Wird das Leben wieder schön?

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Fernblick schrieb:
Tut mir leid, wenn ich hier rumjammere, aber heute ist ein so schrecklicher Tag, ich kann mich zu gar nichts aufraffen und hätte ich Gewißheit ich könnte bei meinem Mann sein, würde ich den Weg gehen, den auch er gehen musste. Das klingt so schrecklich und in dem Moment in dem ich es hier schreibe weiß ich auch schon wieder dass ich das niemals tun würde.
Aber keiner ist heute erreichbar, es ist verrückt, es meldet sich auch niemand und außer Haus kann ich nicht weil ich so verheult bin.
Im Moment hat nichts für mich irgendwie das Aussehen nach Zukunft. Dabei bemühe ich mich wirklich. Hab mir Arbeit gesucht und gefunden und nun hab ich einfach solche Zukunftsängste.....ich weiß auch nicht, so bin ich gar nicht normalerweise. Mich so fallen zu sehen macht mir Angst.

Ihr habt mir so liebe Antworten geschrieben und es hat auch geholfen, aber wie soll ich mich selbst nur aus diesen Stimmungen ziehen. Warten bis sie von selbst wieder vorüberziehn?
Mir kommt vor, je mehr Zeit vergeht, desto schlechter geht es mir. Anfangs konnte ich alles mit dem Verstand regeln, war nur dankbar für die vielen Jahre und dass es ihm nun schmerzfrei und gut geht. Bin ausgegangen um unter Menschen zu sein. Jetzt verkrieche ich mich am liebsten, denn jedesmal wenn ich weg war komme ich um vieles einsamer wieder zurück.

Es ist ein schrecklicher Tag und das obwohl die Sonne scheint und die mir normal hilft.

Vor dem Tod hab ich keine Angst mehr, er wird mich ja abholen, aber das Leben macht mir Angst, denn er ist nicht mehr da. Und ich sehe überhaupt keine Persepektiven mehr.
Die Zeit vergisst wohl auf mich.
Auch finde ich so schlimm, dass ich mich nciht mehr an seine Stimme erinnern kann, auch sein Geruch fehlt mir, dass alles beginnt zu verblassen. Alles tut so schrecklich weh, wie die letzten Wochen gar nicht.

Es wäre so schön nie mehr wieder aufstehen zu müssen, schlafen. Sagt man nicht der Schlaf wäre der Bruder des Todes? Wie schön muss dann der Tod sein, keine Sorgen, keine Ängste.......

Ach, jetzt frage ich mich, ob ich überhaupt auf absenden drücken soll.....wahrscheinlich kommt das alles so wirr rüber. Oder es liest eh keiner.
Verzeiht mir, dass ich hier so rumjammere.....
Ich glaub ich kann Dich ganz gut verstehen in Deiner Stimmung und ich fühle mit Dir. Das mit der Zukunftsangst und dem Alleinesein ist nebenbei bemerkt auch ein gesamtgesellschaftliches Problem. Für diese allgemeine Zukunfts-Depression werden mittlerweile sogar schon wieder medizinische Diagnose-Namen erfunden, um das dann mit Psychopharmaka wieder schön alles fest zu zementieren in den Köpfen und Herzen der Menschen.
Aber das trifft ja nicht Deine speziele Situation.
Weißt du was? Willst du nicht mal noch etwas erzählen, was so in Dir vorgeht? Wie ist das, wenn jemand stirbt, mit dem man so lange zusammen war? Wobei vermißt Du ihn besonders? Das erleichtert vielleicht und wir lesen das dann alle und dann bist Du nicht ganz so alleine. Alles hat seine Zeit, Fernblick, und wenn Dein Mann Dich jetzt zuhause hält, dann hat das seinen Sinn und vielleicht hat ja gerade er Deinen Finger zum Klicken verleitet und Dir den Mut gegeben, das oben zu schreiben ;-) Bleib in Kontakt, benutze uns für das, was du brauchst. Kotz Dich ruhig mal aus.
Ich finde es übrigens toll, daß Du schon einen Job gefunden hast und da also eine Perspeitkive hast. Ach ja, aber ich fühle und weiß, daß ein Job das alles überhaupt nicht ersetzen oder aufwiegen kann, was Du "gegeben" hast.

