Altern, einfach so vor sich hin älter werden .....

Meine Mum hat alles für mich getan.....solange ich in ihrer Obhut war.

Und wenn ich mir die Liste so anschaue, hab ich das Allermeiste auch für meine Kids gemacht.
Na gut, Schulnoten vor dem Vater verbergen war nicht notwendig :D
Der war diesbezüglich total entspannt...


So eine schlechte Mutter war ich dann wohl doch nicht.... :rolleyes:
 
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Grade musste ich an meine Großmutter denken, als ich ein Ragout umgerührt habe, das hat sie auch öfter gemacht, in einem winzigen Topf, genauso wie ich vorhin.
Ist mir noch in Erinnerung, weil ich als Kind neugierig war und gelegentlich kosten wollte.
 
Mittlerweile denk ich, das ist einfach alles Teil des (Mutter-) Jobs.

Den Text hab ich vor x Jahren mal abgeschrieben und seither aufgehoben:

Nachfolgende Liste wurde unter angestrengter Mitarbeit einer 14jährigen, eines 11jährigen und einer 5jährigen zusammengestellt.

1. Zum Unterschreiben verpatzter Klassenarbeiten, von denen der Vater besser nichts erfährt.
2. Zum Trösten.
3. Als Testperson dafür, was menschliche Nerven auszuhalten vermögen.
4. Zum Herausziehen von Splittern.
5. Zum Streiten.
6. Zum stundenlangen Vorlesen bei Windpocken, damit es nicht so juckt.
7. Zum Versorgen unserer Haustiere, die nur unter der Bedingung, daß wir für sie selber sorgen, angeschafft werden durften.
8. Zum ständigen Erinnern an das, was wir ohne ihr Erinnern glatt vergessen würden.
9. Zum Vokabelabhören.
10. Zum Ausmeckern, wenn es unbedingt erforderlich ist.
11. Zum Anstoßen beim Schaukeln.
12. Zum Pusten - als wir noch klein waren und uns den Finger klemmten.
13. Zum Rückenschrubben.
14. Zum Schmusen.
15. Zum Ausbügeln von Eselsohren in Klassenheften.
16. Zum Aufklären, weil es dem Vater peinlich ist.
17. Zum Schwindeln am Telefon, wenn wir nicht da sein wollen.
18. Zum Ausbrüten neuer Geschwister.
19. Zum Schlichten von Familienstreitigkeiten.
20. Zum Beichten.
21. Zum Einsparen dessen, was die übrige Familie verplempert hat.
22. Zum Kofferpacken.
23. Zum Schreiben von Entschuldigungszetteln.
24. Zum Flicken unserer Hosen.
25. Zum Liebhaben, wenn alle anderen mit uns böse sind.
26. Zum Anpumpen.
27. Zum Aufräumen unserer herumliegenden Klamotten.
28. Als Krankenschwester.
29. Als zuverlässiger Wecker.
30. Zum Aufheitern (per Telefon) bei Heimweh, wenn wir mal woanders sind.
31. Zum Kopfwaschen.
32. Zum Händchenhalten beim Arzt.
33. Zum Blitzableiten.
34. Zum geduldigen Zuhören bei Liebeskummer - auch wenn wir ihr zum 14. mal dieselbe Geschichte vorjammern.
35. Zum Abwimmeln von Freunden, mit denen es aus ist.
36. Zum Verwöhnen.
37. Zum Nähen von Puppenkleidern.
38. Zum Entfernen unserer Kaugummis von Tischkanten, Sessellehnen, Teppichen, Bettgestellen.
39. Zum Blödsinn machen.
40. Zum Ausborgen ihres Fahrrades, ihrer Kosmetika, ihrer Ketten, Strümpfe, Scheren, Briefmarken ... davon das meiste auf Nimmerwiedersehen.
41. Zum Piesacken.
42. Zum Bewundern ihrer Kinder, wenn es sonst niemand tut.
Und noch zu vielem anderen mehr. Es fällt uns im Augenblick bloß nichts mehr ein.

Auf alle Fälle ist eine Mutter vielseitig verwendbar, und es ist ziemlich riskant, nur eine zu haben, denn wenn sie mal ausfällt, kann man die Familie zumachen.

Meine Mama hat mir auch Puppenkleider genäht, gestrickt gehäkelt und sogar für die Barbie winzig genäht :love:
 
Trotz allem war meine Mutter für mich immer die mutigste Frau, die ich je kennengelent habe, auch wenn sie in unserer Familie - als Hausfrau fürsorglich immer für uns da - unter meinem erfolgreichen und lauten Vater oft unterging und ein bissel wie belächelt wurde.

