und ich rede mit mir selbst…

Liebe Serenade
hatte Dir eben ETWAS geben wollen aber die Technik - alles futsch

... und lese nochmals Deine so offenen, ehrlichen SeelenGedanken (... und Gott hat sEINe Freude DA RAn!) und denk - MoRa - wat wollst eigentlICH schreiben - nICH Ts! - steht ja ALLes drin

schön Dein Name SeRenata

in Liebe
MoRa
 
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Castaneda ließ seinen indianischen Lehrer Don Juan Matus sagen, dass sich ein Krieger nicht verteidigen muss. Ein wahrer Krieger ist stets unfehlbar.

Castaneda ließ sagen? Warum formulierst du das so?

Castaneda schrieb über einen Weg, der höchst zweifelhaft ist. Das heißt, es wird angezweifelt, ob es Don Juan wirklich gibt.

Stört dich das?

Nicht wirklich, da diese Bücher für mich genauso großartig sind, auch wenn sie nur auf dem Schreibtisch entstanden sind. Also, wie steht es nun damit, dass sich ein Krieger gar nicht verteidigen muss?

Bist du ein Krieger?

Nicht mal annähernd!

Aber du wärst gerne einer, oder?

Damals, als ich Castaneda zum ersten Mal las, wünschte ich mir die Begegnung mit ihm oder einem seiner Mitzauberer. Ich las so viel Wahres aus den Büchern, - so viel Wahres für mich. Wie etwa, wenn ein Mensch alt geworden ist und er sich fragt, wohin sein Leben so schnell gegangen ist, weil er es im Alltagstrott gelebt hat. Es sei Verschwendung so zu leben, weil das Leben ein Mysterium ist, das erforscht werden sollte. Die Welt um uns ist ein Wunder und sie ist nicht nur auf eine Art wahrnehmbar, sondern auf viele wunderbare Arten. Wir brauchen nur den Montagepunkt verschieben und schon befinden wir uns in einer ganz anderen Welt, obwohl es noch immer ein und dieselbe Welt ist. Wenn es also dem Menschen möglich ist, auch ganz anders wahrzunehmen und wir das versäumen, so haben wir das Leben wirklich mit unserem Alltagstrott verschwendet.

Und wie verschiebst du den Montagepunkt?

Erst mal durch die Rekapitulation, wodurch ich meine verschwendeten Energien wieder zurück hole und fremde Energien zurück gebe. Mit mehr Energie wäre es mir möglich, den Montagepunkt zu verschieben.

Und was hast du dann davon, wenn du die Welt anders wahrnimmst? Was ändert sich dabei AN DIR selbst?

Das würde sich wahrscheinlich erst dann herausstellen.

Weißt du, was ich glaube? Diese Bücher sind wahrscheinlich genauso zu lesen wie die Bibel, oder andere Religionsbücher. Ich vergleiche Castaneda keineswegs mit Bibelschreiber oder so. Ich meine nur die Lesensart, - nämlich mehr zwischen den Zeilen zu lesen und die vielleicht wahre Bedeutung zu erkennen. Wenn du schon sagst, dass es sehr zweifelhafte Bücher sind, könnte Castaneda durchaus bloß ein Schreibtischzauberer gewesen sein. Und wenn schon! Es spielt keine Rolle! Auch ich finde seine Bücher sehr fantastisch und ebenso inspirierend. Und vielleicht wollte Castaneda die Menschen nur auf die Wahrnehmung aufmerksam machen. Wie nimmst du deine Umgebung wahr? Wie nehmen ein und dieselbe Umgebung deine Mitmenschen wahr? Niemand weiß es, aber vielleicht bestehen Welten zwischen deiner Wahrnehmung und die deiner Mitmenschen? Dennoch gibt es immer wieder Menschen, die steif und fest behaupten, die Welt sei so und so.

Don Juan sagte, die Welt sei so und so, nur weil wir uns sagen, dass sie so und so ist. Wann immer wir aufhören, mit uns zu sprechen, ist die Welt stets so, wie sie sein sollte.

Und wie sollte sie sein?

Ein unendliches Energiefeld, an das wir durch den Montagepunkt angeschlossen sind. So wie unser Montagepunkt fixiert ist, so nehmen wir das unendliche Energiefeld wahr. Sobald wir aber den Montagepunkt verlagern, nehmen wir das unendliche Energiefeld anders wahr.

Also ist die wahre Wirklichkeit nichts anderes als ein unendliches Energiefeld.

Ja, und auch die Lebewesen sind Energie, die durch einen verschiebbaren Energiepunkt, durch dem Wahrnehmung erst möglich ist, mit dem Energiefeld verbunden sind.

Ich würde mich darauf nicht verlassen und auch nicht einlassen. Schrieb Castaneda nicht auch, dass sich nur ein Narr darauf einlassen würde, ein Krieger zu werden? Und außerdem verachtet die Kraft Freiwillige. Castaneda wurde doch von der Kraft ausgewählt und nicht von Don Juan, wie Don Juan selbst sagte. Was mich auch noch stutzig an den Büchern macht, ist, dass Castaneda selbst der letzte Nagual war. Sozusagen ging mit ihm diese Zauberer- oder Kriegerära zu Ende.

Aber das so genannte Castaneda-Fieber geht weiter. Es gibt angeblich genug Anhänger, die seinen Weg noch immer gehen.

Na, und? Es gibt auch einen Haufen Katholiken, Protestanten, Buddhisten, Mohammedaner, und was weiß ich noch alles. Siehst du, es war gar nicht so abwegig, Castanedas Bücher mit Religionsbüchern zu vergleichen, auch wenn er angeblich nicht an einen Gott glaubte. Jeder Mensch geht irgendeinen Weg, der ihm zusagt. Wieso auch nicht? Aber – ist es auch DEIN Weg?

Ich dachte immer, jeder Mensch sollte seinen eigenen Weg gehen und nicht den eines anderen. Kim sagte mir oft, dass auf einem bereits gegangenen Weg kein Herz liegt.

