Sterbebegleitung für Oma

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evy52

Guest
Hallo, grüß euch....
das Thema ,,heisse Hände bei Reiki" hat sich etwas in Richtung Sterbebegleitung entwickelt und da mich dieses Thema jetzt brennend interessiert, weil ich davon betroffen bin und ich den anderen Thread nicht mit diesem Thema verwässern möchte, hab ich den hier eröffnet und es wäre mir sehr geholfen, wenn ich ein paar Tips dazu bekommen könnte.
Ich war noch nie dabei, wenn ein Mensch gestorben ist und ich hab ein bisschen Angst davor. Ich möchte schon bei Oma sein, wenn es soweit ist, nur hab ich keine Ahnung, wie ich mich im Fall des Falles verhalten soll.
Es ist ja auch dewegen so schwierig, weil Oma geistig total verfallen ist, bis auf wenige ,,lichte" Momente, in denen sie mitkriegt, dass es mit ihr zu Ende geht und sie kämpft sehr um ihr Leben, will nicht einmal mehr schlafen, aus Angst, sie könnte nicht mehr aufwachen.
Sie schreit dann: ,,Evy, hilf mir, gell, du hilfst mir, dass ich nicht sterben muss!" und weiß oft nicht so recht, was ich ihr sagen soll. Ich fühle mich in solchen Situationen ein wenig hilflos und wäre für Ratschläge sehr dankbar.
lg evy
 
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Hallo evy52
Erstmal wünsche ich dir ganz viel Kraft für diesen Weg.
Vielleicht kannst du mit deiner Oma reden, oder auch irgendjemand anders aus der Familie, einfach versuchen ihre Hand zu halten und mit ihr zu reden.
Reden, Reden über alles Mögliche, von früher, wie das Wetter ist und vor allen Dingen keine Besserung versprechen. (wir nehmen die Situation wie sie ist)
Oft beruhigt der Klang der Stimme und sie registriert das sie nicht allein ist.
Wie seid ihr organisiert, ist die Oma noch zu Hause, bist du nur ganz allein da, kann dich jemand entlasten, kannst du eventuell noch Kontakt zu Leuten aus einem nahegelegenen Hospiz herstellen.
Das sind eine Menge Fragen, aber alles was euch in dieser angespannten psychischen Situation helfen kann dürft ihr annehmen.
Vielleicht kann auch mal ein Bekannter oder Nachbar für euch kochen.
Als meine Mutter gestorben ist habe ich mich immer mit einer Dame aus dem Hospizverein in der nahegelgenen Stadt ausgetauscht, das hat mir sehr viel Kraft und Sicherheit gegeben. Dadurch konnte ich meine Mutter zu Hause begleiten und das Sterben hat ein Stück weit seinen Schrecken für mich verloren.
Das Sterben selber fand ich nicht schlimm, aber der Weg dahin ist nicht so einfach.
Viele liebe Grüße
Aniere
 
Hi evy,

wie schon im Reiki-Thread, wünsche ich Dir auch erst mal viel Kraft für diese anspruchsvolle Zeit. Ich hab gerade so das Bild gekriegt, wie es wohl um deine eigene Angst vor dem Sterben, dem Tod, so aussieht und sehe das unbedingt als Vorrausetzung an, Deine Oma begleiten zu können.

Wenn die Ängste zu groß werden, würde ich dir nicht empfehlen, den Sterbeprozess deiner Oma zu begleiten, dann hab die Größe und auch den Selbstrespekt, das erfahrenen und ausgebildeten Hospizarbeitern zu überlassen.
Wenn das sich aber in Grenzen hält, wäre das für Dich und deine Oma eine einmalige Chance. Wie von Anniere erwähnt, ist da Schlimmste, was Du Dir und Deiner Oma antun kannst, ein Abwiegeln oder Vormachen.

Auch psychologisieren hilft nicht weiter. Alles, was eine liebevolle Verbindung
aufrechterhält, ist gut. Wenn es negativ wird, geh raus aus der Situation und mach was anderes.
Vielleicht passiert für Deine Oma noch das Unmögliche, und sie kann sich tatsächlich noch für eine liebevolle Handlung wie Reiki oder sonstwas öffnen, also nicht verpassen.....!!

