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evy52
Guest
fckw schrieb:Da kommt mir noch etwas in den Sinn:
Als ich das gelesen habe, da musste ich zuerst schmunzeln. Siehst du, ich glaube, deiner Oma geht es vermutlich ganz ähnlich. Die war vermutlich auch ihr Leben lang eine tatkräftige Frau, die Kinder grossgezogen hat, Haushalt geführt, vielleicht einem Job nachgegangen ist, usw. Genau wie du!
Und jetzt muss sie auf einmal von all dem Abschied nehmen. Muss all die Dinge den anderen überlassen, kann nicht einmal mehr ganz einfache Dinge selbst bewerkstelligen - kurz: Muss loslassen.
Ich finde das nicht gerade eine einfache Aufgabe, und da begreif ich auch jeden, der davor Angst hat oder sich dagegen auflehnt.
Guten Morgen fckw,
....genauso ist es! Als mein Großvater 1946 vom Krieg heimkam, erkrankte
er an Darmkrebs und verstarb 1948 daran. Meine Großmutter hat ihn bis zum Schluss gepflegt, blieb mit zwei Kindern zurück und zog sie alleine groß in dieser sehr schweren Zeit.
Dann kam ich auch noch dazu - mein Vater und meine Mutter waren knapp 18 Jahr alt, als ich geboren wurde (ich war ein ,,Unfall" ) und Oma hat dann auch für mich gesorgt. Ich war quasi ihr drittes Kind.
Sie war eine sehr sparsame Frau, von der kleinen Witwenpension konnte sie noch immer was beiseite legen und hat ein Häuschen gebaut. Später hat sie in einer Zuckerfabrik gearbeitet, Schichtdienst, also sich geplagt - damals gab es noch nicht viele Maschinen.
Kurz und gut - Oma hatte ihr Leben im Griff und war nie auf jemand anderen angewiesen und da sie sehr stolz war, wollte sie sich auch in keinerlei Abhängigkeit begeben.
Sie ist auch - seit ihr Mann tot ist - immer alleine geblieben, hatte keinen Partner mehr (stell dir vor! Seit 1948!)
Später hat sie sich dann auch noch um ihre kranke Schwester gekümmert, sie bis zum Tod gepflegt.
Viele Charakterzüge habe ich von Oma übernommen sagt man mir nach und ich erkenne auch selbst viele Parallelen in meinem Leben, von daher verstehe ich sie sehr gut. Es muss für sie furchtbar sein, von der Hilfe anderer abhängig zu sein. Sie will auch immer aufstehen, sich selber anziehen und so weiter. Ich habe sie lange machen lassen, was sie noch konnte aber jetzt geht es nicht mehr und je schwächer sie wird, desto mehr rebelliert sie - rüttelt am Bett, reisst sich die Windel ab mit der Begründung, sie war ja eh am Klo und brauch das ,,Klumpert" nicht.
Ich denke auch, dass es ihr schrecklich peinlich ist, plötzlich so schwach und hilflos darniederzuliegen und nur noch auf die Hilfe und die Willkür anderer abhängig zu sein. Auch wenn sie geistig bereits ziemlich weggetreten ist, so meine ich doch, dass sie das unterbewusst sehr wohl mitbekommt.
Was meinst du fckw, sind meine Gefühle (mal Liebe, Mitleid aber auch mal Wut und Hilflosigkeit, Aggression, die ich mit Zigarretten dämpfe - so quasi die Wut ,,verrauchen lassen" ) in dieser Situation ,,normal"?
Ich hab oft ein schlechtes Gewissen, weil ich so reagiere, aber mein Hausarzt meint, ich muss das nicht, es wäre völlig normal und legitim, solche Gefühle zu haben. Die gehören einfach dazu.
Danke für´s Zuhören - das macht es mir ein wenig leichter, mal alles so von der Seele zu ,,reden" zu dürfen.
Liebe Grüße
evy