Eigene Wege, das ist auch so was Subtiles. Was ist was Eigenes? Ich sagte dir bereits, dass wir alle von unserer Umwelt geprägt werden und davon das aufnehmen, was wir aufnehmen wollen. In dieser Beziehung, würde ich sagen, gibt es nichts Eigenes. Vielleicht ist das Eigene nur das, WIE wir in dieser oder jener Situation handeln. Aber selbst da gibt es Unzählige, die das Selbe tun würden. Meines Erachtens gleichen sich die Menschen sehr. Jeder Mensch ist gut, wie auch böse. Es kommt immer nur auf die Lebenssituationen an und auf die Prägung, die er in der Kindheit erhalten hat.

Und was ist mit dem Charakter? Manche Menschen bleiben ihr Leben lang ein Muttersöhnchen und andere wieder lösen sich schon mit fünfzehn vom Elternhaus. Ich würde nicht sagen, dass sich alle Menschen gleichen.

Sie gleichen sich SEHR, was nicht heißt, dass die Menschheit ein Einheitsbrei ist. Wie willst du denn wissen, ob dein Nachbar, wenn er genauso wie du aufgewachsen wäre, nicht auch genauso wäre wie du? Das kannst du nicht, weil es nun mal nicht so ist. Wie gesagt, ich nehme ja nur an, dass es so sein könnte. Möglich, dass auch die vererbten Gene eine Rolle spielen. Der eine Mensch hat eben mehr Mumm, der andere weniger. Der eine Mensch ist schneller anfällig für Krankheiten, der andere eben nicht. Aber das sind für mich Kleinigkeiten. Mensch ist Mensch und aus dem Menschsein kann kein Mensch entkommen.

Schamanen können sich in Tiere verwandeln.

Ich habe noch keinen Schamanen gesehen, der sich in ein Tier verwandelte. Davon abgesehen halte ich es für unmöglich, was aber nicht heißt, dass es nicht möglich ist. Es ist nun mal meine Überzeugung, dass dies bloß ein Traum eines überdrehten Menschen ist, der irgendwann einmal darüber geschrieben hat. Nun, manche Schamanen, so wie es ja auch Castaneda angeblich getan hat, nehmen gewisse pflanzliche Substanzen zu sich, die sie wahrnehmen lassen, dass sie sich in irgendetwas verwandeln. Aber die Grundaufgabe eines Schamanen besteht aus Heilkunst und Vermittler zwischen Diesseits und Jenseits, - oder zumindest bis zur Schwelle des Jenseits.
Weißt du, ich betrachte das Menschsein in etwa so: Du befindest dich in einem Raum ohne Türen und ohne Fenster. Dieser Raum ist das Menschsein, und als Mensch kannst du über das Menschsein nicht hinausblicken. Du kannst darüber spekulieren und fantasieren, was da draußen, hinter den vier Wänden alles sein könnte, aber wissen kannst du es nicht. Du weißt es vielleicht, wenn irgendwann eine Tür an einer der vier Wände erscheint, sie sich öffnet und du hindurch schreiten kannst. Dieses Irgendwann ist dein Tod, - der Tod deines Menschseins. Was weiter geschieht, werden wir noch früh genug erfahren. Vielleicht nehmen wir dann die Welt ganz anders wahr? Ja, und vielleicht verschiebt sich erst dann der Montagepunkt derartig, dass wir erkennen können, auf wie viele Arten sich das unendliche Energiefeld wahrnehmen lässt.
 
... habe noch keinen Schamanen getroffen - der sich in ein Tier verwandelte... - ich auch nicht ;)
... und doch können wir gehen, sehen, fliegen, blühen - wo wir nicht sind - wie es nur kann - EIN Kind - ein Kind Gottes

in Liebe
Moraka
 
Lange Zeit habe ich nicht verstanden, wie Naguale imstande waren, durch ihre bloße Gegenwart einen derartigen Unterschied zu machen. Nach sorgfältiger Betrachtung und dem Vergleich meiner Absichten mit denen anderer und nach scheinbar endloser Selbstbetrachtung bin ich schließlich zu der Überzeugung gelangt, dass ihr Einfluss ein Resultat ihrer Absage weltlicher Belange ist. In unserer Alltagswelt gibt es auch Beispiele von Menschen, die weltliche Belange hinter sich gelassen haben. Wir nennen sie Mystiker und Heilige.
Doch Naguale sind weder Mystiker noch Heilige und ganz gewiss keine religiösen Menschen. Naguale sind Menschen dieser Welt, die nicht das geringste Interesse an weltlichen Belangen haben.
Dieser Widerspruch ist es, der unterschwellig für einen immensen Effekt auf die Menschen in der Gegenwart eines Naguals sorgt. Wer sich in Anwesenheit eines Naguals befindet, versteht nicht, was ihm widerfährt. Und doch spürt er die Wirkung in seinem Körper in Form einer seltsamen inneren Unruhe, spürt den Drang, sich freizukämpfen oder ein Gefühl der Ungenügsamkeit, so als würde an deren Stelle etwas Transzendentales stattfinden und es ihm nicht möglich sein, dorthin zu gelangen.
Doch die Fähigkeit der Naguale, andere zu beeinflussen, resultiert nicht allein aus ihrem mangelndem Interesse an weltlichem Belangen, oder aus der Stärke ihrer Persönlichkeit, sondern aus einer Kraft, die aus ihrem makellosen Verhalten rührt. Naguale sind in ihren Taten und ihren Gefühlen makellos, unberührt von allen hinterhältigen Attacken weltlicher und jenseitiger Natur, die ihnen auf ihrem endlosen Weg begegnen. Dabei folgen Naguale keinem vorgeschriebenen Muster von Regeln und Gesetzen, um sich tadellos zu benehmen – denn ein solches existiert nicht. Vielmehr verwenden sie ihre Imagination, um zu erfinden oder zu benutzen, was sie benötigen und damit den Fluss ihrer Handlungen aufrechtzuerhalten. Anders als gewöhnliche Menschen suchen Naguale für ihre Taten keinen Beifall, Respekt oder Lob oder andere Formen der Belohnung von anderen, auch nicht von ihren Mitzauberern. Sie streben einzig nach der Erfüllung ihrer eigenen Maßstäbe und Makellosigkeit, Unschuld und Integrität.
Diese Tatsache macht süchtig nach Gesellschaft eines Naguals. Man wird abhängig von seiner Freiheit wie von einer Droge. Für einen Nagual ist die Welt immer brandneu. In seiner Gesellschaft sieht man die Welt, wie sie vorher nie war.
„Deshalb haben Naguals den Spiegel der Selbstbetrachtung zerbrochen“, sagte Zuleica, als sei sie meinem Gedankengang gefolgt.