Im Normalfall versuchen Sterbende im letzten Abschnitt, noch soviel wie möglich negative Emotionen abzuarbeiten, also viele Selbstanklagen, Verbitterung, Schmerz, Leid etc.... das kann soweit gehen, daß auch nach dem Tod, die unverkörperte Seele noch versucht, an den Trauenden noch zusätzlichen Ballast abzulassen. Fühlt sich dann so an für den einen oder anderen Angehörigen, als ob er Mühlräder von Trauerlast um den Hals hätte.
Die eben verstorbene Seele begreift , daß es ihre letzte Gelegenheit ist, noch etwas loszuwerden.
Manche Menschen, die sich damit auskennen, bieten sich noch aus Liebe zu einem Angehörigen dazu an, aber da muß man schon einen sehr speziellen Hintergrund in Sachen Leben nach dem Tod haben....

Wie ist das eigentlich bei Dir? Hast Du einen Bezug zum Leben nach dem Tod und zur Wiedergeburt? das macht vieles leichter.... :) :) :)
Alles Liebe, Artisan
 
Aniere schrieb:
Hallo evy52
Erstmal wünsche ich dir ganz viel Kraft für diesen Weg.
Danke Aniere....
Vielleicht kannst du mit deiner Oma reden, oder auch irgendjemand anders aus der Familie, einfach versuchen ihre Hand zu halten und mit ihr zu reden.
Reden, Reden über alles Mögliche, von früher, wie das Wetter ist und vor allen Dingen keine Besserung versprechen. (wir nehmen die Situation wie sie ist)
Es gab Zeiten, als sie noch klarer war, da liebte sie es, wenn die Kinder und die Enkelkinder zu Besuch kamen. Sie lebte richtig auf, wenn Leben im Hause war. Jetzt allerdings wird sie böse und eifersüchtig auf die Kinder. Sie will nur mich um sich haben und kann es nicht leiden, wenn ich mit jemand anderem rede, auch mit meinem Mann dürfte ich nicht mehr reden, sie beschimpft uns dann mit Worten, die einen Ochsenkutscher rotwerden ließen.


Wie seid ihr organisiert, ist die Oma noch zu Hause, bist du nur ganz allein da kann dich jemand entlasten, kannst du eventuell noch Kontakt zu Leuten aus einem nahegelegenen Hospiz herstellen.
Oma lebt bei uns seit einem knappen Jahr. Ich habe sie zu mir geholt,weil keiner sie wollte und sie in ein Heim gebracht werden sollte.
Ich habe leider nicht gewusst, dass sie so schwer krank ist (B-Lymphom im Endstadium), niemand hat das gewusst, sie hatte riesige Basaliome am Bein und ich bin mit ihr von einem Krankenhaus zum anderen gelaufen, keiner wagte es, sie zu behandeln. Bis ich ins AKH kam - dort hat man sie aufgenommen und den Versuch gewagt, sie mit einer Kinderdosis Chemo zu behandeln, die sie allerdings recht gut verkraftet hat. Die Geschwüre sind komplett zurückgegangen. Gott sei Dank, das hat nämlich schrecklich gestunken, wie fauliges Fleisch.
Ich bin allein da, nur am Abend und am Wochenende hilft mir mein Mann.
Früher war auch die Heimhilfe da, aber seit Oma gewickelt werden muss, mach ich das allein, weil sie fast immer schon gegen drei Uhr morgens voll ist und ich sie dann sowieso wickeln muss (ich kann sie nicht im Dreck liegen lassen, bis die Heimhilfe um sieben uhr morgens kommt).
Das macht mir aber nicht viel aus.
Einen guten Kontakt habe ich zu meinem Hausarzt, der regelmäßig zu uns kommt und der mir mit Rat und Tat zur Seite steht. Ich bin ihm sehr dankbar.
Etwas Ausgleich bringt mir auch mein PC, da ich nicht viel wegkomme, ist das im Moment mein einziges "Tor zu Welt" könnte man sagen.

