und ich rede mit mir selbst…

Serenade

Sehr aktives Mitglied
Registriert
18. März 2007
Beiträge
740
…und ich rede mit mir selbst, - bin mein eigenes universelles Radio, - oder so ähnlich sang einst Nina Hagen. Super, denn so redet mir niemand zurück. Aber denkste! Es gibt einige Stimmen „in mir“, die mir ständig zurückreden und abwiegen und prüfen. Oder sind es einfach nur die Gedanken, die sich wie Spiralen durch die Neuronen meines Gehirns winden? Egal, ich fang jetzt einfach mal mit dem an, was mich beschäftigt, einerlei, was die Stimmen in mir dazu sagen.
Also, unlängst ließ sich jemand über zwei Blondinen aus. Ja, zufällig waren sie wirklich blond, auch wenn das für mich nichts aussagt. Immerhin habe ich mir blonde Strähnen ins Haar machen lassen, was mich sicher nicht dümmer macht und ganz sicher auch nicht klüger. Und wenn jetzt jemand sagt, dass nur von Natur aus Blonde blond sind, lach ich ihn auch aus. Nun, dieser Jemand meinte, die zwei wären so dumm, dass er gar nicht versteht, worüber sie eigentlich sprechen. Ich erwiderte darauf, dass in dem Fall er der Dumme sei, da doch er es ist, der nichts versteht. Ist doch so, oder? Alles, was ich nicht verstehe, erscheint mir entweder unsinnig, was ja nicht blöd ist, oder eben zu hoch, wie etwa mathematische Formeln. Was kann ich eigentlich „dumm“ nennen? Wenn etwas nicht meiner Meinung entspricht? Sicher nicht! Und auf IQ-Tests verlasse ich mich auch nicht, da so genannte Debile mir als sehr glückliche Menschen erscheinen. Das heißt nicht, dass sie auch glücklich sind, da sie manchmal sehr wohl mitbekommen, wie sie von so genannten „Normalen“ verarscht werden und dann traurig und oftmals sogar rabiat werden, was ich zu gut verstehen kann. Nun, es geht eigentlich ums Urteilen. Wie könnte ich über andere Menschen urteilen, ohne zu wissen, was wirklich in ihnen vorgeht? Ich kann’s nicht und trotzdem reiß ich manchmal mein Maul auf und sag etwas, was ich Minuten oder Stunden später bedaure.
 
Werbung:
Dann halt dein Maul!

Das ist es ja. Ich weiß erst später, dass ich mein Maul hätte halten sollen. Ich möchte nicht einmal jene zurecht weisen, die anderen Unrecht antun und das empfinde ich als sehr schlimm.

Warum?

Na, du bist gut! Wenn ich mitbekomme, dass jemand runter gemacht wird und sich nicht wehren kann, soll ich nur dastehen und zusehen?

Du widersprichst dir selbst. Du sagtest doch, du möchtest sie nicht zurechtweisen.

Klar, weil ich glaube, dass es mir nicht zusteht. In dieser Hinsicht stecke ich in einem Dilemma, da ich jene Menschen, die andere runtermachen, auch nicht wirklich kenne und daher nicht wissen kann, warum sie das tun. Verstehst du?

Nein!

Ich verstehe es ja selbst nicht. Na ja, auf eine gewisse Art verstehe ich es schon, nur ist es schwer zu erklären.

Ja, ja, du willst es allen recht machen, aber das funktioniert so nicht.

Das ist nicht wahr. Viel mehr möchte ich, dass es alle recht machen. Aber was bedeutet das? Das bedeutet doch nur, dass es alle so machen sollten, wie ich es will. Wenn ich für etwas bin, bin ich gleichzeitig gegen etwas. Und genau das möchte ich ausschalten. Ich möchte weder für, noch gegen etwas sein.

Das ist unmöglich.

Glaub ich nicht.

Nun gut! Ja, du kannst dir alles Mögliche einreden, - solange, bis du es selbst glaubst und dann auch danach lebst. So was nennt man Eigensuggestion und es ist kaum etwas anderes, als wenn andere dir irgendeinen Unsinn einreden.