Diese Textstelle ist aus dem Buch „Traumwache“ von Florinda Donner-Grau. Das zu lesen, beeindruckt mich immer wieder.

Oh, ja, sehr beeindruckend, und wir wären gerne wie ein Nagual. Nicht wahr?

Es bedeutet einen Großteil von Freiheit. Ich würde keinen Beifall, kein Lob und keine andere Art von Belohnung mehr erwarten, was ich im Moment wieder einmal zu Genüge tue.

Und was ist mit der Gegenwart eines Naguals, die süchtig macht? Du würdest in einem Menschenauflauf ersticken.

Darum geht es mir nicht.

Aber genau das ist das so genannte Zuckerl bei diesen Lockungen. Es ist dasselbe wie mit der Erleuchtung und ihren Versprechungen. Menschen geht es immer nur um sich selbst. So ist das nun mal, und da kannst du nicht aus. Warum will ein Mensch erleuchtet werden? Ganz klar, damit es ihm besser geht! Kein Mensch, dem es gut geht und der halbwegs mit sich selbst zufrieden ist, strebt nach Erleuchtung oder gar danach, selbstlos wie ein Nagual zu werden.
Es gibt keinen Grund unzufrieden mit dir zu sein, nur weil du Beifall willst. Das ist menschlich. Und wenn du keinen Beifall bekommst, bist du unzufrieden. Auch das ist menschlich.


Meinst du, es gibt gar keine erleuchteten Menschen?

Sicher gibt es sie! Es kommt nur darauf an, wie du – Erleuchtung – definierst. Für mich ist sie nichts anderes als Zufriedenheit. Mit dem, was du bist und vielleicht auch mit dem, was du hast, zufrieden sein. Erleuchtung bedeutet für mich sicher nicht, über alle und alles erhaben zu sein, über andere hinweg zu sehen oder gar sie belehren zu wollen. Das hat nichts mit Erleuchtung, sondern mit Macht zu tun. Erleuchtung ist still, in sich gekehrt, weil der so genannte Erleuchtete weiß, dass Zufriedenheit immer nur für sich selbst erlangt werden kann. Es hat auch etwas mit Einsicht zu tun. Der Einsicht, dass ‚mehr haben wollen’ eine innere Unruhe auslöst und sicher nicht zur Zufriedenheit führt.

Erleuchtete wollen sicher auch keinen Beifall, oder?

Warum nicht? Aber sie kommen mit der Enttäuschung klar, wenn sie keinen Beifall bekommen. Sie akzeptieren ihre so genannten Schwächen, falls es denn überhaupt eine Schwäche ist. Also, warum soll es eine Schwäche sein, dass du enttäuscht bist, wenn du keinen Beifall bekommst?

Ich will bewundert werden, und das finde ich nun mal schlecht.

Warum ist es schlecht? Du tust doch keinem weh damit, außer dir selbst, weil du es schlecht nennst.

Du definierst Erleuchtung ganz anders, das ist alles.

Das mag schon sein. Ja, ich definiere sie menschlich, weil wir nun mal Menschen sind. Und wie gesagt, ist ein erleuchteter Mensch für mich einer, der mit sich selbst zufrieden ist, der mit sich selbst im Einklang ist. Dazu brauchst du keine weisen Ratschläge aus irgendwelchen Büchern. Dazu brauchst du auch keinen Guru. Dazu brauchst nur dich selbst.

Mit sich selbst im Einklang. Die guten, wie auch die schlechten Seiten akzeptieren. Dann könnte genauso gut ein Mörder erleuchtet sein, wenn er seine Morde akzeptiert.

Was hat dir denn eine andere Stimme, - seine so genannte ‚göttliche’ Stimme in dir einmal über Mörder gesagt?

Sie sagte: Verurteile keinen Mörder, keinen Unfall und keine Krankheit, denn der Tod kommt immer im rechten Augenblick.
Aber ich könnte einen Mörder niemals erleuchtet nennen.

Weil du verurteilst.

Das ist krank, was du da von dir gibst.

Wenn ein Mensch wirklich erleuchtet ist und einen Mord begeht, erkennt er auch die Konsequenzen. Also vergiss nie die Konsequenzen von dem, was du tust oder sagst.
Wir wiederholen uns abermals, denn ich sagte schon mal, dass ich mich wehren werde, wenn ich bedroht werde. Da kann es auch zu einem Mord kommen. Und ich glaube, die meisten Menschen werden alles daran setzen, um ihr Leben zu verteidigen oder auch, das eines anderen zu schützen. Meinst du, ein Polizist, der einen Verbrecher in Notwehr erschießt, ist ein Mörder? Oder ein Soldat, der im Krieg tötet, ist ein Mörder? Beispiele dieser Art gibt es zu Genüge. Die menschliche Moral ist nun mal fadenscheinig.


Das ist ein heikles Thema.

Es ist ein menschliches Thema und zeigt nur auf, wozu Menschen fähig sind, ob sie nun erleuchtet sind, oder nicht.
Aber nun noch mal zu deinen Naguals. Du kannst dich dazu zwingen, nicht mehr nach Beifall zu betteln – egal, in welcher Form du das tust. Aber irgendwann rächt sich der Zwang und alles kommt doppelt so stark in dir hoch. Das heißt nicht, dass du dich nicht ändern kannst, aber von Selbstgeißelung, in welcher Art auch immer, halte ich nichts. Ich akzeptiere mich lieber so, wie ich bin. Außerdem lerne ich ständig dazu und die Veränderung kommt wie von selbst.
 
Ich komme noch mal auf Castaneda zurück, weil ich mich an eine Textstelle erinnere, wo es um Kunstwerke geht. Einer der alten Naguals, - vielleicht war es sogar Don Juans Lehrer, so genau weiß ich das nicht und suchen mag ich jetzt nicht nach dem Text – sagte, er bringe Kunstwerke aus einer anderen Welt mit in diese Welt. Ein „gewöhnlicher“ Mensch hätte gesagt, er habe diese Kunstwerke selbst hergestellt.
Das erinnert mich auch an meine Gespräche mit Kim, als Kim sagte, Kunstwerke, ob das nun Bilder, Musik oder Poesie ist, sind Geschenke der Kraft. Es sind vor allem dann wahre Geschenke, wenn an diesen Geschenken nichts vereitelt wird. Das bedeutet, wenn ich nun eine Intuition habe, - eine Bild vor meinem geistigen Auge sehe, soll ich es genauso malen und nicht daran denken, wie das Bild, wenn es fertig ist, bei anderen Menschen ankommt, denn das wäre ein Vereiteln des Geschenks.

