Stiefvaterpflichen- wie sehen sie aus?

terek

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Ich bin seit bald einem Jahr mit einer Partnerin zusammen, die ein nunmehr fünfjähriges Mädchen hat. Der Vater des Kindes lebt fast Tür an Tür und der Kontakt ist ein mittlerweile sehr entspannter, freundschaftlicher gar. So weit so gut und so arm an Problemen. Der Vater kümmert sich auch rührend um das Kind, es mag gar eine Tendenz zum Überbehüten geben - aber hiervon will ich hier gar nicht reden. Vielmehr bin ich auf der Suche nach meiner eigenen Rolle. Die Erziehung liegt bekanntlich in der Verantwortung der Eltern, und beide nehmen ihren Auftrag ernst. Was kann und soll nun ich tun? Wieviel Nähe, wieviel Distanz, wieviel Verbindlichkeit, wieviel irgendwas braucht die familiäre Ordnung? Wie weit rede ich bei der Erziehung mit, inwiefern richte ich mich nach der Überzeugung der Eltern, insbesondere der Mutter/meiner Partnerin?
Gibt es hier Männer, die hiermit eigene Erfahrungen gemacht haben - schlechte und vor allem gute? Haben mir versierte Familienaufsteller ein paar Tipps?

Mit ganz liebem Dank zum Voraus
 
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Hallo Terek,
ich darf Dir mal als Mutter mit Kindern aus zwei Ehen und in dritter Ehe verheiratet antworten?
Erst mal finde ich es sehr schön, daß Du Dir Gedanken machst. Bei mir kommt an, daß Du alles gut und richtig machen willst und dem Kind sehr gut gesonnen bist.
Christoph hat in einem anderen Thread den Begriff "Vizevater" gebraucht. Das Bild hat mir sehr gut gefallen und taugt vielleicht auch Dir als Orientierung für Deinen Platz in diesem Gefüge?
Wichtig für die Kleine ist ja, wie Ihr Großen zueinander steht und wie geklärt Eure Beziehungen sind.
Aber da scheint ja alles sehr harmonisch zu sein, denn Du schreibst, daß alles gut läuft.
Geht es Dir auch gut damit, daß Deine Frau und Ihr erster Mann durch ihr gemeinsames Kind so engen Kontakt pflegen? Das ist ja durchaus eine ungewöhnliche und vielleicht auch nicht nur einfache Situation für Dich als den heutigen Mann.
Ich persönlich würde sagen, daß Du keinen Erziehungsauftrag hast. Aber selbstverständlich ziehst Du dem Kind Deine Grenzen und lebst Deine Werte. Bestimmt immer wieder eine Herausforderung, sich im rechten Maß einzubringen und zurück zu halten :guru:
Das geht wohl am besten, wenn Ihr Großen Euch immer wieder offen austauscht. Eine Schlüsselrolle hat hier die Mutter, also Deine Frau. Vertrau ihr doch einfach und sprich auch das an, was kritisch ist.
Hut ab und weiterhin viel Freude,
Melodie
 
terek schrieb:
Gibt es hier Männer, die hiermit eigene Erfahrungen gemacht haben - schlechte und vor allem gute? Haben mir versierte Familienaufsteller ein paar Tipps?

Mit ganz liebem Dank zum Voraus


Lieber terek,

du hast nach Statements von "versierten Familienstellern" und von Vizevätern gefragt und insofern fühle ich mich angesprochen und herausgefordert, etwas zu schreiben.

Ich muss vorweg schicken, dass ich damals, als ich das erste Mal in die Rolle des "Vizevaters" gekommen bin, noch gar nichts von systemsichen Wirkungen gewusst habe und daher vieles falsch gemacht habe. Beim zweiten Mal wusste ich um die bedinungen und es war dennoch schwer.

