Stiefvaterpflichen- wie sehen sie aus?

onemystery schrieb:
Wie sieht das denn aus wenn der richtige Vater verstorben ist? Wie sollte sich ein Stiefvater dann verhalten?


Hi Onemystery,

was die Balance von Geben und Nehmen zwischen der Mutter und dem Stiefvater sowie die Ordnung in der Familie angeht, so ändert das zunächst nichts. Aber ich würde auf jeden Fall eine systemisch-phänomenologische Aufstellung empfehlen, um dann das besondere Verhältnis im spzeiellen Fall anzuschauen. Es kann sein, dass in diesem speziellen Fall der Stiefvater sozusagen "im Auftrag des Vaters" gewissermaßen in seinem Sinne an dessen Stelle treten kann und darf. Aber man muss das sehr genau anschauen. Ich habe shcon Fälle gesehen, wo das ging und der lösende Satz des verstorbenen Vaters war dann. "Ich vertraue sie dir an. danke, wenn du für sie sorgst!" Und der Stiefvater kann sagen: "Ich sorge für sie, ganz in deinem Sinn:" dabei muss er sicher stellen, dass alle Entscheidungen um die Kinder immer so getroffen werden, wei es der leibliche Vater gewollt hätte. Dann ist er geehrt.

Wenn es gewürdigt wird, dann geht ja viel - auch so ein großes Opfer des Stiefvaters. Stiefvätern gebührt in solchen Fällen nämlich aufgrund ihrer Leistung ein besonderer Platz. Das ist auch noch wichtig anzuerkennen.

Aber der leibliche Vater muss immer an erster Stelle als Lebensspender anerkannt und gewürdigt sein, wenn es für das Kind gut gehen soll.

Ich hab grad mal wieder das Problem das ich nicht in Worte fassen kann was ich fühle und denke

Es kann sein, das es dich schützt, wenn es so ist. Das Ungesagte kann so seine gute Wirkung entfalten. (Und es wird hier zudem nicht zer-diskutiert.)

Aber das Verhältnis der Balance ist genau das, was mir zum Beispiel in vielen Freunschaften und Beziehungen zum Verhängnis geworden ist und warum ich verlassen wurde. Ich habe zuviel gegeben, immer mehr als Andere und irgendwann konnten die Anderen nicht mehr zurück geben damit es genug war. Diese Balance in welcher Form auch immer, ist unheimlich wichtig.

Da stellt sich die Frage, wieso geben wir zu viel? Und wenn man da genau und selbstkritisch hinschaut, stellt sich heraus (und da muss ich mich ja einschließen), dass es eine kindliche Manipulation ist. Wir erzeugen dadurch Schuld beim Partner un das ist der Versuch, ihn an uns zu binden und zu kontrollieren. Meistens stellt sich heraus, dass es sich dann nicht um ein ebenbürtiges Partnerverhältnis sondern um eine systemische Verwechslung bzw. eine Übertragung handelt. Wir sehen eigentlich nicht den Partner sondern einen Elternteil, von dem wir meinen, noch etwas beanspruchen zu können. Vielleixcht ist dies so, weil wir z.B. bei dem Elternteil parentifiziert (wenn wir einen Elternteil für den Elternteil vertreten) oder sonst wie im Herkunftssystem verstrickt sind. Oft hilft hier, den Eltern zu sagen: ich habe das Leben von euch - das reicht völlig.

Sehr oft findet man bei den Übermäßig-Gebenden eine versteckte riesige Anspruchshaltung gegenüber dem Partner. Und man findet erhebliche versteckte Aggressionen. Aber auch die gelten eigentlich jemand anderem.

Oft ergebenb sich auch "Helfer-Beziehungen". Da findet man die besagten Aggressionen - ebenso wie in professionellen Helferbeziehungen - besonders häufig. Und oft asteht dahinter ein Anspruch, dass sich der Partner bitteshcön nach den eigenen (kindlichen) Ansprüchen zu verändern habe.

In meinen Seminaren wende ich daher in so einer Stelle eine besondere Übung an, um festzustellen, wer "hinter" dem Partner steht und wem die Manipulation eigentlich gilt. Das entlastet oft beide sehr.