Aber ist es nicht vollkommen menschlich, daran zu denken, ob das Bild auch anderen Menschen gefällt, - ob es anderen Menschen Freude macht?

Es geht doch darum, dass ich nichts dafür kann, wenn meine Bilder anderen Menschen gefallen oder auch nicht gefallen. Okay, wenn sie gefallen, habe ich vielleicht Talent, aber auch da kann ich nicht sagen, woher das Talent kommt. Es ist ebenso ein Geschenk der Kraft, oder eben ein Geschenk Gottes.

Mach dich nicht lächerlich! Talente können vererbt werden und meist sind sie vererbt, auch wenn die Suche nach einem Künstler ziemlich weit zurückführt. Außerdem genügt das Talent alleine auch nicht, da auch Übung dazu gehört. Schau mal deine ersten Bilder und deine letzten an, wie viel sich daran durch Übung, - also durch viel Malen – verändert hat.
Ich finde, durch diese Aussage, dass du Geschenke von der Kraft oder von Gott bekommst, wirkst du nur überheblich, sogar viel überheblicher, als wenn du auf Beifall hoffst, was ja echt menschlich ist. Es ist so, als wenn ein eitles Mädchen vor allen Leuten über seine neue Frisur schimpft, aber nur weil es hören will, wie viel hübscher es nun ist.



Ich finde es nicht überheblich, denn viele große Künstler behaupten, ihre Kunst sei ein Geschenk Gottes.

Na ja, du siehst dich nicht einmal als Künstler, sondern nennst dich Hobbymalerin. Außerdem, behaupten kann man viel. Und jetzt sag mir einmal, aus welcher Welt hat denn dieser Nagual seine Kunstwerke mitgebracht? Nein, sag nichts! Es war wahrscheinlich aus einer Welt, die er wahrgenommen hat, als er seinen Montagepunkt verschoben hat.

Wahrscheinlich!

Klar! Und seinen Montagepunkt konnte er auch nur deshalb verschieben, weil es die Kraft so wollte.

Genau!

Sag mal, glaubst du das wirklich?

Nein, sonst würdest du, mein alter Ego, das nicht fragen. Es ist für mich Nebensache, woher die Kunstwerke des alten Naguals kamen und wie er selbst dazu kam. Mir gefällt einfach die Aussage, dass sie ein Geschenk der Kraft sind und er den Ruhm nicht für sich selbst genießt. Naguale brauchen keinen Beifall und sind auch nicht stolz auf das, was sie tun.

Und du bist manchmal stolz auf deine Werke?

Ja…

Jetzt wolltest du – ja, leider – schreiben. Aber wieso denn? Hast du nichts gelernt aus unserem letzten Selbstgespräch? Akzeptiere deinen Stolz so lange, bis er dir wirklich bis zum Hals heraus hängt. Vielleicht kannst du ihn dann ablegen.
Aber, wenn du schon so auf die ‚Kraft’ fixiert bist, wahrscheinlich bist du noch nicht so weit und sie nimmt dich erst an, wenn du so weit bist. Nur würde ich mir – wie schon letztens gesagt – das gut überlegen, denn Krieger der Kraft sind sehr einsame Menschen.


Ihnen macht die Einsamkeit nichts aus. Sie sind wie der einsame Vogel von San Juan de la Cruz:

Der Bedingungen eines einsamen Vogels sind fünf: Die erste, dass er zum höchsten Punkt fliegt; die zweite, dass er sich nicht nach Gesellen sehnt, nicht einmal seiner eigenen Art; die dritte, dass sein Schnabel gen Himmel zielt; die vierte, dass er keine bestimmte Farbe hat; die fünfte, dass er sehr leise singt.

Außerdem glaube ich, dass mich die Kraft angenommen hat, da sie alle und alles annimmt und alle und alles aus ihr entsprungen sind.

Siehst du, das ist der Unterschied! Ja, die Kraft hat dich genauso angenommen, wie du bist, nur dein vorlautes Ego hat stets was daran auszusetzen!
 
Im Internet habe ich folgendes gefunden:

„Über Verborgendes können eigentlich keine Aussagen gemacht werden, dann wäre es kein Verborgenes mehr. Anhänger des Okkultismus und der Esoterik aber machen genau dies. Sie schreiben dem Unbekannten und Verborgenem bestimmte Eigenschaften zu, z.B. die Wirkung von Geistern, Toten, anderen Lebenden oder eines Weltbewusstseins usw. zu sein. Es ist dies der Grundfehler der Esoterik und des Okkultismus, dass er über ein tatsächliches oder angenommenes Unbekanntes Aussagen macht. Wenn immer es möglich ist, diese Aussagen zu überprüfen, stellt sich heraus, dass die esoterischen Aussagen über ein Unbekanntes und Verborgenes falsch, unnötig und irreführend sind. Esoteriker wie Okkultisten ertragen offensichtlich die Tatsache nicht, dass uns Menschen vieles unbekannt und verborgen ist und schreiben sich ein Wissen und auch Macht über das Unbekannte und Verborgene zu. Dies mag ihren Wünschen entsprechen, nicht aber der Wirklichkeit.“

Zum Teil pflichte ich dem bei, schon deshalb, weil es mir oft schwer fällt, Gefühle in Worte auszudrücken. Mit Gefühlen meine ich unter anderem auch das:
Unlängst hörte ich jemanden sagen, dass dies hier (an einem Seeufer) angeblich ein magischer Ort ist, da in diesem See ein Seegeist lebt. Als Kind habe er oft hier gesessen und logischerweise vergebens auf den Seegeist gewartet.
Warum – logischerweise vergebens? So genannten Geist kann man nicht sehen, man kann ihn nur fühlen. Ich war schon oft an Orte, wo ich etwas Unbeschreibliches gefühlt habe, das ich nur mit Wohlgefühl interpretieren kann. Es ist wirklich etwas Unaussprechliches, das nur jemand nachempfinden kann, der es schon mal erlebt hat.

