Ursache = Schuld ?

ChrisTina

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Himmelreich des Ortes, wo die Götter Schach spiele
Mir fällt immer wieder auf, wenn jemand die Frage stellt nach den Ur-Sachen einer bestimmten Entwicklung, dass dieser Person automatisch von Anderen vorgeworfen wird, dass Schuldzuweisungen nichts bringen.

Bis jetzt war mir das irgendwie nicht klar, wie jemand automatisch von Ur-Sachen auf Schuld kommt und ich möcht mit diesem Thread versuchen, zusätzliche Denkanstösse zu bekommen, um es für mich kokreter in Worte fassen zu können.

Was mir grad klar wurde - und zwar bei der Diskussion über die verwahrloste Jugend - ist, dass es eben von vielen Menschen gleich gestellt wird.

Sobald jemand danach fragt, woher kommt das Problem, dass dies nur aus dem einzigen Grund geschieht, dadurch dann jemand zu haben, der Schuld dran ist - und dem dann eben *die Schuld gegeben werden* kann - und man dann selbst *aus dem Schneider ist*.

Kann auch sein, dass meine Gedanken dazu ganz falsch sind, drum stell ich sie hier zur Debatte.

Wenn ihr die Ur-Sache eines aktuellen Problems sucht - aus welchen Motiven heraus geschieht das?

Könntet ihr euch vorstellen - also speziell jetzt Jene, für die dies nicht sowieso selbstverständlich ist - dass jemand nach Gründen, nach Ur-Sachen, einer Ent-wicklung fragt, weil dieser Jener eben auf Grund des Grundes dann auch eine Möglichkeit finden möchte, die aktuelle Ent-Wicklung zu ver-ändern?

Anders gefragt - könnt ihr etwas ver-ändern, wenn ihr keine Ahnung habt, warum das, was jetzt eben nicht wirklich toll ist, in diese Richtung gelaufen ist, wie es ist?

Wie ver-ändert ihr Situationen, welche euch nicht gefallen?

Denkt ihr über die Ur-Sache nach, wie es dazu gekommen ist?
(Ich kenne es nur so, drum frag ich um eure Erfahrungen dazu)

Oder habt ihr andere Strategien, wie ihr aktuelle Mißstände ver-ändern könnt?
 
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Hallo ChrisTina,

solange ich bisher nach einer Schuld gesucht habe oder einen Schuldigen gefunden habe (mich oder einen anderen), habe ich keine Lösung entdeckt und somit fand auch keine Entwicklung statt. Ich saß dann erst so richtig im Schlamm fest. Erst als ich gefragt habe: "Wie ist es dazu gekommen. Habe ich mit zu dem ganzen Schlamassel beigetragen? Wie?" Erst dann kann ich etwas verändern.

Ich kenne auch Menschen in meiner Umgebung, die sofort, wenn etwas falsch läuft, nach einem Schuldigen suchen und den auch glattweg finden. Das ist einfach für sie: sie haben einen Prügelknaben :nudelwalk gefunden. Er ist quasi der Sündenbock und muss für anderer Unverständnis herhalten. Menschen, die so verfahren, empfinden sich und ihre Ideen und ihr Handeln als unantastbar, wie ein Gesetz. Dahinter verbirgt sich sehr viel Unwissen und erzieherische Fehlentwicklungen, nur damit keiner deren Schwäche (sei es eine eingebildete) bemerkt.

Wenn ihr die Ur-Sache eines aktuellen Problems sucht - aus welchen Motiven heraus geschieht das?

Damit ich etwas verändern kann. Dazu brauche ich eine innere Bereitschaft und sehr großen Veränderungswillen.

Anders gefragt - könnt ihr etwas ver-ändern, wenn ihr keine Ahnung habt, warum das, was jetzt eben nicht wirklich toll ist, in diese Richtung gelaufen ist, wie es ist?

Nein, das geht überhaupt nicht. Ich kann nur etwas verändern, wenn ich weiß wie es dazu gekommen ist, also wenn ich eine Ur-sache gefunden habe. Manchmal verbirgt sich eine Pseudo-Ursache dahinter und das Ur-Problem ist immer noch vorhanden und wirkt unterschwellig weiter. Bewusst will ich etwas verändern, unbewusst hänge ich am Problem. Das unbewusste siegt.

Liebe Grüße pluto
 
Hallo,

für mich fängt eigentlich die Ursachensuche bei der Schuldzuweisung an.
meist geht das dann von Hundertsten ins Tausendste.
Mit der Erkenntnis:
es ist so wie es ist, oder auch, dumm gelaufen.
Viel bringt es nicht, außer das der Schuldige reingewaschen ist.
Ja und dann versuche ich halt anders zu handeln und schau was dabei rauskommt.

LG
v
Himmelblau
 
Für mich liegt der Unterschied zwischen Schuld und Ursache darin, dass das Wort Schuld einer Bewertung unterliegt, das Wort Ursache ist neutral.

Wenn nun jemand nach einer Ursache sucht, dann geht er wahrscheinlich neutral an die Sache ran, sucht jemand nach Schuld, dann möchte er werten.