Wenn ich so sein will und es durchsetzen kann, ist es schon etwas anderes, als wenn andere mir etwas einreden.

Warum? Weil es auf deinem Mist gewachsen ist? Das ist es doch gar nicht. Du hast alles irgendwoher, - es mal wo gelesen oder gehört.

Das ist mir klar, aber ich kann mich entscheiden, was davon ich annehmen will.

Und das, was du nicht annimmst, ist schlecht? Ich lache! Also auch wieder für etwas sein und gleichzeitig gegen etwas.

Es ist nicht leicht, ein Mensch zu sein.

Quatsch! Sei spontan und denk nicht ständig nach, wie du sein möchtest. Oder meinst du, es juckt die Anderen, wie du bist?

Meinst du, die Anderen denken nicht über sich selbst nach?

Sicher denken manche über sich selbst nach, - wahrscheinlich genauso wie du. Es gibt nur wenige Menschen, die sich darüber keine Sorgen machen und einfach das tun, was sie für richtig halten und das – wohlgemerkt – ohne darüber nachzudenken.

Mir ist es auch egal, was die Anderen über mich denken. Ich möchte für mich selbst das Richtige tun und sagen.

Jetzt lügst du dich aber selbst an.

Na ja, ein bisschen schon. Mir ist sicher nicht egal, was jene Menschen über mich denken, die ich gerne hab. Es ist eben so, dass ich niemandem wehtun will, sei es absichtlich oder unabsichtlich.

Das ist manchmal unvermeidlich. Wenn es unabsichtlich ist, liegt es an den anderen Menschen. Was kümmert es dich?

Es kümmert mich, weil ich der Auslöser dafür bin.

Und meinst du nicht, dass du mit diesen Gedanken nur dich selbst verteidigst und dir die Anderen vollkommen wurscht sind?

Diese Angst habe ich manchmal.

Du meine Güte! Warum Angst? Sei du selbst! Alles andere regelt sich wie von selbst.

Gut gesagt, aber wie bin ich?

Das erfährst du nur, wenn du spontan bist. Aber im Grunde genommen gibt es kein „du selbst“, eben weil dir alles gesagt und anerzogen wurde. Du wurdest von deiner Umwelt geprägt. Jeder Mensch wurde von seiner Umwelt geprägt. Natürlich kann niemand sagen, ob ein anderer Mensch aus ihm oder ihr geworden wäre, wenn die Umwelt eine andere gewesen wäre. Dafür fehlen die Beweise. Also, für mich ist es ohnehin hirnrissig, über so was überhaupt nachzudenken.

Und ich denke zuviel nach.
Weißt du, unlängst sah ich im Fernsehen, in einer dieser schwachsinnigen Serien…

Ha! Schwachsinnig? Warum schwachsinnig?

Ertappt!

Und jetzt hast du wieder Schuldgefühle!

Ein wenig, ja.

Du hast wirklich was an der Birne! Was ist daran so verwerflich, wenn du sagst, was du fühlst? Für dich ist das eben schwachsinnig. Na und? Andere lieben derartige Serien. Na und? Was wäre diese Menschenwelt, wenn alle gleich empfinden würden? Das wäre doch nicht auszudenken!

Okay! Also, in dieser Serie lagen Mutter und Tochter in einem Bett und die Mutter wollte der Tochter durch eine meditative Übung innere Erleichterung verschaffen. Tief einatmen, das Becken heben, ausatmen, das Becken senken. Nach einer Weile meinte die Mutter, sie fühle schon, wie alle Probleme aus ihr heraus fließen. Die Tochter drehte nur die Augen über.

Sage ich doch! Man kann sich alles Mögliche einreden. Und wenn schon! Wenn sich die Mutter dabei wohl fühlte, hat es doch geklappt. Deshalb sagte ich ja, dass es einerlei ist, ob du dir selbst was einredest, oder es andere tun. Nein, nicht nur deshalb, aber das weißt du ja jetzt. Es geht ums Wohlfühlen! Tu das, was dich glücklich macht. Glückliche Menschen stecken andere an. Dadurch tust du auch für andere Menschen etwas, wenn du schon dieses Messiassyndrom in dir hast.