Viele Grüße
Christoph
 
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aerodana schrieb:
Leider ist auch mein Vater mittlerweile verstorben (zumindest weiß ich das so unter der Hand - offiziell benachrichtigt wurde ich nie). Also zu einer näheren "Aussöhnung" kann es so nicht mehr kommen.
Liebe Aerodana,
wenn dein Vater gestroben ist, muss das nich heißen, dass eine Aussöhnung unmöglich ist. Gerade Familienstellen bietet dazu die Möglichkeit. Kein Grund, sich darauf auszuruhen ;)

Dieses Treffen war so schauderlich mit Grenzüberschreitungen versehen, dass ich an mir runter sah und voller Ekel zu mir sagte: "Oh mein Gott und zur Hälfte bist du von diesem Mann!!!"
Was immer diese mysteriösen "Grenzüberschreitungen" (denn dieses Wort ist eine Bewertung und keine Beschrebung von Verhalten) konkret für Verhaltensweisen gewesen sind, sie gehören hier nicht her, denke ich. Und auch hier kann eine Aufstellung noch mal Klärung bringen. Meine Vermutung: er hat dich mit deiner Mutter verwechselt (wahrscheinlich bist du ihr irgendwie ähnlich).

Meine Erfahrung: gerade, wenn du das "Schlimme" und das, was du so verurteilst an ihm, lieben kannst, dann kann sich alles Gute in dir entfalten, was von ihm und der hinter ihm stehenden ganzen Familie (Großeltern, Urgroßeltern usw.) kommt, in dir voll entfalten.

Es macht einen großen Unterschied, ob man seine Wurzeln und Eltern aus einem tiefen inneren Vollzug heraus ehrt oder ob man es tut, weil jemand von außen (z.B. ein Therapeut) es von einem verlangt oder wenn es aus einer rationalen Einsicht entspringt, dass es besser wäre, wenn... Was ist wohl der heilendere Vollzug?

Und wenn dieser Vollzug noch nicht gelingt, dann ist halt noch etwas zu klären. Wer es von dir verlangt, der erweist dir vielleicht einen Bärendienst.

Ich kenne einige Aufsteller, die gehen im Umgang mit Aufstellenden in eine Art "kritisches Eltern-Ich" (Berne) und drängen oder nötigen z.B. den Aufstellenden zu einer Verneigung oder verbalen Ehrung. Das geht leider nach hinten los.

Oft hilft eher, wenn man hinter den Vater die anderen Vorfahren aus seiner Linie stellt. Vielleicht sogar hinter alle dann einen vertreter für das Leben, wie es durch all die zu dir gekommen ist. Dann gelingt das Ehren leichter. Denn die Verneigung gilt nicht nur dem Vater sondern all den Vorfahren und dem Leben selbst, wie es durch sie zu dir gekommen ist. Und darum geht es.

Alles Gute dir!
Christoph
 
Christoph schrieb:
Denn die Verneigung gilt nicht nur dem Vater sondern all den Vorfahren und dem Leben selbst, wie es durch sie zu dir gekommen ist. Und darum geht es.

Hallo Christoph,
vielen herzlichen Dank für genau diesen Satz! Habe grade wieder was verstanden bei mir...

Mit diesem AHA-Effekt kann ich jetzt zufrieden schlafen gehen.
Nachtgrüßchen von Romaschka
 