Ich musste vor zehn Jahren miterelben, wie "meine" kleine Familie, die ich über einige Jahre zu haben glaubte, auseinander brach und damit mein gesamtes Leben. Das war eine furchtbare wie lehrreiche Erfahrung, die schlimme Folgen für mich hatte und noch hat. Ich habe mich spätergefragt, was ich denn falsch gemacht hätte, dass diese Frau mich verließ und mir mein Leben in Trümmer haute und nur Müll und Schulden bei mir ließ, wo ich mich doch für sie und ihren Sohn aus früherer Beziehung bis über die erträglichen Maße eingesetzt und ihnen ein wirklich luxuriöses Leben geboten hatte. Bei oberflächlicher Betrachtung waren Gut und Böse klar verteilt damals.

Später, als ich begann mich für Systemsiches zu interessieren, wurde mir gewahr, was denn mein Verhaltens-Anteil gewesen war (neben meinen Verstrickungen im Herkunftssystem, die zu dieser Beziehung geführt hatten), der diese Katastrofe unausweichlich und das Verlassen unabdingbar fürmeine Partnerin machte. Gerade in den letzten Tagen fielen mir die Familien-Videos aus dieser Beziehung in die Hände und ich wurde an die große Liebe erinnert, die mich mit diesen beiden verband - zu viel des Guten!

Meine damaligen Hauptfehler (hier kannst du lernen, was man richtig falsch machen kann und wie man es so richtig in die Grütze haut):

  1. Ich habe die Partnerin kennen gelernt, als sie noch in einer Ehe mit dem Vater des Kindes war und sie wechselte von ihm zu mir. Das bedeutete für das Kind, dass seine Familie zerstört wurde. (=>Schuldigkeit ggü. dem Kind und dessen Vater; das Nehmen war schwer um diesen Preis)
  2. Ich habe die Verantwortung für ein gutes Leben für beide übernommen und dazu noch versucht, als vermeintlicher "Vizevater" (obwohl der Vater noch lebt! Die Bezeichnung Vizevater ist nach meiner heutigen Einsicht nur gemäß, wenn der Vater des Kindes verstorben ist und man ihn zu Recht vertritt. Einen lebenden Vater kann keiner vertreten!), besonders "gut" und fürsorglich zu sein. Dies tat ich sowohl im Alltag als auch im Finanziellen über meine Möglichkeiten hinaus. Die Familie war immer wichtiger als ich selbst und meine v.a. finanziellen Verhältnisse. Teure Wohnung und gehobener Lebensstandard waren allein meine Sache, selbst als ich das nicht mehr leisten konnte. Dabei blendete ich völlig aus, dass die Mutter des Kindes vielleicht wegen des guten Lebens im Westen zu mir kam und nicht, weil sie mich liebte.
  3. Ich habe mich als studierter Pädagoge für die Erziehung des Kindes verantwortlich gefühlt (ja, ich war begeistert und glücklich darin!) und wollte ihm eine möglichst gute Bildung und Erzeihung bieten. dazu gehörte nicht nur der tägliche verantwortungs- und liebevolle Umgang mit dem Jungen sondern zudem die Einmischung in Angelegenheiten wie den unvermeidlichen Jugendamtsbesuch (wegen des Sorgerechtes), Besuch der Elternversammlungen (gemeinsam oder n Vertretung der Mutter des Kindes) und Engagement in der Elternvertretung, Verhandlungen mit Behörden und Schule, Besuch des Unterrichtes als der Junge dort verhaltensauffällig wurde, Chauffieren des Jungen zu Veransteltungen (Fussball, Segeln usw), Ermöglichung von gemeinsamen Urlauben (Yachtsegeln, Campingurlaub mit Surfkursen, Schisport u.ä.), Einbindung in meine Herkunftsfamilie mit deren Patchwork-Elementen, die gleichaltrige Kontakte aus den verschiedenen Generationen ermöglichten usw.
  4. Ich habe ständig, wenn ich nicht für Trainings unterwegs war, die Sorge für den Jungen übernommen, damit dessen Mutter ihren vielfältigen gesellschaftlichen Aktivitäten und Vergnügungen (die ich natürlich auch bezahlte) nachgehen konnte. Immerhin war sie oft allein, wenn ich für diesen Lebensstandard keulen ging und konnte erst wenn ich da war wirklich weg gehen.
  5. Ich habe zugelassen, das sich zwischen dem Jungen und mir ein besonderes Vertrauensverhältnis ergab und der Junge mich wirklich lieb hatte (und ich ihn auch - eben als wäre er mein Kind, was er nicht war).
  6. Überhaupt: meine Frau zu unterstützen, juristisch das Sorgerecht gegen den Vater des Kindes durchzusetzen warein Kardinalfehler!
  7. Das Schlimmste: ich hielt mich insgeheim für den besseren Vater! Dabei hatte der Junge schn einen Vater. und ich habe viel zu spät erkannt, das dieser Vater für ihn viel besser ist als ich es je sein konnte! Heute weiß ich: ich hätte nie zulassen dürfen, dass der Junge bei uns lebt. Bei seinem Vater wäre er sicher gewesen.
  8. Ich habe mich für all das hoch verschuldet.
So entstand eine große unausgleichbare Schuldigkeit (eine Schieflage der Balance von Geben und Nehmen) der Mutter des Kindes mir gegenüber. Sie konnte nur noch gehen und sich einen suchen, dem sie wieder ebenbürtig war. Und das ist dann auch nicht gut gegangen, weil sie noch an mich gebunden ist und das nicht achtete.