Ich habe kein Messiassyndrom!

Hast du doch! Also, was soll diese Geschichte aus der TV-Serie? Was willst du damit sagen?

Ich will damit sagen, dass sich Menschen sehr viel einbilden können.

Vielleicht hat sich die Tochter etwas eingebildet? Abgesehen davon, dass es sich nur um eine – schwachsinnige – Serie handelt, kannst du doch nicht wissen, welche von beiden – wären die beiden im wirklichen Leben – sich etwas eingebildet hat. Im Grunde genommen könnten es auch beide gewesen sein. Und was soll’s? Ist doch egal, denn es betrifft nicht dich. Du bildest dir wahrscheinlich etwas ganz anderes ein. Du meine Güte, dir muss wirklich langweilig sein, wenn du über so was nur einen Gedanken verschwendest!

Ich stimme dir ja zu, aber so bin ich eben.

Da haben wir’s ja! So bist du eben! Gut! Dann steh auch dazu und such nicht stets nach irgendwelchen Ausreden, warum du so bist.
 
In der letzten Episode von Star Wars sagte Yoda, der Jedimeister, dass Liebe zur Eifersucht führt. Wenn man liebt, muss man loslassen.

Das gilt nur für die Jedimeister.

Es galt Anakin Skywalker, dem späteren Darth Vader, der irgendwie zu meiner Lieblingsfigur von Star Wars geworden ist.

Ach? Tendieren wir zur dunklen Seite?

Ich konnte nachvollziehen, warum Anakin zur dunklen Seite übergewandert ist. Er liebte und wollte diese Liebe um keinen Preis verlieren.

Yoda erkannte das. Liebe kann durchaus zur dunklen Seite führen. Meine Güte, das ist doch nur ein Film! Du denkst schon wieder über irgendeinen Schwachsinn nach.

Ich denke darüber nach, weil es mich berührt. Wenn Liebe zur dunklen Seite führen kann, was so viel bedeutet, dass sie uns böse machen kann, dann…

Was dann? Macht dich die Liebe etwa böse?

Auf eine gewisse Art schon. Es stimmt, dass sie eifersüchtig macht, was ich ja schon mehrmals erfahren habe. Aber es ist sehr schwer, jemanden los zu lassen, den man liebt.

Zwingt dich jemand dazu?

Natürlich nicht! Aber das Leben wäre leichter. Es tut weh, jemanden zu verlieren. Als mein Vater starb, konnte ich lange nicht glauben, dass er jetzt nicht mehr da ist. Was heißt – konnte? Es fällt mir noch immer schwer. Und wenn ich daran denke, dass ich auch meine Mutter einmal verlieren werde, überkommt mich schon jetzt die Angst davor.

Der Tod gehört zum Leben. Das ist nun mal so.

Das ist mir auch klar. Aber was ist mit meinen Gefühlen? Ich kann sie nicht unterdrücken.

Das sollst du auch nicht. Gefühle sind menschlich. Sie sind weder gut, noch schlecht. Sie sind nur das, was du selbst daraus machst. Nimm sie einfach an. Irgendwann verschwinden sie schon von selbst.

Einfach so?

Na, klar! Oder meinst du, durch irgendwelche Übungen oder Kasteiungen könntest du über sie stehen? Gefühle beherrschen nun mal unser Leben. Übrigens, auch durch Nachdenken bringst du sie nicht zum Verschwinden.

Aber es gibt doch Menschen, die Herren über ihre Gefühle sind.

Ja, vielleicht jene, die sich zurückziehen, so wie Mönche oder Nonnen in Klöstern, die sich von ihren Familien abgewandt haben.

