Das Beste wäre, wenn er selbst das wollen würde. Dazu gehört, das er gleichzeitig Verantwortung übernimmt, sich aber nicht schuldig fühlt, dafür selbst herabsetzt. Bei den meisten Menschen ist es umgekehrt. Weil wenn er, wie Du ja Believe gegenüber sagst, dazu neigt die Schuld auf sich zu nehmen, heißt das nicht das er damit Verantwortung übernimmt. Oft ist das eher eine verquere Art des Opfer-Spielens, aber in jedem Fall ist es Selbstabwertung und das ist der wesentliche Punkt. Weil ein Thema, das als innere Reaktion Selbstabwertung bei dem betreffenden zur Folge hat, nicht angeschaut werden will. Wenn man jemanden auf so ein Thema aufmerksam macht, kann man nichts richtig machen. Er reagiert dann entweder aggressiv oder mit Rückzug oder beides. Und die Schuld auf sich nehmen ist auch eine Form des Rückzugs, wenn es nicht aus Bewusstheit geschieht, was dann Verantwortung ist. Das Problem ist, dass jemand der sich selbst herabsetzt und schuldig macht, sich nicht vorstellen kann, dass jemand anders das nicht tut. Schwache Menschen sehen deshalb ja auch in allem einen Vorwurf, werfen das wiederum anderen vor (sozusagen "Immer kritisierst Du, nie kann ich etwas richtig machen." ), nehmen einerseits die Schuld scheinbar auf sich, was aber eher den Zweck einer Erleichterung in dem Moment hat, nicht weiter mit dem Thema behelligt zu werden (im Sinne von "Jaja... ich weiß, ich bin schuld... und jetzt lass mich in Ruhe").
Was man tun kann... ? Schwere Frage. Ich glaube, das eine Voraussetzung, mit jemandem klar zu kommen der solche Tendenzen extremer hat, die ist, dass man sich selbst sehr gut kennt. Das man genau weiß, warum man diese Beziehung führt, warum man diese Person ändern will usw. Einfach weil das große Stärke verlangt. Man darf sich von dem "Dämon" die diese Person in sich trägt nicht beeindrucken lassen. Das erweckt sozusagen den, den man selbst hat und die beiden feuern sich dann an, was für beide nicht hilfreich ist. Wie gesagt, das Beste ist wenn die betreffende Person Verantwortung übernimmt und selbst daran arbeiten will. Dann geht es darum, den Automatismus aufzudecken, der in solchen Situationen abläuft. Der beruht auf emotionalen Überzeugungen die auch oft Schuld betreffen, auf jeden Fall Selbstherabsetzung und Angst. Es geht nicht darum, eine schwere Kindheit zur Ursache zu erklären, oder Ursachen von vorneherein anzunehmen. Das sind auch Überzeugungen die letztlich fallen werden. Es geht um die Gedanken die während so einer Situation ablaufen. Wenn sie z.B. auf die Kindheit verweisen, was sein kann, spielt das trotzdem keine Rolle. Man darf keine andere Ursache zulassen als sich selbst und falsche Überzeugungen. Also zu sagen, dass man aufgrund einer gewalttätigen Erziehung selbst Gewalt anwendet, ist nicht hilfreich, weil es ein Grund zur Erhaltung ist.
