Wie wird man Atheist?

K

Karuna

Guest
ganz im Ernst:
ich würde es ist bereichernd finden einmal
die Position eine Atheisten einzunehmen
mit achtzehn war ich Existenzialist
und Camus sowie Sartre waren
meine Lieblingsschriftsteller.

Ich möchte einfach probehalber meinen
Standpunkt für eine begrenzte Zeit ändern
um neue Erkenntnisse daraus zu gewinnen...

Geht das überhaupt?
Wer will sich mir anschliessen?
was habt ihr für Vorschläge?


Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
Werbung:
Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Aber ich würde die Frage gerne noch ein wenig erweitern, wenn du erlaubst.
Ist dies ein Phänomen, das nur in unserer christlich westlichen Weltanschauung existiert, oder gibt es dies global?
 
Nee, anschließen möchte ich mich nicht.

Aber ich habe einen Vorschlag wie du das schaffen könntest.

1. jeden Tag fernsehen ,besonders Nachrichten, RTL;SAT1 und CO.

2. BILD lesen

3. in ein anders Forum gehen (kenne da ganz schlimme :eek: )

Aber mal ehrlich Karuna, was sollte Dir das bringen, das Leben ist zu schade dafür.

Liebe Grüße :kiss3:
 
wenn du sowieso nur das aktzeptiert hast was da war, warst du doch atheist.
also würde ich rekapitulieren was du sowieso schon erlebt hast...

morphe dich, so schwer ist das nicht...
 
Wie würde ich diese Fragen beantworten ?
Woran ich nicht glaube:


1. Ich glaube nicht an die Existenz eines rein geistigen Wesens unabhängig von Materie oder Energie.

2. Ich glaube nicht an die Existenz eines persönlichen d.h. menschenähnlichen Gottes, sondern höchstens an ein einheitliches Weltprinzip ( Naturgesetze ). Aber auch die Existenz dieses Prinzips ist keinesfalls sicher.

3. Ich glaube nicht an die Menschwerdung Gottes in der Gestalt von Jesus.

4. Ich glaube nicht an das Weiterleben der Seele oder irgendeines anderen geistigen, seelischen oder körperlichen Teils des Menschen nach dem Tode, es sei denn in der Erinnerung anderer Menschen, auf Fotos, in Büchern etc..

5. Ich glaube nicht an die Sündhaftigkeit des Menschen von Vornherein. Der Mensch ist ein Produkt seiner tierischen Vorgeschichte. In dieser Vorgeschichte waren und sind Mord, Totschlag, Raub und Kampf, List und Hinterhalt häufig benutzte Mittel um zu überleben. Das Problem des Menschen ist, daß er sich dieser "niederen" Instinkte bewußt wird, und daß diese mit anderen Wertvorstellungen vom sozialen Zusammenleben kollidieren. Der Mensch durchlebt mehr oder minder bewußt diese Zielkonflikte und Widersprüche in seinem Kopf. Einen Freifahrtschein für bösartiges Verhalten dem Mitmenschen gegenüber kann man daraus allerdings nicht ableiten.

6. Ich glaube nicht an eine endgültige Gerechtigkeit, d.h. das was an Gerechtigkeit nicht auf der Erde erreicht wird, wird nirgends sonst erreicht.

7. Ich glaube nicht an die Nächstenliebe als alles entscheidende Idealvorstellung vom Menschen. Nächstenliebe ist sicher eine gute ethische Leitlinie für jeden Menschen. Sie artet aber manchmal in Duckmäuserei und Stillhalten angesichts offensichtlichen Unrechtes aus und ist deshalb in manchen Situationen unangebracht. Zivilcourage und Verteidigungsbereitschaft ist manchmal besser.

8. Ich glaube nicht, daß Gott die Welt erschaffen hat, denn wer hat dann Gott erschaffen ? Vielleicht war die Welt einfach schon immer da. Vielleicht hat Sie sich von selbst entwickelt.


Woran glaube ich, wenn ich nicht an Gott glaube ?

1. Glauben heißt bei mir, tief überzeugt sein, aber nicht fixiert sein.

2. Ich glaube an die menschliche Vernunft, an die menschliche Toleranz, an die Kraft des menschlichen Gefühls, an den Willen zum Guten in vielen Menschen, an menschliche Bindungen ( Familie, Frau, Freunde, Eltern ), an die Fähigkeit des Menschen, sich gegen Unrecht durch andere Menschen aufzulehnen. Ich glaube an die menschliche Kritikfähigkeit und an das Mißtrauen im positiven Sinne.

3. Ich glaube an die Menschenrechte und an die Rechte der Kinder

4. Ich glaube an die menschlichen Leistungen in der Kunst, in der Wissenschaft und im Zusammenleben miteinander. Insbesondere verehre ich gute Bücher, gute Musik und gute Filme.

5. Ich glaube an die Gesetze der unbelebten und belebten Natur.

6. Ich verehre ( aber ich bete nicht an ) die Sonne, die Erde, die Luft, das Wasser, die Bäume, die Pflanzen, die Tiere, die Bäche, die Flüsse, das Meer.

7. Ich verehre die Natur eingedenk der Probleme, die sie uns manchmal bereitet. Ich bin mir auch der Grausamkeiten bewußt, die in der Natur häufig vorkommen.

8. Ich bedauere die starke Entfernung des heutigen Menschen von der Natur und die sich daraus ergebende Lieblosigkeit sich selbst, anderen und der Natur gegenüber.


Caya, auch ernst :kiss3:
 
Hallo Karuna!