Da fällt mir ein, - als meine Tante einen Schlaganfall hatte und seitdem halbseitig gelähmt ist und nicht mehr sprechen kann, war ich, im Gegensatz zu meinem Cousin, der ja ihr Sohn ist, total fertig. Er meinte, da er seine Mutter nur mehr selten sieht, weil er fast das ganze Jahr über in Berlin ist, ist seine Beziehung zu ihr nicht mehr so eng. Und ich sah sie ja fast jeden Tag.

Siehst du? Ich sage doch, es ist durchaus menschlich, Gefühle für jemanden zu haben. Und selbst wenn du deine Gefühle für Momente unterdrücken kannst, kommen sie zu einer gewissen Zeit noch mal so stark wieder hoch. Also lass ich mich sofort mit ihnen ein und warte. Die Zeit heilt alle Wunden, auch wenn mitunter Narben zurück bleiben. Aber Narben tun kaum noch weh.

Du meinst also, nur Menschen, die sich von denen, die sie lieben, abwenden, können ihre Gefühle beherrschen und nicht umgekehrt?

Du kannst nicht alle Menschen in eine Schublade stecken, dazu sind sie zu unterschiedlich. Außerdem können sich auch unter Nonnen oder Mönche tiefe Freundschaften bilden, wo dann auch Gefühle im Spiel sind. Aber da sich diese Menschen dazu entschlossen haben, auf vieles zu verzichten, dürfte es ihnen auch leichter fallen, wenn sie gute Freunde verlieren.
Weißt du, es ist wirklich sinnlos, darüber zu reden.


Warum ist es sinnlos, darüber zu reden? Ich finde das nicht, denn sobald ich mir über meine Gefühle bewusst bin, kann ich auch etwas tun.

Ja, darüber reden. Soll angeblich helfen. Und wenn du dann darüber geredet hast, gehst du in den Keller, um zu weinen. So ein Quatsch!

Wie würdest du denn damit umgehen, du mein Alter Ego, wenn ich dich so nennen darf.

Damit umgehen? Ich denke nicht stundenlang darüber nach, warum ich traurig oder sonst was bin. Es sind nun mal Momente des Lebens. Akzeptieren – das ist das Zauberwort. Ohne wenn und aber.

Auch das sagt sich sehr leicht.

Ich weiß schon, du wärst manchmal lieber irgendein Tier, weil du meinst, dass Tiere nicht denken. Und Tiere wissen angeblich auch nichts über den Tod, so wie Menschen. Aber das sind – erstens – nur Annahmen, und – zweitens – bist du nun mal ein Mensch und solltest damit zurechtkommen. Heul dich aus, wenn dir danach ist. Und mach Freudensprünge, wenn dir danach ist. Es ist doch unwichtig, was andere sagen, oder viel mehr, - es ist absolut unwichtig, was Meister Yoda zu Anakin Skywalker sagte, weil du weder Yoda, noch Anakin bist. Es ist ebenso unwichtig, was gewisse Dogmen aussagen. Ich habe noch nie etwas davon gehalten, wenn wo geschrieben steht: So und so sollst du sein. Das ist Quatsch, denn niemand, außer mir selbst, lebt mein Leben und kann wissen, wie ich empfinde. Es ist ja ganz lustig, darüber zu lesen. Aber vergiss dabei nicht, dass du das nicht bist, der oder die das geschrieben hat.

Sei wie Wasser.

Ja, ja, ja. Wasser ist eher so was wie deine Gefühle. Sie überschwemmen dich und du hast Angst, in ihnen zu ertrinken. Wehre dich nicht dagegen. Sie tragen dich, wenn du sie annimmst. Wenn du dich dagegen wehrst, ziehen sie dich hinab und du ertrinkst.
Siehst du, da haben die Weisen ein wenig daneben gegriffen. Wahrscheinlich gibt es außer Feuer, Wasser, Erde und Luft noch ein viertes Element, nämlich die Gefühle, gegen die Menschen kaum etwas tun können.
 