Und (be)werten tut der Mensch, weil er sich damit in der Rangordnung über den anderen stellen kann, den "Schuldigen".

Ist wahrscheinlich ein Trieb....:stickout2

Ja, wenn ich nach der Ursache suche, dann ist mein Motiv (wie bei Pluto), dass ich darin die Chance sehe, etwas ändern zu können (in der Zukunft).

Und zur Frage, wie ich etwas ändere, was mir nicht gefällt: Das kommt sicher auf den Fall drauf an, da könnte ich jetzt kein Rezept schreiben. Es ist ein Unterschied, ob ich eine oberflächliche Kleinigkeit ändern möchte oder etwas sehr tiefgehendes, verwurzeltes....

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Dank mal vorweg euch für die Beteiligung.

Da ich finde, dass dies ein wichtiger Punkt ist, den ich als gegeben vorausgesetzt und daher nicht extra erwähnt hatte - nämlich, dass ich die Ursache nicht bei jeder Kleinigkeit suche, sondern nur dann, wenn etwas nachaltig sich der Ver-Änderung entzieht, möchte ich das extra nochmal zitieren:

Und zur Frage, wie ich etwas ändere, was mir nicht gefällt: Das kommt sicher auf den Fall drauf an, da könnte ich jetzt kein Rezept schreiben. Es ist ein Unterschied, ob ich eine oberflächliche Kleinigkeit ändern möchte oder etwas sehr tiefgehendes, verwurzeltes....e
 
Dank mal vorweg euch für die Beteiligung.

Da ich finde, dass dies ein wichtiger Punkt ist, den ich als gegeben vorausgesetzt und daher nicht extra erwähnt hatte - nämlich, dass ich die Ursache nicht bei jeder Kleinigkeit suche, sondern nur dann, wenn etwas nachaltig sich der Ver-Änderung entzieht, möchte ich das extra nochmal zitieren:
Ich denke, man kann keine Veränderung erziehlen, wenn man keinen Schlußstrich zieht und Ursache und Schuld hinter sich läßt.
Ob jetzt im Großen oder im Kleinen.

LG
v
Himmelblau
 
Ich denke, man kann keine Veränderung erziehlen, wenn man keinen Schlußstrich zieht und Ursache und Schuld hinter sich läßt.
Ob jetzt im Großen oder im Kleinen.
Kannst du Ur-Sachen hinter dir lassen, wenn du sie gar nicht erkannt hast, weil du sie dir nicht hast anschauen wollen?

Ich glaub nicht, dass es möglich ist, etwas zu ver-ändern, was ich noch gar nicht als Ur-Sache erkannt habe. Klar, sobald ich sie erkannt habe, könnte/sollte ich sie los lassen, um es auch ver-ändern zu können.
 
Kannst du Ur-Sachen hinter dir lassen, wenn du sie gar nicht erkannt hast, weil du sie dir nicht hast anschauen wollen?

Ich glaub nicht, dass es möglich ist, etwas zu ver-ändern, was ich noch gar nicht als Ur-Sache erkannt habe. Klar, sobald ich sie erkannt habe, könnte/sollte ich sie los lassen, um es auch ver-ändern zu können.
Wie gesagt für eine Ursache gibt es eine Ursache, gibt es eine Ursache, gibt es eine Ursache.....
Bin mehr Forscher als Stirler und bewege mich auf Neuland.
 
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Hallo Pluto,

hm, Beispiel, ist gar nicht so leicht hier nicht in persönlichen Bereich abzutriften.

Ich ziehe mal ein Fremdbeispiel herbei.
Den Thread von Farbenvogel und der Verweigerung ihrer Vorgesetzten einem Begräbnis beizuwohnen.

Der Dienstgeber verhält sich der Situation unangebracht und wird als böse eingestuft.
Jetzt kann ich sagen, er verhält sich so, weil .....,
vollkommen uninteressant, es ist so, ob ich ihn jetzt bewerte oder die Ursache dafür suche tut nichts zur Sache,
wenn ich die Situation nicht verändere und meine Interessen vertrete tritt keine Veränderung ein.

Das war jetzt vielleicht kein gutes Beispiel.

Beispiel Frau die von ihrem Mann verprügelt wird.

Die Frau hat kein Selbstwertgefühl mitbekommen.
Der Mann ist böse, denn er prügelt.
Die Ursache des Prügelns beim Mann suchen?
Bitte sehr, muß man sich den wirklich um alles kümmern.
Wenn die Frau nicht die Situation verändert, ändert sich nichts.
Was nützt Ursache und Schuldzuweisung.

Ursacheforschung eventuell dann, wenn man dazu neigt,
den gleichen Fehler wieder zu begehen.
Den kann man, mMn, machen, wenn man wieder das gleiche Verhalten zeigt.
Da genügt dann aber ein Vergleich mit der Vergangenheit.
Das fällt dann aber unter Verhaltensforschung.
Nun ja vielleicht bin ich etwas pingelig mit dem Begriff Ursachenforschung und nehme das Wort Ur zu wörtlich.

LG
v
Himmelblau
 
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