Systemischer Hintergrund?

Hallo believe,

Vielleicht lege ich ja was rein, was so nicht gemeint ist, aber es klingt für mich so, als läge es am Kind, wenn es seine Eltern nicht nimmt.

Berechtige Frage (finde ich). Jedenfalls wurde mir dies immer unterstellt. (Was eine glatte Lüge war.) Kann ein Kind seine Eltern nicht nehmen, wie sie sind, dann steht noch etwas zwischen ihnen, was der Klärung bedarf. Nach meinen jetzigen Erfahrungen ist es fraglich, dieses Unsichtbare in einer Aufstellung zu klären. Es kann sich nämlich auch um Verletzungen aus dem ganzen Leben handeln und die bedürften anderer Methoden, um diese zu heilen.

Es ist doch ganz leicht für ein Kind, seine Eltern zu nehmen, wenn diese auch Eltern SIND! ...

Einem Kind ist es egal ob seine Eltern ausgereifte Erwachsene sind. Es sieht sie als die großen (und allwisenden) an, die es jederzeit liebt und dafür sogar sich aufgibt, damit sie es endlich lieben. Diese Liebe des Kindes zu seinen Eltern ist etwas ganz einzigartiges. Leider ist umgekehrt die Liebe der Eltern zum Kind nicht immer so leicht zu erkennen. Sie wird mehr selbstverständlich angenommen. Und mit dieser Liebe wird dann auch so manches gerechtfertigt, auch wenn dies als Lieblosigkeit beim Kind ankommt.

Wenn die Eltern selbst Kinder geblieben sind, wie soll es dann gelingen, sich als ihr KIND zu sehen?

Ich denke mal, es geht hier mehr darum, dass Eltern ihre Verantwortung als Eltern übernehmen und sich derer klar sind. Bin ich mir meiner Verantwortung als Eltern bewusst kann ich trotzdem ab und zu wie ein Kind sein. Fehlt es ihnen an der Verantwortung bezüglich ihrer Elternschaft, dann kann dies m.E. nicht durch eine FA geklärt werden. (außer es liegen hier Gründe im Familiensystem vor.)

Du kannst mich steinigen, aber wenn ein Mensch an sich arbeitet, kann es vorkommen, dass er es TATSÄCHLICH besser kann! Soll er dann lügen und so tun als ob? Ich denke, in dem Fall kann er nur annehmen, dass seine Eltern es eben nicht konnten und ihnen dafür danken, was sie geben konnten, nämlich das Leben!

Sage ich mir: Ich kann es besser als meine Eltern, wachse ich in unendliche Dimensionen und sehe meine Eltern als klein an. (Aber das hast du ja schon erkannt.) Wir sind nicht perfekt, auch wir nicht als Eltern. Ich habe vieles anders gemacht als sie und auch vieles gleich. Besser fühle ich mich damit nicht, denn ich habe trotzdem Fehler gemacht. (Halt andere.)

Liebe Grüße Pluto
 
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Wenn die Eltern selbst Kinder geblieben sind, wie soll es dann gelingen, sich als ihr KIND zu sehen?
Dass die Eltern selbst Kind geblieben wären, ist ein Urteil/eine Einschätzung, die jemand vornimmt, und ich lass hier einfach mal dahingestellt, was das bringt außer sich selbst als das Supertopcheckerbunny zu sehen. Es sagt aber nur teilweise etwas über die Beziehung aus, die jemand zu seinen Eltern hat - was sollte mich daran hindern, mich als das Kind von Eltern zu sehen, die nach meiner Meinung selbst Kinder geblieben sind? Kann ich heute, als selbst Erwachsener (wenn's wahr ist), nicht einfach sagen: Das sind meine Eltern, von denen ich mein Leben habe, und dafür danke ich ihnen!?

Freilich zeigen sich in einer Aufstellung (vermutlich) die Hindernisse, die mir im Weg stehen, meine Eltern "einfach so" zu nehmen. ohne von ihnen zu erwarten, dass sie irgendwelche Bedingungen meinerseits erfüllen. Und nur ein von allen guten Geistern verlassener Aufsteller wird einen Klienten oder seinen Stellvertreter zu zwingen versuchen, "einfach zu nehmen". Es geht darum, das zu sehen, was im Wege steht, es geht darum, das behutsam und achtsam zu lösen, vielleicht über eine Kette von Generationen, und es geht vielleicht auch darum, das zu achten, was möglich ist, den kleinen Schritt, der eine Bewegung bringt, ohne gleich alles auf einmal an Lösung einzufordern.