Das war das Persönliche zu dem ich heute stehen kann und wo ich sage: blöd war ich! Und ich bin selbst schuld, dass ich noch heute daran zu tragen habe, was das für Folgen hat.



Nun ein paar Aspekte aus systemischer Sicht:

Wenn zwei zusammen kommen und nicht beide schon Kinder aus früheren Beziehungen haben, dann ergeben sich besondere Konfliktfelder aus der Balance von Geben und Nehmen und den systemischen Bedingungen. Hättet ihr beide schon Kinder, so wäret ihr gewissermaßen einander ebenbürtig. So aber besteht schon durch die Tatsache, dass deine Frau ein Kind mitbringt, ein Gefälle in der Beziehung.

In einer Aufstellung wäre das Lösungsbild wahrscheinlich: die Frau steht rechts, neben sich auf der rechten Seite der frühere Mann und dazwischen das Kind. Und du mit einigem Abstand auf ihrer linken Seite. Du wirst immer der Dritte im Bunde sein. das bedingt von deiner Seite einen großen Verzicht, denn die Frau kann nie deine Faru sien, wie es eine ohne Kind wäre. Sie ist systemisch nicht unbelastet und belibt durch das Kind an den anderen Mann unauflöslich gebunden.

Als neuer Partner der Mutter des Kindes gehörst du nicht zu seinem System. Zwar geht die Beziehung der Mutter zu dir vor der früheren Liebes-Beziehung (gemäß der Gesetzmäßigkeit, dass zwar die Personen eines Systems in der Reihenfolge der zugehörigkeit hierarchisch geordnet sind, die Reihenfolge der Systeme untereinander aber umgekehrt ist: also das neueste System hat die meisten Rechte) aber du bist als Person als Letzter ins System gekommen und hast somit weniger Rechte als das Kind gegenüber der Mutter. Dies bedingt, dass du im Zusammenleben immer erst nach dem Kind kommst! Dies bringt manchmal einen Konflikt der Systeme und Interessen mit sich.

Im Alltag heißt das z.B. in Bezug auf regelung des gemeinsamen Lebens, dass du die anderen fragen musst, wie es gemacht werden soll. Insbesondere gilt das, wenn es um gemeinsame Unternehmungen usw, geht. Da haben die Interessen des Kindes und seine Fürsorge den Vorrang vor deinen Interessen.

Dem Kind gegenüber bist du zu gar nichts verpflichtet und es hat keinerlei Ansprüche gegen dich außer dem, dass du dich ins Verhältnis zu seinen beiden Eltern in keinster Weise einmischen darfst, wenn es gut gehen soll.

