Sonne in Widder
Die Sonne symbolisiert im Horoskop zunächst einmal den leiblichen Vater bzw. die Person, die diese Rolle übernommen hat. Welche Art von Vater wäre der Wunschvater eines Kindes mit Widder-Sonne? Der Vater müsste natürlich im Herzen jung, stark und mutig sein, ein Held, ein Krieger, ein Pionier, ein Eroberer, er müsste irgendwo der Erste sein, der Beste, der Chef, derjenige, der das Sagen hat. Und das Kind sieht den Vater durch diese Brille, auch wenn seine Realität eine andere ist, wenn er vielleicht nur ein kleiner Angestellter ist, in den Augen des Kindes ist er der Größte. Er sollte das Kind mit auf die Jagd nehmen, hohe Berge mit ihm besteigen, mit ihm hinausgehen in die wilde, abenteuerliche Welt da draußen. Wenn dieses Kind den Vater als schwach oder krank erlebt, wenn er ein vom Schicksal Gebrochener ist oder wenn er konfliktscheu ist, kein klares Gegenüber bietet, sich drückt oder herausredet, wenn er vor dem Chef zu Kreuze kriecht oder sich von der Frau unterdrücken lässt oder wenn er ein ängstlicher "Paß-auf-Vater" ist, der dem Kind die Lust und den Mut auf das Lebensabenteuer erstickt, dann bricht eine Welt zusammen. Der junge Mensch kann sich dann nicht als Kind an der Seite des starken Mannes erleben, hat im Außen kein Vorbild für das, was sich in ihm entfalten will. Tief im Herzen wird der/die Heranwachsende den Vater für seine Schwäche verachten und wird nur schwer einen Zugang finden zum Väterlichen in sich selbst und draußen in der Welt oder er/sie zeigt Verständnis für den Vater und opfert dadurch seine Eigenart; denn hier gilt in ganz besonderem Maße: Verständnis ist der Trostpreis fürs (geopferte)Leben.
Ist ein starker Vater da, so muss es zwangsläufig dann zum Konflikt kommen, wenn das Kind die eigenen Widderqualitäten, den starken Mann in sich entdeckt. Als Widder musst Du Dich auf Deinem Wege der Selbstwerdung vom Vater trennen, musst Du Deinen Willen gegen seinen setzen, Dein Ich gegen seines. Irgendwann stellt sich die Frage: wessen Wille geschieht? Wer hat das Sagen? Wenn das Kind Glück hat, dann stellt sich der Vater dieser Auseinandersetzung. Schwierig wird es, wenn der Vater neben sich nicht noch jemand Starken dulden will. Dann können ganze Lebenskonzepte widderbetonter Kinder davon bestimmt sein, 'es ihm zu beweisen', ihn zu übertrumpfen. Obwohl Du es mit dieser Haltung im Leben nicht gerade leicht haben wirst, da sie ja automatisch auf alle Vaterstellvertreter wie Lehrer, Chefs, bei Frauen der Ehemann, Polizisten und Autoritäten aller Art übertragen wird, ist sie für eine Zeitlang, bis maximal zur Lebensmitte, durchaus normal und akzeptabel. Spätestens dann müssten sich der Widder-Held und die Widder-Amazone bewusst machen, dass sie in dieser Rivalitätshaltung abhängig vom Vater bleiben und noch nicht reif dafür sind, selber in der Gesellschaft eine Vaterrolle, eine Führungsrolle zu übernehmen. Im Gegenteil: man definiert sich gegen das väterliche Prinzip; der Professor kann nicht recht haben, weil er der Professor ist; als Frau bekämpfst Du Dein Leben lang Männer, weil sie Männer sind. Es besteht die Gefahr, sich zu Tode zu siegen und lebens-lang in einer unversöhnlichen Stolz- und Trotzhaltung zu verbleiben, was letztlich einsam und verbittert macht.
Der Vater, den dieses Kind braucht, müsste im Idealfall selbst ein echter Widder sein, seine Freude an der Herausforderung des kleinen Kriegers oder der kleinen Kriegerin haben und den herangewachsenen Spross zur rechten Zeit aus dem Nest werfen; denn als Wid-der darfst Du kein braver Vatersohn, keine brave Vatertochter bleiben. Und das bedeutet in den meisten Fällen, das Zuhause zu verlassen und sein eigenes Glück in der Welt su-chen, nicht das der Eltern. Wenn ein Märchen etwa mit den folgenden Worten beginnt: "Einem Königssohn gefiel es nicht mehr in seines Vaters Haus ..." dann weißt Du schon, hier hast Du einen Feuer-Helden vor Dir, also Widder oder die verwandten Zeichen Löwe und Schütze. Es kann sich natürlich auch um einen geistigen Auszug handeln: Sohn oder Tochter wählen dann Lehre oder Studienfach oder politische Heimat konträr zum Vater. Oder ein psychischer Auszug: Ich bin als Mann, als Frau ganz anders als Du mich haben willst, Vater, auch wenn ich dabei Deinen Segen verliere. Als Mann mit dieser Sonne kannst Du nicht in der Armee des Vaters dienen, da musst Du selbst zum Heerführer wer-den, da kannst Du oft nicht als Juniorchef in der Firma des Vaters bleiben, sondern musst Deine eigene Firma gründen, selber Chef werden und vor allem, das ist ganz wichtig: es aus eigener Kraft schaffen, nicht irgendwo Nachfolger sein, Zweiter, sondern Erster, selbst etwas aus der Wiege heben.
Quelle und weiter
Textauszug aus: Claus Riemann - Astrologische Seminare - Widder.