Dieses Thema interessiert mich natürlich auch sehr, da ich zwei Kinder habe, und einen dazugehörigen Stiefvater.
Ich kann nur sagen, momentan funktioniert dieses Rollenspiel ausgezeichnet.
Mein Partner verhält sich wie ein "richtiger Vater", nein, besser!
Da ich bei beiden Kindern eigentlich immer allein war, da ab der Geburt der Kinder die Beziehung in Brüche ging, bzw. beim Zweiten, der Vater plötzlich so gut wie gar nicht mehr zu Hause war.
Ich befand mich dann, ab dem Zeitpunkt, als dann auch die letzte Beziehung in Brüche ging, in einer furchtbaren, seelischen Depression. Mein Sohn war sehr schwierig und auch meine "Kleine". Ich schleppte mich irgendwie, mühsam und völlig am Boden zerstört, von einen Tag in den nächsten.
Ich wartete sozusagen auf den Tod, oder die Klappsmühle und war völlig überfordert, verletzt, enttäuscht, tottraurig. Ich wusste, so konnte es nicht weitergehen. Ich würde es einfach nicht ertragen, in dieses mir so vertraute Gesicht meines Expartners zu sehen und immer wieder an die Enttäuschung erinnert zu werden, an dieses so lange andauernde Belogenwerden, diesen verdammten Geizhals immer wieder zu sehen und mit seiner überheblichen, besserwisserischen Art, diesen Schuldzuweisungen, seinen, dann immer wiederkehrenden verzweifelten Heulanwandlungen (wobei ich bis heute nicht weiß, warum er eigentlich dauernt so heulte, ob es wegen seiner Tochter, um die er sich ja sowieso so gut wie nicht gekümmert hatte, oder weil er sein Doppelleben bereute?). Ich weiß nur eins, wär ich nicht weggezogen, dann wär ich schon in anderen Gefielden.

Zumindest kam´s, wie´s kommen musste. Nach dieser Tiefphase, folgte ein gewaltiges Hoch. Ich lernte meinen jetzigen Mann kennen und zog mit den Kindern zu ihm.

Alle vielen aus den Wolken, meinten, das könnte ich doch den Kindern nicht antun, die neue Schule, keine Freunde, uvm.....

Doch eins kann ich sagen, es war das Beste, was ich je in meinem Leben entschieden habe.

Mein Sohn hat sich prächtig entwickelt. Nicht schulisch, da war er immer schon spitze, sondern seelisch. Man fühlt zum ersten Mal, das er stolz ist, auf seine Familie, seinen Stiefvater, denn der Letzte hat ihn wie Luft behandelt. Ich habe meinem Freund/Mann jedes Recht mitüberlassen, sich in die Erziehung einzumischen und er darf sich wie ein normaler Vater verhalten.
Da ich selbst nicht mehr in der Lage war alles zu meistern und nun sah, wie gut er das macht und wie sehr mein Sohn von ihm profitiert.

Ich kann nur sagen, es ist ein Glück, wenn man einen Partner findet, der die Vaterrolle übernimmt, wenn die wirklichen Väter "Drückeberger und Betrüger" sind.

Und wißt ihr was?

Mir ist es piepegal, ob das ins Familiengefüge passt.

Ich weiß nur eins, meine Engel und sonstigen Helfer brachten mir diesen Partner, sonst wär ich schon bei ihnen. Hört sich zwar selbstbemitleidend an, aber ich glaub wirklich, dass es so wäre!

Ich habe eine Hochachtung vor Männern, die zu ihrer Partnerin mit Kind(ern) halten und auch die Vaterrolle übernehmen!

Alles Liebe von Goldi!
 
alles Gute für Dich , Goldi
genau, es kann doch nicht darum gehen irgendwelchen vorgaben zu folgen die ein Mensch sich ausgedacht hat und zum Dogma macht. Wenn es sich so schön ergibt und anfühlt wie bei Dir ---ich wünsch Dir alles Gute und das es so weitergeht. Ganz viel Licht Wärme Sonne für Dich
gruß Rosemarie :)
 
rosmos schrieb:
es kann doch nicht darum gehen irgendwelchen vorgaben zu folgen die ein Mensch sich ausgedacht hat und zum Dogma macht.


Liebe Rosemarie,

da stimme ich dir zu. Es geht nicht um etwas, das sich jemand "ausgedacht" hätte und schon gar nicht geht es um ein Dogma. Was ich hier beschrieben habe, sind konkrete, beobachtbare Wirkungen im System, die sich einen Kehricht darum scheren, was die Betroffenen sich ausgedacht haben.
Grüße
Christoph
 
