Unterschied zwischen Polemik und Pathos

Ich kenne keine ehrlichen Menschen, die Pathos brauchen um zu Argumentieren. Viele Ehrliche Menschen, die wirklich von etwas überzeugt sind benützen gerne Polemik, oder Sarkasmus, Ironie und ähnliche, etwas unfeine Argumentationsarten.
Aber meistens sind ehrliche Menschen so ehrlich gegenüber sich selber, dass sie selbst von ihren Überzeugungen nicht zu 100% überzeugt sind und darum meist unsicher, eher stammelnd, zurückhaltend, nach Worten ringend argumentieren. Das umsomehr, je wichtiger ihnen der Gegenstand ist, den sie Argumentieren, da sie angst haben, diesen nicht richtig darzustellen. Und, wenn es rethorisch gebildete Menschen sind, werden sie versuchen den gegenstand so nüchtern, sachlich und Logisch und verständlich wie möglich darzulegen, weil sie dann am ehesten Verstanden werden und ihr Standpunkt klar kommuniziert wird

Beispiel Medien: Bild: Pathos und Polemik bis zum Abwinken - NZZ/Der Standart u.ä.: möglichst nüchterne und sachliche Argumentation

Beispiel Film: Hollywoodblockbuster: mit Pathos Kitsch überfült, meist bis über die Brechreizgrenze hinaus, Indiependen Kino: möglichst umfassender Verzicht auf all diese effekthaschereien um die Charaktere und Gegebenheiten so glaubwürdig und nachvollziehbar wie möglich darzustellen, am Radikalsten bei den Dogma 95 Regisseuren - die übrigens Gefühle viel besser darzustellen in der Lage sind, obwohl sie auf all die Famosen, Computergenerierten Sonnenuntergängen, die perfekt geschminkten und retouchierten Gesichter, Die Grossaufnahme der obligaten Kusszene verzichten, die kein Wagnerianisch inspirierte Filmmusik nötig haben

Ehrlichkeit verzichtet auf Pathos, genau so wie Schönheit auf Kitsch verzichtet - weil beides den Gegenstand um den es geht deformieren würde

Pathos = Ausdruck starker Gefühle (Affekt).

Shakespeares (andere Dichter beliebig anknüpfe) Werke sind voll von Pathos, sie spiegeln seine Gedanken, Gefühle - sagst Du, sie sind unehrlich?

Unehrlich - wenn das Gerücht wahr ist, daß W.Shakespeare nicht der Autor der Werke ist, sondern ein Häfenbruder.
 
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Für mich liegt der Unterschied in der Freiwilligkeit, die ich beim Pathos (erdulden) empfinde...
während bei der Polemik etwas aufgezwungen (erzwingen) zu sein scheint.
Sayalla
 
Ich weiss schon was Du meinst^^

Aber..trotzdem hat Pathos nix mit Ehrlichkeit , Wahrheit oder Lüge zu tun.

Das alles entspringt Deinem Empfinden, und DESWEGEN wird es ja als Stilmittel missbraucht,
weil man damit Menschen erreichen kann oder auch nicht, wie man ja an Dir sieht.

Aber die Tatsache das man es als Stilmittel missbrauchen kann, entspringt ja der
Beobachtung das es Menschen gibt die ehrlich und pathetisch sind^^.

Edit: Ich mein Fist^^
 
Pathos = Ausdruck starker Gefühle (Affekt).

Shakespeares (andere Dichter beliebig anknüpfe) Werke sind voll von Pathos, sie spiegeln seine Gedanken, Gefühle - sagst Du, sie sind unehrlich?

Unehrlich - wenn das Gerücht wahr ist, daß W.Shakespeare nicht der Autor der Werke ist, sondern ein Häfenbruder.