Alles Liebe,
Jake
 
Hi!

Danke für eure Antworten!
Ich glaube, ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Ist klar, dass man als Erwachsener die Eltern nehmen kann, wie sie sind ... mit der Zeit jedenfalls!
Mir geht es mehr darum, ob man als Kind schon prinzipiell dazu in der Lage ist, auch wenn man tatsächlich emotional und biologisch Mangel erlebt!


Liebe Grüße

believe :)
 
Ist klar, dass man als Erwachsener die Eltern nehmen kann, wie sie sind ... mit der Zeit jedenfalls!
Mir geht es mehr darum, ob man als Kind schon prinzipiell dazu in der Lage ist, auch wenn man tatsächlich emotional und biologisch Mangel erlebt!

Hallo believe,

bei mir war es eher umgekehrt: als kind (nicht als Jungendliche) konnte ich meine Eltern so nehmen wie sie sind. Mit der Pubertät änderte sich das. Als Erwachsene habe ich gelernt damit umzugehen, dass ich nie die Eltern in meinen Vorstellungen haben werde und dass sie immer so bleiben werden wie sie sind, egal was ich tue (ich meine FA oder anderes). Ich kann sogar jetzt den Unterschied sehen zwischen meinen Wünschen und dem was wirklich ist. Und dem was wirklich ist zustimmen und mich herausnehmen indem ich Abstand halte.

Ich denke mal, dass alles, was zwischen uns und unseren Eltern steht, einer "unterbrochenen Hinbewegung" gleicht. Und die gibt es weit öfter als nur durch Krankenhausaufenthalte als Kleinkind.

Liebe Grüße Pluto :umarmen:
 
Hallo believe,

bei mir war es eher umgekehrt: als kind (nicht als Jungendliche) konnte ich meine Eltern so nehmen wie sie sind. Mit der Pubertät änderte sich das. Als Erwachsene habe ich gelernt damit umzugehen, dass ich nie die Eltern in meinen Vorstellungen haben werde und dass sie immer so bleiben werden wie sie sind, egal was ich tue (ich meine FA oder anderes). Ich kann sogar jetzt den Unterschied sehen zwischen meinen Wünschen und dem was wirklich ist. Und dem was wirklich ist zustimmen und mich herausnehmen indem ich Abstand halte.

Ich denke mal, dass alles, was zwischen uns und unseren Eltern steht, einer "unterbrochenen Hinbewegung" gleicht. Und die gibt es weit öfter als nur durch Krankenhausaufenthalte als Kleinkind.

Liebe Grüße Pluto :umarmen:


Hi, Pluto!


Guter Hinweis! :danke:
Vielleicht gehört es einfach zur menschlichen Entwicklung, dass man auch Idealvorstellungen entwickelt, die Realität damit vergleicht und später ändert, was man ändern kann und annimmt, was nicht mehr änderbar ist.....
Hört sich natürlich leichter an, als es ist!


Liebe Grüße

believe :)
 
... heißt das nicht, zustimmen, wie sie nun mal sind und was immer das für Auswirkungen hat für uns?

Wie viel Kraft ist darin, wenn das gelingt - gerade wenn man es schwer miteinander hatte.

Das Kind bei der Geburt nimmt die Mutter ... ergeben und unweigerlich.

Was geschieht mit unserer Kraft, wenn wir annehmen, die Eltern hätten zuerst mal irgendwie zu sein, ehe sie unsere Eltern sein dürften?

Und was geschieht mit unserer Kraft, wenn wir diese Bedingungen nicht stellen und zu den Eltern sagen: "So wie ihr seid, seid ihr die einzig Richtigen für mich. Ihr habt mir das Leben geschenkt und vieles mehr, auch Herausforderungen, die weh getan haben und unbequem waren. Danke dafür"?

Das Verrückte ist: die Seele macht solche Bedingungen nicht. Und deshalb versucht sie auszugleichen, was wir aus ihrer Sicht bzw. der Sicht des unbewussten Gewissens unseren Eltern antun, wenn wir solche Bedingungen stellen und uns damit über die Eltern erheben. Das Gewissen duldet solche Anmaßungen leider nicht. Es folgt der Ordnung der Generationen. Aber wenn wir dann versuchen, das durch Sühne auszugleichen, funktioniert das wiederum nicht.