"Vorahnungen? Vorahnungen hmm. Diese Visionen die du hast..." - "...handeln von Schmerz und Leid. Und Tod." – "Von dir selbst du sprichst, oder von jemanden den du kennst?" – "Jemanden." – "Nahe dir steht?" – "Ja." – "Vorsicht walten lassen du musst, wenn in die Zukunft du blickst Anakin. Die Furcht vor Verlust ein Pfad zur dunklen Seite ist." – "Ich werde diese Visionen nicht Wirklichkeit werden lassen." – "Der Tod ein natürlicher Bestandteil des Lebens ist. Frohlocke und jauchze für diejenigen in deiner Nähe, welche zur Macht übergehen. Betrauern tue nicht, vermissen tue nicht. Enge Bindung führt zur Eifersucht. Der Schatten der Raffgier das ist." – "Was muss ich tun Meister Yoda?" – "Dich darin üben du musst loszulassen. Alle Dinge von denen du fürchtest sie zu verlieren."

Anakin träumt diese Vorahnungen. Seine große Liebe, Padme, wird während der Geburt ihrer zwei Kinder sterben. Anakin will es mit aller Macht verhindern.
Furcht, Angst vor Verlust ist ein Pfad zur dunklen Seite. Es gibt nichts dagegen zu tun, außer zu akzeptieren, dass der Tod ein natürlicher Bestandteil des Lebens ist. Wir sollen uns freuen, wenn jemand „geht“, denn enge Bindung führt zur Eifersucht. Besitztum ist das Übel der Menschheit.

Und? Was nützt es, darüber zu reden, zu schreiben, nachzudenken?

Ich denke darüber nach, wozu ich fähig wäre, wenn es eine Möglichkeit geben würde, den Tod eines geliebten Menschen zu verhindern.

Es gibt keine Möglichkeit!

Das ist mir irgendwie schon klar.

Du denkst doch nicht darüber nach, andere Menschen zu töten, nur um einen zu retten, so wie es Anakin getan hat. Er hat Kinder getötet! Also, wenn das nicht böse ist, dann weiß ich nicht, was.

Du ziehst es ins Lächerliche!

Ein bisschen, das gebe ich zu. Aber denk mal daran, wozu Menschen, die Macht über andere Menschen haben, fähig sind und fähig gewesen sind. Der zweite Weltkrieg hat da einiges offenbart.
Weißt du, im RICHTIGEN Leben gibt es nicht nur Gut und nur Böse, wie im Film. Menschen haben beide Seiten in sich, die Gute, wie auch die Böse. Und jeder Mensch hat so etwas wie eine sadistische Ader. Selbst Kinder haben sie bereits, ohne es zu wissen.


Kinder sind rein.

Denkst du? Ich habe schon wohlbehütete Kinder beobachtet, denen es Spaß machte, Fliegen die Beine auszureißen. Manche Kinder teilen gar nicht gerne. Oder Kinder, die plötzlich ein Geschwisterchen bekommen. Allzu gerne würden sie das Geschwisterchen verschwinden machen.

Das lernen sie alles von den Erwachsenen.

Nein, denn das ist menschliche, allzu menschlich.

Eifersucht ist menschlich?

Sie kommt auch bei Tieren vor. Stell dir nur vor, - Tiere verteidigen ihr Revier mit aller Macht. Gerade bei Tieren gibt es Machtkämpfe. Du verstrickst dich bloß in diesem sinnlosen Spiel von Gut und Böse. Und das sind nur Worte. Versuch es mal ohne Worte. Versuch, dem Gefühl, das du eben empfindest, kein Wort zu geben. Nur Worte schaffen Gut und Böse. Ohne Worte sind es eben nur Gefühle. Ein Gefühl ist wie das andere. Es kommt und geht wieder. Gefühle treiben uns zu Taten, wie immer sie auch ausgehen. Und Schuld? Auch nur ein Wort. Bedauern? Ebenso nur ein Wort. Vieles tut uns irgendwann einmal leid. Auch nur ein Gefühl. Wir können’s nicht ändern. Was geschehen ist, ist geschehen.

So leicht machst du es dir?

Genau! Du vergisst die beste Szene im Film. Sie war, als Anakin, der Darth Vader, mit verschränkten Armen dastand und die Welt, über die er nun Macht hatte, wohlwollend betrachtete. War da ein Gefühl des Bedauerns?

