Viele Helfer, zum Beispiel in der Psychotherapie und in der Sozialarbeit, meinen, sie müssten denen, die bei ihnen Hilfe suchen, helfen wie Eltern ihren kleinen Kindern. Umgekehrt erwarten viele, die Hilfe suchen, dass diese Helfer sich ihnen zuwenden wie Eltern ihren Kindern, um von ihnen nachträglich das zu bekommen, was sie von ihren Eltern noch erwarten und fordern.
Was geschieht, wenn Helfer diesen Erwartungen entsprechen? Sie lassen sich ein auf eine lange Beziehung. Wohin führt diese Beziehung? Die Helfer kommen in die gleiche Lage wie die Eltern, an deren Stelle sie sich durch diese Art des Helfen-Wollens gesetzt haben. Schritt für Schritt müssen sie den Hilfe Suchenden Grenzen setzen und sie enttäuschen. Diese entwickeln dann den Helfern gegenüber oft die gleichen Gefühle wie vorher gegenüber ihren Eltern. gegenüber haben. Auf diese Weise werden Helfer, die sich an die Stelle der Eltern gesetzt haben und vielleicht sogar die besseren Eltern sein wollten, für die Klienten ihren Eltern gleich.
Viele Helfer bleiben aber in der Übertragung und Gegenübertragung von Kind zu Eltern gefangen und erschweren damit den Klienten den Abschied sowohl von ihren Eltern als auch von ihnen.
Gleichzeitig behindert eine Beziehung nach dem Vorbild der Kind-Eltern Übertragung auch die persönliche Entwicklung und Reifung des Helfers. ...
Die dritte Ordnung des Helfens wäre also, dass der Helfer einem Erwachsenen, der Hilfe sucht, auch als Erwachsener gegenübertritt. Damit weist er deren Versuche, ihn in eine Elternrolle zu drängen zurück. Dass dies von vielen als Härte empfunden und kritisiert wird, ist verständlich. Paradoxerweise wird diese "Härte" von vielen als Anmaßung kritisiert, obwohl bei genauem Hinsehen der Helfer in einer Kind-Eltern Übertragung um vieles anmaßender ist.