Vorurteile

Vorwürfe haben oft eine Geschichte. Zurückweisung von jemand der sich in eine Ehe drängen möchte und dann Theatralik von dort, wegen einer dunklen Jacke dunkle politische Vermutungen. So erlebt im Bekanntenkreis. Schmerz zurückgeben, sich rächen wollen an dem oder der oder an jemand ähnlichem.
 
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Trotzdem kriege ich Magenschmerzen bei der Geschichte, so viel gutes auf der Persönlichkeitsebene sie auch enthalten mag.
Der Mann war alt und machtlos, wäre er jung und an der Macht beteiligt gewesen, hätte er an einem menschenverachtenden System nach Kräften mitgewirkt.
Dennoch...:
Der Schauspieler Jörg Hartmann ("Faber" im Dortmunder Tatort) hat eine Biografie geschrieben, in der er darüber berichtet, dass in der Stammkneipe in seiner Kindheit und Jugend auch Nazis saßen, die seiner Ansicht nach aber v.a. durch den regelmäßigen Kontakt mit anderen vor dem "endgültigen Abkippen" bewahrt wurden, also irgendwie "domestiziert" blieben sozusagen.
Seine Message dabei ist, dass er immer für das Gespräch mit egal wem ist, weil es Extremismus in Grenzen halten kann.
Ich gebe ihm Recht, aber eben auch mit Magenschmerzen.
Wahrscheinlich wäre ich nicht sonderlich zur Diplomatie fähig solchen gegenüber..
Aber es stimmt halt insofern, als das sich Einigeln und sich Isolieren mit einer Haltung immer Extremismus fördert.
Einsame Männer neigen z.B. lt. Studien am meisten dazu.

Und wir leben in Zeiten starker "Blasenbildung", in denen dann eben auch kein Austausch mehr stattfindet, was dann Auswüchse von selbstgerecht bis sehr sehr gefährlich hervorbringen kann.....

Ja, das Problem mit Filterblasen und Echokammern... Wenn man ausschließlich drinnen bleibt und nicht auch mal Blicken aus der eigenen Echokammer heraus wagt, radikalisiert man sich in der eigenen Position.

Ein ähnlicher Effekt, der mir dazu einfällt, ist, dass die Ausländerfeindlichkeit bzw. Xenophobie da am größten und am weitesten verbreitet ist, wo die wenigsten Ausländer wirklich leben. Xenophobie kann da am besten gedeien bzw. radikalisieren wo man eben nicht mit dem "Fremden" am wenigsten konfrontiert ist.

Und gleichzeitig konnte ich an mir selbst schon beobachten, dass ich mich durch die Diskussion mit stark-Andersdenkenden in meiner Haltung radikalisiert habe, bzw. härter und stärker/undifferenzierter auftrat, als ich es eigentlich wollte und denke.

Ich glaube nicht, dass man da im Gespräch diplomatisch sein muss. Im Gegenteil kann man durchaus deutlich klar machen, dass man eben nicht so denkt, wie diese Menschen, denen man begegnet. Ich stelle es mir ungefähr so vor, dass Jörg Hartmann den Nazis in seiner Stammkneipe sinngemäß gesagt hat: "Setz Dich zu uns an den Tisch/Tresen, wir haben eine gute Zeit zusammen, aber wenn es einen Nazi-Spruch gibt, gibt es kontra von uns."
 
Ich stelle es mir ungefähr so vor, dass Jörg Hartmann den Nazis in seiner Stammkneipe sinngemäß gesagt hat: "Setz Dich zu uns an den Tisch/Tresen, wir haben eine gute Zeit zusammen, aber wenn es einen Nazi-Spruch gibt, gibt es kontra von uns."
Ja wahrscheinlich. So ähnlich machen wir, die "Linksversifften mit leichtem Hang zum Anarchismus" :D das hier auch im Café, wenn wir mit den Deutschtürken, meist so Jahrgänge Anfang 80iger Jahre hier geboren, reden. Alle lustig, alles nett, man ist im Kontakt, aber wenn sie loslegen, wie toll Erdogan ist, gibt´s Saures. Das nehmen sie uns auch nicht groß übel- man repektiert sich trotzdem, zumindest soweit ich das wahrnehme.