Das sind eine Menge Fragen, aber alles was euch in dieser angespannten psychischen Situation helfen kann dürft ihr annehmen.
Ich bin auch für jedes tröstende Wort aber auch für jedes Lob dankbar, es gibt mir immer wieder Kraft und die Bestätigung, dass ich das Richtige getan hab, als ich Oma zu mir holte. Anfangs hab ich oft gezweifelt und war auch oft VERzweifelt - ich hatte ja noch nie mit einem an Alzheimer erkrankten Menschen zu tun und wusste nicht, was die alles imstande sind, welche Kräfte diese Menschen entwickeln - Oma hat sich die Verbände, die Kleidung, Bettwäsche regelrecht abgerissen und ZERrissen.
Aber mittlerweile hat sie sich beruhigt, weil sie sich nicht mehr so bewegen kann und sie ist schon sehr müde.
Vielleicht kann auch mal ein Bekannter oder Nachbar für euch kochen.
Als meine Mutter gestorben ist habe ich mich immer mit einer Dame aus dem Hospizverein in der nahegelgenen Stadt ausgetauscht, das hat mir sehr viel Kraft und Sicherheit gegeben. Dadurch konnte ich meine Mutter zu Hause begleiten und das Sterben hat ein Stück weit seinen Schrecken für mich verloren.
Erst mal mein Beileid zum Tod deiner Mutter, das muss schlimm für dich gewesen sein, sie sterben zu sehen und vor allem, die Mutter zu verlieren.

Das Kochen, Betten überziehen und alle anderen Arbeiten mach ich ebenfalls selber, das geht, da bin ich nicht überfordert, da ich das gewohnt bin, ich habe ja vier Kinder großgezogen.
Das Sterben selber fand ich nicht schlimm, aber der Weg dahin ist nicht so einfach.
Ja, Aniere, das ist es, was mir am meisten zu schaffen macht

Danke für deinen Beitrag
Liebe Grüße
evy :)
 
Die Hilfe ist in Form von Unterstützung. Sterbebegleiter kümmern sich ja auch um den Angehörigen.

Du kannst aber auch mal auf meine Webseite www.lebensgedanken.de schauen... die dreht sich um Sterbebegleitung, du erfährst da u.a. etwas über die Bedürfnisse von Sterbenden und über die Sterbephasen
 
(Nun, zuerst mal, ich habe keine Erfahrung mit Sterbebegleitung.)

Ich glaube, viele Sterbende wünschen sich einfach nur nicht alleine gelassen zu werden. Stell dir mal vor, was eine sterbende Person gerade alles durchmacht. Im Sterben bist du immer ganz alleine - existentiell alleine. Da ist es doch eigentlich natürlich, dass sich jemand wünscht, dass wenigstens physisch jemand nahe ist, und wie Artisan es gesagt hat, beispielsweise die Hand hält.
(Allerdings sollte natürlich respektiert werden, falls deine Oma plötzlich wünschen würde, alleine gelassen zu werden.)

Ich glaube, es ist gar nicht unbedingt nötig, viel zu sagen, und vor allem ist es wohl nicht nötig, irgendwelche kluge Ratschläge zu suchen, die man geben könnte. Was soll denn auch eine sterbende Person schon mit solchen Ratschlägen anfangen. Wenn du reden möchtest, dann genügt es vermutlich einfach zu erzählen, was es so zu erzählen gibt. Dinge die vorfallen, aus dem eigenen Leben, was die Kinder und Enkel tun usw.

Ich würde in erster Linie einfach da sein. Da-Sein ist eines der tiefgehendsten und schönsten Geschenke, die man einem Menschen machen kann. Darum gehen Menschen ja auch Partnerschaften ein, sie wollen füreinander da sein. (Falls der Sterbeprozess aber lange dauert ist es sehr wichtig, dass der Helfer sich ab und zu genug Auszeit nimmt, wo er sich ausruhen kann, weil das ja auch für ihn sehr anstrengend ist. Die Gefahr ist sonst, durch die psychische Belastung selbst in ein Tief zu stürzen, und das nützt dann weder dem Sterbenden noch dem Helfer.) Du könntest deiner Grossmutter auch das Angebot machen, über persönliche Themen zu sprechen, und dann einfach sehen, ob sie das annimmt oder ablehnt. Oder du kannst sie fragen, ob sie gerne beten möchte und mit ihr ein Gebet sprechen, falls sie das möchte. Oder du kannst ihr auch ein Lied vorsingen, das ihr oder dir viel bedeutet.

Darüberhinaus ist es wichtig zu sehen, dass manche Menschen durchaus nicht verwirrt sind, wenn sie verwirrt scheinen. Oder sogar dann alles ganz klar mitbekommen, was abgeht, auch wenn sie scheinbar völlig weggetreten sind.