Liebe Grüße, Christian
 
Liebe Fernblick!

du tust mir ja so leid.
wenn ich deine zeilen lese, fühle ich mich um 3 jahre zurückversetzt.
mir gings haargenau wie dir.
am anfang funktioniert man und glaubt, man hat alles im griff. aber nach
2 monaten kam bei mir wie auch bei dir erst so richtig diese fürchterliche schmerz, daß man glaubt, man kann es nicht ertragen.
das ist normal und wahrscheinlich auch notwendig. leider kann dir niemand wirklich deine schmerzen abnehmen, aber vielleicht hilft es dir, wenn ich dir aus eigener erfahrung sagen kann, daß du gestärkt daraus hervorgehen wirst.
ich weiß, daß dir das in diesem moment herzlich wenig hilft. wenn du aus deiner depression gar nicht mehr herauskommst, so nimm bitte ärztliche hilfe in anspruch. ich hab auch einige monate antidepressiva genommen, weil ich keine lust mehr hatte zu leben. aber dieses tiefe durchwandern des trauerschmerzes ist auch wichtig und nützlich, weil du dann irgendwann wieder aus dem tal herauskommst. wenn du die trauer zusehr unterdrückst, kommt sie nach vielen jahren mit anderen symptomen wieder.
das buch von dorsi wolf "einen geliebten menschen verlieren" war mir auf diesem weg sehr hilfreich.

verlier nicht den mut, und wein ruhig bei uns, wenn es dir hilft.
ps: vor 7 monaten starb mein sohn, und da ich schon "übung" im loslassen hab, komm ich diesmal mit meiner trauer besser zurecht, obwohl der schmerz dennoch unbeschreiblich ist.
will dir nur sagen, man kann es überstehen und eines tages sogar wieder freude am leben finden.
unsere lieben gehen uns nur voraus und es geht ihnen gut.

ich umarm dich
sandy
 
Hallo!

Ich habe meinen größten Schatz am Sonntag, den 16.07.06 um 15.30 Uhr verloren. Er starb im Alter von nur 27 Jahren an Leukämie und ich bin innerlich mit ihm gestorben. Ich vermisse ihn so sehr und es tut so weh. Ich bin an seinem Bett gesessen, bis er aufgehört hat zu atmen. Ich selbst glaube nicht, dass es jemals zu schmerzen aufhören wird, wenn ich an ihn denke.

Ich sage zu mir selbst: "Jetzt geht es ihm gut, er hat keine Schmerzen und keine Leukämie mehr!" Ich werde damit aber nicht fertig. Meine beiden Kinder sind für mich da, aber sie können mir meinen Schokohasen nicht ersetzen. Wir hatten noch so viele Pläne, doch es blieben uns nur 3,5 Jahre, die wir gemeinsam verbringen durften. Ich habe mit ihm die schönste Zeit in meinem Leben verbringen dürfen und dafür bin ich auch dankbar. Nur, was mache ich jetzt ohne ihn?

lg

Ute
 
skorpion1965 schrieb:
Hallo!

Ich habe meinen größten Schatz am Sonntag, den 16.07.06 um 15.30 Uhr verloren. Er starb im Alter von nur 27 Jahren an Leukämie und ich bin innerlich mit ihm gestorben. Ich vermisse ihn so sehr und es tut so weh. Ich bin an seinem Bett gesessen, bis er aufgehört hat zu atmen. Ich selbst glaube nicht, dass es jemals zu schmerzen aufhören wird, wenn ich an ihn denke.

Ich sage zu mir selbst: "Jetzt geht es ihm gut, er hat keine Schmerzen und keine Leukämie mehr!" Ich werde damit aber nicht fertig. Meine beiden Kinder sind für mich da, aber sie können mir meinen Schokohasen nicht ersetzen. Wir hatten noch so viele Pläne, doch es blieben uns nur 3,5 Jahre, die wir gemeinsam verbringen durften. Ich habe mit ihm die schönste Zeit in meinem Leben verbringen dürfen und dafür bin ich auch dankbar. Nur, was mache ich jetzt ohne ihn?

lg

Ute

Hallo liebe Ute,
ich kann nachfühlen, wie sehr es wehtut. Das wird auch noch so bleiben - aber glaub mir, es wird weniger. Trauer und Schmerz brauchen seine Zeit. Um heil zu werden, muss man durch den Schmerz durch - leider.
Niemand kann deinen Schatz ersetzen, ich glaube auch nicht, dass du das zulassen möchtest. Aber lass dich trösten und nimm die Liebe an, die man dir entgegenbringt.
Lass deinen Schmerz zu und vor allem lass ihn raus. Und wenn andere meinen, es sei doch genug, du aber immer noch heulen möchtest, dann tu das! Es ist wichtig, den Schmerz nach außen zu tragen - zu äußern. Jeder hat da seine eigenen Wege, wie er das macht - einfach weinen, mit Musik in Erinnerungen schwelgen, Briefe schreiben, Bilder malen oder auch mit ihm reden und auf Zeichen achten. Es gibt auch Trauergruppen, in denen man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann - du wirst finden, wenn du suchst...