Aber es war auch schon Übles im Gange hier. Der Sohn einer Ex eines meiner Freunde wurde von jüngeren Deutschtürken hier aus dem Viertel bequatscht zum IS nach Syrien zu gehen. Sie allerdings taten das wohl nach meiner Information dann doch nicht sondern dröhnten nur herum, wie toll das wäre. Islam/Djihad zum Herumdröhnen und vor sich hertragen, nur Gelaber. Der Sohn ist aber tatsächlich nach Syrien gegangen und erschossen worden, 18 Jahre alt. Man fasst es nicht, aber es ist wahr, einer der (Enkel-)Nachkommen aus der linken Szene hier.
Das war so ein Fall, wo mehr hätte draufgeguckt und geredet werden müssen, von vielen Seiten- aber keiner hat es rechtzeitig mitgekriegt.
 
Ich war in einem Park.
Rief die Hunde, da ein Fahrradfahrer
kam.
Viele Meter entfern, rief er mir dann zu:
Danke Nazi !
Er hatte gehört ich komme aus
Sachsen.

Ich habe mich auf eine Bank gesetzt und
mir kamen die Tränen .

Stichwort Hunde, da hab ich (leider) auch Vorurteile.

Bin zurückhaltend wenn mir gewisse Hunderassen begegnen und möchte meinen Hund nur ungern an einen unangeleinten und beißkorblosen Amstaff vorbei führen. So eine Situation hatte ich erst neulich. Habe dann gleich die Richtung gewechselt....

Vielleicht war es auf den Hund bezogen ein ungerechtfertigtes Vorurteil, aber möglicherweise war es zur Sicherheit meines Hundes letztendlich berechtigt... wer weiß das schon..

Was ich damit sagen möchte, gewisse Vorurteile können unter Umständen auch als Schutz dienen.
 
Ja wahrscheinlich. So ähnlich machen wir, die "Linksversifften mit leichtem Hang zum Anarchismus" :D das hier auch im Café, wenn wir mit den Deutschtürken, meist so Jahrgänge Anfang 80iger Jahre hier geboren, reden. Alle lustig, alles nett, man ist im Kontakt, aber wenn sie loslegen, wie toll Erdogan ist, gibt´s Saures. Das nehmen sie uns auch nicht groß übel- man repektiert sich trotzdem, zumindest soweit ich das wahrnehme.

Du kommst ja auch aus Hamburg, wie ich, bzw. lebst da noch, oder? Meinst Du hier das Schanzen-Viertel? (Frage nur aus Neugier).

In meinem Bekanntenkreis sind auch einige Russen. Ich weiß nicht, wie sie zum Angriff Russlands auf die Ukraine stehen. Und, wenn ich ganz ehrlich bin: Ich will es auch nicht wissen. So lange sie mir gegenüber sich darüber nicht äußern, belasse ich es dabei. Sollten sie sich aber mal mir gegenüber pro-Putin äußern... ich wüsste nicht, wie ich da am besten bzw. "richtig" reagieren sollte. Einerseits sind es Menschen, die ich schätze, aber das würde mein Bild von ihnen doch drastisch trüben.

Aber es war auch schon Übles im Gange hier. Der Sohn einer Ex eines meiner Freunde wurde von jüngeren Deutschtürken hier aus dem Viertel bequatscht zum IS nach Syrien zu gehen. Sie allerdings taten das wohl nach meiner Information dann doch nicht sondern dröhnten nur herum, wie toll das wäre. Islam/Djihad zum Herumdröhnen und vor sich hertragen, nur Gelaber. Der Sohn ist aber tatsächlich nach Syrien gegangen und erschossen worden, 18 Jahre alt. Man fasst es nicht, aber es ist wahr, einer der (Enkel-)Nachkommen aus der linken Szene hier.
Das war so ein Fall, wo mehr hätte draufgeguckt und geredet werden müssen, von vielen Seiten- aber keiner hat es rechtzeitig mitgekriegt.

Uff... ja, das ist übel.
 
(...)

Was ich damit sagen möchte, gewisse Vorurteile können unter Umständen auch als Schutz dienen.

Das ist auch vollkommen ok, so weit man damit nicht die Rechte anderer Menschen verletzt oder einschränkt.

Wenn ich spät-abends unterwegs bin, kommt es ja durchaus vor, dass man fast alleine eine Straße entlang geht. Andere Menschen, die da auch alleine gehen, wechseln dann gerne die Straßenseite oder gehen betont schneller, um zu gucken, ob man ihnen folgt.