Ich komme nicht ganz mit. Was willst du eigentlich sagen?

Das betrifft hauptsächlich diesen Satz: Esoteriker wie Okkultisten ertragen offensichtlich die Tatsache nicht, dass uns Menschen vieles unbekannt und verborgen ist und schreiben sich ein Wissen und auch Macht über das Unbekannte und Verborgene zu.
Es mag kein beweisbares Wissen sein und schon gar keine Macht, aber ich will sagen, dass da ein Gefühl ist, was mir sagt, dass es wirklich etwas Unbekanntes und Verborgenes gibt.

Dem stimme ich auch zu, sonst würde die Menschheit nicht immer wieder etwas Neues entdecken oder erfinden.

Ich denke, das, wovon ich spreche, wird sich nie entdecken lassen, - zumindest nicht so, wie es Wissenschaftler gerne hätten. Deshalb sprach ich ja von Verborgenem und Unbekanntem. Das Verborgene wird immer verborgen bleiben, sonst wäre es nicht das Verborgene.

So ein Schwachsinn! Wenn du ein Geheimnis verrätst, ist es dann auch kein Geheimnis mehr?

Sicher nicht.

Dachte ich mir! Aber das ist nun mal der Lauf der Zeit. Die Dinge verändern sich und bleiben nie das Selbe. Ein Geheimnis ist nur so lange ein Geheimnis, bis es verraten wird. Und Verborgenes ist nur so lange Verborgenes, bis es entdeckt wird. Es liegt wohl auch an der menschlichen Sprache, dass so vieles paradox erscheint.

Du meinst also, der Mensch könne alle Grenzen überschreiten?

Was heißt alle Grenzen? Von Zeit zu Zeit überschreitet er nun mal eine Grenze. Wer kann schon wissen, wie viele Grenzen es gibt und was es noch alles zu entdecken gibt?

Ich meine viel mehr: Ist der Mensch begrenzt?

Sicher ist er das. Alles ist auf eine gewisse Art begrenzt. Vögel können fliegen, aber sie könnten nie unter Wasser leben, selbst wenn sie lange tauchen können. Irgendwann müssen sie auftauchen, um Luft zu holen. Der Mensch kann zwar fliegen und sehr lange tauchen, aber dazu braucht er technische Hilfsmittel. Es mag sein, dass sich ins Bewusstsein der Menschen etwas eingeschlichen hat, das den Menschen sagt, es sei ihnen alles möglich, eben weil sie in der Lage sind, ihre Grenzen durch Technik zu durchbrechen. Im Moment nagen Wissenschaftler an der Lichtgeschwindigkeit, denn wenn es ihnen möglich wäre, annähernd so schnell zu fliegen, könnten sie andere Galaxien erforschen.

Sagte Einstein nicht, dass es nur unendlicher Masse möglich sei, sich mit Lichtgeschwindigkeit zu bewegen. Jetzt muss ich lachen, da Kim mir einst sagte: „Dann werdet euch endlich bewusst, dass ihr von unendlicher Masse seid!“

Ja, ja, Kim, der Traumtänzer! Er hat dir wohl einige Flausen in den Kopf gesetzt.

Ich habe die Gespräche mit ihm geliebt, auch wenn sie mir manchmal geschadet haben.

Du hast ein wenig den Boden unter den Füssen verloren, was?

So könnte man es sagen. Es liegt auch daran, weil ich mir viel einreden ließ. Als ich die Gespräche in einige Foren setzte, wurde Kim plötzlich zu einem aufgestiegenen Meister, zu einem Wesen, das wirklich existiert.

Er existiert ja auch wirklich, - genauso wie ich und du. Nur mit dem Unterschied, dass er innerlich und nicht äußerlich existiert.

Dessen bin ich mir jetzt auch ganz sicher.

Wirklich ganz sicher?

Zumindest mehr als damals.
Also meinst du, dass der Mensch begrenzt ist?

Sagte ich doch schon. Auch unter den Menschen gibt es Begrenzte. Wenn da einer kommt und behauptet, er weiß mehr als ein anderer, werden die anderen mächtig böse. Ich glaube, auch das liegt an den Flausen, die ich eben angesprochen habe. Kaum ein Mensch kann ertragen, wenn einer mehr weiß oder mehr kann als er selbst. Dabei ist das ganz normal.

Das sehe ich auch so. Und es liegt daran, weil sich Menschen gegenseitig messen, anstatt selbst immer ihr Bestes zu geben. Da sind wir wieder beim Nagual: Sie streben einzig nach der Erfüllung ihrer eigenen Maßstäbe und Makellosigkeit, Unschuld und Integrität. Ein Nagual wird sich nie mit anderen Menschen, nicht einmal mit einem ihrer Mitzauberer vergleichen.

Nur glaube ich nicht so ganz an Naguale, sondern mehr an Menschen, die anderen nichts neidig sind und die sich auch für andere freuen können, denn solche Menschen soll es geben. Und selbst wenn manche Menschen nur angeben, dies oder jenes zu können, lass ich ihnen diese Freude und bewundere sie wegen ihrer Fantasie.

Das sagte Kim auch einmal, als ich ihn fragte, ob ich einen Lügner zurechtweisen soll. Er meinte, ich soll ihn lassen und seine Fantasie bewundern. Und es ist nun mal so, dass es immer wieder Bessere, Schnellere, usw. geben wird. Solange ich mein Bestes gebe, kann ich mir selbst keine Vorwürfe machen. Und auch wenn ich nicht immer mein Bestes geben kann, warum auch immer, brauche ich mir keine Vorwürfe zu machen, eben weil es in gewissen Situationen für mich nicht möglich war.

Faules Mädchen!

Stimmt!
 
Gestern habe ich etwas über Rückführungen gelesen. Angeblich erfährt man durch Hypnose etwas über seine früheren Leben. Spaßhalber versuchte ich vor dem Einschlafen, mich selbst zu hypnotisieren und zählte innerlich von 1 bis 20, während ich mir die Zahlen bildlich vorstellte. Dann wartete ich, was vor meinem inneren Auge erscheint.

Du machst ja seltsame Dinge vor dem Einschlafen.