Was geschieht mit unserer Kraft, wenn wir Forderungen und Ansprüche an die Eltern stellen, wie sie zu sein hätten und auf das vermeintliche Defizit schauen und was geschieht, wenn wir auf das Geschenk schauen?

Ich arbeite derzeit mit Leuten, die v.a. körperlich "beschädigt" sind. Sie sind unglücklich. Sie leiden nach Leibeskräften. Sie schauen ständig auf das Leid und vergleichen mit "früher", als sie "gesund" waren. Und sie haben massive Vorwürfe an das Leben (wohl eigentlich die Eltern, die es ihnen schenkten) . Aber das Leiden ändert es nicht. Was wäre, wenn sie darauf schauen würden, was sie noch haben? Was wäre, wenn sie das Geschenk des Lebens erkennen und schätzen würden? Und das geht auch in deren Situation. Sie haben die Wahl. Wie wir alle.

Wir können wählen, ob wir auf das Leben oder den Tod schauen. Denn unsere Eltern schenkten uns nicht nur das Leben sondern damit auch den Tod und all die Mühsal auf dem Weg dorthin. Auch eine mögliche Perspektive. Sie aber endet im Vorwurf und neuem Leiden, oder?

Vor dem Tod kommt aber das Leben. Das volle Leben, wenn wir es nehmen können, ohne Bedingungen zu stellen. Diesem geschenkten Gaul schaut man besser nicht ins Maul.

Naja gut. Es gibt Leute, die können es nicht erwarten. Die fangen gleich mit der Hölle an :D

Und ich erinnere mich an Milton H. Erickson, den Begründer der modernen Hypnotherapie. (Nebenbei: Ein Mann, der etwas ganz anderes machte, als er vorgab und lehrte aber das ist ein andere Geschichte). Er war mehrfach "behindert", konnte seinen Körper kaum mehr bewegen und nur undeutlich sprechen und erkannte das riesige Geschenk darin. Das Geschenk, dass nur ihm allein die Erkenntnisse möglich machte, die er hatte. Und dann ging er weit in den Hintergrund seiner Patienten und handelte aus tiefem Einverständnis damit und heilte. Ohne sein "Defizit" wäre das kaum möglich gewesen.

Vielleicht hilft es manchen beim Nehmen der Eltern, wenn sie sich "das Leben" dahinter vorstellen. Denn nur durch genau diese Eltern konnte es zu Dir kommen!

A.
 
Ist ja alles schön und gut und ich stimme auch vollständig zu!
Aber das war es eigentlich nicht, was ich wissen wollte. Ich wollte wissen, ob bei Elternprojektionen auf die Partner z.B. ein Hintergrund vorliegen könnte, wie z.B., dass ein Kind im System die Partnerrolle für einen Elternteil übernommen hat. So was kommt ja häufig vor.


LG

believe
 
Ist ja alles schön und gut und ich stimme auch vollständig zu!
Aber das war es eigentlich nicht, was ich wissen wollte. Ich wollte wissen, ob bei Elternprojektionen auf die Partner z.B. ein Hintergrund vorliegen könnte, wie z.B., dass ein Kind im System die Partnerrolle für einen Elternteil übernommen hat. So was kommt ja häufig vor.


LG

believe

Grundsätzlich möglich und kommt häufig vor. Aber auch: als Kind hat jemand für ein Elternteil einen Elternteil vertreten. Danach versucht er/sie dann in seiner Beziehung etwas "nachzuholen". Oft ist das verbunden mit Anspruchshaltungen gegen die Eltern wie oben benannt....

Ob allerdings wer, der für einen Elternteil einen Partner vertritt (und so an den ET gebunden bleibt) überhaupt eine Beziehung haben wird/kann, so lange diese Verstrickung besteht, möchte ich bezweifeln.

Hoffe, es hat Dir geholfen.
A.
 
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Grundsätzlich möglich und kommt häufig vor. Aber auch: als Kind hat jemand für ein Elternteil einen Elternteil vertreten. Danach versucht er/sie dann in seiner Beziehung etwas "nachzuholen". Oft ist das verbunden mit Anspruchshaltungen gegen die Eltern wie oben benannt....


Das ist es, was ich wissen wollte! Danke! :)


Ob allerdings wer, der für einen Elternteil einen Partner vertritt (und so an den ET gebunden bleibt) überhaupt eine Beziehung haben wird/kann, so lange diese Verstrickung besteht, möchte ich bezweifeln.

Hoffe, es hat Dir geholfen.
A.


Hm, das leuchtet mir ein! :)


LG

believe :)
 
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