DAS ist vollkommen verständliches und normales Verhalten zum Selbstschutz. Ich fühle mich jedenfalls nicht beleidigt dadurch, dass andere Menschen in solchen Situatioen überlegen, ob ich ein Gewalttäter sein könnte, und entsprechend vorsichtig handeln. Es ist zwar ein Vorurteil... aber niemand schränkt damit eines anderen Rechte ein.
 
Ich stimme allen Beiträgen zu.
Allerdings, hat es noch nie etwas gebracht für die Sache richtig und gutherzig zu kämpfen. Vorurteile ist ja das Nutzwort für in einer ausgewählten Gruppe "hassen dürfen".
Und warum wollen einige hassen? Weil sie sich selbst hassen. Weil sie nicht dazugehören dürfen. Superreiche als Argument, da tu ich mich schwer das zu akzeptieren, wenn man in der Familie Armut des Herzens, und materielle Armut erfährt um von Kind an dem hassen anheimzufallen, dem materiellen, und dem seelischen. Ich bin eigentlich davon überzeugt das Wohlstand und Möglichkeiten Sanftmut fördert.
Das ist auch das Motto der Migrationsbehörde in Österreich, die Leute bekommen eine Arbeit, sie arbeiten dann und dann integrieren sie sich durch die Wohlstandsbedürfnisse von alleine. Man kann es nicht erzwingen.

Zuviel Mühe, zuviel Plage: was musste ich alles erleiden um das zu bekommen was ich habe? mag wohl das Hauptargument des Populisten sein der sich zum Vorurteil radikalisiert.

Und es ist so schwer eine richtige Ordnung anzudenken die breiter als die eigenen Möglichkeiten ist, weil schon die Kinder im ewigen Schmelzkrug von allen Strömungen ihrer Zeit nur das annehmen wollen was sie selbst wollen.
Es gehört halt eine gehörige Portion Verständnis für das Gegenüber dazu wenn man gegen Vorurteile schreitet. Meist können das nur die Besten richtig gut. Auch ein Vorurteil. Aber man kann ja üben.


Mein Sohn sagt mir genau eben jetzt einen Witz: Papa? Weißt du warum ein weißer Mensch im Gefängnis richtig gefährlich ist?
"Weil ers wirklich getan hat."
 
Das ist auch vollkommen ok, so weit man damit nicht die Rechte anderer Menschen verletzt oder einschränkt.

Wenn ich spät-abends unterwegs bin, kommt es ja durchaus vor, dass man fast alleine eine Straße entlang geht. Andere Menschen, die da auch alleine gehen, wechseln dann gerne die Straßenseite oder gehen betont schneller, um zu gucken, ob man ihnen folgt.

DAS ist vollkommen verständliches und normales Verhalten zum Selbstschutz. Ich fühle mich jedenfalls nicht beleidigt dadurch, dass andere Menschen in solchen Situatioen überlegen, ob ich ein Gewalttäter sein könnte, und entsprechend vorsichtig handeln. Es ist zwar ein Vorurteil... aber niemand schränkt damit eines anderen Rechte ein.

Stimmt schon ja, aber auch wenn es zum Selbstschutz dient, ist und bleibt es ein Vorteil. Eine Meinung, die man aufgrund eines Aussehens einem Anderen gegenüber hat.

Obiges genanntes Beispiel bei mir diese eine bestimmte Hunderasse oder bei dir, da du als Mann alleine unterwegs bist. Die Leute wechseln dann wohl wegen deines Geschlechts die Straßenseite.

Erinnere mich da an eine Begebenheit bei einer U-Bahn Station.

Ein Mann kam auf mich zu und sprach mich an. Im ersten Moment dachte ich - eben aufgrund seines Aussehens - oje da will schon wieder jmd. Geld oder was auch immer. Schnell meine Tasche gezückt, zu mir ran gezogen und weg gedreht..

Doch was wollte er letztendlich? Mir lediglich mitteilen, dass mir etwas zu Boden fiel.

Fand das beschämend... :( wäre eine gut gekleidete Frau zu mir heran getreten oder ein Anzug Typ hätte ich sicherlich im ersten Moment anders reagiert und mich nicht so abweisend gegeben.. :/
 
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