Wenn die betreffende Person nicht zugänglich ist, nicht offen dafür selbst daran zu arbeiten und sich das anzuschauen, funktioniert es nur wenn man selbst sehr klar sieht. Man muss dann die Überzeugungen kennen die diese Person in einer solchen Situation antreiben. Das ist möglich, aber wahrscheinlich nur wenn man sich selbst hineinversetzen kann, weil man das selbst sozusagen durch hat... das aus eigener Erfahrung irgendwie kennt, zumindest das Muster. Man kann da grundlegend mit Gefühlen anfangen. Sich fragen, welche Gefühle es sind, die jemanden zum Austicken bringen. Und dass sind Enttäuschung, Ohnmacht und Angst. Enttäuschung betrifft Vergangenheit (nahe Vergangenheit... vorherige Momente als Auslöser), Ohnmacht die Unfähigkeit in der Gegenwart damit umzugehen, Angst vor der Zukunft (kann auch sehr nahe Zukunft sein). Letzteres ist am Wichtigsten, also die Angst vor der Zukunft. Die wiederum ist fast immer Angst davor abgelehnt zu werden. Jemandem zu beweisen das er nicht abgelehnt wird, ist auf Zeit gesehen ein sicheres Mittel. Nur ist das manchmal nicht möglich, weil der Zustand so nicht akzeptabel ist. Wenn man weiß, worauf die Angst basiert, wovon die Person selbst überzeugt ist, warum Ablehnung geschehen wird, kann man das ausräumen. Die Überzeugungen sind da der wesentliche Punkt.
Wenn Du sie herausfinden willst, dann frag Dich worauf die Person ihren Selbstwert begründet und wo da in dessen eigenen Augen Defizite sind. Das sind die Punkte, wo er sich selbst herabsetzt. Wenn der Selbstwert durch die Beziehung begründet wird, wird es umso schwerer, weil Du dann Teil davon bist. Das bedeutet, das Du Auslöser von Angst vor Ablehnung bist. Das bist Du wahrscheinlich sowieso, das ist jeder Mensch der Bedeutung hat. Aber wenn der Selbstwert über eine Person definiert wird, seiner über Dich etwa... Dann kannst Du es ihm nur schwer bewusst machen, weil dann sofort Reaktionen ablaufen, Rückzug oder/und Angriff... Rechtfertigung oder/und Verurteilung. Du bist dann schnell in einer Rolle wo Du kaum etwas richtig machen kannst. Und da hilft Dir dann wirklich v.a. wenn Du Dir vollkommen klar bist, warum Du das willst und DAS Du das willst. Und dann ist, so kitschig es sich anhört, Liebe das Heilmittel. Und das funktioniert, das hat Wirkung. Aber braucht eben auch Stärke...Liebe eben. Die muss echt sein. Darf kein "brauchen" auf andere Art sein. Beziehungen wo eine Art gegenseitige Abhängigkeit vorherrscht sind daher auch so oft ein Strudel ins Leid, ohne das sich getrennt wird.
Unterm Strich würde ich dabei bleiben, dass der Wille der betreffenden Person am Wichtigsten ist. Und der ist dann da, wenn das Negative angeschaut werden kann, ohne das man daraus eine Selbstherabsetzung macht. Das erkennt man an der Reaktion... Solange Rechtfertigung und Urteile und Schuldzuweisungen ablaufen ist es nicht der Fall. Letztlich hat ja jeder solche Bereiche, also destruktive Kräfte, die auf gewisse Themen reagieren... "wach werden". Und leider ist es so, dass das meiste durchlitten wird. Das bedeutet, dass es genau dazu kommt wovor die Angst in dem Bereich am größten ist. Bei Beziehungen und Abhängigkeit ist dass dann der Verlust, Trennung, wobei es bei gegenseitiger Abhängigkeit dann soweit ist, wenn einer von beiden "seines" durchlitten hat. Daher auch die Frage an Dich, die von Dir selbst zu stellen wäre... Wenn auf Deiner Seite auch eine Form von Abhängigkeit besteht, dann wirst Du es durchleiden und Dich dann trennen, oder daran arbeiten und Dich dann trennen, bzw. beides... Wenn Du das nicht willst, musst Du auch auf Dich schauen, Dich selbst kennenlernen. Alles was Dich leiden läßt, ist auch Deine Sache... nicht nur die desjenigen, der anscheinend die Ursache dafür ist, weil es sich bedingt. Du kannst wirklich schon viel dadurch verändern, wenn Du das bewusstmachen bei Dir selbst anwendest. Wie Du Dich dann entscheidest ist wieder eine andere Frage. Aber es wird dann jeder Weg leichter, bzw. es wird klar sein was Du willst.
VG,
C.