Nein, da war nur mehr Hass.

Richtig! Aber wie gesagt, - es ist nur ein Film. Kein Mensch kann immer nur hassen, denn in jedem Menschen steckt die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit.

Und wenn er sie nicht bekommt? Auch wenn es nur ein Film ist, - Anakin wurde ständig nur niedergemacht. Keiner der Jedis nahm ihn ernst. Yoda sagte schon, als Anakin noch ein kleiner Junge war, dass er die dunkle Seite in dem Kind fühlt.

Das ist doch kein Grund, böse zu werden! Gerade dann solltest du den anderen zeigen, dass sie im Unrecht sind. Sei stur! Geh deinen Weg – und geh ihn so, dass du dir selbst immer in die Augen sehen kannst.
 
Das ist auch so ein blöder Spruch: Dass du dir selbst immer in die Augen sehen kannst. Gibt es denn einen Menschen, der absolut nichts in seinem Leben bedauert?

Du vergisst stets auf meine Ironie, - auf meinen Sarkasmus.

Langsam glaube ich, du bist das Böse in mir, weshalb es mich auch stets zu den Bösewichten zieht. Eben war der Film „Merlin“ im Fernsehen. Mordred, Morgaines und Artus’ Sohn, ist auch so ein trauriger Held wie Anakin.

Oh, ja! Na klar ist das traurig! Bleibt denn bei dir nichts hängen? Sagt man von den Tieren, dass sie böse sind, wenn sie sich gegenseitig auffressen? Sagt man von den Lawinen, dass sie böse sind, wenn sie ganze Dörfer verschütten? Ich könnte noch mehrere Beispiele aufzählen. Aber Menschen werden stets als böse verschrien, wenn sie irgendwas anstellen, was anderen nicht passt.

Menschen haben so etwas wie Moral und Ethik aufgestellt, und das unterscheidet sie sehr wohl von den Tieren und der Natur.

Das hättest du wohl gerne, was? Den Menschen unterscheidet absolut nichts von der Natur, und genau das ist es, was Menschen nicht erkennen wollen. Genau deshalb machen sie sich wichtig und stellen irgendetwas auf, das sie benennen können.

Menschen verbauen die Erde. In der Natur selbst wird nichts gebaut.

Da irrst du dich gewaltig. Was ist mit Vogelnester oder den genialen Termitenbauten? Und apropos Sprache! Auch wenn ich sagte, dass du mal ohne Worte deine Gefühle ertasten sollst, gibt es in der Natur ebenso Sprache. Und es ist nicht immer eine leise.

Meines Erachtens wendet sich der so genannte moderne Mensch von der Natur ab, auch wenn er stets versucht, sie zu kopieren.

Was aus der Natur entsprungen ist, kann sich nicht von ihr abwenden. Es entwickelt sich, das ist alles. Du nennst es vielleicht konstruierte Wirklichkeit, wie einst Paul Watzlawick in seinen Büchern. Aber all diese Konstruktionen sind Natur, weil auch der Mensch, der sie geschaffen hat, Natur ist.
Dein einziges Dilemma ist, - du klammerst dich zu sehr an Worte.
 
Einer meiner Lieblingsfilme ist „Instinkt“, mit Anthony Hopkins und Cuba Gooding jun. in den Hauptrollen.

Kann ich mir gut vorstellen, - vor allem die Szene, als Cuba, der Psychoonkel, auf einem Blatt Papier, während Anthony, der Affenmann, ihn im Schwitzkasten hält, aufschreiben muss, was er verloren hat. Erst meinte Cuba, es sei die Kontrolle, dann die Freiheit und schließlich, mit immer weniger Luft im Gehirn, erkannte er, dass es die Illusion ist, da nichts und niemand wirklich Kontrolle oder Freiheit für sich in Anspruch nehmen kann. Oder ist es die Szene, als der Affenmann über die Täter und die anderen, die wahrscheinlich wirklichen Menschen spricht? Diejenigen, die einst Jäger und Sammler waren und nie mehr von der Natur nahmen, als sie brauchten. Tja, und die Täter meinen, sie hätten die Kontrolle und die Freiheit, obwohl gerade sie die wirklichen Gefangenen sind, - mehr gefangen, als Tiere in Käfigen.