Ich schicke dir ganz viel Licht und Liebe und Trost!
Esofrau
 
Weißt Du, ich bin immer sehr betroffen, wenn jemand stirbt. Ich werde dann immer automatisch ganz still, weil ich weiß, dass mir selber das Mitleiden für den Moment nimmt. Man soll nämlich ja nicht mitleiden, man soll mitfühlen. Und also hab ich eben mitgefühlt und mir fiel das Wort "Schokohase" ein, dass Du geschrieben hattest. Und dann ging in meinem Kopf ein kleines Fensterchen auf- das ist das Fenster, an dem mein Vater manchmal steht und auf mich herabblickt, wenn ich etwas Wichtiges tue wie jetzt (wie immer eigentlich) und dann habe ich zweimal das Wort "Küss mich" gehört.

Ich bin so dermaßen voll gewesen eine zeitlang mit solchen Wahrnehmungen, daß ich mittlerweile für mich verstanden habe, daß durch solche Worte "Energie" mitgeteilt wird und daß man andere heilen kann, wenn man diese Dinge dann auch mitteilt. Was er möchte ist Deinen Mund, Dein Wort. Er liebt Dich, deshalb sagt er Dir mit den Worten "Küss mich", daß er Deinen Mund und Dein Wort meint. Er will sagen: sprich mit mir. Daß er es zweimal sagt weist darauf hin, daß er möchte, daß Du auch Zeiten ohne ihn verbringst- wann immer Du willst. Aber er sagt Dir, daß es auch heilsam ist, mit ihm zu sprechen. Er will beides, verstehst Du? Das Erste Mal war etwas lauter, das zweite Mal verblaßte dagegen etwas. Es hörte sich an, wie ein Echo.

Das weist mich darauf hin, was wir heute wissen: es ist hilfreich, mit den Verstorbenen in Kontakt zu gehen, um sie und uns aus den Trauerzusammenhängen zu lösen. Mir ist z.B. als Kind folgendes geschehen: meine Mutter hat gedacht, daß sie sich keinen neuen Mann zulegen darf und daß sie Vater und Mutter in Einem sein muß. Wir haben also so getan, als wäre niemand gestorben, denn sie war ja nun beides. Laß das nicht zu, bleibe ganz Frau. Das wünsche ich Dir, er hat das zwar nicht gesagt, aber ich fühle, daß er das möchte. Was sehr viele Menschen tun ist, Briefe zu schreiben an Verstorbene. Das ist gut, das löst, was gelöst werden will in einem längeren Prozeß. Wenn er aber sagt: "Küss mich", dann ist damit ja ein Austausch impliziert. Damit ist vielleicht eine weitere, häufig genutzte Technik gemeint, die ich kenne und die ich mit meinem Vater praktiziere: ich frage laut, was ich von ihm wissen will und er antwortet mir in meinen Gedanken. So ist der Vater "verinnerlicht" und das ist ein sehr schönes Gefühl- wenn der Abschied etwas länger vorbei ist, wächst das Schöne von Tag zu Tag. Dieses "Verinnerlichen" würde auch z.B. möglich machen, daß Du deine eigenen Entscheidungen als Mutter triffst und nicht als Vaterersatz handelst. Du kannst ja innerlich fragen, ob Du auch für ihn das Richtige für die Kinder entscheidest und Du wirst bestimmt eine Antwort bekommen. Sie muß nicht als Wort erscheinen, auch nicht als Bild. Bei mir ist es manchmal auch nur so eine gewisse Sicherheit: ja, tu es, Du machst das richtig. Und das bestärkt mich dann darin, das Richtige zu tun, wo ich mich ganz oft doch sonst nicht traue.

Sei mir gesegnet, Ute.

Liebe Grüße, Christian
 
Liebe Ute!

sei erstmal innig umarmt und :trost:

was soll man sagen, esofrau hat eigentlich schon alles gesagt

ich hab eine kerze angezündet für deinen liebsten.

viele traurige momente kommen hoch, ich hab vor 3 jahren meinen mann und vor 7 monaten meinen sohn verloren.

ich möchte dir mit meinen zeilen mut machen, obwohl ich weiß, daß momentan NICHTS deinen furchtbaren schmerz lindern kann. und dennoch....

kommt eines tages wieder lebensfreude und dem schmerz folgt dankbarkeit

ich wünsch dir ganz viel kraft für die schwere zeit, die vor dir liegt

aber wann immer du trost brauchst, wir sind für dich da

sandy
 
Ich möchte mich ganz herzlich für eure lieben Worte bedanken.