Hallo Christoph
ich habe selbst Erfahrungen im Familienstellen gemacht- ich kenne Praktizierende - Teilnehmende - Beobachtende
ich habe mehrer Bücher gelesen, und auch den Unterschied rausgelesen---
Hellinger bestimmt oft - so muss etwas sein - er wendet allgemein an , es gibt bestimmte vorgaben die "man" einfach so macht-sagt-wiedergibt ohne genau zu gucken was dahintersteckt. Auch Du gibts hier nur Dein Theoretisches Wissen weiter---ohne Dich reingefühlt zu haben wie es denn gerade in diesem speziellen Fall sein könnte. - nämlich vielleicht ganz anders.
Bei V. Satir - systhemischem Familienstellen habe ich oft gelesen - es gab mal eine Familie da war es so - und da hat man es so gemacht -
Da geht es meist um Einzelfälle-- da wird immer neu geguckt.
Hellinger hat sich fast zum Regelwerk erhoben - wenn es so ist - dann so -
sorry-ist einfach nicht meins- gefällt mir einfach nicht .
Ich will doch einzigartig und individuell gesehen werden - so wie ich nun mal bin .
Das gefällt mir besser - und ist sicher auch gesünder.
Heutzutage ist bekannt wieviel Aufstellungen schief gegangen sind- die Menschen krank und verunsichert- nichts stimmt mehr-
Wenn die Menschen in Not sind lasssen sie sich helfen und stellen erst später fest das es schlechter ist wie vorher und krank macht.
Nein Danke, da bleib ich doch lieber kritisch und beweg mich auf der sicheren Seite.
Nimms nicht persönlich - das ist nun mal meine Meinung-
Du kannst gerne bei Deiner bleiben - - nichts dagegen

gruß
Rosemarie
 
rosmos schrieb:
Hallo Christoph
ich habe selbst Erfahrungen im Familienstellen gemacht- ich kenne Praktizierende - Teilnehmende - Beobachtende
ich habe mehrer Bücher gelesen, und auch den Unterschied rausgelesen---
Hellinger bestimmt oft - so muss etwas sein - er wendet allgemein an , es gibt bestimmte vorgaben die "man" einfach so macht-sagt-wiedergibt ohne genau zu gucken was dahintersteckt. Auch Du gibts hier nur Dein Theoretisches Wissen weiter---ohne Dich reingefühlt zu haben wie es denn gerade in diesem speziellen Fall sein könnte. - nämlich vielleicht ganz anders.
Bei V. Satir - systhemischem Familienstellen habe ich oft gelesen - es gab mal eine Familie da war es so - und da hat man es so gemacht -
Da geht es meist um Einzelfälle-- da wird immer neu geguckt.
Hellinger hat sich fast zum Regelwerk erhoben - wenn es so ist - dann so -
sorry-ist einfach nicht meins- gefällt mir einfach nicht .
Ich will doch einzigartig und individuell gesehen werden - so wie ich nun mal bin .
Das gefällt mir besser - und ist sicher auch gesünder.
Heutzutage ist bekannt wieviel Aufstellungen schief gegangen sind- die Menschen krank und verunsichert- nichts stimmt mehr-
Wenn die Menschen in Not sind lasssen sie sich helfen und stellen erst später fest das es schlechter ist wie vorher und krank macht.
Nein Danke, da bleib ich doch lieber kritisch und beweg mich auf der sicheren Seite.
Nimms nicht persönlich - das ist nun mal meine Meinung-
Du kannst gerne bei Deiner bleiben - - nichts dagegen

gruß
Rosemarie
Hi rosemarie,

dass absolutistische element dabei macht mir auch kopfzerbrechen - was, wenn der aufstellungsleiter sich irrt...?

ich verstehe andererseits, dass hellinger keinen widerspruch in dem sinne dulden kann, denn eine aufstellung ist keine volksabstimmung oder diskussionsveranstaltung.

die frage ist also, wie gravierend kann ein fehl-interpretieren durch den leiter sein, oder gibt es da korrektive mechanismen der eigenen seele.

aber wie überprüft man überhaupt, was das "richtige" bild ist?
und deshalb drängt sich natürlich die frage auf:
gibt's denn wirklich eine statistik zu "schiefgegangenen aufstellungen"? und wenn ja, wo? würde mich sehr interessieren.

