Wird das Leben wieder schön?

Hallo an alle,

möchte mich nun doch auch melden und euch schreiben wie es mir inzwischen geht.
Im Moment hat sich mein Leben etwas eingependelt. Die Waagschalen stehn ziemlich sicher und ruhig. Sobald sie sich ein wenig nach unten bewegen will auf der Minusseite werfe ich auf die Plusseite ebenfalls was ein.
Immer wenn die negativen Seiten überhand nehmen wollen hole ich mir eine schöne Erinnerung. Das hilft mir.
Und ich schreibe meinem Mann jeden Tag zigmal.
Mein Mann hätte nie gewollt dass ich mich "hängen" lasse, trotzdem erlaub ich mir mich fallen zu lassen - ich stehe danach ja wieder auf. Gestärkt und erneut mutig.
Auch für meine drei Kinder will ich Vorbild sein!
Es geht mir nicht gut, aber besser und ich hab ihn wieder - den Fernblick.

Dir liebe Ute und allen anderen Menschen die trauern wünsche ich Geduld. Geduld eurer Mitmenschen und Geduld mit euch selbst.

Fernblick, im Moment ein wenig geduldiger
 
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Hallo liebe Fernblick,

wozu soll man noch in die Zukunft sehen. Es wird eine Zukunft ohne meinen Schokohasen sein. Das Einzige, dass mich beruhigt, ist, dass er als er zu atmen aufhörte, einen entspannten Gesichtsausdruck hatte. Ich weiß nicht, ob er Schmerzen hatte, als er im Koma lag, aber ich hatte das Gefühl, dass er nicht gehen wollte. Also habe ich seine Hand gehalten, ihn gestreichelt und ihm gesagt, dass er loslassen soll. Danach hörte er auf zu atmen. Ich vermisse ihn so sehr.

lg

Ute
 
Liebe Ute,
ach ich weiß doch wie es dir geht, dein schmerz ist so frisch und so unaussprechbar und alle tröstenden Worte erreichen dich nicht.....
selbst jetzt, nach über drei Monaten ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass er nur mal kurz im Krankenhaus liegt und ich ihn bald abholen kann. Alles in unserem Leben hat sich verschoben, ist plötzlich ver-rückt und wenn ich den einen Tag voll der Hoffnung in die Zukunft blicke zahle ich auch nächsten Tag dafür indem ich tief falle......
Was ich mir wirklich wünsche in meinem Leben ist das Beenden dieser Berg-und Talfahrt der Gefühle. Ich kann es nicht ändern, dass er von mir gegangen ist und der Schmerz ist auch riesengroß und da und lässt nicht locker aber ich biin dankbar - dankbar dafür, dass wir uns haben durften, dankbar, dass wir abschied nehmen konnten etc.
Und du hast doch auch Kinder?
Für sie bist du nach wie vor der Ankerpunkt und sie brauchen dich......
Früher hab ich mir gewünscht, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, es gehofft, seit seinem Tod weiß ich es - frag mich nicht warum ich es weiß, ich weiß es einfach! Hab keine Zeichen erhalten, träume nicht und überhaupt hab ich absolut keine Jenseitskontakte oder sonstiges wovon hier viel geschreiben wird.
ABer ich weiß, dass es ihm jetzt gut geht. Er musste 20 Jahre mit Krebs leben und immer wieder war er in den Jahren dem Tod sehr nahe. Sogesehen bin ich ihm seinen Tod auch ver-gönnt( bitte nicht falsch verstehen), er muss sich nicht mehr mit seinem leidgeprüften Körper plagen. Und irgendwann mal wenn ich meine Lektionen hier auf dieser Erde beendet habe werden wir uns wiedersehen. Für mich hat der Tod seinen Schrecken verloren, denn mein geliebter Mann wird mich mal abholen und er hält mir ein Plätzchen an seiner Seite frei. Aber meine Aufgaben hier sind noch zu erledigen, z.B. meinen Kindern noch eine Mutter zu sein. Sie haben - obwohl erwachsen - den ersten großen Verlust in ihrem Leben erlitten und brauchen mich noch. Sie sind so mitten im Leben und grade erst auf dem Weg, da stirbt ihr alles geliebter Papa. Das tut mir fast noch mehr weh als mein eigener Schmerz.
Es ist nicht leicht und auch wenn du jetzt verbittert bist, hol dir die schönen Erinnerungen in dein Herz und lass deinen Schmerz zu.
Ja, ich hab gefragt ob das Leben auch wieder mal schön wird und mittlerweile glaube ich es. Es kann wieder schön werden, wenn auch ganz anders......