Ich weiß einfach nicht, wie ich die Kraft aufbringen soll um ohne ihn weiterleben zu können. Er war mein Lebensinhalt und meine Ruheinsel. Mit ihm konnte ich über alles reden, er hat mir zugehört und mich verstanden. Wir hatten die gleiche Wellenlänge, denn wir haben uns auch ohne Worte verstanden. Was mich so fertig macht, ist zu wissen, dass er mich nie wieder anrufen bzw. nach Hause kommen wird. Er wird nie wieder zu mir sagen: "Prinzessin ich liebe dich! Du bist mein Ein und Alles!" Zur Zeit bin ich innerlich so leer, ich fühle mich so einsam.

Lieber Christian, ich muss für meine Kinder nicht Vaterersatz sein, denn beide haben ja ihren Papa. Sie haben mit meinem Schokohasen ihren besten Kumpel verloren.

lg

Ute
 
hallo,

tröstende worte wird es wohl kaum geben, trotzdem wünsche ich Dir mein herzlichstes beileid. und weil ich grad in nem anderen thread über eine ähnliche thematik gepostet hab, kopier ich den text einfach hier auch nochmal rein.

es ist gewiss kein trost, aber evtl ein anstoss zum drüber nachdenken.
vorab: gefühle, auch trauer sind etwas positives und schönes, auch wenn sie manchmal sehr unangenehm sind. man sollte sich bewusst sein, dass man etwas sehr intensives erfährt und fühlt. klingt vielleicht ein bisschen abgefahren, aber man soll finde ich versuchen sich an diesen intensiven gefühlen zu erfreuen (auch an den negativ wahrgenommenen). nämlich dass man so intensiv fühlen und wahrnehmen kann....

so jetzt aber der text:

hab das mit dem tod und beerdigung und trauer schon in ein paar anderen threads gepostet, wie ich das so sehe, aber ich machs hier gern nochmal.

man trauert finde ich nur aus selbstmitleid, nicht um die person die gestorben ist. sondern nur wegen sich selbst, weil man nun erstmal keinen zugang/kontakt mehr zu der verstorbenen person hat, die man liebte. man trauert nicht weil die person jetzt "tot" ist, sondern weil sie für einen selbst nicht mehr greifbar ist, man nicht mehr mit ihr reden kann, sie nicht mehr in den arm nehmen kann usw....
deswegen sollte man finde ich nicht trauern, sondern sich lieber freuen dass es dieser person jetzt viel viel besser geht als hier unter uns. aber das wäre selbstlos wenn man das täte und es ist schwer, fast unmöglich würde ich sagen so selbstlos zu sein, dass man nicht mehr trauert. außerdem ist an diesem punkt die schwelle zur gleichgültigkeit ziemlich niedrig, jedenfalls in den augen dritter, was einem aber eigentlich egal sein sollte, was dritte über einen selbst denken. ist es ja aber nicht. schließlich sind wir hier menschen mit gefühlen und die sind nicht umsonst da und lassen sich nicht einfach so abschalten (wir sollen ja auch was dabei lernen). also heisst es auch die trauer als ein gefühl (wenn auch unangenehm) zu genießen.
als meine omi (an meinem geburtstag, was das selbstmitleid ja noch verstärkt ) starb hab ich geheult wie noch nie zuvor. gleichzeitig wusste ich aber dass es ihr nun viel besser geht und sie keine schmerzen mehr hat und keine sorgen. trotzdem konnte ich mein trauergefühl nicht überwinden und musste es zulassen. es gehört halt zum menschsein dazu, also gilt es das auch auszuleben.
was ich nur immer schade finde ist, dass man von einigen mitmenschen schräg angeschaut wird, wenn man seinen gefühlen freien lauf lässt, sie zulässt. es wurde uns menschlein von der gesellschaft anerzogen "sich zu benehmen" und sich in ein gewisses muster einzufügen (je nach kultur). lug und trug ist da doch vorprogrammiert. das ist scheiße.
die reichsten menschen sind die, die ihre gefühle leben und denen es egal ist was andere darüber denken.

viele liebe grüße und gute n8 -fingal-
 
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Hallo Fingal,

in solchen Situationen gibt es keinen Trost, denn wie soll man einen Menschen trösten, der gerade das Liebste, das es auf der Welt gibt, verloren hat. Ich kann mit Sprüchen, wie: "Du wirst ihn wiedersehen!", "Er hat dich geliebt!" oder "Du musst jetzt stark sein!" nichts anfangen. Ich weiß, dass mein Schokohase mich geliebt hat. Ich habe es jeden Tag gesehen und gefühlt. Aber wie du schon sagst, das Schlimme ist, dass man den geliebten Menschen nicht mehr sehen und umarmen kann.

Ich weiß auch, dass er, dort wo er jetzt ist, keine Schmerzen und keine Leukämie mehr hat. Ob es ihm besser geht, wenn er mich weinen sieht, das weiß ich nicht, denn er wollte nie, dass ich weine.

lg

Ute
 
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