was heißt "schiefgegangen" - das "falsche" bild dem klienten vermittelt? der kleint war "unfähig" dieses bild anzunehmen, hat sich gewehrt und deshalb isses schief gegangen? oder die situation vorher war nur scheinbar besser - also es ist nur der lack ab an der oberfläche und das "schlimme" ist nur sichtbar gemacht, aber nicht verursacht worden?
wer will das "objektiv" beurteilen?
fragen über fragen...

liebe Grüße, Stephan
 
hi

auch ich hab meine probleme damit diese ordnungen zu kennen, es erschreckt mich sehr, zu denken, dass man diese ordnungen vielleicht gar nicht durchbrechen kann, dass sie sozusagen als granitfelsen mitten im leben stehen! dass das gelingen einer beziehung oder auch im leben davon abhängt.

ich beobachte und muss sagen, was ich bislang sah mit diesem wissen, es ist bislang immer stimmig gewesen und das lässt mich noch verschreckter dastehen!

zu den aufstellungen an sich hab ich im letzten jahr von vielen leuten gehört, ja ich hab was gemacht, aber es hat nichts gebracht. mir persönlich haben meine eigenen aufstellungen, sowie die vielen die ich sah, oder bei denen ich aufgerufen wurde im feld zu stehen immer was gebracht. ich hatte vielleicht gute aufsteller?

nur diese ordnungen :rolleyes: wirklich unumstösslich?
 
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Hallo Rosemarie,

natürich darfst du es beurteilen, wie du es willst und du darfst dir Konstrukte machen,w ei du lustig bist. Du musst ja mit den Folgen dann leben. da hab ich kein Problem und werde idch auch nicht von etwas Anderem zu überzeugen suchen. Aleih - ich habe Bert Hellinger persönlich erelbt und auch wenn ich mich manchmal gefragt habe: "Wo hat der das denn jetzt wieder her?" (an der Stelle waren dann meine Kalibrierungsfähigkeiten halt nicht annähernd so ausgeprägt wie seine) - so konnte ich seine Interventionen IMMER an den aktuellen unbewussten Reaktionen der Stellvertreter überprüfen und wüsste jetzt keinen einzigen Fall wo es nicht stimmig war gemessen an der Wirkung.

Hingegen habe ich so einige andere (v.a. sich "konstruktivistisch" nennende) Aufsteller erlebt, wo die Interventionen keine "stimmigen" Wirkungen hatten. Und das war klar beobachtbar. Allein - oft kamen diese Austeller zu für den Aufstellenden "gefälligen" Ergebnissen. Einige von denen sind mir dann später in eigenen Veranstaltungen wieder begegnet als meine Teilnehmer mit genau dem gleichen Thema. Und da habe ich gesehen, wie so etwas wirkt: katastrophal! Ja - ich stimme zu: es kann schlimme Aufstellungswirkungen haben, wnen der Leiter es besser machen will, als es sich zeigt und vor allem, wenn er es besser machen und wissen will als Hellinger. Der ist uns allen leider in so vielem unendlich weit voraus.

Dennoch kein Grund, sich in der Arbeit "nach Bert Hellinger zu richten". Ein Ergebnis zu "provozieren", weil Bert es gesagt hat, das wäre keine Phänomenologie! Er selbst würde nie so arbeiten.

Heutzutage ist bekannt wieviel Aufstellungen schief gegangen sind

Wem genau sind welche Fälle genau bekannt, die in welcher Weise und gemessen an welchen Maßstäben derart schief gelaufen sind? Auf welche Fälle genau beziehst du diese Generalisierung? *neugierigguck*

Stephan schrieb:
eine aufstellung ist keine volksabstimmung oder diskussionsveranstaltung

In diesem Punkt stimme ich Stephan besonders zu.

Auch Du gibts hier nur Dein Theoretisches Wissen weiter---ohne Dich reingefühlt zu haben wie es denn gerade in diesem speziellen Fall sein könnte.

Woher willst du das wissen, dass ich "nur theoretisches Wissen weitergebe"? Weißt du wie viele Aufstellungen ich in meinem Leben bis heute selbst erfolgreich geleitet habe? Weißt du, an wie vielen ich als Beobachter oder Stellvertreter teilgenommen habe? Weißt du, wie oft ich selbst meine verschiedenen Systeme mit wie vielen unterschiedlichen Aufstellern/innen aus welchen verschiedenen "Schulen" aufgestellt habe? Was ist die Basis deiner Einschätzung?