Und Cuba fragt, was wir tun können, - und dass wir das alles nicht mehr rückgängig machen können.

Können wir nicht? Es gibt noch genug Gelegenheiten, MIT der Natur zu leben. Manche Menschen tun das, indem sie auf alle Bequemlichkeiten, die die Zivilisation bringt, verzichten. Aber wollen wir das? Sind wir nicht lieber Gefangene unserer Illusionen? Und sind diese, unsere Illusionen nicht doch viel mehr unsere Wirklichkeit?

Wir sind nicht frei. Das ist alles. Solange wir etwas brauchen, sind wir nicht wirklich frei.

Na, und? Meinst du, du wärst frei, wenn du irgendwo im Dschungel mit ein paar übrig gebliebenen Indianern zusammenlebst? Denk nur mal an den Stress! Täglich musst du jagen, um essen zu können, - oder, wenn du dich für fleischlose Kost entscheidest, dann gehst du eben Kräuter und Früchte sammeln. Aber unter welchen Voraussetzungen! Im Dschungel lauern Gefahren, die dein Leben bedrohen.

Diese Gefahren gibt es auf der Straße, wenn ich einkaufen gehe, auch.

Okay, mag sein. Aber was, wenn du im Dschungel Zahnschmerzen bekommst? Oder sonst wie krank wirst?

Schon klar! Ich will ja nicht in den Dschungel. Ich finde mich damit ab, eine Gefangene zu sein.

Armes Mädchen! Ja, du findest dich damit ab, dass du es warm hast zu Hause, - dass du Essen und Trinken hast, - dass du TV und PC hast, - dass du…

Soll das ein Vorwurf sein?

Ganz und gar nicht. Ich wollte dir nur sagen, womit du dich abfinden MUSST.
 
Liebe Serenade

DAS WAS ich lesen kann ist die Musik des Lebens und die Bilder darf sich jeder selber malen

einfach kriegerisch gut - WAS Du uns Hier schenkst - mutig, aufrichtig, ehrlich

in Liebe
MoRa
 
Heute ist durch die Genforschung sehr viel möglich. Vielleicht können in ein paar Jahren alle Krankheiten geheilt und Menschen an die zweihundert Jahre alt werden. Oder Menschen werden geklont und die Klone dienen als eine Art Ersatzteillager, wie ich es einmal in einem Film gesehen habe.

Du scheinst ja ein echter Filmfreak zu sein.

Mich interessiert jede Kunst, ob es nun Film-, Dicht-, Musik- oder Malkunst ist, da sie meist die schönen Seiten der Menschheit aufzeigt.
Aber dieser Film hat mich irgendwie aufgewühlt. Ich glaube, er hieß - „Die Insel“, wo Menschen anscheinend sehr glücklich lebten, bis einige von ihnen draufkamen, dass das Glück nicht sehr lange dauert und diese Insel nur als Ersatzteillager für sehr reiche Menschen dient.
Wenn ich nun meine Gedanken weiter spinne, was der Menschheit alles möglich sein könnte, - dass sie vielleicht einmal Herrscher über Leben und Tod werden, stellt sich mir die Frage, was Religionen dann noch wert sind.

Was hat das mit Religionen zu tun?

Stell dir vor, dass die Wissenschaft so weit ist, neues Leben zu erschaffen.

Passiert das nicht schon in Reagenzgläsern?

Retortenbabys werden sie genannt. Aber das ist es nicht, was ich meine. Ich meine vielmehr ganz neues Leben.

Aus dem Nirgendwo?

Sagen wir, aus uralten Überresten.

Hast du auch Jurassic Park gesehen?