Meine Mutter war eine Feuer-Energie, eine Kämpferin, eine weibliche Amazone, die sich nichts gefallen liess, von Anderen. Sie konnte gut haushalten und mit Geld umgehen, sprach mehrere Sprachen inkl russisch und konnte exzellent kochen. Sie hatte immer ein Faible für bunt, was Handtücher anging. Und für kobalt oder stahlblau für ihre Kleider. Sie liebte es zu feiern, zu ihr konnte mein Vater auch nachts spontan einen Kollegen von einer Feier mitbringen. Wenn ich an sie denke, sehe ich sie entweder in blau-weissem Kleid auf einer Feier tanzend, oder strahlend lachend die Musik dirigierend oder im bunten Kleid ganz innig konzentriert an einem See die Enten füttern. Sie konnte das Leben feiern und geniessen. Bei uns waren jedes Jahr immer eine grosse Feier zu Silvester - mit allen Nachbarn und Freuden meiner Eltern.

Meine Mutter hatte als Einzige in unserer Familie Abitur, worauf sie dann auch stolz war. Hat den Krieg miterlebt, dem ich quasi meine Existenz verdanke, weil mein Vater als Soldat im Krieg gegen Russland - meine Mutter in Tallin in Estland auf der Strasse traf, sofort zu seinem Kumpel sagte - "Das ist die Frau meines Lebens" sich umdrehte, ihr nachging und es wahr machte.

Meine Mutter hat im Krieg ihr Heimatland verlassen - ihre eigene Mutter war bereits verstorben, aber es gab ihren alten Vater noch, der nicht mit nach Deutschland wollte. Sie hat ihn verlassen müssen, wissend, dass sie beide sich in diesem Leben nicht mehr wiedersehen würden. Hat sie mal im Film oder in der Tagesschau Tallin gesehen - hat sie immer bitterlich geweint....und sicher nicht nur der Heimat wegen....das konnte ich als Kind schon deutlich spüren.

Und als sie von heute auf morgen umfiel, ins KH kam, ins Koma fiel und dort nicht mehr herauskam - wurde uns allen erstmal so richtig klar, wie energetisch bedeutsam sie mit ihrem ganzen Sein an der Basis für alle in der Familie doch gewesen war. Und wie sie alles unsichtbar zusammengehalten hat.

Wir alle - mein Vater, mein jüngerer Bruder und ich waren eine ganze Zeit lang richtig völlig von der Rolle und aus der eigenen Bahn geworfen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn es nach dieser Liste gehen würde, dann hatt ich keine wirkliche Mutter.
Es ist wohl auch so ein Altersding,
daß die frühesten Verhärtungen sich
erst zum eigenen Ende hin auflösen.
Dazu etwas ganz Intimes von mir, dass ich eigentlich nie posten wollte, aber es passt so gut zu diesen Beiträgen:
3 Tage bevor meine Mutter für immer ihr Augen schloss ( vor etwas mehr als 2 Monate) war ich an ihrem Bett im Altersheim - sie war schon fast über eine Woche - stark sediert mit Morphium - fast nur mehr am Schlafen - hatte mittlerweile auch ihre Stimme verloren!
Nun an diesem Tag guckte ich nicht nur ins Zimmer und ging - weil sie eh schlief....
Ich setze mich an ihrem Bett und wartete nur ganz ruhig - nach etwa 10 Minuten schlug sie ihre Augen auf und strahlte mich an , so wie sie mich ein ganzes Leben lang nicht angestrahlt hat, gleichzeitig rannen ihr unaufhörlich die Tränen über das Gesicht! Ich nahm ihre Hand in die Meinige und wir sahen uns nur an...Strahlen und Tränen - irgendwann schlief sie wieder ganz friedlich ein, ich hielt noch eine Weile ihre Hand, stand dann auf und verließ ganz leise das Zimmer, wo sie ganz friedlich und ruhig weiterschlief...
Zwei Tage später, als ihr Ende schon ziemlich genau absehbar war und ich verständigt wurde wegen ein letztes Sehen mit Geschwister und so ...bin ich nicht mehr hin .

Ich will sie so in Erinnerung behalten - dieses wunderschöne Strahlen!
Irgendwann später kam mir der Gedanke: Warum hat sie mich früher nie so angestrahlt?
Das ging mir tagelang im Kopf herum - und plötzlich wusste ich die Antwort:

Sie hat sowieso in ihrem Leben nie so gestrahlt!🌹
 
Meine Mama war und ist für mich auch die stärkste Frau die ich kannte.
Mit 25 war sie bereits Vollwaise und hat uns 3 Kinder quasi allein unter einen Hut gebracht, weil meine einzige Oma die noch lebte schon alt war und mein Papa nach Wien in die Arbeit pendelte und erst abends heim kam.
Trotz ihrer Fische- Natur, sehr sanftmütig und nie laut werdend, war sie auf ihre Art unglaublich innerlich stark.
Wie wir in der Voksschule waren ist sie wieder arbeiten gegangen und wir Kinder waren dann Schlüsselkinder.
Sie hatte im Ort eine Arbeit in einer Schneiderei bekommen und nach der Arbeit dann noch für uns Vorgekocht.
Mit über 70 hat sie immer noch den Garten und das Haus gemacht und das Holz für den Kachelofen geschippert.
Meine Mama war immer zufrieden. Das bewundere ich am meisten.
 
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