Wenn du genau gelesen hättest und dich eingefühlt, dann wäre dir hier aufgefallen, dass ich geschrieben habe:

Definitv zeigen, wo dein guter Platz ist, wird dir eine Famlienaufstellung.
Hier kann ich nur aus der Erfahrung und Generelles schreiben. Letzteres nur mit der Einschränkung, das man den Einzelfall prüfen muss, wie es sich dort verhält.

Zudem: wer sich einfühlt in die Anfrage, dem wird Gleiches auffallen.

Weiterhin habe ich mich ausdrücklich darauf bezogen, was mir bisher begegnet ist und wieder und wieder betont, dass man - auch angesichts sich nach bisher weltweit vielen Millionen durchgeführten Aufstellungen, die alle die Gesetzmäßigkeiten, wie Hellinger sie entdeckt hat, bestätigen, - jedes Mal neu hinschauen muss. Vielleicht liest du auch mal was über den "Phänomenologischen Erkenntnisweg". Ich empfehle auch sehr das zweitneueste Buch Hellingers: "Wahrheit in Bewegung"
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.

Stephan fragt:

...wie gravierend kann ein fehl-interpretieren durch den leiter sein, oder gibt es da korrektive mechanismen der eigenen seele.

und weiter:

aber wie überprüft man überhaupt, was das "richtige" bild ist?

Die Fehl-Interpretation durch den Leiter spielt bei phänomenologischen Aufstellungen eine eher geringe Rolle, da der Leiter sich an den unmittelbaren Reaktionen der Stellvertreter orientiert und nach den Wirkungen geht. Insofern kann jeder Anwesende die "Richtigkeit" einer Intervention an den emotionalen Reaktionen (und nicht den Meinungen!) der Stellvertreter ablesen.

Ich habe selbst neulich eine Aufstellung geleitet, in der eine Stellvertreterin in der Rolle einer Frau, die abgetrieben hatte, angesichts des toten Kindes nicht gesammelt war. Sie behauptete glatt (entgegen der deutlich sichtbaren Problem-Physiologie beim Hinschauen auf das Kind), es wäre alles ja nicht so schlimm und das Kind würde ja bald wieder geboren werden. Die Stellverteterin des Kindes stimmte schnell und erleichtert (ebenfalls entgegen der außen beobachtbaren Physiologie) zu und beide waren sich sehr einig darüber und nicht davon abzubringen. Dabei unterdrückten sie ihre Tränen mühsam.

Diese Aufstellung ging dann deshalb aus meiner Sicht "daneben" (ich tappte zeitweilig wie im Nebel und jeder Lösungsversuch führte zu mehr Problemphysiologien bei jeweils einem anderen Systemmitglied), weil ich an dieser Stelle nicht früh genug abbrach. Wenn Stellvertreter/innen offensichtlich nicht gesammelt sind, dann kann man nicht weiter arbeiten.

Die Folge: die Stellverteterinnen "pushten" eine schnelle und gute Lösung mit Eiapopeia, die dem Aufstellenden sehr gefiel. Ich nehme an, die Seele hat dann schnell das Regulativ gefunden: anhand seiner späteren Verhaltensweisen im Seminar war deutlich erkennbar, dass das Andere, von den Stellvertreterinnen Unterdrückte doch in der Tiefe Raum griff und wirkte. Das näher zu beschreiben würde aber hier zu weit gehen.

Was das "Schiefgehen" aus meiner Sicht angeht: gelegentlich haben Aufstellungen, in denen sich vor Dramatik und Rührung die Tapeten von den Wänden zu schälen beginnen und eine zuckersüße "gute Lösung" gepusht wurde, eine sehr "dünne" Wirkung im Alltäglichen und scheinbar sehr nüchterne Aufstellungen ohne "gutes" Ende wirken machtvoll. Die Wirkung einer Aufstellung vorhersehen oder gar garantieren zu wollen, fände ich anmaßend. Die Seele kann nur einen Anstoß bekommen und den Rest macht sie bestenfalls selbst.

Gruß
Christoph
 
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