Hab ich! Also, was wäre, wenn aus solchen Überresten wieder Saurier erschaffen werden? Oder, wenn Ötzi, der Mann aus dem Eis durch die Wissenschaft wieder auferstehen würde?

Noch mal meine Frage: Was hat das mit Religionen zu tun?

Es ist doch das Vorrecht Gottes, Leben zu erschaffen. Aber wenn es nun der Mensch auch kann?

Bis jetzt kann er es nicht. Außerdem braucht der Mensch dazu Material, um es grob auszudrücken. Gott hat angeblich nichts dazu gebraucht.

Ich glaube, der Mensch ist bereits Herrscher über Leben und Tod. Denk nur an die Abtreibungen. Auf der einen Seite werden Babys in Retorten gezüchtet und auf der anderen Seite werden sie im Mutterleib getötet.

Und?

Lässt dich das kalt? Also, ich finde es nicht gerade moralisch.

Es betrifft mich nicht. Ich bin weder ein Retortenbaby, noch wurde ich im Mutterleib getötet. Alles andere ist Sache anderer Menschen. Oder willst du darüber bestimmen, ob Eltern, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, kein Kind haben dürfen, weil Retortenbabys unmoralisch sind? Oder willst du darüber bestimmen, ob eine junge Frau, - vielleicht selbst noch ein Kind – sich das Leben durch ein Baby verbaut?
Wenn es Gott gibt, dann glaube ich, hat er es nicht so mit der Moral, wie die Menschen, deren Moral ja doch meistens sehr fadenscheinig ist. Und wenn es Gott gibt, meinst du nicht, dass er den Menschen genau diese Gabe geschenkt hat, um sich der Genforschung zu widmen, - um Retortenbabys zu erschaffen und – und – und?


Und Atombomben zu erfinden?

Auch das, und Giftgase und Folterwerkzeuge, wie auch Schlachthöfe und vieles – deiner Meinung nach – Schreckliche mehr. Meinst du wirklich, Gott urteilt wie ein Mensch?

Wenn es ihn gibt!

Genau, - wenn es ihn gibt, was ja noch nicht bewiesen ist. Aber da sehr viele Menschen an Ihn oder an Sie glauben, könnte es sehr wahrscheinlich sein, dass es Ihn oder Sie gibt. Er oder Sie könnte auch ein Es sein, was ja noch wahrscheinlicher ist.

Du meinst, nur weil sehr viele Menschen an Gott glauben, gibt es ihn?

Damit will ich nicht sagen, dass es alleine vom Glauben abhängt. Wäre es so, hätte der Mensch Gott erschaffen und nicht umgekehrt. Aber woher kommt der Glaube an Gott? Etwa aus dem Nichts? Wie bereits gesagt, kein Mensch kann aus dem Nichts etwas erschaffen. Natürlich ist auch das kein Beweis für die Existenz Gottes.

Einige Menschen behaupten, selbst Gott zu sein.

Ich würde sagen, sie sind Gottes Kraft, oder Gottes lebendige Energie, so wie alles Gottes lebendige Energie ist, da er doch der Schöpfer von allem ist. In diesem Fall käme es schon hin, dass alles Gott selbst ist.

Sozusagen meinst du, dass alles, was der Mensch tut, recht ist, weil ihm Gott die Gabe zu allem gibt?

Steht nicht geschrieben, dass das Urteilen Gott alleine gegeben ist und nicht dem Menschen? Aber natürlich meine ich nicht, dass alles, was der Mensch tut, recht ist, - vor allem wenn es um mich selbst geht. Mir wäre es gar nicht recht, wenn mich jemand schlagen, einsperren, bestehlen oder gar töten will. Ebenso wäre es mir nicht recht, wenn ich sehe, wie ein schwächeres Lebewesen misshandelt wird. Und wenn ich die Möglichkeit habe, mich zu wehren oder helfend einzugreifen, werde ich das auch tun. Immerhin wurde mir auch diese Gabe von Gott gegeben.
Du siehst, Möglichkeiten gibt es immer. Nur, du musst es tun und nicht nur darüber reden.
 
Werbung:
Zurück
Oben