Shakespeare war nicht Pathetisch. Würde heute jemand so schreiben wie Shakespeare (oder Goethe, oder Yeats oder wer auch immer) geschrieben hat, dann währ es Pathos. Aber zu der Zeit als die Leute geschrieben haben, haben sie so gedacht und geredet (und geschrieben) wie sie eben gedacht, geredet und geschrieben haben. Ausserdem sind, wie gesagt, der ausdruck von Gefühlen nicht Pathos, sondern Pathos ist, wenn die Gefühle affektiert (aufgesetzt) sind und zum Mittel zum Zweck degradiert werden - wohingegen die Gefühle bei Shakespeare ja nicht Mittel sondern der Zweck selber sind.

Aber um ein schönes Beispiel in der "alten" Literatur zu geben: Parceval. Von Chretien de Trojes schön schlicht, ehrlich, geradlinig geschrieben, in der Überarbeitung von Wolfram von Eschenbach überfrachteter Pathos pur... kaum zu überbieten (ausser von Richard Wagner versteht sich :D)
 
deklamiere:
„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ ( To be, or not to be, that is the question)

im Wahn und im Selbstzweifel gesprochen... was ist daran patetisch? Würde eine Antwort kommen mit vielen achs und ohwes, eventuell viel esoterischem/symbolischem Brimborium, womöglich noch einem Antiken Gott in den Mund gelegt, oder, noch schlimmer, von einem Helenischen Chor inszeniert,... dann währ es Pathetisch, aber so, als Ausdruck von Hamlets existenzangst und unsicherheit, ist das doch nichts andere als eben die Frage nach Sein oder Nichtsein

da ist der Beginn von Goethes Faust II um einiges Patherischer, nur ist da der Pathos so offensichtlich und absichtlich ins Groteske gezogen, dass man es auch als seitenhieb auf den Pathos lesen kann ;)
 
Edit: Ich mein Fist^^

ich bin nicht pathetisch... ich bin ein Polemiker, jap (aber nie so gut wie JC) und Sarkastisch hin und wieder, zynisch hin und wieder - aber ich sage immer gerade aus was ich denke und benütze nix aufgesetztes oder überhöht stilisiertes. Im gegenteil - und all meine furztrockenen Einsatzpost belegen das zu genüge

lg

FIST, der nicht immer ein angenehmer Zeitgenosse ist, aber über genügend Selbsterkenntniss um zu wissen, wie ich mich darstelle ;) - der übrigens jetzt auch müde ist und ein paar Takte schlafen geht
 
ich bin nicht pathetisch... ich bin ein Polemiker, jap (aber nie so gut wie JC) und Sarkastisch hin und wieder, zynisch hin und wieder - aber ich sage immer gerade aus was ich denke und benütze nix aufgesetztes oder überhöht stilisiertes. Im gegenteil - und all meine furztrockenen Einsatzpost belegen das zu genüge

lg

FIST, der nicht immer ein angenehmer Zeitgenosse ist, aber über genügend Selbsterkenntniss um zu wissen, wie ich mich darstelle ;) - der übrigens jetzt auch müde ist und ein paar Takte schlafen geht

hab ich auch nicht gesagt^^ Ich meinte damit nur, das mein Post eine Antwort auf Deins war^^

Nachtinacht
 
Oh, wie schön:D

Pathos wird als künstlich und oft als polemisch empfunden, ist es bzw muss es nicht sein, insofern bin ich mit sys einer Meinung.
 
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im Wahn und im Selbstzweifel gesprochen... was ist daran patetisch? Würde eine Antwort kommen mit vielen achs und ohwes, eventuell viel esoterischem/symbolischem Brimborium, womöglich noch einem Antiken Gott in den Mund gelegt, oder, noch schlimmer, von einem Helenischen Chor inszeniert,... dann währ es Pathetisch, aber so, als Ausdruck von Hamlets existenzangst und unsicherheit, ist das doch nichts andere als eben die Frage nach Sein oder Nichtsein

da ist der Beginn von Goethes Faust II um einiges Patherischer, nur ist da der Pathos so offensichtlich und absichtlich ins Groteske gezogen, dass man es auch als seitenhieb auf den Pathos lesen kann ;)

da können wir uns treffen, muß jetzt nur weg. :)
 
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