Lieben Gruß, Fernblick
 
Liebe Fernblick,

ich glaube nicht, dass das Leben wieder schön wird, denn ohne meinen Schatz kann es nicht mehr schön sein. Was mich derzeit auch so fertig macht ist die Tatsache, dass das Leben draußen einfach so weitergeht als wäre nichts passiert. Momentan habe ich noch meine beiden Kinder um mich, aber in einer Woche fahren sie zu ihrem Vater und ich bin dann eine Weile ganz alleine. Jetzt werde ich noch abgelenkt, aber was ist dann, wenn ich abends nach der Arbeit nach Hause komme und es ist niemand mehr da. Ich fürchte mich vor der leeren Wohnung.

lg
Ute
 
skorpion1965 schrieb:
Also habe ich seine Hand gehalten, ihn gestreichelt und ihm gesagt, dass er loslassen soll. Danach hörte er auf zu atmen. Ich vermisse ihn so sehr.

lg

Ute

Super - du hast deinem Schatz das größte Geschenk gemacht, das du machen konntest - - du hast IHN GEHEN LASSEN und ihm damit den Übergang erleichtert!!! Darauf sei stolz und daraus schöpfe deine Kraft - für DICH! Denn jetzt bist DU an der Reihe. Jetzt wirst du dich um DICH kümmern. Das wird noch eine Weile dauern, bis der Schmerz etwas nachlässt, aber sei sicher - das Interesse für dich selbst schläft im Moment nur. Vielleicht hattest du es auch noch nie vorher entdeckt. Vielleicht hast du schon immer deinen Lebensinhalt in einer anderen Person gefunden. Glaub mir, wenn der schlimmste Schmerz langsam weniger wird, wirst du Lust haben, wieder für dich selbst zu sorgen und du wirst andere Sachen finden, für die es sich lohnt, Freude zu empfinden. Du könntest das in DIR suchen, was du bei deinem Schatz so vermisst...
Es ist sicher noch zu früh, meine Worte im Moment zu verstehen, aber vielleicht magst du in einem viertel oder halben Jahr nochmal draufschauen.... ? ;-))

Der liebe Gott hat es so eingerichtet, dass wir Menschen gerade nur soviel Last aufgetragen erhalten, die wir fähig sind zu tragen. Vertraue darauf und glaub an dich und deine Kraft!

Liebe Grüße und viel Licht
Esofrau
 
Der liebe Gott hat es so eingerichtet, dass wir Menschen gerade nur soviel Last aufgetragen erhalten, die wir fähig sind zu tragen.

Zitat Ende



liebe Esofrau, dann sag mir bitte aber warum sich so viele Menschen das Leben nehmen, weil sie diese Lasten im Leben eben nicht mehr tragen können.
 
Fernblick schrieb:
Der liebe Gott hat es so eingerichtet, dass wir Menschen gerade nur soviel Last aufgetragen erhalten, die wir fähig sind zu tragen.

Zitat Ende



liebe Esofrau, dann sag mir bitte aber warum sich so viele Menschen das Leben nehmen, weil sie diese Lasten im Leben eben nicht mehr tragen können.
Genau diese spirituelle "Last" der Selbsttötung wiegt irgendwann innerhalb von Selbstmordgedanken für den Leidenden geringer als das Fortführen der Gedanken. Das ist dann der einzige "AUS"-(weg), den man sieht.

Ich habe sehr lange und intensiv solche Gedanken auf mich genommen und habe erlebt, wie meine Seele und mein alter Geist in der Meditation von einer Brücke gesprungen ist, die ich mir als Kind dafür ausgesucht hatte nach dem Tod meines Vaters. Ich konnte diesen Todeswunsch und seine energetische Verwirklichung nicht verhindern, mein inneres Kind hat ihn materialisiert, so wie es sich das auch gewünscht hatte. Allerdings wohnt dieses Kind heute in einem zur Heilung fähigen Erwachsenen. Deshalb muß der Körper auch nicht generell mitspringen. Ohne die Literatur des tibbetischen Buddhismus, der uns sehr genau erklären kann, wo, wie und was unsere Verstorbenen sind, hätte ich diesen Zustand (tot) in mir wohl nicht überlebt. Sie sind unsere beste Hoffnung auf Heilung, die wir Menschen haben, denn wir Lebenden sprechen nicht so offen miteinander, wie uns unsere Verstorbenen durch unser Leid antworten. Nur indem wir ja in unsere inneren Narben (verstorbene Traumata) blicken, heilen wir das Innere Kind. Wenn man EINS ist, dann ist man wieder erlöst, sonst verblaßt die Narbe nicht. Aber man wird wieder eins mit sich, das ist keine Frage.