Erziehungs- oder Versorgungsaufgaben fallen dir keine zu und du musst dich derer sogar enthalten (s.o.). Alles was du für dieses Kind tust, spielt eine Rolle in der empfindlichen Balance von Geben und Nehmen zwischen dir und deiner Frau! Allein auf das Kind einmal aufzupassen, wenn die Frau außer Hause ist oder es von Schule oder Kindergarten abzuholen oder hinzufahren, erzeugt bei dessen Mutter eine Schuldigkeit dir gegenüber, die ausgeglichen werden muss, soll die Beziehung gut gehen. Wenn die neue Beziehung gelingen soll, ist es absolut unabdingbar in dieser Hinsicht sehr aufmerksam für den fälligen Ausgleich zu sein.

Unter diesem Aspekt verbietet sich dann selbstverständlich auch, für die Familie (insbesondere das Kind) materiell zu sorgen, wenn du willst, dass die Frau bleibt. Dies ändert sich, solltet ihr gemeinsame Kinder bekommen. Aber die kommen dann bei der Mutter immer erst nach dem Kind aus der früheren Beziehung - bei dir kommen sie an zweiter Stelle nach der Frau.

Ein Urteil über den Vater des Mädchens und seine erzieherische Haltung, wie "Tendenz zum Überbehüten" steht dir als Nichtbeteiligtem und Nachfolgendem absolut nicht zu! Hier zeigt sich schon die Tendenz, sich für den geeigneteren Vater zu halten. Enthalte dich ihrer!

Patchwork-Familien gelingen eben wegen dieser systemischen Gesetzmäßigkeiten (welche auch dann existieren, wenn wir sie nicht anerkennen wollen) oft nicht. Sie sind daher ein schwieriges Feld.

Definitv zeigen, wo dein guter Platz ist, wird dir eine Famlienaufstellung.
Hier kann ich nur aus der Erfahrung und Generelles schreiben. Letzteres nur mit der Einschränkung, das man den Einzelfall prüfen muss, wie es sich dort verhält.

Alles Gute euch!

herzlich
Christoph
 
:maus:

es gibt viele grosse seelen die ein wunderbares gedankengut in die welt gebiert haben. am wirksamsten waren sie jeweils an ort und stelle, also zu ihrer zeit; der zeit in der sie lebten und wirkten: wären sie vor anderen leuten, zu anderer zeit gestanden, hätten sie anderes gesagt, gelehrt und getan. steiner wollte nicht dass seine mündlichen vorträge im nachhinein schriftlich festgehalten werden. er war sich wohl über die gefahr der dogmatisierenden festlegung inspirierter worte durch eine vermeintliche jüngernschaft nur allzu bewusst.

da fällt mir ein chinesischer weisheitsspruch ein: wenn du in eine neue stadt gehst, musst du am ersten der dir begegnet und seine hilfe anbieten will vorbei laufen (ev. auch am zweiten und am dritten)... ich lass es mal so und ohne weitere erklärung stehen; möge sich der darin verborgene sinn dir und jedem leser von selbst erschliessen.

als info nebenher bemerkt: das familienstellen wurde ursprünglich von zwei frauen (v.satir: www3.mb.sympatico.ca/~gomori/virginia.html, www.avanta.net/) entdeckt und entwickelt. ich kann es nicht persönlich bezeugen, aber mir wurde gesagt, dass es derzeit noch weitgehend frei war von patriarchalischen machtstrukturen, die heute in prominenten hellinger-aufstellungen regelmässig anwendung finden.

ich selbst durfte mehrere, im wahrsten sinne des wortes, wunder-bare aufstellung miterleben. Begleitet von einer dame, die über einen mind. 25jährigen erfahrungsschatz verfügt. auffallend war, dass sie selbst eben keine solcher vorgefertigten lösungssätze servierte, sondern sich geradezu sensitiv für die individuelle lösung des jeweiligen familiensystems zu öffnen wusste. - eine wahrhaft heilende erfahrung für alle beteiligten! - während des aufstellens, aber auch mit nachhaltiger wirkung für die jeweiligen familien.
bemerkenswert auch: falls erforderlich, wurde so etwas aufgestellt wie 'das freie element', oder das 'wunder', oder ähnliches.