So was in der Art mache ich öfters. Mit geschlossenen Augen darauf warten, was es da zu sehen gibt. Ich staune oft, was da alles erscheint. Manchmal sind sogar Anregungen für neue Bilder dabei.
Nun weiter! Plötzlich sah ich ein kleines Mädchen, das gerade auf einer Almwiese zu mir hoch lief. Es war einfach gekleidet, irgendwie altmodisch und hatte ein Kopftuch auf, das nach Zigeunerart gebunden war. Ich spürte, dass ich alt bin und in einem Schaukelstuhl vor einem Holzhaus saß. Mein Leben spulte zurück. Mit einer Frau und einem Mann ging ich denselben Weg hoch, wie das kleine Mädchen. Ich wurde von den beiden aus einem Waisenhaus abgeholt. Sie haben mich adoptiert. Das kleine Mädchen, das zu mir hoch lief, war keine Enkelin. Dann war es wieder finster. Plötzlich kam das Wort – Kronjuwelen – und mir fiel plötzlich Elizabeth, die Erste, ein, - die so genannte jungfräuliche Königin.

Ein leichter Anflug von Größenwahn?

Ach, was! Manche Menschen halten sich für die Wiedergeburt von Jesus. Da ist Queen Elizabeth, die Erste, doch harmlos.

Nun ja, Jesus dürfte auch nur ein Mensch gewesen sein. Und selbst wenn er Wunder vollbringen konnte und über sich selbst sagte, er sei Gottes leibhaftiger Sohn, dürfte er vom Gesetz der Wiedergeburt nicht ausgeschlossen sein.
Übrigens, das mit dem Größenwahn war nur ein Scherz.


Genaueres sah ich dann nicht mehr mit meinem inneren Auge. Nach einigen Minuten Finsternis war plötzlich wieder etwas da. Ich fiel ins Wasser. In diesem Moment dürfte ich bereist tot gewesen sein, da es ein Begräbnis auf See war. Ich wurde von einem Schiff geworfen. Wahrscheinlich gehörte ich zu den ersten Seefahrern oder zu Piraten.

Deine Fantasie ist bewundernswert!

Ich weiß. Nun ja, danach war dann nichts mehr, aber ich dachte daran, dass sich das Bewusstsein in Zeit und Raum irgendwie weiterentwickelt. Wiedergeburt bedeutet ja ein Leben nach dem anderen. Nein, Moment! Es war dann doch noch etwas. Ich sah einen Schimpansen.

Na, toll! Damit wäre je geklärt, dass der Mensch vom Affen abstammt!

Das hat eine andere Bedeutung. Ich glaube, der Schimpanse war nur eine Art Zufall, denn genauso gut hätte ich ein Pferd oder einen Löwen sehen können. Ich denke, die menschliche Entwicklung meiner Bewusstheit hat mit dem Seefahrer begonnen und was vorher war, da dürfte es sich um eine andere Entwicklung handeln, - irgendeine Tierische und früher vielleicht eine Pflanzliche.

Du weißt sicher, dass ich mit Gesprächen dieser Art nichts zu tun habe. Warum kontaktierst du nicht deinen Traumtänzer und Fantasten?

Eine gute Idee! Kim, bist du da?

„Immer, Mädchen, immer!“

Also, was hältst du von meiner selbst inszenierten Rückführung?

„Deine Sichtungen in aller Ehre, da jede Entwicklung in vier Stadien stattfindet. Drei hast du gesehen, und die vierte lebst du jetzt. Auch das mit dem Schimpansen stimmt. Du hättest ebenso gut, wie du sagtest, ein Pferd oder einen Löwen sehen können. Deine Bewusstheit durchwandert vier Mal jede Spezies von Lebewesen.“

Nur vier Mal? Wie steht es dann mit dem Karma?

„Das sagte ich dir schon mehrmals. Karma ist nur eine dumme Erfindung der Menschen.“

Also wäre es egal, wenn ich ein Schwerverbrecher wäre?

„Du bist keiner, also mach dir keine Gedanken darüber, was denn wäre, wenn…
Natürlich kannst du über dich selbst urteilen, wenn es dir dann besser geht. Aber in dieser Entwicklung geht es nicht darum, ob du gut oder böse wirst. Es ist eine energetische Entwicklung. Es ist die Entwicklung eines unendlichen und ewigen Energiefeldes. Und in diesem Energiefeld bist du nur ein winziger Funke Bewusstheit von unzähligen Funken Bewusstheit.
Deine viele Leben, so wertvoll sie dir auch scheinen mögen, haben eine Bedeutung, die über deine und über aller Lebewesen Vorstellungen hinausgehen. Selbst wenn du sagst, das unendliche und ewige Energiefeld will alle möglichen Erfahrungen sammeln, bist du noch weit weg von der wahren Bedeutung.“

Das ist wieder einmal eine Aussage, aus der alle schlau werden können.

Sei nicht so sarkastisch!

Ist doch wahr! Da sage ich doch lieber nichts, bevor ich mit dieser Phrase – weit über deine Vorstellung hinaus – komme. Das kommt nämlich aufs gleiche raus.

„Es gibt eben doch etwas jenseits aller menschlichen Wahrnehmungen. Hilfreich dafür ist leider nur die menschliche Fantasie, auch wenn sie nur eine Zusammenstellung des Bekannten ist.“

Wie steht es denn mit Außerirdischen? Ich meine, wird mein nächstes Leben das eines Außerirdischen sein?

„Mit Sicherheit! Wenn ich schon von einem unendlichen und ewigen Energiefeld spreche, sind auch die Leben unendlich und ewig.“

Keine Ruhepause? Kein ewiges Paradies? Kein Sitzen neben dem Thron Gottes?

„Als reine Energie würdest du das nicht wollen. Heraklit hatte schon Recht, als er sagte: Alles fließt! Selbst wenn er etwas anders meinte. Wenn ich Energie sehe, erscheint alles wie ein unendliches Lichtermeer, wobei das Lichtermeer ständig wechselt und wunderbare Muster aufweist. Du wirst diese Pracht sehen, wenn du in ein anderes Leben überwechselst. Übrigens hast du diese Pracht schon mehrmals gesehen.“

Was mich aber noch immer stutzig macht, ist, dass es kein Karma gibt. Was ist mit Ursache und Wirkung?