Liebe Grüße, Christian
 
Liebe Esofrau,

also der "liebe Gott" mutet mir aber sehr viel zu. Er bürdet mir immer mehr und mehr Lasten auf, die ich schon lange nicht mehr tragen konnte. Mein Schatz hat mich dabei unterstützt und mir tragen geholfen. Und jetzt hat mich dieser, achso gerechte, Gott wieder bestraft und mir Leid zugefügt, in dem er mir das Liebste, das es je für mich auf Erden gegeben hat, wegnimmt. Das ist absolut nicht fair. Momentan wird der Schmerz meinen geliebten Schokohasen verloren zu haben von Stunde zu Stunde größer, denn heute ist mir bewußt geworden, dass ich vermutlich noch viele Jahre ohne meinen Schokohasen weiterleben muss. Er fehlt mir so sehr.

lg
Ute
 
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skorpion1965 schrieb:
Liebe Esofrau,

also der "liebe Gott" mutet mir aber sehr viel zu. Er bürdet mir immer mehr und mehr Lasten auf, die ich schon lange nicht mehr tragen konnte. Mein Schatz hat mich dabei unterstützt und mir tragen geholfen. Und jetzt hat mich dieser, achso gerechte, Gott wieder bestraft und mir Leid zugefügt, in dem er mir das Liebste, das es je für mich auf Erden gegeben hat, wegnimmt. Das ist absolut nicht fair. Momentan wird der Schmerz meinen geliebten Schokohasen verloren zu haben von Stunde zu Stunde größer, denn heute ist mir bewußt geworden, dass ich vermutlich noch viele Jahre ohne meinen Schokohasen weiterleben muss. Er fehlt mir so sehr.

lg
Ute

Liebe Ute,

ich habe nicht gesagt, dass der liebe Gott dir viel zumutet, ich habe lediglich gesagt, dass es so eingerichtet ist, nur so viel zu tragen, wie wir auch tragen können. Ich möchte dir im Moment nicht weitere Argumente für oder gegen etwas geben, weil ich weiß, dass du im Moment dafür nicht offen bist.

Aber ich fühle mit dir. Du steckst in deinem Schmerz und es tut einfach nur weh - ich kenne das, glaube mir. Ich weiß wie es sich anfühlt - ich war auch in dem Schmerz-Loch...

Aber ich möchte dir trotzdem Mut machen: Wenn du es wirklich (irgendwann) willst, schaffst es auch du wieder aus dem Loch herauszufinden. Natürlich bedeutet das Anstrengung, aber du kannst es schaffen! Ich weiß, im Moment ist das für dich unvorstellbar - du bist geschwächt vom Schmerz, wahrscheinlich glaubst du, dass dieser Schmerz nie wieder aufhört und dann die Ängste vor der Zukunft... Ich versteh das alles...

Gibt es denn keinen, der dich im Moment etwas stützen kann? Freundin, Familie - Personen bei denen du dich im wahrsten Sinn des Wortes ausheulen kannst? Rede mit Leuten, das ist so enorm wichtig.
Wenn das nicht geht, dann versuche doch mal, Tagebuch zu schreiben. Schreib über deine tiefsten Emotionen - so wie es du es hier teilweise tust. Im Tagebuch kannst du allerdings mehr in die Tiefe gehen, schreibe dir all deinen Schmerz von der Seele - immer wieder! Das hilft bestimmt ;-)
Oder erkundige dich doch mal - vielleicht gibt es deiner Nähe so etwas wie ein Trauercafé oder ähnliches. Ein Austausch mit Gleichgesinnten hilft auch immer etwas.

Ich wünsche dir jedenfalls, dass du die Hoffnung und den Mut nicht verlierst! Und ich schicke dir ganz viele Arme, die dich trösten... ;-)

LG
Esofrau
 
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