Ich bin als Atheistin aufgewachsen. Wegen meinen Eltern ( mein Vater ist
Wissenschaftler, meine Mutter war Professorin für Chemie und Physik auf
Gymnasium) war ich stark "wissenschaftlich" orientiert. Camus und Sartre
waren meine liebsten Autoren neben Dostojevskij und Kafka, als ich fünfzehn
war. Ich habe an DAS GUTE geglaubt - also an einen Prinzip des Guten. Ich
habe bemerkt, wenn ich mich die Geschichte ansah, dass "das Böse", wie dieses sich auch bemüht, doch immer von "dem Guten" abgelöst wird. Wie es scheint kann das Böse nicht gewinnen. "Das Gute" offensichtlich auch nicht, aber es wird NIE aufgeben.

Als ich 34 war, hat mich die "geistige Welt" aufgesucht. Also habe ich nie
glauben müssen, sondern gewusst. Ich kann nicht mehr Atheistin werden,
weil ich nicht GLAUBE, sondern eben WEISS.
Das, was die Menschen GOTT nennen, ist natürlich kein Wesen, wie wir
uns das vorstellen könnten.
Die Bhagavad-Gita soll sagen, dass es einen Gott gebe, dessen Körper die Summe aller Seelen sei. :banane: :banane: :banane: :banane: :banane: So sehe ich es auch.


Etwas sehr Schönes habe ich unlängst von Nisargadatta Maharaj gelesen:

Wer ganz in seinem Selbst aufgeht, wird zur Seele aller. Wer sollte dann Feindseligkeit hegen und gegen wen?
Man wird ganz natürlich hilfsbereit gegenüber anderen, da man weiß, dass man nicht von ihnen getrennt ist. :grouphug:

Alles Gute :)
P.
 
Werbung:
Karuna schrieb:
ganz im Ernst:
ich würde es ist bereichernd finden einmal
die Position eine Atheisten einzunehmen
mit achtzehn war ich Existenzialist
und Camus sowie Sartre waren
meine Lieblingsschriftsteller.

Ich möchte einfach probehalber meinen
Standpunkt für eine begrenzte Zeit ändern
um neue Erkenntnisse daraus zu gewinnen...

Geht das überhaupt?
Wer will sich mir anschliessen?
was habt ihr für Vorschläge?
Liebe Karuna,

das Ich, das eine Position einnimmt, ist immer Atheist, weil es sich von Gott getrennt sieht. Das ist nichts Besonderes, denn nur Wenige derer, die hier in dieser Welt leben, sehen sich nicht von Gott getrennt.

Ich denke, der Kern einer atheistischen Position ist die egoistische Sichtweise. Dabei ist es unerheblich, was das Ich glaubt. Glauben entstammt dem Denken, und das Denken ist das Ich. In der egoistischen Sichtweise ist das Bestimmen dessen, was das Ich bestimmt, allein von Bedeutung. Es bestimmt alle Dinge, den Glauben, den Nichtglauben und das, was das Ich sein soll, Existenzialist, Agnostiker, Skeptiker, Wissenschaftler, Asket, Atheist, Christ, Hindu, Moslem, oder Sanyassin.

Das unterscheidet eine vom Ich kontrollierte und bestimmende Seele von einer Ergebenheit, in das zu Erkennende, das zu Seiende, das Gott ist: Sie nimmt keine Position ein, sie sucht immer die Nichttrennung von Gott und braucht das Ego nur zum Arbeiten und für die (unvermeidlichen) sozialen Kontakte.

Eine atheistische Position ist immer nur present, wenn das Denken aktiv ist. Es kann dann die Dinge bestimmen und hört nicht zu. Wenn aber das Denken ruht und wahrnimmt, z.B. das eigene Selbst, das nicht das Denken ist, dann gibt es auch keine Position für das Ich einzunehmen. Dieses Wahrnehmen des eigen selbst ist nicht trennbar von dem Wahrnehmen des anderen und nimmt somit die Ordnung wahr, das der Andere dasselbe ist wie das eigene Selbst.

Solange das Ich durch das Denken seine Position aufgerecht erhält, nimmt es den Anderen als Selbst nicht wahr und ist getrennt von ihm und Gott, denn das Verbindende zwischen allen Seelen ist das, was Gott ist.

Sagt das Denken, es sei Atheist, aber die Seele sucht z.B. nach Erkenntnis oder Liebe im Partner, dann ist es ein Betrüger, denn das, was er sucht ist Gott.

Sagt das Denken, es sei Atheist, aber das Ich will den anderen bestimmen, sexuell, oder durch Belehren, dann ist es kein Betrüger, nur Egoist. Und ein Egoist ist getrennt von Gott.

Gott ist nie getrennt von jedem Wesen, es ist nur das Ego, das sich trennt von Gott. Die Seele leidet solange wie es dem Ego den Vorrang der Bestimmung von Positionen einräumt. Dann - taugt es nur noch zum Arbeiten und dem Unterhalten von lästigen sozialen Kontakten.

"Kabir, Ich sehne mich zu sterben; laß mich sterben an der Tür des Herrn.
Ich hoffe daß der der Herr nicht fragt, "Wer ist das, der vor meiner Tür liegt?"

"Kabir, wir sind Puppen aus Lehm, aber wir beanspruchen den Namen der Menschheit.
Wir sind hier nur Besucher für ein paar Tage, aber wir beanspruchen so viel Raum."
(Kabir)

:)

Namo
 
Zurück
Oben