„Es besteht ein kleiner Unterschied zwischen den Erscheinungswelten und der reinen Energie, auch wenn beide ein und das Selbe sind. Wenn du die Erscheinungswelten wahrnimmst, existieren Ursache und Wirkung, genauso wie Zeit und Raum. Aber wenn du die Erscheinungswelten als das, was sie wirklich sind, wahrnimmst, verschwinden Ursache und Wirkung, wie auch Zeit und Raum.“

Aber dann müsste es in den Erscheinungswelten doch auch Karma geben.

„Ich sagte dir schon einmal: Glücklich, wirklich glücklich, ist ein Massenmörder, der seine Taten nicht bereut. Natürlich ist das eine sehr gefährliche Aussage aus ethischer Sicht, aber sie stimmt nun mal.“

Willst du damit sagen, dass wir uns das, was wir Karma nennen, selbst auferlegen?

„Ja, weil die Bewusstheit nicht wirklich vergisst.“

Ich verstehe nur Bahnhof.

„Glaube ich dir gerne. Es fällt dir auch noch immer schwer, das Phänomen Gleichzeitigkeit zu verstehen. Klar, weil es mit logischem Verstand auch nicht zu verstehen ist. Wenn ich dir sage, dass das unendliche und ewige Energiefeld immer absolut und vollkommen ist, denkst du sofort an Bestimmung.“

Aber du sagtest einmal etwas in der Art: Wenn du nur eine winzige Kleinigkeit in deinem Leben anders gemacht hättest, wäre das Universum nicht das, was es ist.

„Genau, weil alles im Universum der Schöpfer dieser Absolutheit und Vollkommenheit ist, auch wenn das Energiefeld bereits absolut und vollkommen ist. So was lässt sich nicht mit dem Verstand knacken, Mädchen.
Nun zum Karma, was du vielleicht doch verstehen kannst: Ich sagte, die Bewusstheit, dieses winzige Fünkchen im Ganzen, vergisst nie wirklich. Anders sieht es aus, wenn sie sich in einem Bewusstsein befindet, - sagen wir, im menschlichen Bewusstsein. Hier ist ihr die Reue nicht wirklich bewusst, aber sie wirkt sich trotzdem aus. Das kann sich als Krankheit, Armut oder was auch immer für ein Leid auswirken.
Du siehst, auf eine gewisse Art hat dieses winzige Fünkchen ja doch ein Mitspracherecht, indem es immer zu seinen Taten steht.“

Wenn ich immer zu meinen Taten stehe und nichts bereue, ist mir ein nächstes angenehmes Leben sicher?

„Sagen wir – es ist sicherer, denn du, eingeengt im menschlichen Bewusstsein, weißt ja nicht wirklich, was die Bewusstheit noch alles vorhat. Sicher ist nie etwas, - und ich denke, das ist etwas, was du ganz sicher weißt.“
 
Heute Nacht hatte ich einen sehr seltsamen Traum. Es war wie eine Nahtoderfahrung, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich meinen eigenen Tod, oder den eines anderen miterlebt habe. Auf jeden Fall spürte ich etwas Körperloses, das sich total befreit fühlte und in allem, was es tat, glückselig war. Es tat das, was es im Leben auch gerne getan hat und das mit einer unbeschreiblichen Erfüllung.
Träume sind für mich immer sehr schwer zu beschreiben, da ich in ihnen viel mehr fühle, als ich es je in Worten ausdrücken könnte.

Wie kommst du darauf, dass es etwas Körperloses war?

Weil ich es so fühlte.

Hast du auch den toten Körper gesehen?

Nein, aber ich wusste trotzdem, dass er da und tot war. Das Körperlose war wie eine Energie, die das Leben, das der oder die Tote lebte, in sich gespeichert hatte.

Das ist interessant! Und vielleicht gar nicht so daneben, obwohl ich nicht allzu gerne über dieses Thema nachdenke.

Du denkst nicht gerne über den Tod nach?

Nicht wirklich. Erstens ist er mir nicht geheuer und zweitens kann ich über ihn nichts wissen. Das genügt mir, um ihn gedanklich beiseite zu schieben.

Und warum glaubst du, dass es nicht so daneben ist?

Falls es sich nicht um Hirntod handelt, denke ich, dürfte sich im bereits klinisch Toten einiges abspielen, wie etwa die glücklichen Momente seines Lebens.

Ich meinte das aber ganz anders. Das Gehirn braucht ja Energie und nimmt es in Form von Sauerstoff auf. Angeblich vergeht Energie nicht, sie verändert sich nur.

Und du meinst, die Energie, die das Gehirn braucht, um Bewusstsein zu entwickeln, bleibt erhalten, wenn du stirbst? Ich bin mir nicht so sicher, ob Physiker das auch so sehen.

Physiker sehen vieles nicht.

Wenigstens sehen sie das, was DA ist und keine Hirngespinste einer Lebenden, wie du eine bist. Hast du Angst vor dem Tod? Dein Traum von heute Nacht könnte die Antwort darauf sein. Religionsbücher, die von einem Leben nach dem Tod berichten, könnten auch eine Antwort darauf sein, dass die meisten Menschen Angst vor dem Tod, vor dem großen Unbekannten haben. Und nicht zu vergessen, jene Menschen, die ein Geschäft daraus machen, mit Toten zu sprechen.

Ich habe noch nie mit einem Toten gesprochen, aber ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass es möglich ist. Und ich wage zu sagen, dass es da draußen mehr gibt, als wir Menschen entdecken oder messen oder gar beweisen können.

Dem schließe ich mich an. Ja, diese Möglichkeit besteht. Aber, wenn wir Menschen es nie entdecken oder nie messen oder nie beweisen können, was hat es dann für einen Sinn, darüber zu sprechen? Es wären ja doch nur Spekulationen, außer, du hast selbst etwas erlebt, was du unter diesen Möglichkeiten einreihen kannst. Aber aus deinen Worten schließe ich, dass du das noch nie erlebt hast.

Mein Traum mag aus einer gewissen Furcht vor dem Tod resultieren, aber der Gedanke, dass all diese Energie, durch die mein Leben erst lebbar geworden ist, nicht vergeht, sondern körperlos weiter existiert und zwar in ewiger Glückseligkeit und ohne Langeweile, ist wunderschön.
Außerdem haben Gehirnforscher bis jetzt noch nicht herausgefunden, wie Bewusstsein entsteht und ob es sich in uns oder außerhalb von uns befindet.