a propos wunder... noch ein weiterer gedanke, der sich hier platzieren möchte: das kennzeichen eines wunders ist es, dass es sich jeglichen bekannten und benannten gesetzmässigkeiten entzieht und somit eben unerklärbar heilt und vollbringt. das 'wunder' aufzustellen bedeutet für mich auch der 'allmacht gottes' einen gebührenden platz im familiensystem einzuräumen. ausserdem sich zu bekennen; nämlich zu den uns auferlegten grenzen durch unser beschränktes und allzu menschliches verständnis. es ist heilsam und wirkt einladend für göttliche boten. - an wunder muss man glauben damit sie geschehen - :guru:

etwas suspekt sind mir gebote wie das des ausgleichs, oder des nur soviel gebens wie der andere mir zurückzugeben vermag in der form wie hellinger sie anwendet. ist das nicht ziemlich berechnend? zumal die meisten von uns nicht einmal in der lage sind auch nur ein einziges leben, (und vielleicht nicht einmal dieses eine voll und ganz), bewusst zu überschauen.
- oder hat kurt cobain (nirvana) etwa gerade deshalb gesungen: 'jesus, don't expect me to die for me
.' war wohl ein heimlicher systemiker wa'... und der heilige sankt nikolaus hatte wohl keine ahnung wie er sich da, gerade durch seine fraglose grosszügikeit und der hilfreichen taten vieler verstrickt hatte...aber dann... letztendlich durfte er sich doch noch als befreite seele verabschieden!?! how come?
und falls ich es vermag wenigstens dieses eine leben bewusst zu schauen, so würde ich dem wort 'bewusst' doch nur gerecht werden, wenn ich die gabe hätte, mir bezüglich (auch aber nicht nur) des gebens und nehmens über das zeit-räumliche gefüge hinaus gewahr zu werden. solange dies aber nicht der fall ist vertraue ich lieber der empfehlung jesu: 'lass deine linke hand nicht wissen, was deine rechte (gutes) tut.'

http://www.syst-strukturaufstellungen.de/index.php?aktuelle_debatten
(beachte die potsdamer erklärung, sowie der offene brief von schlippe)


als schlusslicht meines unbedeutenden beitrages; erleuchtende worte eines wahrhaftigen:

Giving And Receiving:
I have come to give, only to give. Are you ready to receive? I give everything, but few ask for the Real Thing I have come to give...
OM NAMAHA SHIVAYA BHOLE BABA KI JAI..

:kiss3:


(schön diese gestaltungsmöglichkeiten hier...)

 
schwierig in dieser rubrik, die mich allerdings sehr interessiert eigene gedanken darzulegen, weil hellinger halt ne antwort auf alles hat.

ich war alleinerziehende mutter, später mit neuem mann, später dann als meine tochter aus dem haus war, stiefmutter, das ging sehr schief um dann wieder stiefmutter zu werden und da nahm ich mir nen teil der erkenntnisse von hellinger zu herzen und siehe da, es läuft.

nur ..... so radikal, wie das hier beschrieben wurde geht das nicht! jeder mensch der mit einem anderen menschen einen täglichen kontakt pflegt hat ein anrecht auf aufmerksamkeit ... und ein kind, egal ob meines oder das von anderen hat dieses anrecht auch!

mein stiefsohn hat eine erzeugerin, aber keine mutter, diese hat als er 8 tage alt war, das kind dem vater in die arme gelegt und gemeint, sie wolle nun ihr leben leben ... sie sah ihn noch einmal als er 1 jahr alt war und danach kam nie wieder etwas von ihr, keine nachfrage, keine karte zu weihnachten oder geburtstag, mein stiefsohn hat null ahnung von ihr, er wird bald 16 jahre alt.