Gemäss Elisabeth Kübler Ross machen Sterbende verschiedene Phasen durch von Verneinung/Abstreiten, Auflehnung/Wut, Akzeptanz (u.a.), die sich auch mehrfach wiederholen können und nahtlos ineinander übergehen können. Ich denke, es macht nicht viel Sinn, jemanden in den "unguten Phasen" in eine spezifische Richtung zu drängen.
Ausserdem kann es beim Sterbeprozess zu diversen "Erscheinungen" kommen, die der Sterbende hat, beispielsweise das Gefühl herunterzufallen, so dass der Sterbende grosse Angst bekommt. Nun, natürlich fällt die Person nicht wirklich vom Bett, aber in einem metaphysischen Sinne fällt die Person tatsächlich aus dem Leben heraus, aus dem Rahmen des Ungewohnten hinein ins völlig Unbekannte.

Wenn sich ein Sterbender auflehnt, dann hat auch dieses Verhalten eine gewisse Berechtigung: Der Mensch war ja das ganze Leben lang auf sich selbst gestellt, war verantwortlich nicht nur für sich, sondern auch für viele andere Menschen, hat vieles geleistet. Nicht wenige der Generation deiner Oma mussten noch den 2. WK miterleben. Da mussten die lernen, zu überleben! Auch hier halte ich es für sehr gut nachvollziehbar, wenn eine Person jetzt Mühe damit hat, das ganze Leben einfach nur loszulassen. Bisher kämpfte man immer um alles, und jetzt plötzlich sind da ganz andere Charakterseiten gefragt. Das ist sicherlich nicht leicht.

Ich glaube, es gibt für dich alles in allem gar nicht so viel zu tun. Sei einfach für deine Oma da.
 
evy52 schrieb:
Es gab Zeiten, als sie noch klarer war, da liebte sie es, wenn die Kinder und die Enkelkinder zu Besuch kamen. Sie lebte richtig auf, wenn Leben im Hause war. Jetzt allerdings wird sie böse und eifersüchtig auf die Kinder. Sie will nur mich um sich haben und kann es nicht leiden, wenn ich mit jemand anderem rede, auch mit meinem Mann dürfte ich nicht mehr reden, sie beschimpft uns dann mit Worten, die einen Ochsenkutscher rotwerden ließen.
Siehst du, da brauchst du zwei Dinge gleichzeitig: ein dickes Fell und viel Einfühlungsvermögen. Ich vermute, deine Oma meint eigentlich gar nicht wirklich dich, wenn sie so böse spricht. Da scheint eine Verletzung in ihr drin zu sein, an die sie nicht richtig rankommt, die sie wütend macht, so dass sie dann diese Wut an anderen abreagiert. Du und dein Mann oder die Enkel sind dann womöglich Zielscheiben für diese Wut. Ich würde ihr deswegen nicht allzu böse sein, sondern wie gesagt mit einem dicken Fell die Schimpftiraden über dich ergehen lassen. (Auch wenn das natürlich nicht immer leicht ist... :) )
Das Kochen, Betten überziehen und alle anderen Arbeiten mach ich ebenfalls selber, das geht, da bin ich nicht überfordert, da ich das gewohnt bin, ich habe ja vier Kinder großgezogen.
Wie gesagt: Viele Helfer tendieren dazu, ihre eigenen Kräfte zu überstrapazieren. Das ist in Ordnung für kürzere Zeit, aber über lange Zeit ist es eine Notwendigkeit, diese Kräfte irgendwo wieder aufzutanken.
 
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Da kommt mir noch etwas in den Sinn: :daisy:
evy52 schrieb:
Das Kochen, Betten überziehen und alle anderen Arbeiten mach ich ebenfalls selber, das geht, da bin ich nicht überfordert, da ich das gewohnt bin, ich habe ja vier Kinder großgezogen.
Als ich das gelesen habe, da musste ich zuerst schmunzeln. Siehst du, ich glaube, deiner Oma geht es vermutlich ganz ähnlich. Die war vermutlich auch ihr Leben lang eine tatkräftige Frau, die Kinder grossgezogen hat, Haushalt geführt, vielleicht einem Job nachgegangen ist, usw. Genau wie du!
Und jetzt muss sie auf einmal von all dem Abschied nehmen. Muss all die Dinge den anderen überlassen, kann nicht einmal mehr ganz einfache Dinge selbst bewerkstelligen - kurz: Muss loslassen.
Ich finde das nicht gerade eine einfache Aufgabe, und da begreif ich auch jeden, der davor Angst hat oder sich dagegen auflehnt.
 
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