Bewusstsein entwickelte sich im Lauf der Zeit. Erst das komplexe und sehr komplizierte menschliche Gehirn scheint imstande zu sein, Bewusstsein zu entwickeln. Angeblich gibt es auch Tiere, die ein ähnlich komplexes Gehirn haben und demnach auch intelligent sind. Nur, ob sie sich, wie Menschen, bewusst sind, zu existieren, ist wahrscheinlich fraglich.

Du meinst also, Materie erschafft den Geist und nicht umgekehrt?

Es erscheint mir zumindest logischer. Ob es so ist, weiß ich natürlich nicht.

Und was war vor dem Urknall? Von nichts kommt nichts.

Auch darüber mache ich mir keine Gedanken, weil ich nicht wissen kann, was vor dem Urknall war. Ich weiß nicht einmal, ob es einen Urknall gab. Weißt du, ich lebe hier und jetzt und ich versuche, mir dieses Hier und Jetzt so genussvoll wie nur möglich zu machen und es nicht durch Fragen, von denen ich weiß, dass sie nie beantwortet werden können, zu versauen.
 
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Ich möchte noch einmal auf meinen Traum eingehen, um ihn vielleicht besser zu beschreiben. Als ich das Gefühl hatte, etwas Körperloses in Glückseligkeit wahrzunehmen, das über einen toten Körper schwebt, spürte ich auch, dass Körper und Geist untrennbar zusammen gehören. Die Frage, was zuerst DA war, - der Körper, der den Geist erschafft, oder der Geist, der den Körper, die Materie, erschafft, sollte sich erst gar nicht stellen, da beides untrennbar zusammen gehört. Das, was ich im Körperlosen fühlte, war das, was der einst lebende Körper ERLEBT hat. Als er lebte, gab es ein ständiges Auf und Ab. Das Auf und Ab wurde nicht als zusammengehörig erlebt, genauso wie Freude und Leid stets getrennt wurden, oder Gesundheit und Krankheit, - eben alle zwei Seiten ein und derselben Medaille immer getrennt wurden. Aber nun, als körperloses Etwas, gab es keine trennenden Gefühle und keine getrennte Wahrnehmung mehr, sondern alles in allem war eine Art Glückseligkeit, die mit Worten nicht beschrieben werden kann.
Ich spürte, wie das Körperlose in sich selbst ruhte und ein Wohlgefühl sondergleichen ausstrahlte, während es all das tat, was es auch im Leben getan hat.

Es erlebte sozusagen sein Leben noch einmal, aber diesmal ohne zu unterscheiden oder zu beurteilen.

Genau!

Das Körperlose hat keine Drüsen, wie der Körper. Gefühle werden bekanntlich durch Körperdrüsen ausgelöst. Sozusagen sind Gefühle schädlich.

Wie kommst du darauf, dass Gefühle schädlich sind?

Weil uns die Gefühle daran hindern, die Welt unterschiedslos und ohne zu Urteilen, wahrzunehmen. Wir haben das Gefühl, wenn etwas gut ist, oder wenn etwas schlecht ist. Trauer ist ein Gefühl. Freude ist ebenso ein Gefühl. Erst, wenn wir nichts mehr fühlen, ist die Welt frei von Unterschiede.
Du sagst, Körper und Geist gehören untrennbar zusammen. Aber, wenn sich im Tod der Geist vom Körper trennt, was ist dann mit dieser Untrennbarkeit? Ich verstehe schon, dass der Geist IM Körper gelernt hat, was Wahrnehmung ist, denn ohne Körper kann es keine Wahrnehmung der Welt geben, die nun mal stofflich ist, - genauso stofflich wie der Körper. Sozusagen ist der Geist ja doch ein Produkt des Körpers. Und nach deinen Ausführungen stirbt der Körper und der Geist lebt weiter, indem er sich vom Körper trennt, obwohl beide untrennbar sind. Welch erbärmlicher Widerspruch!
Wenn Körper und Geist eine untrennbare Einheit sind, sterben entweder beide oder beide leben auf eine andere Art weiter.


Vielleicht leben ja beide auf eine andere Art weiter? Der Körper verschwindet ja nicht im Nichts. Er vermodert und verbindet sich mit der Erde, mit Gewürm und Käfern.

Pfui! Na gut, und was, wenn der Körper verbrannt wird?

Dann wird er zu Asche, aber er verschwindet genauso wenig. Es ist nur eine Verwandlung und Umwandlung.

Das ist mir alles zu weit hergeholt. Du solltest dich besser wieder mit dem Traumtänzer unterhalten.

„Wer ruft nach mir? Okay, ich habe schon verstanden! Mädchen, ich habe dir das doch mit den Bewusstseinsblasen schon einige Male erklärt. Es ist wie mit einem schwarzen Loch, das einen Astronauten aufsaugt. Beobachter sehen den Astronauten noch immens lange, während er bereits im schwarzen Loch verschwunden ist. Genauso wird ein toter Körper noch immer von den Lebenden gesehen, während er bereits aus dem menschlichen Bewusstsein geschieden ist.
Und ja, es ist richtig, dass Körper und Geist untrennbar eine Einheit bilden, so wie ALLES untrennbar eine Einheit bildet, denn alles IST Energie.“

Und wie kommt es, dass manche Menschen mit Toten kommunizieren können, Kim?

„Was meinst du, warum es heißt: Körper UND Geist? Der Körper ist begrenzt, während der Geist grenzenlos ist. Wenn der Geist, so wie du vom ‚Körperlosen’ gesprochen hast, in sich selbst ruht, kann er ALLES wahrnehmen. IM Körper scheint er oft ebenso begrenzt zu sein wie der Körper, aber das liegt daran, weil er zu sehr auf Einzelheiten fixiert ist und obendrein den Körper erhält, was natürlich auch Energie kostet. IM lebenden Körper kann er nur selten ruhen, wenn der Körper aber tot ist, breitet sich der Geist ins Unendliche aus und nicht nur das, denn auch der Körper breitet sich ins Unendliche aus, da beide, Körper UND Geist stets eine Einheit sind. Und genau deshalb ist es so genannten Toten durchaus möglich, mit allen möglichen Lebewesen, die sich in allen möglichen Bewusstseinsblasen befinden, Kontakt aufzunehmen."
 
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