diese mutter ist bei uns eine grösse, ich hab so oft mit ihm darüber gesprochen wie er mochte, ihm erklärt, dass er nicht gemeint war, dass manche frauen (sie war damals 18) eben nicht reif für mutterschaft sind und auch irgendwo sicherlich eigene probleme eine rolle spielten. wir haben kein bild von ihr, sonst wäre es irgendwo bei uns zu finden. wir wissen ihre adresse nicht, nicht wie sie jetzt heisst, was aus ihr geworden ist. ich hab ihm gesagt, sie ist deine mutter und bestimmt wirst du sie eines tages kennenlernen.

ich bin nicht seine mutter und trotzdem ist er stolz auf mich als seine stiefmutter. ich bin seine beraterin und freundin für manches, was sein vater halt nicht so gut kann. dabei geht es um schule, um hausaufgaben, um soziales ... er hat aufgaben, das ist seine art (von mir durchgesetzt) zurück zu geben.

mein mann ist musiker und verdient sehr viel weniger geld als ich, auch da verlang ich einen teil seines geldes, verschwindend wenig, aber immerhin das, was er leisten kann ... dass muss er mir geben für unser tägliches leben. ich hab meine ansprüche auch zurück geschraubt, damit das alles nicht so schrecklich auseinander klafft.

es ist manchmal sehr schwer gewesen die erkenntnisse, die ich aus hellingers worten gewonnen habe in die tat umzusetzen, es war und bleibt ein eiertanz, aber es geht, nur niemals hätte ich alles in die praktik umsetzen können, so wie christoph es hier beschreibt, dann wäre unsere beziehung unter gegangen und der junge, der war damals sowieso am absacken war gleich mit.

sicher darf man sich nicht als stiefvater/mutter über die eltern erhöhen, wachsam sein, eingreifen wenn es notwenig ist aber schon! kinder gehören in ihr system, das stimmt, aber sie gehören auch der ganzen welt! die kinder sind unsere zukunft! und die kinder brauchen jede hilfe um gut gross zu werden in dieser schwierigen welt! jedes kind geht jeden etwas an!
 
Hallo Terek,

auch wenn du eigentlich Antworten von Gleichgesinnten erwartest, bin ich mal so frech und geb auch meinen Senf dazu ab :rolleyes:

Nur damit du mal einen kleinen Einblick bekommst wie das so aus der Sicht einer Stieftochter aussieht.

sicher darf man sich nicht als stiefvater/mutter über die eltern erhöhen, wachsam sein, eingreifen wenn es notwenig ist aber schon!

Ich muss hier voll und ganz zustimmen. Meine Situation war damals ein wenig anders. Kontakt mit meinen richtigen Vater hat ich keinen mehr, weil es diesen nicht kümmerte und mein Stiefvater... naja. Jetzt im Nachhinein will ich nicht behaupten, dass er mich wirklich absichtlich verletzt hätte, oder mich gar 'hasste', aber er hat einfach nicht das richtige Verständnis für die ganze Situation aufgebracht und mich noch weniger richtig behandelt.
Ich weiß nicht, was ihn damals dazu brachte, aber er hat sich sofort als Familienoberhaupt angesehen und auch gleich die Erziehung mit übernommen. Wie die aussah? Ich durfte mir jeden Tag anhören, was für ein 'Kotzbrocken' ich wäre, das ich doch 'zum Stinken zu faul bin', und überhaupt nur einen 'Dreck wert'.
Meine Mutter? Meine Mutter hat das ganz sehr wohl bemerkt, hat aber keineswegs eingegriffen. Sie war froh, dass jemand da war der sich um sie kümmerte... ihr Kind dabei in den Schutz zu nehmen war wohl nicht mehr drinne. Ich nehme es ihr zwar nicht übel, aber gut heißen tue ich es auch nicht.

Allein dieser Post von dir, Terek, zeigt aber das du mit viel Verständnis und gutem Herzen an die Sache rangehen willst, von daher glaube ich nicht mal, dass du wirklich viel was falsch machen kannst.
So wie Marie sagte: eingreifen, aber nicht höher stellen.


