind an mehr Bezug zu meinem Vater, auch als mein jüngerer Bruder noch nicht da war. Weil ich als Tochter so gar nicht dem Geschmack meiner Mutter entsprach, die sich nach dem Tod meines ältesten Bruders, 1 Tag nach seiner Geburt, mit mir nachfolgend eher einen Sohn gewünscht und erhofft hatte.
Von daher stimmt auch vieles nicht in der Liste hier.
Nachfolgende Liste wurde unter angestrengter Mitarbeit einer 14jährigen, eines 11jährigen und einer 5jährigen zusammengestellt.
1. Zum Unterschreiben verpatzter Klassenarbeiten, von denen der Vater besser nichts erfährt.
Das gab es nicht. Mein Vater erfuhr gnadenlos alles von meiner Mutter. Meine Eltern waren sich in der Kinderziehung einig wie eine Eins.
2. Zum Trösten.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich in dem Gurt eines Massagegerätes für den Körper mit dem Fuss drin hängen geblieben bin, rückwärts unglücklich gefallen, mir das Handgelenk angebrochen habe - aufschrie - meine schnell explosive und genervte Widder Mutter hochkam und mir als allererstes eine geknallt hat, mir einen Schlag ins Gesicht verpasste für meine "Blödheit". Und dann erst geschaut was war, dann ab mit mir zum Arzt und den Arm eingipsen lassen.
3. Als Testperson dafür, was menschliche Nerven auszuhalten vermögen.
4. Zum Herausziehen von Splittern.
5. Zum Streiten.
Ja - das schon - Zwei Paar Hörner die stets aufeinander prallten - Feuer-Widder-Mutter versus Erde-Stier-Tochter.
6. Zum stundenlangen Vorlesen bei Windpocken, damit es nicht so juckt.
Daran kann ich mich noch gut an von meiner Mutter mir Erzähltes erinnern. Als ich Windpocken hatte durfte ausschliesslich nur mein Vater mich pudern und an mich ran zum versorgen.
7. Zum Versorgen unserer Haustiere, die nur unter der Bedingung, daß wir für sie selber sorgen, angeschafft werden durften.
Nein - das tat keiner von Beiden - das machte ich immer selbst. Waren ja damals auch nur Goldhamster und Meerschweinchen.
8. Zum ständigen Erinnern an das, was wir ohne ihr Erinnern glatt vergessen würden.
Auch nicht
9. Zum Vokabelabhören.
Ja - aber das ging auch nie ohne Krach ab - genau wie auch nicht Mathe üben - wo meine Mutter ein As drin war und ich eine Null - bis dann mal die Formeln mit Algebra ins Spiel kam - da wendete sich das schülerischer Leistungsblatt um 180 Grad.
10. Zum Ausmeckern, wenn es unbedingt erforderlich ist.
Das machten auch immer Beide - immer total einig - bei mir wenigstens. Bei meinem jüngeren Bruder nicht immer.
14. Zum Schmusen.
Meine Mutter schmuste bevorzugt mit meinem Bruder - ich war auch eher kein mütterliches Schmuse-Knuddel-Kind und war froh, dass meine dauernd und überall grenzüberschreitende Mutter mich damit in Ruhe liess. Ich war mehr auf Vater konzentriert, der mit mir schmuste und mit mir als Kind rumtobte und "Artisten" spielte.
34. Zum geduldigen Zuhören bei Liebeskummer - auch wenn wir ihr zum 14. mal dieselbe Geschichte vorjammern.
Meine Mutter hatte für meinen Liebskummer kein offenes Ohr - weil meine Wahl eh in ihren Augen immer falsch war. Aber sie hörte geduldig meinen Ex-Freunden zu , die sich in meiner Abwesenheit an sie zum jammern und wehklagen wandten - wo es aber bereits für alles zu spät war.
36. Zum Verwöhnen.
Wenn ich krank war hat sie mir immer mein Lieblingsessen gekocht. Kochen konnte sie sehr gut- da haben wir uns beide immer neu zusammenfinden können. Mein Bruder war ein total mäkeliger Esser und "Aussortierer".
Alles, was er nicht kannte - wurde zu Würmern im Essen erklärt.
Auf alle Fälle ist eine Mutter vielseitig verwendbar, und es ist ziemlich riskant, nur eine zu haben, denn wenn sie mal ausfällt, kann man die Familie zumachen.
Das letztere war dann auch tatsächlich für eine Weile der Fall. Mein Vater, ein Mann wie ein Baum -der mit ihr seine grosse Liebe verloren hat - ihn mit ihr ein telepathisches non-verbales Band verband, war nach ihrem Tod eine ganze Zeit nicht wiederzuerkennen, war wie ein gebrochener Mann. Mein Bruder, der seine geliebte und die Hand immer beschützend über ihm haltend Mutter verloren hat - wurde zudem auch noch von seiner grossen Liebe verlassen, weil er sie immer betrog, ist dann in die Drogenszene mit Kokain abgerutscht.