Alles Liebe,

Jen
 
@jen

das scheint öfters vorzukommen, was du beschreibst, so war mein ex mann, stiefvater meiner tochter auch, dadurch ist er zum ex geworden :daisy:

ich glaub manche männer machen das aus angst vor der machtlosigkeit, die der job als stiefvater/mutter auch beinhaltet. das ist ein richtig mieser job manchmal :rolleyes: ausserdem gibts da auch hellinger erklärungen die sinnvoll sind, das kann aber christoph machen, der weiss sowas besser als ich. :zauberer1
 
Hallo Ihr Lieben,

ich lebe selbst mit zwei Kindern und einem Mann der nicht ihr Vater ist zusammen. Meines Erachtens hat mein Partner nur die Aufgabe seine Grenzen zu setzen und nicht meine Kinder zu erziehen. Das ist meine Meinung dazu.

Ich denke als Partner einer Frau mit Kindern geht es darum, daß der Partner ab und an Aufgaben für die Partnerin übernimmt und sie aus Liebe entlastet. Doch seine Verantwortung ist es nicht. Im normalen Zusammenleben ergeben sich natürlich Berührungspunkte und da ist es wichtig, daß der Partner einfach er selbst bleibt und nur das tut, was er möchte, was er auch bei Kindern von Freunden tun würde.

Eine andere Erfahrung habe ich als 14-18 jährige in der mir meine Stiefmutter mein Leben zur Hölle gemacht hat. Sie meinte sie wäre eine bessere Mutter für mich und wollte mich noch erziehen. Ich hatte meine Stiefmutter lange nicht gesehen und vor circa 3 Jahren habe ich sie nach 16 Jahren auf einer Hochzeit getroffen. Als sie irgendwann so an mir vorbei ging, dachte ich ganz spontan, sie hat mir 4 Jahre zur Hölle gemacht. Also meiner Meinung ist große Zurückhaltung bei den Kindern von Partnern angebracht.

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
Hallo Ihr Lieben!
Ich weiss ja nicht, wie viel terek mit all den Ansichten, Einsichten und Erfahrungen hier anfangen kann. Für mich jedenfalls zeigt sich hier lebendige Fülle, das ganze Spektrum von "total vergeigt" bis "gelingt tatsächlich, ob aus systemisch-phänomenologischer Sicht korrekt oder nicht".
Okay, letzteres war ein wenig polemisch. Aufsteller sehen ja nur die Fälle, die schief gingen oder zu gehen drohen, und nur aus denen können sie Regeln ableiten. Das Leben selbst ist sehr viel bunter.
Sätze wie "Eine glückliche Ehe ist ein gut funktionierendes Missverständnis." gelten vermutlich auch für Familien - Patchwork hin oder her.
Auch wenn manche dieser "Regeln" in vielen Fällen und viele dieser "Regeln" in manchen Fällen zuzutreffen scheinen - Familien sind lebende Systeme und damit chaotisch.


Ereschkigal schrieb:
Im normalen Zusammenleben ergeben sich natürlich Berührungspunkte und da ist es wichtig, daß der Partner einfach er selbst bleibt und nur das tut, was er möchte, was er auch bei Kindern von Freunden tun würde.
:danke: Genau! Ganz normal halt. Erzähl ihm bloß nicht, was er alles falsch machen kann :autsch:

Gwynnether schrieb:
Nur damit du mal einen kleinen Einblick bekommst wie das so aus der Sicht einer Stieftochter aussieht.
Jen
Danke, Jen, denn um Euch, die Kinder geht es schließlich!

Dumdidumdidum freut sich die
Melodie
 
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Ihr lieben Leutz, ich danke Euch für Eure Beiträge. Ich hoffe, es finden sich noch mehr Erfahrungen. Die Meinugen dürfen gerne divers und kontrovers sein; ich pick mir dann meinen Teil raus. Und pro Jen: Einen ganz speziellen Dank und eine Entschuldigung an Dich. Bin um Deine Sichtweise besonders froh; war mein Fehler, den zeitlichen Fokus zu eng gesetzt zu haben.
 
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